Languedoc gegangen.1) Da diese Manichäer unter den Webern zu Toulouse und in der Umgegend, die in der dortigen Volkssprache Arriens hiessen, ihren stärksten Anhang hatten, so gab man auch der Sekte selbst diesen Namen, wie es auch im nördlichen Frankreich geschah, wo die Katharer in diesem Jahrhundert gewöhnlich Tixerands (Tisserands) genannt wurden.) Daher sagt Gaufrid, Heinrich und die „Arrianer" seien bei Bernhards Ankunft entwichen, ihre bisherigen Gönner hätten sich von ihnen losgesagt und das Volk habe versprochen, sie nicht mehr aufzunehmen.3) Auch die Synode zu Rheims vom J. 1157 bemerkte, dass die manichäische Sekte sich besonders herumziehender Weber zur Verführung der Weiber bediene, 4) und noch achtzig Jahre später nennt Kaiser Friedrich II. in einer seiner Verordnungen gegen die Häretiker, neben mehreren Namen der Katharer, auch die Arrionisten. Der Name Arrianer wurde nun öfter zur Bezeichnung der Katharer oder Albigenser gebraucht,5) 1) So das Exordium Cisterciense und daraus die Vita S. Bernardi, Opp. II, 1205. 2) Ecberti Sermo I: Hos nostra Germania Catharos, Flandria Piphles, Galli Tixerant ab usu texendi appellant. 3) Fugas Henrici et Arrianorum latibula longum est enarrare, Fugerunt siquidem qui in civitate erant Arriani etc. Gaufridi Epist. 1. c. p. 1193. ) Martene, Ampliss. Coll. VII, 74. 5) z. B. von Roger de Hoveden, Annales (Savile, Rerum angl. scriptores, Lond. 1596) f. 327: Interim Arriana haeresis, quae, ut supra pictum est, damnata erat, in provincia Tolosana jam revixerat: f. 317: Eodem anno damnata est Arriana haeresis, quae fere totam provinciam Tolosanam foedaverat. Auch später noch werden die Katharer öfter Arriani genannt, z. B. bei Ebrardus Bethun., ed. Gretser (Opp. XII, p. 2) p. 64: Si enim malignus spiritus esset (Deus Veteris Testamenti), ut asserunt Arriani, quomodo dixisset etc. Besse führt in seiner Histoire des comtes de Carcassone p. 138 folgende alte Verse auf den Bischof von Carcassone an, der das Kreuzheer bei der Belagerung der Stadt mit Geld unterstützt hatte: Le sainct évêque de ce lieu Du zèle qu'il eut envers Dieu, En tira la gent Arrienne, Et und der Gleichlaut des Namens gab denen, die mit der ursprünglichen Bedeutung desselben unbekannt waren, Veranlassung, dabei an die alten Arianer des vierten Jahrhunderts zu denken und sich die neue Irrlehre als Wiedererstehung des Arianismus vorzustellen.1) Übrigens ist hier nicht zu übersehen, dass das damalige Zunftwesen mit seiner engen und organischen Verbindung der Verbreitung einer Irrlehre, die sich einmal in eine solche Handwerks-Innung eingeschlichen hatte, ungemein günstig sein musste. Bei allem Enthusiasmus, den Bernhards Anwesenheit entzündet hatte, liess sich wohl erkennen, dass die Häresie in Languedoc schon viel zu feste Wurzeln getrieben hatte, um durch eine vorübergehende Aufwallung erstickt werden zu können. Ein grosser Theil des Adels begünstigte die Häretiker und gewährte ihnen sichere Zuflucht auf seinen Schlössern, theils aus Vorliebe für ihre Lehre, theils aus Hass gegen den Klerus oder weil die Beute des Kirchenguts lockte. Vielen gefielen die mit Spott und witzigen Ausfällen auf die Geistlichen gewürzten Reden Heinrichs, und Bernhard selbst begegnete doch auch hartnäckigem Widerstande. Ein Hauptsitz der Häretiker war das Schloss Verfeuil in der Nähe von Toulouse,) und man hatte ihm gesagt, dass, wenn es ihm gelänge, dort die Irrlehre zu ersticken, er dann im übrigen Lande geringere Mühe haben würde. Als er pour avoir secours des rois, Employa les biens de la croix Avec ceux-là de son domaine. 1) So der Abt Heinrich von Clairvaux (bei Tissier, Biblioth. PP. Cisterc. III, 256): Inter cetera mala, quibus in partibus Gallicanis antiquus ecclesiae decor obsorduit, pudicitiae lapsum et fidei deploramus excidium. Surrexit enim de cineribus Sodomorum antiquae libidinis vermis. . . . Revixit et Arrius in partibus Occidentis, qui ab orientali judicio in propria persona damnatus, nunc in successoribus suis fines ultimos occupavit. 