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sein gekommener Rationalismus“ an diesem Verfahren Theil gehabt habe, gar wohl bestehen kann mit der andern scheinbar entgegengesetzten Annahme, dass gerade der auf die Prägnanz der heil. Schrift sich stützende Mysticismus die Ursache davon gewesen sei. „Der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig; dies ist der Grundsatz des Origenes. Aber wer sieht nicht, dass auch der Geist zu mächtig werden, den Buchstaben tödten und sich an seine Stelle setzen kann?" Edgar Quinet über Strauss (Tüb. Zeitschrift 1839. IV. S. 4. aus der Revue des deux mondes 1838).

› Auch Irenaeus ging zwar von einer durchgängigen Prägnanz der heil. Schrift aus, adv. Haer. IV, 18 (Grabe IV, 34): Nihil enim otiosum, nec sine signo, neque sine argumento apud eum, und machte selbst häufig von der Typik Gebrauch. Gleichwohl erkannte er das Gefährliche in der Allegorie und rügte es an den Gnostikern, adv. Haer. I, 3, 6. So wenig wir die Fülle der Natur vollkommen zu begreifen im Stande sind, so wenig die Ueberfülle der Schrift, ib. II, 28 (Gr. 47): Nos autem secundum quod minores sumus et novissimi a verbo Dei et Spiritu ejus, secundum hoc et scientia mysteriorum ejus indigemus. Et non est mirum, si in spiritalibus et coelestibus et in his quae habent revelari, hoc patimur nos: quandoquidem etiam eorum quae ante pedes sunt (dico autem quae sunt in hac creatura, quae et contrectantur a nobis et videntur et sunt nobiscum) multa fugerunt nostram scientiam, et Deo haec ipsa committimus. Oportet enim eum prae omnibus praecellere. Εἰ δὲ ἐπὶ τῶν τῆς κτίσεως ἔνια μὲν ἀνάκειται τῷ θεῷ, ἔνια δὲ καὶ εἰς γνῶσιν ἐλήλυθε τὴν ἡμετέραν, τί χαλεπὸν, εἰ καὶ τῶν ἐν ταῖς γραφαῖς ζητουμένων, ὅλων τῶν γραφῶν πνευματικῶν οὐσῶν, ἔνια μὲν ἐπιλύομεν κατὰ χάριν θεοῦ, ἔνια δὲ ἀνακείσεται τῷ θεῷ, καὶ οὐ μόνον ἐν τῷ αἰῶνι ἐν τῷ νυνὶ, ἀλλὰ καὶ ἐν τῷ μέλλοντι· ἵνα ἀεὶ μὲν ὁ θεὸς διδάσκῃ, ἄνθρωπος δὲ διὰ παντὸς μανθάνη παρὰ Θεοῦ.

§. 34. Tradition.

Pelt, über Tradition, in den theolog. Mitarbeiten, Kiel 1838. K. R. Köstlin, zur Geschichte des Urchristenthums in Zellers Jahrbb. 1850. 1 ff. Jacobi a. a. O. S. 90 ff. Vgl. auch §. 30.

So hoch auch die Schrift gestellt wurde, so trat doch das Ansehen der Tradition dagegen nicht in den Hintergrund. Im Gegentheil sah man, den Häretikern gegenüber, die Schrift als unzureichend an, dieselben zu bekämpfen, weil nur im lebendigen Zusammenhange mit der kirchlichen Ueberlieferung die Schrift ihre wahre Stellung behält und ihre richtige (dem Geist der Kirche gemässe) Interpretation findet 1. Ueber das Wesen der Tradition selbst bildete sich jedoch auch wieder neben der positiv realistischen Ansicht eines Irenaeus und Tertullian, wonach das Zeugniss der Wahrheit abhängig gemacht wurde von dem äussern historischgeographischen Zusammenhang mit den Mutterkirchen 2, die idealer gehaltene der Alexandriner aus, welche im freiern geistigen Verkehr der Ideen die lebendig frische Quelle fand, aus der das gesunde Wasser der Lehre geschöpft werden müsse3. Dabei darf nicht übersehen werden, dass die in der alexandrinischen Schule

genährte Idee von einer Geheimlehre, die sich neben der öffentlichen von Christo und den Aposteln her fortgepflanzt habe, eine gnostische Richtung verrieth, welche der volksmässigen und gemeinnützigen Bedeutung des Christenthums leicht gefährlich werden konnte, während auf der andern Seite die neuen Offenbarungen der Montanisten von dem Grunde der historischen Traditionsentwicklung sich gleichfalls losrissen 5. Diesen Erscheinungen gegenüber machte sich dann doch wieder das Verfahren geltend, die Tradition an der Schrift zu messen, sowohl in Beziehung auf die Lehre als auf die Gebräuche der Kirche, was namentlich bei Cyprian hervortritt.

