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Dû weist wol daz die heiden dich niht irrent alters eine. 5 an dîner râche gegen in, hêrre vater, niht erwint. Die sint wider dich doch offenlîche unreine: wan si meinent dich mit ganzen triuwen kleine; dise unreiner, die mit in sô stille habent gemeine.

Z. 7. mit ganzen triuwen unverholen, aufrichtig; kleine gar nicht. In der Behandlung dieses Maßes fehlt der Auftact ungewöhnlich oft.

113a. ABDANKUNG.

L. 101.

Nach Daffis (Zur Lebensgeschichte Walthers von der Vogelweide Berlin 1851) nicht unwahrscheinlicher Vermuthung war dem Dichter die Erziehung des jungen Königs Heinrich anvertraut, der 1212 geboren, im J. 1225, bei seiner Vermählung mit Margarethen, Herzog Leopolds Tochter, erst dreizehn Jahr alt war. Auf diesen Fürsten scheinen sich diese drei zusammengehörigen Sprüche zu beziehen. In der ersten Strophe sagt sich der Dichter von diesem Verhältniss los, das keine Frucht zu bringen verspricht; in der andern behandelt er die Unvereinbarkeit der Minne mit dem Kindesalter bei dem Unmündigen (jene Vermählung hätte in unserm Sinne nur Verlobung sein können); im dritten zielt er auf die unglückliche Verwaltung des Reichs durch einen Knaben, den wir auch im Jahr 1234 schon in offener Empörung gegen den Vater finden. Was alle drei Strophen verbindet und zum Ganzen macht ist die tumpheit, die unerfahrene meisterlose Jugend. Vgl. Z. 6. 39. Die entgegenstehende Ansicht, wonach diese Sprüche gegen Philipp gerichtet seien, ist ganz unmöglich und würde Walther auf das Tiefste herabwürdigen. Philipp war um 1176 geboren, also um 1206 ein Dreißiger, wie konnte also von ihm gesagt werden, er sei dem Besen zu groß, dem Schwerte noch zu klein? was dagegen auf Heinrich VII. wie angegoßen passte. Und womit sollte der Beste aller Staufen eine solche Behandlung verdient, welcher Sünde Z. 14 sich schuldig gemacht haben? Was berechtigte Walther sich als seinen Zuchtmeister zu denken, den süßen jungen Mann Nr. 20 Z. 36 als einen dummen Jungen zu behandeln? Weil er nicht auch die letzten Reichsgüter verschleudern wollte, darum sollte Walther sich empört von ihm gewandt haben? Und wie konnte mit Bezug auf ihn die Unvereinbarkeit der Minne mit der Kindheit dargethan, mit Bezug auf ihn von dem Stuhle gesprochen werden,

Kindheit und Minne.

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von dem der tumbe riche Weisheit, Adel und Alter verdrängt habe? Man zieht einen andern Spruch herbei, den wir unter 114 folgen laßen werden; wir wißen nicht ob er Walthern angehört; auf Philipp bezieht er sich schwerlich. Er könnte, wenn er einige Jahre später, etwa 1230, gedichtet wäre, auf denselben Knaben gehen, von dem sich Walther hier lossagt. Heinrich VII. war dann mannzeitig und jährig, wozu es vierundzwanzig Jahre nicht gerade brauchte; Walther konnte noch am Leben sein, wenn er gleich viel früher unsern Blicken entschwindet. Nur die letzte Zeile der Stollen hat trochäi

schen Gang.

Selbwahsen kint, dû bist ze krump:
sît nieman dich gerihten mac

(dû bist dem besmen leider alze grôz,
den swerten alze kleine):

5 nû slâf unde habe gemach.

Ich hân mich selben des ze tump,

daz ich dich ie sô hôhe wac.

ich barc dîn ungefüege in friundes schôz,

mîn leit bant ich ze beine,

10 mînen rugge ich nâch dir brach.

Nû sî dîn schuole meisterlôs an mîner stat: in kan dir niht. kan ez ein ander, deis mir liep, swaz liebes dir dâ von geschiht. doch wei ich wol, swâ sîn gewalt ein ende hât,

dâ stêt sîn kunst nâch sünden âne dach.

Z. 14. Man würde lieber lesen, was gleichen Sinn hätte: vor sünden, schutzlos vor den Sünden des Zöglings. Pfeiffer Germ. VI, 367 will lesen nách sunder obedach d. h. schier dachlos, was den Gedanken abschwächt und sünden ganz escamotiert, so daß man nicht mehr weiß, wovor das Dach Schutz gewähren soll.

113b. KINDHEIT UND MINNE.

L. 102.

15 Diu minne lât sich nennen dâ

dar si doch niemer komen wil:
si ist den tôren in dem munde zam,
und in dem herzen wilde.

hüetet iuwer, guoten wîp.:

20 Vor kinden bergent iuwer jâ:

so enwirt ez niht ein kindes spil.

minn unde kintheit sint ein ander gram.
vil dicke in schoenem bilde

siht man leider valschen lîp.

25 Ir sult ê spehen, war umbe, wie, wenn unde wâ reht,

1

unde weme,

ir iuwer minneclîchez jâ sô teilet mite daz ez iu zeme.
sich, minne, sich, swer alsô spehe, der sî dîn kint,
số wîp số man: die andern du vertrip.

