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durch den Einfluss der Werke des Episcopius und Hugo Grotius auf die ganze evangelische Kirche verbreitet; und so entstand auch in der evangelischen Kirche in Deutschland der allgemeine Wunsch, sich von der Autorität der symbolischen Bücher loszumachen“ Schleiermacher, KG. S. 620. Vgl. Gass S. 435:,,Indem die arminianischen Lehrer überall Abzüge machen von der Satzung und in das harte Gepräge des Dogma's mildernde Züge einfliessen lassen, behalten sie eine ermässigte oder verkürzte Orthodoxie in Händen, welche nicht mehr von symbolischen Büchern beschränkt, dagegen auf alle Weise durch praktische Frömmigkeit und sittlichen Eifer unterstützt sein will.“

§. 236.
d. Quäker.

W.

H. Croesii historia Quakeriana, Amst. 1695. Ed. 2. 1703. 8. Quakerhistorie, Berlin 1696. Sewel, Geschichte von dem Ursprunge des christlichen Volks, so Quaker genannt werden. 11. Tuke, die Religionsgrundsätze, zu welchen die Gesellschaft der Quaker sich bekennt. A. d. Engl. (1814.) Lps. 1828. J. J. Gurney, obss. on the peculiarities of the Friends, Lond. 1824. Lods, Etude historique et critique sur le Quakerisme, 1857. Herzog, in dessen Realencykl. XII, S. 404 ff.

Verwandt mit den wiedertäuferischen Principien (in Beziehung auf das Verhältniss des innern Wortes zum äussern u. a. m.) zeigt sich das System der Quäker. Nachdem das schwärmerische Feuer, das der Stifter der Secte, Georg Fox 1, entzündet, sich allmählig abgekühlt hatte, gewann die Gesellschaft der Freunde unter William Penn 2 (1689) das Zutrauen der englischen Regierung. In Nordamerika (Pennsylvanien) verbreitete sich die Secte, die auch anderwärts Anhänger fand, am stärksten. Der Schotte Robert Barklay gab dem Lehrbegriff der Quäker, so weit von einem solchen die Rede sein kann, wissenschaftliche Gestalt und symbolischen Ausdruck 4.

1 Schuster aus der Grafschaft Leicester, Schwärmer, † 1691, gründete mitten in den Stürmen der englischen Revolution die Gesellschaft der Freunde (Quaker war der Spottname) 1649.

2 Sohn des berühmten Admirals, gemässigter als Fox, † 1718. Biographie von Marsillac aus dem Franz. (Par. 1791. 8.) Strassburg 1793. 8. Th. Clarkmemoirs of the private and public life of W. Penn, Lond. 1813. II. 8.Er selbst schrieb: A Summary of the history, doctrine and discipline of Friends. Ed. 6. Lond. 1707. 8. Deutsch von Seebohm, Pyrmont 1792.

son,

3 In Nordamerika seit 1681; seit 1686 fanden sie auch in England Anerkennung. Erst im 18. Jahrhundert verbreiteten sie sich auch auf dem Continente (in Pyrmont seit 1791), s. L. Seebohm, kurze Nachricht von dem Entstehen und dem Fortgang der christlichen Gesellschaft der Freunde, Pyrmont 1792.

41) Theologiae vere christianae apologia, Amst. 1676. 4.; deutsche Uebersetzung 1684. 1740. 8. Widerlegungsschriften von Anton Reiser, Barthold Holzfuss, Ben. Figken, Wilh. Baier riefen eine Vertheidigung von Barklay hervor. 2) Catechismus et fidei confessio approbata et confirmata communi consensu et consilio patriarcharum, prophetarum et apostolorum, Christo ipso

inter eos praesidente et prosequente, Roterod. 1676. 8. Urschrift englisch. (Alles aus Bibelsprüchen.) Gesammtausgabe seiner Schriften von W. Penn, 1692.

§. 237.

Irenische Versuche (Synkretismus).

C. W. Hering, Geschichte der kirchlichen Unionsversuche, seit der Reform. bis auf unsere Zeit, Lpz. 1836-1838. II. H. Schmid, Gesch. der synkretistischen Streitigkeiten in der Zeit des Calixt, Erlangen 1846. W. Gass, Georg Calixt und der Synkretismus. Dogmen-hist. Abhandl. Breslau 1846. Heppe, die altprotestantische Union (Confessionelle Entwicklung u. 8. w. S. 252 ff.).