1 Ueber die Nothwendigkeit der Tradition s. Iren. I, 10 (p. 49 M.); II, 35 p. 171; III, praef., c. 1—6. c. 21; IV, 20. 26. 32 (bei Orelli I. Progr. S. 20 ff.). Besonders merkwürdig ist die Aeusserung III, 4, dass nicht durch die Schrift zunächst (sine charta et atramento) die Völker zum Christenthum seien bekehrt worden, sondern vermittelst des heil. Geistes in ihren Herzen, und der treu bewahrten Ueberlieferung; s. auch Tert. adv. Marc. III, 6. V, 5, und besonders de praescriptione Haereticorum, worin den Ketzern zum Voraus das Recht abgeschnitten wird, mit den Orthodoxen aus der Schrift zu disputiren *), vgl. besonders c. 13 ff., und c. 19 sagt er: Ergo non ad scripturas provocandum est, nec in his constituendum certamen, in quibus aut nulla aut incerta victoria est, aut par (var. parum) incertae. Nam etsi non ita evaderet conlatio scripturarum, ut utramque partem parem sisteret, ordo rerum desiderabat, illud prius proponi, quod nunc solum disputandum est: quibus competat fides ipsa; cujus sint scripturae; a quo et per quos et quando et quibus sit tradita disciplina, qua fiunt Christiani. Ubi enim apparuerit esse veritatem et disciplinae et fidei christianae, illic erit veritas scripturarum et expositionum et omnium traditionum Christianarum. Cap. 37: Qui estis? quando et unde venistis? quid in meo agitis, non mei? Das sich Losreissen von der Tradition ist nach Tertullian die Quelle der Schriftverstümmelung und Schriftverfälschung, vgl. c. 22 u. 38. Aber auch in ihrer Integrität vermag die Schrift allein noch nicht die Ketzereien abzuwehren: sie wird vielmehr für die Häretiker nach Gottes eigener Anordnung eine Quelle neuer Irrthümer, vgl. c. 40. 42. Clemens von Al. meint Strom. VII, 15 p. 887: So wenig ein ehrlicher Mann lügen dürfe, so wenig dürfe man die von der Kirche überlieferte Glaubensregel überschreiten; man müsse sich an die anschliessen, die bereits im Besitz der Wahrheit sind. Wie die von der Circe verzauberten Menschen als Thiere sich geberdeten, so hört der, der von der Tradition sich losreisst, auf, ein Mensch Gottes zu sein, Strom. VII, 16 p. 890 vgl. p. 896. Origenes de princ. prooem. I, p. 47: Servetur vero ecclesiastica praedicatio per successionis ordinem ab Apostolis tradita et usque ad praesens in ecclesiis permanens; illa sola credenda est veritas, quae in nullo ab ecclesiastica et apostolica discordat traditione.

2 Iren. III, 4 (2 p. 178 M.): Quid enim? Et si de aliqua modica quaestione disceptatio esset, nonne oporteret in antiquissimas recurrere ecclesias, in quibus

*) Ueber den Ausdruck,,praescriptio" Semler im Index Latin. p. 482: Ex usu forensi significat refutationem, qua, qui postulatur, adversarii accusationem disjicit aut in eum retorquet; und Tert. selbst praescr. c. 35.

Apostoli conversati sunt, et ab iis de praesenti quaestione sumere quod certum et re liquidum est? Quid autem, si neque Apostoli quidem scripturas reliquissent nobis, nonne oportebat ordinem sequi traditionis, quam tradiderunt iis, quibus committebant ecclesias? etc. Tertull. praescr. c. 20: Dehinc (Apostoli) in orbem profecti eandem doctrinam ejusdem fidei nationibus promulgaverunt, et proinde ecclesias apud unamquamque civitatem condiderunt, a quibus traducem fidei et semina doctrinae ceterae exinde ecclesiae mutuatae sunt et quotidie mutuantur, ut ecclesiae fiant, et per hoc et ipsae apostolicae deputantur, ut soboles apostolicarum ecclesiarum. Omne genus ad originem suam censeatur necesse est. Itaque tot ac tantae ecclesiae: una est illa ab Apostolis prima, ex qua omnes etc. Vgl. c. 21.

