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tungen in der Natur zu erweisen, unternehmen würden, es gingen daraus die s. g. Bridgewaterbücher hervor; die ersten beiden Bände derselben allein enthalten eine Schrift des bedeutenden Anatomen Bell über die Zweckmäßigkeit der menschlichen Hand, dieser Hand, die ebenso durch die Zartheit, durch die oft erstaunliche Feinheit des Gefühls in den Fingerspiten, wie durch die Freiheit ihrer Rotation und ihre Beweglichkeit, wie durch die oft enorm ausgebildete Kraft und Festigkeit ausgezeichnet ist, und nur durch die Verbindung dieser scheinbar so entgegengesetzten Eigenschaften das Werkzeug des menschlichen Geistes in Technik, Kunst und Wissenschaft werden konnte. Und was ist dennoch die Hand gegen das Wunder des Auges! Ich möchte nur Eines hervorheben, um die Wundersamkeit seiner Einrichtung zu charakterisiren, was schon dem alten Aristoteles aufgefallen, und noch kein Naturforscher erklären konnte: daß nämlich dieses Auge, das so feinfühlend ist, daß es kein Atom eines Staubkornes, eines Härchens ertragen kann, dennoch ganz unem pfindlich gegen die Kälte ist, und, allein von allen Gliedern des Körpers, selbst in der Nähe der Pole unbedeckt bleiben kann, ohne gefährdet zu sein. Und gleiche Erfahrungen können wir bei allen Geschöpfen machen. Ich hebe noch ein Beispiel hervor. Die Pflanzen sind an den Ort gebannt, wo ihr Keim hinfiel, wo ihre Wurzel sich entwickelte. Sie sind also allen Angriffen zugänglich, sie können ihnen nicht entfliehen. Da ist denn nichts bewunderungswürdiger, als die sinnreiche Erfindungskraft, mit der diese Pflanzen dennoch oft mit den besten Waffen der Vertheidigung ausgerüstet sind. Wer hat es schon versucht, ein wildes Röschen im Walde zu pflücken, ohne daß seine Finger blutend sich zurückziehen mußten? Wir erinnern uns aus unserer Jugend, wie die Brennessel uns so schlimm mitspielte. Nun, der brennende Schmerz ist (nach Schleiden) von kleinen Härchen verursacht, deren jedes oben in einem Köpfchen endet, innen aus einer leeren Zelle besteht, die unten in einem, äßendes Gift enthaltenden Säckchen endet. Der Druck auf die Härchen bei der Berührung des Blattes bricht die Köpfchen ab, die Spize dringt in unsre Haut, zugleich macht der Druck auf die Zelle Gift aus dem Säckchen in die Wunde sprizen. So gleicht diese Einrichtung fast genau dem Giftzahn der Schlange, der vorn im Oberkiefer von einem feinen, an der scharfen Spize sich öffnenden Kanal durchzogen ist, und etwas beweglich auf einer kleinen

Drüse sigt, in der das Gift bereitet wird. Beim Beißen drückt der Zahn zurück auf die Drüse, aus der nun das Gift durch den Kanal des Zahnes in die Bißwunde sprißt. Und es giebt Brennnesseln, die ebenso gefährlich wie Schlangenbiß sind, wie das „Teufelsblatt“ auf Timor, dessen Stich, wenn er nicht den Tod zur Folge haben soll, Amputation des verlegten Gliedes nothwendig macht. Das ist eine Vertheidigung der unbeweglichen Pflanze, wie sie keine eherne Waffenrüstung zu geben vermag, und man wird es seinerseits vorziehen, solchen Patronen aus dem Wege zu gehen.

Erheben wir uns nun vom Einzelwesen, so gewahren wir, wie alle Einzelwesen wieder durch Gemeinsamkeit und Aehnlichkeit der Anlage als Glieder eingeordnet sind einer Art, und in immer weiteren Kreisen der Gattung, der Klasse, ja einer umfassenden Wesenordnung zugesellt sind; wir gewahren, wie einer Lokalität, einem Klima, einer Zone bestimmte Arten an Thieren und Pflanzen anpassend zugetheilt sind, und zwar jeder Lokalität, jeder Zone für sich; wie endlich die Wesen eines ganzen Weltkörpers ein in sich übereinstimmendes, ich möchte sagen, harmonisches Ganzes bilden, das noch dazu nach den verschiedenen großen Entwickelungsepochen dieses Weltkörpers eine eigenthümliche, harmonirende Verschiedenheit darstellt. So kann es keinem entgehen, wie die vorfluthliche Pflanzenwelt, deren Reste in den Braunkohlen zu Tage kommen, an gigantischer Größe und Einfachheit der Organisation in völliger Harmonie mit der vorfluthlichen Thierwelt steht, deren spärliche Reste in nie geahnter Größe uns Bewunderung und Entseßen einflößen. So vertheilen sich die Pflanzenformen genau von der Palme der heißen Zone bis zu der rothen Schneealge der Eisfelder des höchsten Nordens in sicher sich scheidenden Vegetationsgürteln 1), die sich dann wiederholen auf dem Rücken der höchsten Berge bis zu der ewigen Schneeregion auf deren Spizen. Aber Irrthum ist es, wenn wir irgend einen Theil der Erde für zurückgesezt halten: denn in der That kann mit der ungeheuren Lebensfülle der tropischen Gegenden die Eiswelt des Nordpols kühn um die Palme des Reichthums ringen, ob auch der oberflächliche Blick, erschreckt durch die Furchtbarkeit der Kälte nnd die Dede der langen Polarnacht, sie alles

1) Von Norden her das Reich der Moose, das Reich der Nadelhölzer, das der sommergrünen Laubhölzer, das der immergrünen Laubhölzer.