So schroff auch im Ganzen die verschiedenen Kirchenparteien sich in dieser Zeit gegenüberstanden, so fehlte es doch nicht an Versuchen, die Getrennten zu vereinigen, sowohl die Lutheraner mit den Reformirten 1, als die Protestanten mit den Katholiken, wobei die Starrheit der Dogmen erweicht, mitunter aber auch das Charakteristische zu sehr abgestumpft wurde. Auch die Secten wirkten auf die grössern Kirchenparteien zurück, indem die Mystiker innerhalb derselben in wesentlichen Punkten mit den Anabaptisten und Quäkern übereinstimmten 3, die nüchternen Verstandestheologen aber von dem Arminianismus, ja wohl auch von dem Socinianismus sich zu grösserer Nachgiebigkeit bestimmen liessen.

1 Schon während des Reformationskampfes suchten Martin Bucer und der Landgraf Philipp von Hessen den Dämon der Zwietracht zu beschwören die Wittenberger Concordie 1536). Von lutherischer Seite suchte im 17. Jahrhundert Calixt die Getrennten zu versöhnen (synkretist. Streit, s. die oben angeführten Schriften), von reformirter Seite der Schotte Joh. Duraeus, seit 1630. -Leipz. Gespräch 1631, Thorner 1646 (Colloquium charitativum).

2 Bossuet (s. oben §. 227 Note 14). Rojas de Spinola (seit 1668 Bischof von Tina in Kroatien, seit 1685 Bischof von Wienerisch-Neustadt, † 1695) unterhandelt mit dem hannöverschen Abte Molanus von Loccum. Leibnitz nimmt an den Unterhandlungen Theil.

3 Namentlich in der Lehre vom innern Wort, von der Rechtfertigung u. 8. w. (wodurch wenigstens die directe Polemik gegen die römische Kirche abgestumpft wurde).

4 Vgl. §. 235 Note 7.

§. 238.

Einfluss der Philosophie. Deismus. Apologetik.

Carrière, die philos. Weltanschauung der Reformationszeit, Stuttg. 1847. C. Hagen, der Geist der Reformation und seine Gegensätze, Erl. 1843. 1844. II. John Leland, a view of the principal deistical writers, that have appeared in England in the last and present century, 1754. II. Thorschmidt, Freidenkerbibliothek, Halle 1765-1767. Herder, Adrastea (Werke zur Philos. und Gesch. IX). Gotth. Victor Lechler, Gesch. des englischen Deismus, Stuttg. 1841.

Endlich blieb auch noch den vielfach Getrennten ein gemeinsames Interesse zu verfechten übrig, das christliche überhaupt, gegen

über einer gegen die positive Autorität der Offenbarung sich auflehnenden oder dieselbe in ihren wesentlichsten Beziehungen gefährdenden Richtung. Schon im Reformationszeitalter selbst hatte sich vorzüglich in Italien eine bald deistische, bald pantheistische Weltanschauung aufgethan, die dem christlichen Offenbarungsglauben sowohl der Katholiken als Protestanten gefährlich zu werden drohte. Die theologische Wissenschaft blieb indessen von ihnen unberührt, und auch die in bestimmterer Gestaltung hervortretenden Schulsysteme des 17. Jahrhunderts waren, mit Ausnahme des cartesianischen, ohne besondern Einfluss auf die Fassung des christlichen Dogma's, zu dem sie sich in ein möglichst neutrales Verhältniss zu setzen wussten 2. Erst gegen Ende der Periode (als Uebergang in die folgende) begann die auf praktische Resultate lossteuernde, mit Keckheit aburtheilende Popularphilosophie des sogenannten gesunden Menschenverstandes, unter dem Namen der Freidenkerei, des Deismus und Naturalismus, dem Offenbarungsglauben sämmtlicher Confessionen den offenen Krieg anzukündigen 3, wodurch die seither matt gewordene apologetische Thätigkeit aufs neue in die Schranken gerufen wurde 1.