113. DIE DREI STÜHLE.

L. 102.

Ich was durch wunder ûz gevarn: 30 dô vant ich wunderlîchiu dinc. ich vant die stüele leider lære stân, dâ wîsheit adel und alter

gwalteclîche sâzen ê.

Hilf, frouwe maget, hilf, megde barn, 35 den drin noch wider in den rinc, lâ si niht lange ir sedeles irre gân. ir kumber manecvalter

der tuot mir von herzen wê.

Ez hât der tumbe rîche nû ir drîer stuol, ir drîer gruoz. 40 ouwê daz man dem einen an ir drîer stat nû nîgen muoz! des hinket reht und trûret zuht und siechet schame. diz ist mîn klage: noch klagte ich gerne mê.

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Swelch man diu jâr hât âne muot, diu doch man

den machet lihte butzengriul

zîtec sint,

bî vier und zweinzec jâren kûme jærec:

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So ist im der lîp wol mannes grôz, der muot klein als ein kint.

5 nû wer dich, man, vertrîp daz kint:

swie klein ez sî, ez ist dir doch geværec.
Ez enlât dir nimmer wâfen wol gezemen,
ez wil dir minne milte manheit gar benemen.
bartelôser munt, nû birc daz kinne,

10 e spottet dîn, sam tuos dû sîn.

dîn blaze ist sîner riuhe ein vil unwerder schîn.
hie bart: hêr künec von Kriechen, wâ nû sinne?

An sich könnte dieser Spruch wohl von Walther sein; es giebt aber noch einen zweiten in demselben Ton, der seiner viel weniger würdig ist, obgleich Lachmann das nicht zu glauben scheint; außerdem steht beiden entgegen, daß diese im gleichen Ton gedichteten Sprüche wenig oder gar nichts Gemeinsames haben, da sie doch, wenn sie von Walther wären, mit einem dritten verlorenen ein Ganzes bilden müsten. Der Spruch steht bei Lachm. S. 141 und lautet:

Mich wundert wie den liuten sî, die sich der êren schament, und schame hin ze rügge legent

dâ man nach ganzen êren solde ringen.

Wê daz ir bein ir arme ir hant ir zungen niht erlament! 5 ir herze müeze unsælec sîn,

die sich so gar verschamen an guoten dingen.

Scham ist bezzer danne silber unde golt:

zwiu sol dem guot, dem niemen ist ze rehte holt? swer schame hât, der mac wol friunt gewinnen.

10 sist aller tugende ein spiegel gar;

bî schame nimpt man aller guoter dinge war.

jâ solten si die rîchen gerne minnen.

Sich der Ehre schämen und sich überhaupt nicht schämen, diese beiden Dinge stehen unverschmolzen beisammen; an guoten dingen Z. 6 und guoter dinge Z. 11 zeigt ein Ungeschick, das ich Walthern nicht zutrauen möchte. Sollte er dennoch der Verfaßer sein, so müste man annehmen, daß beide Sprüche gegen denselben Fürsten, etwa König Heinrich VII., gerichtet wären, was der dritte verlorene Spruch deutlicher, hervorgehoben hätte.

114. KLAGE.

1227.

L. 13.

Die zweite Strophe, die wie eine Glosse zur ersten aussieht, gehört wohl nicht dem Dichter. Die dritte enthält die Aufforderung zum Kreuzzuge, was die letzte Zeile deutlich genug ausspricht. Sie bestätigt zugleich, daß der Dichter selber den Kreuzzug mitzumachen gedachte. Aber auch die vierte sagt, wer Silber und Gold habe, bleibe daheim mit Schanden. Damit schließt der Dichter sich selber von jedem Vorwurf aus, da ihm die Mittel zu der lieben reise über sê nach 115, 44. 45. 49 noch zu fehlen scheinen. Sie sich zu verschaffen beabsichtigte er wohl, als er die erste Strophe von 196 sang. Auch diese Strophen sind durch den gleichlautenden Anfang als zusammengehörig bezeichnet. Im Abgesang scheint trochäischer Gang vorzuherschen. Der Zusammenhang mit dem folgenden Liederspruch ist durch gleiche metrische Behandlung der Langzeilen in den Stollen und sogar durch gleichlautende Strophenanfänge bezeichnet.

Ouwê wir müezegen liute, wie sîn wir versezzen
zwischen fröiden an die jâmerlichen stat!
Aller arebeite heten wir vergezzen,

dô uns der sumer sîn gesinde wesen bat.
5 Der brâhte uns varnde bluomen unde blat:
dô trouc uns der kurze vogelsanc.

wol im der ie nâch stæten fröiden ranc!

Ouwê der wise die wir mit den grillen sungen, dô wir uns solten warnen gegen des winters zît! 10 Daz wir vil tumben mit der âmeizen niht rungen, diu nû vil werdeclich bî ir arbeiten lît!

Daz was ie der welte meiste strît,

tôren schulten ie der wîsen rât.

wan siht wol dort wer hie gelogen hât.

15 Ouwê ez kumt ein wint, daz wizzent sicherliche,
dâ von wir hæren beide singen unde sagen:
Der sol mit grimme ervaren elliu künecrîche,
da hoer ich waller unde pilgerîne klagen.
Boume, türne ligent vor im zerslagen;

20 starken liuten wat er houbet abe.
nû suln wir fliehen hin ze Gotes grabe.

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