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wüstende Pestilenzen, wie in der Verminderug der rohen Eigenschaften und Gewaltsamkeit und in der Steigerung der Intelligenz und der dadurch bewirkten geistigen Regsamkeit und Frische. Die einmal aufgetauchte Befürchtigung, als ob die Mutter Erde zuviel der Kinder habe und an Uebervölkerung leide, ist dadurch als eine eitele erkannt; wir wissen, daß die Erde vielleicht eine zehnmal so große Bevölkerung mit Leichtigkeit ernähren könnte, und daß, wenn irgend eine lokale Uebervölkerung eintritt, tausend Räume sich öffnen, um die Sendlinge der alten Kultur aufzunehmen.

Ueberschauen wir nun diese Masse von 1000 Millionen Menschen, die von 30 zu 30 Jahren durch eine eben so große Anzahl von ihrem Posten auf Erden abgelöst wird, überschauen wir sie mit Einem Blicke, so stellt sich uns ein sehr eigenthümliches und scheinbar widersprechendes Schauspiel dar: wir sehen alle diese Millionen eines und desselben Wesens in die unendlich mannigfaltigsten Individuen auseinandergehen, so daß die ganze Menschheit nur eine große Sammlung von Einzelnen scheint, die sämmtlich besonders sind, und wir sehen dennoch alle diese Individuen durch Aehnlichkeiten zu kleinen, dann größeren und immer größeren Gruppen zusammenwachsen. Verfolgen wir dies etwas genauer.

Diese ungeheure Masse der Menschen stellt sich zunächst in zwei Geschlechtern dar. Die Verschiedenheit des Mannes und des Weibes ist keine blos äußerliche, und nicht nur das Schroffe und Eckige der Formen beim Manne, und das Sanfte, Graziöse beim Weibe, und die bedeutendere Größe, die der Mann erreicht, sondern auch die kräftigeren Muskeln und die diesen entsprechenden nervigen Sehnen bilden einen wesentlichen Unterschied des Mannes vom Weibe. Am Kopfe ist der Gesichtstheil im Verhältniß zum Schädeltheile bedeutender beim Manne entwickelt. Vor Allem ist aber bei ihm Hals und Nacken umfangreicher, der Brustkasten entschieden weiter und besonders die Schultern breiter und höher nach oben, weshalb die größere Breite des Körpers beim Manne in den Schultern, beim Weibe in den Hüften liegt. Beim weiblichen Körper sind die flüssigen Theile, beim männlichen die festen Theile überwiegend, so daß z. B. das Skelet dort nur 100, hier 10/100 des ganzen Körpergewichts hat; im Blute des Weibes herrscht mehr Wassergehalt und Eiweiß vor, in dem des Mannes mehr Kruor, Faserstoff, Eisen- und Salztheile. Die Muskelkraft ist beim Manne

entschieden stärker, im ausgewachsenen Zustande um das doppelte, wesentlich auch wegen der energischeren Nervenwirkung. Bemerkenswerth ist es übrigens, daß das weibliche Gehirn im Verhältniß zum übrigen Körper bedeutender ist, als das männliche, ebenso das Gehirn im Verhältniß zu den Nerven, auch hat das Weib mehr Nückenmark, so wie einzelne Nervengeflechte bedeutend stärker; das Nervensystem des Weibes ist viel reizbarer als das des Mannes. Im Allgemeinen ist beim weiblichen Geschlechte das Leben dauerhafter als beim männlichen, so daß, obgleich mehr Knaben als Mädchen geboren werden (105: 110), bei allgemeinen Volkszählungen sich immer mehr weibliche, als männliche Individuen herausstellen, nämlich ungefähr 110: 100. Merkwürdig, aber durch die körperlichen Prozesse erklärlich ist es, daß die Sterblichkeit beim Manne bei der Geburt und bis zum 7., dann vom 15-30., dann wieder vom 45-55. Jahre größer, hingegen beim Weibe vom 7. bis 15. und 30-45 Jahre größer. Im allgemeinen werden mehr Weiber als Männer alt auf 100 Männer über 100 Jahre kommen 155 Weiber solchen Alters; jedoch Beispiele des höchsten Alters vom 120. bis 180. Jahre sind fast ausschließlich aus dem männlichen Geschlechte. Endlich ist nach den Angaben bewährter Aerzte der Todeskampf in der Regel beim Manne viel heftiger als beim Weibe.