1,,Die Weltgeschichte kennt vier auf einander folgende Zeiträume, in welchen ein entschiedener Uuglaube, eine unverhüllte Feindschaft gegen das Christenthum bei den Hauptvölkern Europa's gewissermaassen die Runde machen, indem sie meist in den obern Sphären der Gesellschaft sich erzeugen, in die mittlern hinabdringen, in beiden als die Spitze der Bildung gepflegt, bewundert werden, einer Art von Cultur sich erfreuen. Italien macht im 15. und 16. Jahrhundert den Anfang; im 17. und 18. folgen England und Frankreich nach; im 19. schliesst Deutschland den Reigen.“ Der deutsche Protestantismus u.s.w. S. 53. Unter den Philosophen Italiens zeichnen sich aus: Girolamo Cerdano (geboren 1501, † 1576); Bernardino Telesio (geb. 1508, † 1588),,,der Vorläufer des französischen Sensualismus"; Giordano Bruno († auf dem Scheiterhaufen 17. Febr. 1600 zu Rom); Julius Caesar Vanini (geb. 1585, „als Atheist und Gotteslästerer" hingerichtet zu Toulouse 9. Februar 1619); Tomaso Campanella (geb. 1568, † 1639). Die Stellung dieser Männer zum Christenthum war jedoch eine verschiedene, indem sie theilweise an das Positive desselben und namentlich an dessen mystische Elemente sich anschlossen, theilweise aber auch (namentlich Vanini) eine bis zur Blasphemie gesteigerte Skepsis hervorkehrten; vgl. Carrière a. a. O.

2 Es war fast einzig der Cartesianismus, der in dieser Periode bestimmter in die Theologie eingriff, und zwar zunächst nur bei den Reformirten (s. §. 225 Note 1); doch fand diese Philosophie durch Malebranche auch den Weg zu den Katholiken. Spinoza (geb. 1632, † 1677) stand mit seiner edeln Persönlichkeit ausser allem kirchlichen Verbande, weshalb er auch theologischer Seits ignorirt wurde; erst später ging die christliche Speculation und Theologie tiefer auf den Spinozismus ein. Locke (geb. 1632, † 1704) beförderte den schon durch Franz Baco von Verulam († 1626) angeregten Empirismus, der dann freilich (wider Willen des Urhebers) die deistische Betrachtungsweise befördern half.

Leibnitz (geb. 1646, † 1716) zeigte vielfaches theologisches Interesse

(Theodicee, Union, vgl. §. 237) s. Pertz, über Leibnitzens biblisches Glaubensbekenntniss, Berlin 1846; aber erst durch Wolfs Ueberarbeitung (in der folgenden Periode) gewann seine Philosophie Eingang in die Köpfe und Schriften der Theologen. Das Weitere über das Verhältniss der Philosophie zur Theologie innerhalb des orthodoxen kirchlichen Lehrsystems s. bei Gass S. 178 ff.

3 Ueber das Vage der Benennungen s. Herder a. a. O. S. 174 f. Lechler S. 452 ff.*) Die sogenannten Deisten waren sehr verschieden an Charakter, an Geist und Gemüth**), und eben so verschieden waren wieder ihre Systeme unter sich und in ihrem Verhältniss zum Christenthum. Der englische Deismus ist zunächst aus der Geschichte der englischen Reformation und der Reformationskämpfe zu begreifen. Beförderer desselben, ausser der Secte der Seekers und Rationalists (Lechler S. 61, Note), waren: Herbert von Cherbury († 1648), Thomas Hobbes († hochbetagt 1679), Charles Blount († 1693), John Toland († 1722), Anton Collins († 1729), Anton Ashley Cooper (Graf von Shaftesbury, † 1713), Thomas Woolston († 1733), Matth. Tindal († 1733), Thomas Chubb (illiterate person, Handschuhmacher und Lichtzieher, † 1747) die weitern in der folgenden Periode. In Frankreich waren Jean Bodin († 1596, Verfasser des Heptaplomeres herausgeg. von Guhrauer 1841), Michael de Montaigne († 1592) und Pierre Charron († 1603) einer skeptischen Richtung zugethan; später babnte P. Bayle († 1706) dem französischen Naturalismus den Weg (s. über ihn L. Feuerbach, Pierre Bayle, Anspach 1838). — In Deutschlaud stiftete Matth. Knutsen (um 1674) die Secte der Gewissener.

und

4 Ohne Rücksicht auf den Deismus hatte Grotius sein apologetisches Werk geschrieben (§. 235 Note 4). Gegen die englischen Deisten gründete Robert Boyle (1638) ein eigenes Predigtinstitut. Unter den englischen Apologeten zeichnen sich sich aus: Rich. Baxter (1691), Will. Sherlock († 1707) u. A. (die speciellere Polemik gegen die Deisten s. bei Lechler a. a. O.); unter den französischen Apologeten der katholische Pascal (geb. 1623, † 1662): Pensées, Amst. 1669 u. ö. u. der reformirte Abbadie († 1727): Traité de la vérité de la religion chrétienne, Rotterd. 1684.

