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Vergleichende Darstellung der öffentlichen Lehre der Lutheraner,
Katholiken und Griechen, der Reformirten, Socinianer, Menno-
niten, Quäfer 10. 20.

Aus den Quellen bearbeitet

von

Karl Matthes,

Pfarrer.

Leipzig,

Verlag von I. T. Löschte.

1854.

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Wenn ich jest, nach einer längern Reihe von Jahren, meiner ersten größern Schrift (,,Melanchthon's Leben und Wirken" ie., Altenburg 1841) biese zweite, aus einem fortgesetten Studium der Refor= mationsgeschichte hervorgegangene, nachfolgen laffe, so thue ich das mit aller Anerkennung dessen, was bereits seit Pland und Winer auf dem hier von mir betretenen Gebiete Tüchtiges und Vortreffliches geleistet worden, blos in dem guten Glauben, daß jezt eine neue vergleichende Symbolik wieder an der Zeit sein und durch sie der evangelischen Kirche ein Dienst erwiesen werden könne. Denn seit ungefähr zehn Jahren, besonders aber seit 1849, ist fast überall ein neuer Eifer zur Wiederbelebung des alten kirchlichen Glaubens und Lebens, und dadurch nicht nur im Allgemeinen ein regeres Intereffe für die confessionellen Fragen, sondern auch das Verlangen nach einer genauern und gründlichern Darstellung der confessionellen Differenzen erwacht, als man solche in den gewöhnlichen Lehrbüchern der Symbolik findet; auch ist es seitdem in mehrern Zeitschriften und Monographieen zu so manchen gründlichen und interessanten Verhandlungen über wichtigere und schwierigere Punkte der Kirchenlehre gekommen, daß man jezt eine Rücksichtnahme auf die Resultate der= felben wohl auch in den Lehrbüchern der Symbolik erwarten kann. Leider aber ist seitdem auch auf Seiten der strengern Lutheraner ein

immer heftigerer Kampf gegen die Union und die reformirte Lehre entbrannt, und dort der Glaube immer fester geworden, daß diese Lehre principiell und fast durchweg von der reinen, lutherischen ab= weiche, wie das ja auch die prononcirt reformirte Dogmatik von Schweizer zeige. Und nun giebt es zwar Männer genug, die das bestreiten und sich nicht nur die Aufrechthaltung der Union (in der Liturgie und Kirchenregierung), sondern auch die Anbahnung einer confessionellen Einigung oder wenigstens einer immer größern Einigkeit im Geiste zwischen den beiden evangelischen Schwesterkirchen an= gelegen sein lassen, und zu dem Zwecke bald das gemeinsame Bekenntniß zur ungeänderten Augsb. Confession, bald eine Vereinigung auf dem Grunde der ursprünglichen, wesentlichen, in unsern symb. Büchern nicht zur rechten Darstellung gekommenen Idee'n des Protestantismus vorschlagen; aber wenn man auch diesen wohlgemeinten Bestrebungen im Allgemeinen nicht abgeneigt sein kann, so läßt sich doch weder auf dem Grunde der Confession von 1530, noch auf dem der ursprünglichen (noch zu wenig abgeklärten) Idee'n des Protestantismus eine Vereinigung erwarten; am wenigstens aber kann man sagen, daß in Folge dieser Bestrebungen das richtige Verständniß der beiderseitigen öffentlichen Kirchenlehre sehr zugenommen hat, indem dabei vielmehr der wahre Sinn dieser meistens dissimulirt worden ist.

Top Im Hinblick auf das Alles nun, und auch dem jezigen Selbstruhm der katholischen Kirche gegenüber, eine neue Symbolik für zeitgemäß erachtend, habe ich mich bestrebt, in dem dogmatischen Theile der vorliegenden vor Allem die Principien und das Charakteristische jedes kirchlichen Systems klar zur Anschauung zu bringen und zu zeigen, was unsere gesammte evangelische Kirche principiell nach außen von den andern scheidet und nach innen zu einem zusammengehörigen Ganzen einigt; und wenn ich dabei die Differenzen zwischen der lutherischen und reformirten Lehre in keiner Weise ver

deckt, sondern möglichst scharf herausgestellt habe, so habe ich mich doch auch sorgfältig vor dem jezt so gewöhnlichen Fehler gehütet, bei jeder, auch der geringsten dogmatischen Abweichung eine wichtige philosophische Miene anzunehmen und gleich von verschiedenen Principien zu reden. Darnach bin ich bemüht gewesen, die Symbollehre jeder Kirche nicht nur aufs reinste und treueste, sondern auch ausführlicher und genauer, als es bisher in solchen Büchern geschehen ist, aus den Quellen darzustellen, sie mit den nöthigen (und zwar nicht blos mit den bekannten) Belegen zu versehen, und nach Winer's Wunsch (in der 2. Aufl. f. Symbolik) insonderheit eine möglichst vollständige Entwickelung des protestantischen Glaubens aus den symbolischen Urkunden mit beständiger Rücksicht auf die historischen Bildungsmomente und auf die reformatorische Beweisführung zu geben, daher z. B. bei der lutherischen Lehre zwischen der der ältern Symbole und den schärfern Bestimmungen der Concordienformel, überall, wo nöthig, unterschieden und auch bei der reformirten das Verhältniß der öffentlichen Bekenntnisse zur zwinglischen und calvin'schen und spätern scholastischen Lehrweise möglichst genau herausgestellt worden ist. Dabei ist aber auch der Lehrbegriff der andern Kirchen und christlichen Parteien zu einer neuen sorgfältigen Darstellung aus den Duellen gekommen, wie das denn auch jeder, bei den mancherlei guten und für die Theologie der Zukunft brauchbaren Gedanken, die er enthält, verdient. Ehe aber freilich von dieser Theologie die Rede sein kann, muß erst eine wahre Union zwischen den beiden evangelischen Schwesterkirchen angebahnt werden, und dazu ist, nach meinem Dafürhalten, der erste und unerläßliche Schritt, wenigstens in Deutschland, daß man das von der luthe= rischen Kirche Melanchthon angethane Unrecht wieder gutmacht und die biblische und historische Berechtigung seiner Lehrweise hier wieder anerkennt. Bei dieser Ansicht würde ich auch in dem vor= liegenden Buche unsere Kirche, der reformirten gegenüber, nicht die

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