Unterhalb des Geschlechts erscheint die Menschheit zunächst in verschiedenen Racen. Es ist eine alte Frage, ob das Menschengeschlecht von Einem Menschenpaare, oder von mehreren abstammt. Eine lange Zeit hindurch verneinte man das Erstere, indem man nur die Extreme in der Farbe und Gestaltung der s. g. Racen einander gegenüberstellte, deren man nach Blumenbach fünf annahm: die kaukasische, mongolische, amerikanische, äthiopische und malahische, oder in neuerer Zeit mit Prichard sieben: die iranische, turanische, amerikanische, der Hottentotten und Buschmänner, der Neger, der Pahuas und Alfurous; und indem man allerdings nachwies, daß diese Racen, sobald sie sich unvermischt erhalten, Jahrhunderte lang in fremdem Klima, unter einer fernen Sonne unverändert bleiben, z. B. die Holländer am Kap der guten Hoffnung, die Neger im nördlichen Nordamerika. Allein je weiter wir in der Länder- und Völkerkenntniß gekommen, desto mehr zeigte es sich, daß es außerordentlich viele Mittelstufen der Hautfarbe und des Schädelbaus giebt; daß von einem Volksstamm zum anderen die Hauptverschiedenheit sich abschwächt, so daß

3. B. schwarze Hautfarbe, wolliges Haar und negerartige Gesichtszüge keineswegs immer mit einander verbunden sind; daß eine Menge Verschiedenheiten, die man sonst annahm, z. B. die des Gehirns gar nicht vorhanden; endlich, daß sämmtliche s. g. Racen der Menschen sich fruchtbar paaren, und in den dadurch erzeugten Bastarden sich fortpflanzen, alles Dies erweist die Einheit des Menschenstammes. Die Racen sind Formen einer einzigen Art, nicht Arten eines Genus; denn wären sie das Lettere, so würden ihre Bastarde unter sich unfruchtbar sein, wie dies bei den Arten der Thiere der Fall ist. So Johannes Müller, der große Anatom. Nichtsdestoweniger wäre es abgeschmackt, die Verschiedenheit der Menschenracen leugnen zu wollen, und z. B. einen Neger, einen Kalmücken, einen Engländer und eine amerikanische Rothhaut für identisch auszugeben; und ebenso wenig läßt sich die Einwirkung des Klima's und des Bodens auf die körperliche Beschaffenheit des Menschen verkennen, wir sehen den schwarzen Neger unter der Gluthsonne des Aequators, nirgends unter dem schwachen Strahle der Polarsonne heimisch; für den rothbraunen Menschen Amerika's und den Bewohner der malayischen Halbinsel haben wir Analoga in den zonischen Verhältnissen ihrer Heimath. Die Erklärung liegt also folgendermaßen vor uns klar; in der ersten Zeit des Menschengeschlechts hatte dies, wie damals auch die Pflanzen und Thierwelt, noch eine größere Bildsamkeit, ein Formschwanken, in welcher Periode die klimatischen Verhältnisse einen bedeutenden Einfluß übten und somit einen dauernden Charakter der Raceverschiedenheit hervorbrachten, der endlich stationär wurde.

Unterhalb dieser Racen erscheinen wieder die Massen der Individuen als Völker in den Verschiedenheiten dieser, die Völker, die in ihrem Ursprunge offenbar auf der Familie beruhen, aus der Familie hervorgegangen sind. Die Verschiedenheit der Völker in ihrem körperlichen Typus ist nicht zu verkennen, und selbst die höchst gespannteste Kultur und die engste Kommunikation unter den Völkern wird ihn nicht verwischen; er be= steht nicht blos in der Physiognomik des Gesichtes, in dem Teint der Haut, in der Farbe und dem Schnitt der Augen, sondern auch in der Größe der Gestalt, in den Verhältnissen der Glieder zu einander, in der Muskulatur, in der Beschaffenheit des Blutes und dessen Zirkulation, iu der Reizbarkeit des Nervensystems. Es ist

aber auch selbst schon in alten, lange unvermischt gebliebenen Familien ein charakteristischer Typus leicht zu erkennen, und in der Regel geht ein s. 8. Familienzug durch Verwandte von gleicher Ab=" stammung charakteristisch und auffällig genug. Daß aber alle diese, in äußeren Erscheinungen der Körperbildung sich erkennbar machenden Verschiedenheiten überall mit der innern Körperbeschaffenheit im engsten Zusamenhange stehen, und zugleich in Textur, Muskulatur, Blut, Nerven, ja in ganzen Organen bestehen, ersieht man nicht blos aus krankhaften, sondern überhaupt z. B. aus den gemeinsamen körperlichen Familien- und Nationalanlagen, wie: zur Skrophulosis, zur Phthisis, zur Endzündbarkeit, zum Fettwerden oder dessen Gegentheil, zur Beweglichkeit oder zur Trägheit u. s. w. Vergleicht man hier Bergvölker mit den Nationen der Ebenen, Stämme, die an den Küsten des Meeres wohnen, mit solchen, welche die Sandmeere des Landes, die Wüsten, durchschreiten, Geschlechter, die unter den verkrüppelnden Tannen des Nordens, mit denen, die unter den hohen Fächern der Palmen wandeln, so kann der Einfluß des Klimas und des Bodens nicht geläugnet werden, und wenn Hegel einwendet, daß ja da jezt Türken wohnen, wo ehemals Griechen wohnten, so kann man dies (mit Gruppe) schon durch die Bemerkung beseitigen, daß der Charakter der Türken auf einem anderen Boden gewachsen, selbständig und erhärtet war, und wir fügen hinzu, daß Boden und Klima sich ebenfalls nicht den Veränderungen der Geschichte entziehen.

