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Menschen macht den Inhalt, die Natur die Form des Schönen aus.“ (S. 43.) Auch hier Unzulänglichkeit der Erklärung. Denn erstens: der Geist des Menschen kann sich Unschönes denken, und die Natur giebt ihm die Form dazu. Ich denke mir z. B. einen von einem Raubthier zerissenen Leichnam, die Natur giebt mir die Form dazu; sie stimmen also überein, und es ist doch unschön. Zweitens auch hier die Auflösung alles Objektiven in das Meer der Individualität, denn es kommt dann immer darauf an, was mein Geist sich denkt. . . . Endlich: worin besteht das Gute? In der Uebereinstimmung des einzelnen Menschen mit der ganzen Menschheit. Man nennt denjenigen Menschen gut, welcher das freie, harmonische Zusammenleben aller Menschen fördert; im gegentheiligen Falle ist er schlecht.“ (S. 45.) Der Katechismus für freie Gemeinden" hat Recht, daß er sagt: „man nennt", denn die Erklärung giebt eben Nichts, als ein „man“. Wie? giebt es nicht Menschen, die das Allgemeine in der Menschheit sehr gefördert haben, und dabei grundschlechte Menschen waren? Giebt es kein Verhältniß des Menschen zu sich selbst, wonach er sehr schlecht sein kann, ohne darum „das freie, harmonische Zusammenleben der Menschen“ zu stören und anzutasten? Wie weit ist der Weg bei jeder Handlung des Menschen gegen andere Individuen zu dem „freien, harmonischen Zusammenleben aller Menschen,“ um daraus herzuleiten, was er zu thun habe, um gut zu handeln? Und ist es denn blos die äußere That, sind Motiv, Absicht, Gesinnung nicht entscheidend über den sittlichen Werth einer That, während Förderung oder Störung „des freien, harmonischen Zusammenlebens“ doch nur durch die That berührt werden, und schließlich gar nicht vom Einzelnen allein abhängt?

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Also das ist die Botschaft des modernen Heidenthums an die Menschheit, dies das Heil, das es verkündet! Eine Wahrheit und eine Schönheit, die Nichts sind, als die ewig veränderlichen Gedanken der Individuen, ein Gutes, das in einer seichten Aeußerlichkeit liegt diese sollen eine Ueberzeugung, diese die Leiter der Menschen sein in guten und bösen Tagen, diese Stab und Leuchte in den Zeiten des Sturms wie des Friedens, an diesen soll der Geist erstarken, das Herz sich erwärmen und begeistern, diese sollen Gebeugte aufrichten, Aufrechte vor dem Falle schüßen. . . . Für wahr, wenn diese Männer als das Ziel der Wahrheit: „die Erforschung der menschlichen Natur und Persönlichkeit“ aufstellen, so

haben sie noch einen weiten Weg zurückzulegen, sie stehen noch in den Kinderschuhen.

Und auf diesem Grunde stehend, und mit solchen Gaben kommend, schwingen diese Männer die Geißel, gießen sie einen Strom des Spottes aus über die Verirrungen des religiösen Wesens in der Menschheit, überall aber diese Verirrungen für die Religion selbst ausgebend. Darin zeigt sich die Boshaftigkeit und die Verblendung derselben. Ich gestehe selbst dem, der nichts Besseres zu geben weiß, das Recht zu, gegen Irrthum und Entartung zu Felde zu ziehen. Ja, ich erkenne ihm sogar eine Krone zu, wenn er Nichts vollbringt als der Heuchelei, dem Aberglauben, der Herschsucht die Larve abzuziehen, und den Gözen zu zerschlagen. Wenn er aber an einem großen und bedeutungsvollen Gegenstande, an einer hochherrlichen Erscheinung nur die Auswüchse der Zeiten hervorzieht, nur die schädlichen Wirkungen dieser Auswüchse beleuchtet, und dann vorgiebt, den Gegenstand, die Erscheinung selbst zu haben, zu bekämpfen, zu vernichten: so hat er das Blendwerk der Lüge getrieben, mag er es wissentlich thun, oder sich selbst am ersten täuschen!

XII.

Die Freimaurerei.

Von dem Augenblicke an, in welchem das Judenthum sich aus seiner isolirten Stellung herausgerissen und der allgemeinen Cultur nahe getreten, seitdem hat es auch von seinem Standpunkt aus Ansicht und Urtheil über Alles und verbirgt sie nicht. In sich das Bewußtsein menschengeschlechtlicher Auffassung tragend, legt es einen Maßstab an die Erscheinungen der Vergangenheit und Geschichte, der zwar bezüglich der großen Weltanschauung, welche aus dem Zudenthume gequollen, immer noch specifisch genannt werden mag, vermöge seiner allgemeinen Momente aber weit hinausreicht über alles Specifische der Kirchen und Confessionen.