§. 239.

Eintheilung des Stoffes.

Zur Erleichterung der historischen Uebersicht wird es nöthig sein, in der speciellen Dogmengeschichte erst die Dogmen voranzustellen, an welchen der confessionelle Unterschied der grössern Kirchenparteien, d. h. vor allem der Gegensatz zwischen Katholicis mus und Protestantismus, am auffallendsten zur Erscheinung kommt, und dann erst die folgen zu lassen, worin die grössern Kirchenparteien, im Gegensatze gegen die kleinern Secten, eine völlige

*) Namentlich ist hier nicht nothwendig an den Deismus im philosoph. Sprachgebrauch (in seinem Unterschiede vom Theismus) zu denken; denn auch der Pantheismus konnte mit dieser die Offenbarung negirenden Gesinnung sich verbinden.

**) Mit Recht wird von dem Verf. der Schrift,,der deutsche Protestantismus u. s. w.“ auf das vorwiegende idealistische und spiritualistische Gepräge des englischen Deismus und auf den ehrenhaften Ernst aufmerksam gemacht, der erst später in den Materialismus der Franzosen sich verirrte.

oder doch theilweise Uebereinstimmung blicken lassen, und bei welchen der Gegensatz zwischen Katholicismus und Protestantismus zurücktritt oder gar verschwindet. In die erste Klasse fallen sonach die Lehre von den Erkenntnissquellen der Religion, an welcher das formale, sowie die Lehre vom Menschen, von der Sünde, von der Rechtfertigung und der Heilsordnung, an welcher das materielle Princip des Katholicismus und des Protestantismus zur Erscheinung kommt, dann endlich die Lehren, an welchen sich die aus den Principien folgenden Consequenzen am sichersten erkennen lassen, die Lehre von der Kirche und den Sacramenten (mit Ausnahme der Taufe), und ein Theil der Eschatologie (Lehre vom Fegfeuer) 3. In die zweite Klasse fällt die gesammte Theologie und Christologie, die Lehre von der heil. Taufe und die Lehre von den letzten Dingen (mit Ausnahme des Fegfeuers).

1 Den Hauptgegensatz können wir mit Neander (Kath. u. Prot. S. 30) dahin formuliren, dass sich im Protestantismus,,die unmittelbare Beziehung des religiösen Bewusstseins zu Christus", im Katholicismus dagegen „diese Beziehung beruhend auf der Vermittlung durch eine äusserliche Kirche" dargiebt. Neben diesem Hauptgegensatz ist aber auch fortwährend zu berücksichtigen der untergeordnete Gegensatz zwischen Lutheranern und Reformirten, der zunächst in der Lehre vom Abendmahl, später in der Lehre von der Prädestination heraustritt und sich auch in andern Dogmen geltend macht, ohne jedoch den gemeinsamen Boden der evangelisch-protestantischen Grundüberzeugung zu verlassen. Auch die abweichenden Ansichten der kleinern, vom protestantischen Princip sich theilweise entfernenden Religionsparteien können, so weit sie diese Lehrstücke beschlagen, hier ihre Erledigung finden.

2 Die Lehre von der Kirche gehört freilich auch wieder mit zu den principiellen Streitlehren, namentlich vom katholischen Standpunkt aus betrachtet; siehe Baur gegen Möhler S. 60 ff. Innerhalb des Protestantismus aber ergaben sich die Ansichten über die Kirche mehr als Folgerung aus dem Frühern.

3 Es hat freilich sein Unbequemes, den Locus von den Sacramenten, sowie den von den letzten Dingen auseinander zu reissen; dennoch überwiegt dabei der Vortheil, dass die Symbolik in ihrem wahren und natürlichen Verhältniss zur ganzen Dogmengeschichte erscheint, und so der Ueberblick über die Gegensätze erleichtert wird. In den Lehrstücken von der Theologie und Christologie, sowie in denen von der Taufe tritt dann der Hauptgegensatz hervor, den die grössern Kirchen gegen die Secten bilden (Unitarier, Anabaptisten).

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