Inhalts-Verzeichniß. 1. Die religiöse Frage in der Gegenwart (1863.) IV. Die Verachtung und Selbstüberhebung der Wissenschaft. (1860.) Seite. 8. Das jüdische Glauben und das chriftliche Glauben 9. Die Konsequenz im Judenthume und Christenthume. Erster Abschnitt. Allgemeines. I. Die religiöse Frage in der Gegenwart. In unverkennbarer Weise trat seit einiger Zeit die religiöse Frage wieder mehr in den Vordergrund. Sobald die politischen Stürme ein wenig zur Ruhe kommen, und es gelingt, die überall drohenden Kriegsgefahren zu beschwören, so läßt sich stets voraussehen, daß die kirchlichen und religiösen Streitigkeiten wieder einen breiten Raum einnehmen werden. Es ist dies auch leicht zu verstehen. Große, menschengeschlechtliche Fragen, die noch unentschieden geblieben, die noch durch eine weite Zukunft unentschieden bleiben werden, drängen sich immer wieder auf den Kampfplaz des allgemeinen und öffentlichen Lebens und können nicht anders. Die Reaktion, die von 1849 an Europa in ihre Strömung gebracht, schloß auch die kirchliche Reaktion ein, und der katholische Ultramontanismus, der protestantische Pietismus und die jüdische Hyperorthodoxie traten mit einem Geräusch und einer unbegrenzten Anmaßung auf, wie seit lange nicht geschehen, indem sie alle Furcht, ja sogar jede Achtung vor der öffentlichen Meinung verloren hatten.. Sie wähnten die Welt im Sturme wiedererobern und sich unterwerfen zu können; sie wähnten durch die politischen Machthaber und die Wiederherstellung des Absolutismus die Völker wieder in ihre Gewalt und die Massen unter ihren Stab bringen zu können. Aber gerade der Ungestüm, mit welchem sie vordrangen, der unverhüllte Eifer, der aus Motiv und Mitteln kein Geheimniß machte, behinderte ihren Erfolg; die Menschen erwachten und rüsteten sich zur Gegenwehr, und mit der ersten Wendung der Dinge, mit der ersten Abschwächung der Reaktion drangen die entgegengesetzten Elemente wieder hervor. Ebenso wie die Feudalen und Absolutisten durch die Maßlosigkeit ihres Vorgehens nicht blos |