Durch Nichts wird aber die Verschiedenheit der Völker bestimmter zur Erscheinung gebracht, als durch die Sprache. So viel man über den Ursprung der Sprache nachgedacht, zuletzt mußte man diese immer wieder als ein Erzeugniß der unmittelbaren Natur des Menschen anerkennen, da der Ursprung der Sprache jeder Entwickelung des Verstandes, jeder Entfaltung der Gefühle, des Geschmacks, der Konvenienz vorangeht, und sie dann fernerhin gleichen Schritt mit diesen hält. (1. Mos. 2, 19. 20.) Eine nähere Prüfung zeigt uns nun, daß die Beschaffenheit der Sprachorgane auf die Sprachlaute einer Sprache sehr bedeutenden Einfluß geübt hat, und daß das Klima, insonders die Beschaffenheit der Luft, die heitere Himmelsbläue oder eine trübe Dampfathmosphäre einer Insel, die Majestät einer unwandelbar ruhigen Natur oder die ewige Unruhe eines den Winden ausgesezten Plages, von entschiedener Wirkung auf die Sprachen war und ist. Die vielen Gutturallaute

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der morgenländischen, die vielen Zischlaute der slavischen Sprachen, die gehäuften Konsonanten der einen, die gehäuften Vokale der anderen Sprache u. s. w. geben den Beweis hierfür. Bei aller Verschiedenheit der Sprachen ist es nun merkwürdig, wie viele Sprachen in ihrer Grundlage übereinstimmen und auf einen gemeinsamen Ursprung der Völker hinweisen 1). Ziehen wir die afrikanische und amerikanische Menschheit in diesem Betracht ab, so sehen wir, wenn wir den Sprachen als Leitfaden folgen, aus dem großen Gebirgsstocke Mittelasiens, wo die Wasserscheide der süd- und nordasiatischen Ströme ist, zu dreifacher Zeit eine dreifache Völkerfamilie hervorbrechen. Die Eine in urältester Zeit 2) wendet sich nach Osten und füllet die großen östlichen Ebenen Asiens, namentlich China und Japan, aus; die zweite 3) bricht später hervor und besetzt die Ebenen von Westasien zwischen dem Euphrat und Tigris, dringt südwestlich nach Shrien und Arabien, in das Nilthal und über das Gebirge in Aethiopien hinein; endlich der dritte Völkerstrom 4) wälzt sich wiederum später theils südlich in die indischen Halbinseln, theils nordwestlich zunächst nach Persien, dann theils nach Kleinasien, über den Hellespont nach Griechenland und Italien, theils nach Georgien, über den Kaukasus längs des schwarzen Meeres westlich nach Germanien und Skandinavien, Gallien und Hispanien, und nördlich nach den Ländern der Slaven. Alles dies wird uns von der Verschiedenheit und der Aehnlichkeit der Sprachen erwiesen. Der früheste Ausbruch der Ostasiaten hielt ihre Sprachen, chinesisch, japanisch u. s. w., auf der tiefsten Stufe der Kindlichkeit bis heute unentwickelt fest, nämlich der Einsylbigkeit aller ihrer Wörter. Der Chinese hat eigentlich keine Konjugation, keine Flektion, sondern drückt diese durch besondere Wörter aus, oder er wiederholt dasselbe Wort, wie Mu Baum, Mu-mu Gebüsch, Mu-mu-mu Wald bedeutet; er hat überhaupt nur 1500 Wörter, und giebt einem und demselben Worte durch die verschiedensten Töne den verschiedensten Sinn; z. B. Tßin Herr und Tßin Sohn; die Laute b, d, r, x fehlen ihm ganz.

1) Dies widerspricht der obengegebenen Ansicht, daß die Völker aus der Familie hervorgegangen, nicht im Geringsten, indem eben diese, Völker begründenden Familien aus einem Volke wieder hervorgegangen.

2) In der Schrift Kain.

3) In der Schrift Schem und Cham.

4) Zum Theil der Japhet der Schrift (Japetos der Griechen.)

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