3 Clem. Αl. Strom. I, 1 p. 323: Τὰ φρέατα ἐξαντλούμενα διειδέστερον ὕδωρ ἀναδίδωσι· τρέπεται δὲ εἰς φθορὰν, ὧν μεταλαμβάνει οὐδείς· καὶ τὸν σίδηρον ἡ χρῆσις καθαρώτερον φυλάσσει, ἡ δὲ ἀχρηστία τοῦ τούτῳ γεννητική. Συνελόντι γὰρ φάναι· ἡ συγγυμνασία ἕξιν ἐμποιεῖ ὑγιεινὴν καὶ πνεύμασι καὶ σώμασιν.

4 Ibid: Αὐτίκα οὐ πολλοῖς ἀπεκάλυψεν (ὁ Ἰησοῦς) ἃ μὴ πολλῶν ἦν, ὀλίγοις δὲ οἷς προσήκειν ἐπίστατο, τοῖς οἴοις τε ἐκδέξασθαι καὶ τυπωθῆναι πρὸς αὐτά· τὰ δὲ ἀπόῤῥητα, καθάπερ ὁ θεὸς, λόγῳ πιστεύεται, οὐ γράμματι . ἀλλὰ γὰρ τὰ μυστήρια μυστικῶς παραδίδοται, ἵνα ἢ ἐν στόματι λαλοῦντος καὶ ὃ λα λεῖται· μᾶλλον δὲ οὐκ ἐν φωνῇ, ἀλλ ̓ ἐν τῷ νοεῖσθαι κτλ. S. Eus. h. e. Π, 1 (aus dem 7. Buch der Hypotyposen) und die Anmerk. von Vales u. Heinichen. Orig. contra Cels. VI, §. 6. Opp. T. I, p. 633. Mit dieser Ansicht von einer Geheimlehre, in welcher die Alexandriner allein stehen (unter ihnen vorzüglich Clemens) darf nicht verwechselt werden die in der alten Kirche beobachtete Arcandisciplin, welche sich auf das Geheimhalten gewisser Theile des Cultus vor den Augen der Ungeweihten bezog. Vgl. G. C. L. Th. Frommann, de disciplina arcani, quae in vetere ecclesia christiana obtinuisse fertur, Jen. 1833. 8. u. Rothe in Herzogs Realencykl. I, S. 469.

• Vgl. §. 24. §. 30. (Anm. 2.) Jacobi a. a. O. S. 125 ff. stische Tradition s. Köstlin a. a. O. S. 6 ff.

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Ueber die gno

Vgl. Clem. Alex. Strom. VI, p. 786. VII, p. 891. Orig. hom. in Jerem. I (Opp. ΠΙ. p. 129): μάρτυρας δεῖ λαβεῖν τὰς γραφάς· ἀμάρτυροι γὰρ αἱ ἐπιβολαὶ ἡμῶν καὶ αἱ ἐξηγήσεις ἄπιστοί εἰσιν (dies in Beziehung auf die Lehre von der Gottheit Christi). Hippol. contra Noët. c. 9 (in Beziehung auf die Lehre v. Gott). Im Streit gegen den römischen Bischof Stephanus, der sich in Ansehung der Ketzertaufe auf die römische Tradition berief, geht Cyprian (ep. 74, p. 215 Fell) mit Recht auf die älteste Tradition d. i. die heilige Schrift (divinae traditionis caput et origo), von dem vertrockneten Canal zur Quelle, zurück. An demselben Orte und in demselben Zusammenhang heisst es: Consuetudo sine veritate vetustas erroris est. Vgl. ep. 71, p. 194: Non est de consuetudine praescribendum, sed ratione vincendum. Immerhin bleibt im Vergleich mit der frühern Zeit merkwürdig, dass z. B. Irenaeus noch nichts weiss von einer traditio humana innerhalb der Kirche, die mit der trad. apostolica in irgend einem Widerspruch sein könnte (eine solche kennt Iren. nur bei den Häretikern), während bereits Tertullian (als Montanist) gegen das Ansehen der Gewohnheit fast mit denselben Waffen stritt, wie hier Cyprian, vgl. de virgin. veland. 1: Christus veritatem se, non consuetudinem cognominavit. Quodcunque adversus veritatem sapit, hoc erit haeresis, etiam vetus consuetudo. Vgl. Jacobi a. a. O. S. 136 ff. Huther, Cyprian S. 139 ff. Rettberg S. 310. Pelt a. a. O. Gess, die Einheit der Kirche im Sinne Cyprians, in den Studien der evangel. Geistlichkeit Würtembergs 1838. II, 1 S. 140 ff. Ueber das Vieldeu

tige des Wortes,,Tradition" (man kann eine dogmatische, gnostische und rituelle Tradition unterscheiden) s. Gieseler, DG. S. 103.

