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Wie es überhaupt keine menschliche Thätigkeit von wahrhafter, geistiger Bedeutung giebt, die nicht in einer mehr oder minder bewussten Beziehung zu Gott und göttlichen Dingen ihren Ursprung hätte, so lässt sich eine grosse, des Namens würdige Nation gar nicht denken, deren politisches Leben nicht von religiösen Ideen angeregt und erhoben würde, die sich nicht unaufhörlich damit beschäftigte, dieselben auszubilden, zu einem allgemein gültigen Ausdruck und einer öffentlichen Darstellung zu bringen.“

L. von Ranke, Werke I, 1. 3.

Vorwort.

Die charakteristischen Merkmale der armenischen Kirche treten in ihren auswärtigen Beziehungen hervor; eine Darstellung dieser Beziehungen kann nur auf die eigenen Quellen der armenischen Kirche begründet werden, dabei muss aber der Standpunkt, von welchem die Verfasser dieser Quellen geleitet worden sind, nothwendig auch dieser Darstellung zu Grunde gelegt werden; nur in diesem Fall können uns diese Quellen das richtige Material zur Kenntniss der armenischen Kirche, wie sie sich in ihrem geschichtlichen Verlauf behauptet hat, liefern. Im Grunde müssen also die Quellen selbst sprechen. Durch eine möglichst ausführliche Angabe der Quellen und Stellen) habe ich mich bemüht, dem Leser Gelegenheit zu bieten, dieselben nachzuschlagen und die ganze Ausführung selbst zu controlieren. Die Nichtkenner der armenischen Sprache aber können auf die freilich nur mit grosser Vorsicht zu benutzenden Uebersetzungen V. Langlois', St. Martin's, Brosset's, Dr. Lauer's, J. Schmid's, Prud'homme's u. a. hingewiesen werden. Der enge Raum hat mir nicht gestattet, auch die neuere Literatur, welche übrigens auf die Originalquellen der armenischen Kirchengeschichte wenig Rücksicht nimmt, in Betracht zu ziehen; dieselbe kann der Leser grossentheils bei Kattenbusch,,Lehrbuch der vergleichenden Confessionskunde" I, 205 f. angegeben finden. Ein Vergleich dieser meiner Arbeit z. B. mit

1) Für die Transcription der armenischen Eigennamen habe ich die folgenden Buchstaben gebraucht: a, b, g, d, é, ś („Sonne“), ê, e (Muet), t (th), g („Genie“), i, 1, x (ch), z (tś, 3), k, h, ź (ds), l'′ (tönende gutturalis spirans), c (dg, „Borgia"), m, j, n, š (sch), o, č (tsch, Medici"), p, ć (tg), ŕ (rr), s, v (w), t, r, ž (hartes z), p (ph), k (kh), f.

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dem Artikel,,Armenische Kirche" in Herzog's Realencyclopädie wird zeigen, was ich mit meinem Werke hauptsächlich bezweckt habe. Zur Abfassung desselben bin ich schon seit Jahren namentlich durch Herrn Professor F. Nippold ermuntert worden. Eine vollständige Erreichung des von mir erstrebten Zieles kann freilich erst dann eintreten, wenn es mir einmal vergönnt sein wird, die reichen handschriftlichen Schätze der Bibliothek von Eémiazin auch für die Geschichte der armenischen Kirche nutzbar zu machen. Ich glaube, dass es uns dann möglich wird, ein ungleich lebensvolleres Bild von den thatsächlichen Leistungen der armenischen Kirche zu entwerfen.

Zum Schluss ist es mir eine angenehme Pflicht, meinem verehrten Freunde, Herrn Professor H. Gelzer, der die armenische Geschichte und Geographie zum Gegenstande seiner Forschungen gemacht und mich mit seinem Rath oft unterstützt hat, meine wärmste Dankbarkeit auszusprechen.

Jena, 13./25. Februar 1892.

Dr. Aršak Ter-Mikelian.

I.

Die Entwicklung der armenischen Kirche.

,,Die Ideen, welche die Welt in Bewegung setzen sollen, kündigen sich immer erst in einzelnen hervorragenden Geistern an.“

,,Nicht in völliger Unbedingtheit erscheinen die Ideen in der Welt. Der Moment ihres Hervortretens beherrscht ihr Dasein auf immer: so leben sie fort, wie sie zum Leben gelangten."

L. v. Ranke.

Das Christenthum hat sich während der drei nachchristlichen Jahrhunderte ausserordentlich rasch in Armenien verbreitet, so dass die Herrschaft des Heidenthums bald vernichtet war. Als Artaxerxes in Persien den letzten Arsaciden, Artabanus, gestürzt hatte (226), wandte 1) er sich gegen den armenischen König Xosrov. Nach langen Kämpfen überwand er ihn und liess ihn im Jahre 236, d. h. zehn Jahre 2) nach dem

1) Cass. Dio. 80, 3. Vgl. Nöldeke, Tabarî, Leyden 1879, S. 435. 2) Agafangelus, Tiflis 1883, c. II. d. i. die Geschichte des hl. Gregors; ihn erwähnen alle folgenden Historiker. Moses Xorenaži und Lazar Parpeži geben sogar den Inhalt der Geschichte an. Faustus Byzantius erwähnt seine Geschichte, ohne seinen Namen selbst zu nennen. Wie anhaltend er ihn gelesen, zeigen die mehrfach bei ihm vorkommenden, aus Agať. entlehnten Redewendungen, z. B. III, 12, S. 26 (ed. Patkanian) Agat. c. 117, S. 479. Der Originaltext ist griechisch gewesen, welchen Korün, dessen einzigartiger Styl (Biographie Mesrops, Venedig 1834) vollständig der des Agatangelus ist, am Ende des IV. Jahrhunderts ins armenische übersetzt hat, während der jetzt vorhandene griechische Text eine Uebersetzung aus dem armenischen ist (neueste Ausg. von de Lagarde in Abh. Goett. Soc. 35). Der jetzige Text des Agat. enthält zahlreiche Lücken,

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