So weit demnach die Kenntniß vom Wesen der Freimaurerlogen eine allgemeine ist, so weit die Kunde von dem Inhalt und den Bestrebungen dieser keine den Eingeweihten vorbehaltene ist denn theils kann Schreiber Dieses, weil selbst kein Freimaurer, ein anderes Urtheil nicht fällen, theils kommt es hier nur auf ein solches Urtheil an - so weit hat das Judenthum im Maurerthum eine nützliche Institution gesehen, insofern dieses über die trennenden Momente, welche in der menschlichen Gesellschaft, wie sie einige Wenige enger vereinen, die Vielen auseinander halten, Rang, Stand, Religion, Volk, als hinauszuheben vermag, und, ohne diese trennenden Momente zu beseitigen und zu verdrängen, da sie ja ihre Nothwendigkeit und segensreichen Folgen auch in sich tragen, ihre schädlichen Wirkungen zu mildern sucht. Das Judenthum, welches seine Lehre, seine ganze, unveränderte Lehre für die Menschheit, aber seine specifische Erscheinung nur für die Söhne Israels bestimmt glaubt, indem diese jene bis zur Zeit der Erfüllung tra

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gen und erhalten sollen das Judenthum sah in dem Maurerthum, so weit dies den Glauben an Einen Einzigen Gott und das Gesetz „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" (3. Mos. 19, 18.) verkündet, eben so einen seiner Herolde, seiner großen Boten, wie in allen großen religiösen Erscheinungen, die aus dem Judenthume hervorgegangen sind. Nochmals gesagt, wir kennen das Maurerthum nach seinem Innerlichen nicht, aber so weit es sich irgend äußerlich erkennen läßt und dazu bieten ja jezt durch den Druck veröffentlichte Schriften und Reden Gelegenheit genug war das Judenthum mit ihm nur zufrieden, und tadelte es nicht, wenn Juden in die Logen eintraten, wenn sich selbst jüdische Logen bildeten, wenn auch namhafte jüdische Geistliche in denselben sehr thätig waren, z. B. Dr. Salomon in Hamburg. (Von ihm sind auch maurerische Reden erschienen.) Führen ja sogar, wie es heißt, die Maurer den Ursprung ihres Ordens auf den König Salomon zurück, soll ja ein Theil ihrer Ceremonien auf den Bau des salomonischen Tempels Bezug nehmen, und ihre Phraseologie demselben vielfach entnom men sein.

Darum konnte es aber niemals auffallen, wenn die specifischchristliche Richtung sich mit Eifer gegen die Freimaurerei erklärte, wenn sie in mehreren Ländern die völlige Unterdrückung des Ordens erlangte, in anderen wenigstens verlangte. Es ist uns nicht auffallend, und wir können es ihr gar nicht verdenken. Wie gesagt, das Zudenthum kann die Maurerei neben sich dulden, denn für alle nicht-jüdischen Kreise muß es sie von höchster Wichtigkeit erkennen, und für Juden fällt bei der eifrigsten Hingebung an die Maurerei noch nicht ein Titelchen ihrer specifischen Verpflichtungen weg. Das Christlich- Specifische verträgt sich mit der Maurerei aber gar nicht, findet vielmehr darin ein sehr abschwächendes, untergrabendes, verneinendes, feindliches Princip. Wenn sich Glieder verschiedener Religionen die Hand reichen, so kann dies nur im Geiste von Lehrsätzen geschehen, welche das Judenthum als seine höchsten erkennt, welche das Judenthum als höchste zuerst verkündet hat und noch verkündet: von Gott, dem Schöpfer (Baumeister 1) Himmels und der Erde, vom Gottebenbildlichen Menschengeiste, von Gottes

1) Heißt es doch selbst 1 Mos. 2, 22: „Und der Ewige Gott bauete (17") die Nippe, die er genommen von dem Menschen, zu einem Weibe.“

Unmittelbarkeit zum Menschen, d. i. Gottes Vorsehung, Gottes Gericht, Vergeltung und Barmherzigkeit, von der Heiligung des Menschen in Liebe und Recht, und daß alle Menschen Eines Vaters Kinder sind (Maleachi 2, 10.), also gleich in Pflicht und Recht.

Also wie gesagt, das Verdammungsurtheil, welches von jeher von der Kirche über die Freimaurerei ausgesprochen worden, war dem Judenthum nie auffallend und ihr nicht zu verargen. Daß sich demnach in neuester Zeit auch in protestantischen Ländern die specifisch-christliche Richtung wider den Orden sehr heftig ausließ, konnte und kann nur erwartet werden.

Wie aber nun, wenn die Freimaurerlogen den Spieß umdrehen, ihre bisherige Tendenz abläugnen, den allgemein anerkannten Inhalt derselben verneinen, und sich als specifisch-christlich zu erkennen geben?

Doch wir sprechen hier von Freimaurerlogen, während es sich nur um drei Berliner Logen handelt, und es noch nicht einmal sicher ist, ob alle preußischen Logen damit übereinstimmen. Darum zur Sache.

In der evangelischen Kirchenzeitung", welche die pietistische Richtung vertritt, hatte, zum Theil aus der rationalistischen „Röhr's Predigtsammlung" genommen, ein überaus heftiger Angriff auf den Freimaurerorden gestanden, worin namentlich alle christlichen Geistlichen vor dem Orden verwarnt wurden. Da gingen die drei Logen Berlins zusammen und erließen eine Erklärung, worin sie behaup teten, daß sie christlich seien, nur Christen aufnehmen und somit sich zu den christlichen Kirchendogmen bekennen... Dies ist es nun, was unsrerseits die Aufmerksamkeit auf sich ziehen muß.

Ist es wahr, daß der Freimaurerorden christlich ist und christ= liche Kirchendogmen bekennt, nun so haben die Berliner Logen vollständig Recht, wenn sie keine Juden aufnehmen - denn dies lettere ist wahr - nun so haben alle Juden Unrecht, welche an einer Freimaurerloge Theil nehmen, so haben sie schon einen treulofen Schritt gegen ihre Religion gethan, indem sie in eine Loge eingetreten.

Aber, fragen wir, haben die drei Berliner Logen diese Erklärung im Namen aller Freimaurerlogen gethan? Nein. Haben sie sie im Namen der Mehrzahl derselben gethan? Nein. In wessen

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