Der Offenbarung, wie sie in Schrift und Tradition gegeben war, musste der Glaube (nious, fides) entgegenkommen. Dies war allgemeine Forderung. Nun entstand die Frage, wie sich die γιστις zur weiter entwickelten was verhalte? Während Irenaeus einfach beim Glauben stehen bleibt, ohne gerade eine wissenschaftliche Behandlung desselben auszu. schliessen (vgl. Duncker S. 16), suchen die Alexandriner der yvwas einen weitern Spielraum zu verschaffen; so Clemens von Alexandrien. Man würde diesen aber missverstehen, wenn man aus einigen seiner Aeusserungen schlösse, dass er die nious gering achtete. Vielmehr ist sie ihm in einem gewissen Sinne die Vollendung der Erkenntniss (τελειότης μαθήσεως) Paed. I, 6 p. 115. Dem Glauben fehlt und mangelt nichts; er hinkt nicht (wie die Beweise); er hat die Verheissung u. s. w. Auch nach Strom. I, 1 p. 320 ist der Glaube durchaus nothwendig, um zur Erkenntniss zu gelangen. Er anticipirt die Erkenntniss II, 1 p. 432; vgl. II, 4 p. 436 : κυριώτερον οὖν τῆς ἐπιστήμης ἡ πίστις καὶ ἐστὶν αὐτῆς κριτήριον Ebenda unterscheidet er von dem Glauben das blosse Meinen, xaoia, das sich zum Glauben verhält wie der Schmeichler zum wahren Freunde, wie der Wolf zum Hunde. Offenbarung (didaoxakia) und Glaube bedingen sich gegenseitig, wie das Werfen und Auffangen des Balles im Spiele, Strom. II, 6 p. 442. Von der andern Seite aber behauptet Clemens die Nothwendigkeit eines wohlunterrichteten Glaubens (niotic regì thy pánov) Strom. I, 6 p. 336, und dringt überhaupt auf die innige Verbindung von níorie und yvwoię II, 4 p. 436: яiστὴ τοινυν ἡ γνώσις· γνωστὴ δὲ ἡ πίστις θείᾳ τινὶ ἀκολουθίᾳ τε καὶ ἀντακολουθία γίνεται. Der Glaube ist eine mehr verkürzte und nothdürftige Erkenntniss der Wahrheit, eine summarische Erkenntniss (σúvroμos yvwatę), die yvwo aber die weitere, bewusste Auseinanderlegung und Befestigung derselben auf ihrem Grunde, Strom. VII, 10 p. 865 f. Von dieser Seite steht ihm dann freilich die Erkenntniss wieder höher als der Glaube, Strom. VI, 14 p. 794: πλέον δέ ἐστι τοῦ πιστεῦσαι τὸ γνῶναι Doch weiss er diese wahre Gnosis überall von der falschen (der Gnostiker) zu unterscheiden, Strom. V, 6 p. 689; 12 p. 695; VI, 7 p. 771; VII, 10 p. 864 (wo abermals der Glaube als die Grundlage der ächten Erkenntniss erscheint). Ueber die verschiedenen Namen und Arten der Erkenntniss Strom. VI, 17 p. 820; vgl. Neander, de fidei gnoseosque idea sec. Clementem Alex. Heidelb. 1811. 8. Baur, Gnosis S. 502 ff. DG. S. 219 ff. Auch Origenes gesteht de princ. in prooem. 3. Opp. I, p. 47, dass die Apostel, welche auch den Ungelehrten gepredigt, doch die Untersuchung der Gründe ihrer Behauptungen denen überlassen hätten, die von dem heiligen Geiste mit besondern Gaben, namentlich mit der Beredtsamkeit, der Weisheit, der Wissenschaft, ausgerüstet seien. Vgl. den Schluss p. 49. Orig. hat das Wissen zu einer in sich geschlossenen Wissenschaft, zu einem System der christlichen Lehre abzurunden gesucht. Vgl. Baur, DG. S. 235. Dass ihm aber bei diesem Streben das geschichtliche Christenthum und der geschichtliche Christus,,ein blos verschwindendes Moment" gewesen (wie Baur behauptet), mag doch sehr bezweifelt werden.

