Obrazy na stronie
PDF
ePub

Namen denn? Nicht einmal im Namen aller preußischen. Nicht die englischen und schottischen, nicht die französischen und belgischen, nicht die nordamerikanischen, ja sogar auch nicht alle deutschen Logen theilen die Grundsätze jener Erklärung; ein Jude brauchte sich nur nach Leipzig und Hamburg zu begeben, und würde, wenn sonst alle Bedingungen vorhanden sind, daselbst Aufnahme in die Loge finden.

Oder sind etwa die drei Berliner Logen die Mutterlogen aller Logen der Welt, so daß die sämmtlichen anderen Logen als entartet, als abgewichen von den Berliner Logen angesehen werden müßten? Gerade umgekehrt; so wie Berlin eine der jüngsten Großstädte, so sind auch seine Logen von jungem Datum. Also umgekehrt sind die drei Berliner Logen von den Grundsäten aller Logen der Welt abgewichen, und haben eine Cotterie, ein Nest für sich gebildet - wir wollen sie nicht im Geringsten stören! Ja, noch mehr. Haben die Berliner Logen selbst dieses Bekenntniß stets gehabt? Wir brauchen nur den Geist Friedrich des Großen, des Protektors der Logen, heraufzubeschwören. Die Berliner Logen sind sich selbst untreu geworden. Es ist dies auch oft genug schon und in den derbsten Ausdrücken aus allen Ländern der Welt von den Logenspigen selbst erklärt worden. ·

So lange also die drei Berliner Logen so großen Widerspruch, nichts als Widerspruch aus allen übrigen Logen erfahren, so lange können wir dies nur als einen Gewaltstreich jener bezeichnen, den sie gegen die eigentlichen Grundsäge und das wahre Wesen der Maurerei ausgeführt haben, und den wir ihnen mit Gleichgültigkeit, ja mit Verachtung nachsehen. Sie haben sich damit selbst als außerhalb der wirklichen Maurerei stehend bezeichnet, und das ist ihre Sache. Nur dürfen sie sich nicht als Organe der aufrichtigen Maurerei geriren – denn dann müßten sie ein glänzendes Dementi erhalten, was sie freilich schon gewohnt sind.

Sehr irren werden sich aber diese Berliner Logen, wenn sie glauben, daß sie mit dieser Erklärung ihre Gegner befriedigt haben. Und sie können sie auch nicht befriedigt haben. Denn selbst wenn diese Logen das Judenthum verläugnet haben, sind sie katholisch oder protestantisch? und kann ein aufrichtiger Geistlicher dieser Kirchen mit ihnen verkehren? Wir glauben nicht und dies ist Euer Fiasko, Berliner Logen!

[ocr errors]

Dies ist denn auch richtig in Erfüllung gegangen. Vor uns liegt Freimaurerei und das evangelische Pfarramt", Berlin 1854. von Professor Dr. Hengstenberg. Sehen wir zu, was die Broschüre enthält.

[ocr errors]

Zuerst werden Zeugnisse älterer evangelischer Theologen denn von katholischer Seite ist über alle Theilnehmer am Orden durch eine Reihe päpstlicher Bullen die Erkommunikation ausgesprochen angeführt, welche den Orden als „ohne Christenthum seiend" bezeichnen. Zulezt Dr. Niedner im Jahre 1846, der auf Grund des Constitutionenbuches" der Freimaurer sagt: „Hiernach war erklärter Gesammtzweck und höchstes Gesetz der Maurerei: jener Humanismus neuer Art oder Philanthropismus, eine werkthätige Vertretung der rein und allgemein menschlichen Interessen, gegenüber dem Hierarchismus und Feudalismus, so daß bürgerliche Tüchtigkeit und fromme Rechtschaffenheit, ohne Unterschied der bürgerlichen Geburt oder Stellung und der konfessionellen Religionsvorstellung, Anspruch gebe auf Anerkenntniß oder Duldung und Achtung von Seiten des Staats und der Kirche.“

Nach diesen Zeugnissen aus der Kirche bringt der Verfasser Zeugnisse aus den Schriften des Ordens und der Maurer selbst herbei. So aus dem hochgeschätzten „Constitutionenbuch“: „Da die Maurerei unter allen Völkern, auch von anderen Religionen, angetroffen wird, so liegt den Maurern nur ob, derjenigen Religion beizupflichten, worin alle Menschen übereinkommen, jedem Bruder aber seine eigene besondere Meinung zu lassen: das ist, man fordert nur, daß sie tugendhafte und getreue Menschen seien, und auf Ehre und Ehrbarkeit halten, sie mögen im Uebrigen durch diese oder jene Namen, Religionen oder Meinungen von einander unterschieden sein, wie sie wollen." So aus einer Schrift von 1738: Religionsstreitigkeiten werden in der Loge niemals verstattet. Denn wir sind als Maurer nur der allgemeinen oder natürlichen Religion ergeben. Dieses ist der Kitt, welcher Menschen von den ungleichsten Grundsägen in eine geheiligte Verbindung setzt, und diejenigen, welche am meisten von einander entfernt sind, zusammenbringt.“ Und so bis auf die neueste Zeit, bis auf die Erklärung des Vicepräsidenten aller französischen Logen: „daß man in ganz Frankreich den, der sich vorstellt, nur nach seinem Leben, nicht nach seinem