Lebens baar vermuthen wird; denn was ihr an Vegetation abgeht, das ersetzt sie durch die unendliche Zahl und den Umfang des thierischen Lebens, zu dessen Erhaltung dort die sinnreichsten und mächtigsten Mittel angewendet sind.

Nur wenige Striche vermochte ich hier zu ziehen: denn nur Stunden stehen mir zu Gebote, wo Jahre der Rede Ende nicht finden könnten. Aber aus den noch so schwachen Andeutungen die weitere Folgerung als von selbst gegeben voraussehend, sieht der Leser mit mir die unendliche Stoffesfülle, ausgebreitet durch ein für uns unbegrenztes Universum, aber vom Größten bis in das unsichtbare Kleinste in der Form vom Geiste der Schönheit, in dem Wesen und dessen Organisation vom Geiste der Zweckmäßigkeit beherrscht, geordnet, gestaltet. Die Schönheit, das ist der Gedankeninhalt der Form, die Zweckmäßigkeit, das ist der Gedankeninhalt des Wesens und seiner Organisation. Schönheit und Zweckmäßigkeit sind die beiden Manifestationen des Geistes an und in allen Dingen, an und in dem Stoffe, der die wahrnehmbare Unterlage der Dinge bildet. Ja, fragen wir nunmehr am Schlusse unserer Betrachtung noch einmal: was ist Stoff? Er ist nichts Anderes als nach allgemeinen Gesezen in verschiedenen Maßen und in verschiedener Dichtigkeit verschieden aneinandergefügte, adhärirende Elementara'tome, so im Weltkörper, so im Mineral, in der Pflanze, im Thier. Aber diese mehr oder minder zusammengeballten Elementaratome 1) können nur zum Wesen, welcher Art dies sei, werden, indem ihnen der Geist einen Gedankeninhalt der Form, die Schönheit, und einen Gedankeninhalt des Wesens, das ist der Zweck, und der Organisation, das ist die Zweckmäßigkeit, giebt. Und darum ist es, und trog aller Versuche in alter und neuerer Zeit, beibt es ein Unsinn, Stoff und Gedanke, Stoff und Geist zu identifiziren, für Eines zu halten. Nein! Diese Elementaratome können durch sich selbst weder einen Gedanken der Form, noch einen Gedanken des Wesens und der Organisation haben — sie müssen ihn empfangen vom Geiste, vom, die Elementaratome nach seinen Gedanken ordnenden und gestaltenden Geiste.

1) Bekanntlich kennt die Chemie jetzt über siebenzig Grundsteffe oder Elemente; aber insonders vier sind es, aus welchen die organischen Dinge bestehen: Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff.

Ja, die Natur spricht zu Allen, die vorurtheilslos an sie herantraten, in der leuchtenden Sonne, wie im kleinsten Maaßliebchen, Käfer oder Schneeglöckchen: die Schönheit meiner Form, der Zweck meines Wesens und die Zweckmäßigkeit meiner Einrichtung sind die Gedanken des Geistes, der in allem Sein sich manifestirt, unverkennbar, deutlich, sicher.

IX.

Stoff und Geist in der Menschheit.

Der Mensch ist ein Geschöpf der lezten Erdrevolution; während die Reste der Thiere und Pflanzenwelt vorfluthlicher Schöpfung ein ziemlich genaues Bild dieser geben, sind noch niemals Reste von Menschen ausgegraben worden, welche nicht der geschichtlichen Zeit angehörten.

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Es ist bekannt, daß gegenwärtig nach der Annahme der Statistiker in jeder Sekunde ein Mensch geboren wird, und ein Mensch seinen letzten Athemzug ausstößt. Denn bei 1000 Millionen Menschen, die jezt auf dem Erdball lebend angenommen werden statistische Genauigkeit ist natürlich erst bei dem kleineren Theile der Völker möglich -- und bei der durchschnittlichen Lebensdauer von 33 Jahren kommen 30 Millionen Geborener und Sterbender auf das Jahr, 82,190 auf jeden Tag, 3424 auf jede Stunde, 57 auf jede Minute. Solch eine Ernte hält der Tod immerfort unter diesem höchsten Wesen der Erdenschöpfung aber eben so unerschöpflich ist die Schöpferkraft selbst. Ja, diese ist noch gewaltiger, denn wie das Menschengeschlecht nur allmälig zu dieser Höhe herangewachsen, so findet noch immer ein wachsender Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle statt, insonders bei den zivilisirten Nationen, bei denen die Geburten zahlreicher sind, die Sterblichkeit aber geringer, die allgemeine Lebensdauer also steigend ist eine Erfahrung welche, früheren Voraussetzungen gutmüthiger Freunde der rohen Natur gegenüber, welche eine Abnahme der Lebensdauer verkündeten, die neueste Zeit bewährt hat, und die ihren Schlüssel besitzt in der Verbesserung der Nahrungsmittel, in größerer Reinlichkeit, in den dadurch bewirkten geringeren Krankheitsanlagen, namentlich für ver

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