ZWEITER ABSCHNITT.

Theologie.

Die Lehre von Gott (mit Inbegriff der Lehre von der Schöpfung und Regierung der Welt, der Angelologie und Dämonologie).

§. 35. Dasein Gottes.

Das Dasein Gottes zu erweisen, kann nie die Aufgabe einer positiven Religion sein, da diese überall das Gottesbewusstsein voraussetzt. Das Christenthum schloss sich an die im A. Test. thatsächlich gegebene, nunmehr aber geläuterte und gereinigte, über die Schranken der nationellen Interessen erweiterte Vorstellung von einem persönlichen Gott an, der als Schöpfer Himmels und

der Erde über der Menschheit waltet, der das Gesetz gegeben und die Propheten gesandt, und zuletzt am vollkommensten und in persönlicher Fülle in Jesu Christo sich geoffenbaret hat. Somit bedurfte der gläubig gewordene Christ so wenig als die jüdischen Zeitgenossen eines Beweises für das Dasein Gottes. Wohl aber galt es bei der weitern Entwicklung des christlichen Bewusstseins, sowohl (apologetisch) den Vorwurf des Atheismus, der den Christen gemacht wurde, von sich abzuweisen 2, als auch (polemisch) die Heiden dessen zu überführen, dass ihr heidnischer Gottesdienst ein unwahrer, mithin im innersten Grunde Verleugnung des lebendigen Gottes (Atheismus) sei 3. Was daher bei den ersten Kirchenlehrern Beweisähnliches in Beziehung auf das Dasein Gottes vorkommt, das ist entweder unmittelbarer Ausdruck des religiösen Gefühls in rhetorisch-hymnologischer Form 4, oder hängt mit anderweitigen Lehrbestimmungen über das Wesen Gottes, mit der Lehre von dessen Einheit oder mit der Lehre von der Schöpfuug, Vorsehung und Weltregierung zusammen 5. Im Allgemeinen aber gehen die Väter dieser Periode auf das dem menschlichen Geiste eingepflanzte Gottesbewusstsein (testimonium animae, λóyos onɛquaTzós) zurück, das sich auch bei den Heiden zeige 6, und von dessen Reinheit die Gotteserkenntniss selbst abhange. Damit verbinden sie, jedoch mehr in populärer, als streng wissenschaftlicher Form, den sogenannten physiko-theologischen Beweis, indem sie aus den Werken der Schöpfung auf den Schöpfer schliessen lassen 8. Künstlichere Beweise, wie der kosmologische und ontologische, sind diesem Zeitalter fremd; ja die Unmöglichkeit eines eigentlichen Beweises für Gottes Dasein und die Nothwendigkeit einer Offenbarung von Seiten Gottes selbst wurde von den tiefern Denkern der alexandrinischen Schule freimüthig eingestanden 9.

1 Daher eigentlich die Trennung von Theologie und Christologie nur eine relative ist, zum Behuf der Wissenschaft. Das christliche Gottesbewusstsein ist immer bedingt durch den Glauben an den Sohn, in welchem der Vater sich offenbart. „Die Logoslehre bildete den ursprünglichen Stamm, auf welchem eine christliche Theologie erwuchs, aber das göttliche Wesen an sich wurde nur nebenher und abgerissen behandelt" Semisch, Justin d. M. II, S. 247. Gleichwohl finden wir bei einigen unter den ersten Vätern (am meisten bei Minucius Felix) eine Theologie, die in ihrer mehr reflectirenden als intuitiven Weise viel Aehnliches hat mit der später sogenannten natürlichen Theologie, während bei Andern (z. B. bei Clemens) alles durch den Logos vermittelt erscheint, z. B. Strom. V, 12 p. 696, vgl. unten Note 9.

2 Vgl. z. B. Min. Fel. Oct. c. 8, und dagegen c. 17 u. 18 u. das Edict. Antonini bei Eus. IV, 13, wo indessen die Stelle: ὡς ἀθέων κατηγοροῦντες einer verschiedenen Auslegung unterliegt. Vgl. Heinichen I, p. 328.

3 So die sämmtlichen Apologeten der Reihe nach, vgl. statt aller: Minuc.

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