Glauben fragt;" bis auf die Rede des Professors Dr. Gieseler vor 1848: wir Maurer haben stets als Bundeslehre festgehalten, daß alle Menschen in ihren höchsten Beziehungen einander gleich sind, und daß vor den Vorzügen, welche allen Menschen gemeinsam sind, alle Unterschiede als unbedeutend verschwinden.“ Der Verfasser weist dies auch aus der Symbolik des Ordens nach, in welcher auch nicht das geringste Zeichen der Erinnerung an das Christenthum; er zitirt zu diesem Zwecke die Worte des jüdischen Predigers Salomon in Hamburg, der viel in Maurerei gemacht hat. Er erweist, daß die Maurerei sich stets über alle Kirche gesezt, daß sie wenigstens niemals auf die Kirche gewiesen hat und nach dem kirchlichen Saze: "wer nicht mit mir ist, ist wider mich", schließt er, daß die Freimaurerei hiermit nicht allein nicht christlich, sondern antichristlich ist — wir können ihm nicht Unrecht geben, und hüten uns davor.

Aber allerdings machte sich eine „Nebenströmung“ des Freimaurerordens bemerklich, die nach Anderm aussieht. Ein Berliner Geistlicher behauptete 1843, es gebe eine alte und eine neue Maurerei; diese neue, in England im vorigen Jahrhundert aufgebrachte, wäre nur deistisch geworden, wo hingegen die alte schottische immer christlich gewesen sei — nein, das jagt er nicht, sondern: „nicht an die Humanitätsideen des achtzehnten Jahrhunderts gedacht" habe. Aber er wurde von großen maurerischen Autoritäten Lügen gestraft, nach denen 2500 Legen an den im Jahre 1723 erschienenen oben ge zeichneten Prinzipien festhielten, und „nur die drei Berliner allein spezifisch christlich zu sein prätendirten.“ Der Verfasser zeigt ferner, daß gerade umgekehrt das schottisch - schwedische System aus der englischen entstanden ist, und daß jenes nur eine Ironie auf den eigentlichen und ursprünglichen Freimaurerorden ist." Gründlic geht er dann auf das ein, was die schottische Loge, d. h. die Ber liner, Chriftliches angenommen hat, und zeigt das Abgeblaßte, Gleißnerische und Leere nach, während von allen tieferen Begriffen des Christenthums keine Spur, ja daß diese darum noch feindlicher der Kirche ist, weil sie den Gedanken an die Entbehrlichkeit der Kirche noch näher legt. Man muß dies Alles in der Broschüre Hengstenbergs selbst lesen, um den leeren Prunk vor dem würdigen Ernst erbleichen und schwinden zu sehen.

Was hieraus folgt? Das, was der christliche Theologe mit Recht schließt, daß die Freimaurerei kein christliches Institut ist, und daß die Berliner Logen kein Recht haben, einen besondern Weg einzuschlagen wir aber fügen hinzu: daß auch kein Jude in eine sogenannte schottische Loge nach Berliner Zuschnitt eintreten dürfe, weil sie, wenn sie auch nicht spezifisch-christlich ist, doch in ihr Ritual eine Menge christlicher Formen aufgenommen hat, welche antijüdisch sind.

Es erscheint demnach an der Zeit, daß diese sogenannte schottische Freimaurerei, wie Alles, was auf zween Hüften hinkt, verschwinde, und nur noch die ursprüngliche Freimaurerei verbleibe, an der Feder wenigstens weiß, was er hat, also davon bleiben oder eintreten kann.

Im Allgemeinen stellt die Freimaurerei nur denselben Riß, dieselbe Spaltung auf, welche durch alle Erscheinungen der neueren Zeit geht: von der einen Seite die Richtung zur Humanität und Gewissensfreiheit, zu einem allgemeinen Menschenthum, welches, die Heiligkeit der Religion anerkennend, diese nur im Individuum walten, das Individuum erfüllen, in allen sozialen Beziehungen aber ohne äußeren Einfluß, ohne äußere Herrschaft lassen will — von der anderen Seite die Richtung zur Kirchlichkeit und zur Stärkung derselben durch direkten, beherrschenden Einfluß auf die Gesellschaftlichkeit des Menschengeschlechts nach allen Beziehungen der letzteren. Wie diese beiden Richtungen im Staate seit langer Zeit im Kampfe liegen, so wollen sie sich auch in der Gesellschaft und in der Wissenschaft befehden, und darum konnte es auch in der Freimaurerei nicht ausbleiben, jene große Frage der Menschheit burchzukämpfen. Auf der einen Seite das Verbot der Freimaurerei in einer Anzahl zum Theil mächtiger Staaten, die Ausschließung der Juden in Preußen und vielleicht auch bald in Hannover- auf der anderen Seite die Freimaurerlogen Frankreichs, Belgiens, Großbritaniens und Nordamerikas, welche konsequent jene Ausschließung verwerfen, und den Grundsatz der preußischen Logen um so eher verurtheilen, als die letteren erst sehr späte Sprößlinge der ersteren sind, und das Ausschließungsprincip erst unter der Regierung des vorigen Königs angenommen haben. (Wie bekannt, war auch Friedrich der Große Protektor der Logen.)

Obgleich wir persönlich der Freimaurerei nicht angehören, so interessirt von dem oben angegebenen Standpunkte aus diese Streit< frage innerhalb des Bundes uns sehr. Es ist immer gut, daß eine solche Sache zum Austrag komme, und wir rechnen es uns daher zum Verdienst an, mittelbar im westlichen Europa auf die sich konsolidirende Ausschließung in deutschen Logen aufmerksam gemacht zu haben.

« PoprzedniaDalej »