2) In castro quod dicitur Viridefolium, albi sedes est Satanae, sagt Gaufrid, Epist. 1. c. p. 1194. aber dahin kam und zu predigen begann, entfernten sich die Vornehmeren und ihnen folgend das ganze Volk aus der Kirche. Bernhard ging ihnen nach und wollte nun auf der Strasse predigen; jene aber machten ein solches Geräusch, dass niemand seine Worte verstehen konnte.1) Der Fluch, den Bernhard damals über Verfeuil aussprach, soll im Laufe eines Jahrhunderts durch die Verarmung und das Erlöschen der zahlreichen Adelsfamilien dieses Ortes sichtlich in Erfüllung gegangen sein. Sicher ist, dass die manichäische Häresie in Verfeuil seitdem herrschend blieb, so dass der Bischof von Osma, der im Anfange des folgenden Jahrhunderts mit Dominicus und anderen als Glaubensprediger nach Languedoc kam, dort noch immer einen Sammelplatz der Katharer fand, wesshalb auch eine der ersten Disputationen zwischen den Missionären und den Häretikern in Verfeuil gehalten wurde.2) Unter den grösseren Städten fand Bernhard Albi mehr als alle übrigen von der Irrlehre angesteckt, und obgleich seine Predigt dort bei den Anwesenden die Mehrzahl der eigentlichen Häretiker kam wohl nicht in die Kirche einen momentanen Aufschwung zu Gunsten des katholischen Glaubens bewirkte, so reichte diess doch noch lange nicht hin, eine Lehre, die so viel Verführerisches hatte und die durch den Zustand des Landes so sehr begünstigt wurde, aus den Mauern von Albi zu verbannen; vielmehr findet sich, dass auch in späteren Zeiten die Häresie hier noch eine Menge von Anhängern zählte. -- Da sich in Bernhards Geschichte keine Spuren oder Angaben finden von ferneren Berührungen, die zwischen ihm und den Häretikern seiner Zeit eingetreten wären, so sind wir zu dem Schlusse genöthigt, dass er die Kennt 1) Guilelmus de Podio Laurentii c. 1, im Recueil des hist. de Fr. XIX, 196. 2) Guilelmus de Podio Laurentii 1. c. p. 200. niss der Häresie, die er in seinen Schriften darlegt, auf jener Missionsreise in Languedoc erworben, und dass die Sekte, die er schildert, eben jene sei, welche er auch mündlich mit aller Anstrengung bekämpfte, nämlich die der Henricianer, Arrianer oder Manichäer. Eine solche Schilderung enthalten zwei Reden Bernhards über das Hohe Lied1); doch hat er hier nicht ausschliesslich das Ergebniss seiner eigenen Erfahrungen mitgetheilt, er hat auch die Züge benützt, die ihm der Propst Everwin von Steinfeld in einer Beschreibung derselben Sekte, wie sie in der Kölner Diöcese damals zum Vorschein gekommen, darbot. Man hat behauptet, Bernhard habe jene beiden Reden nur auf diesen Brief Everwins hin und ohne eigene Kenntniss verfasst; aber eine Vergleichung derselben mit dem Briefe zeigt sogleich, dass er die Häretiker, die Everwin ihm beschrieb, genauer kannte als dieser selbst, und daher manchen Zug in das Bild, das er von ihnen entwarf, aufnahm, den man in Everwins Schilderung vergeblich suchen würde. Die bei Köln entdeckten Häretiker behaupteten, als ächte Nachfolger Christi und der apostolischen Armut, die, auf jedes Eigenthum verzichtend, ein unstätes, der Verfolgung preisgegebenes Leben führten, im Alleinbesitz der wahren Kirche zu sein, während unter den Katholischen keine wahre Armut sei, und auch jene, welche für die vollkommensten gälten, die Mönche und Kanoniker, doch wenigstens gemeinschaftlich besässen. Sie enthielten sich jeder animalischen Nahrung, hatten das Consolamentum, verrichteten täglich die eucharistische Brod 1) Serm. 65, 66, Opp. I, 1490. Die Reden über das Hohe Lied sind zu sehr verschiedenen Zeiten verfasst worden. Die ersten 24 waren schon im J. 1137 vollendet, wogegen die 80., in welcher von der Verurtheilung der Lehre Gilberts de la Porrée die Rede ist, nicht vor dem J. 1148 geschrieben sein kann. In dieses oder eines der beiden vorhergehenden Jahre dürften auch die beiden Reden gegen die Henricianer fallen. Segnung und verdammten die Ehe. Everwin drückt sich so aus, als ob sie bei ihrer täglichen Feier des Brodbrechens eine wirkliche Verwandlung des Brodes in den Leib Christi zu Stande zu bringen geglaubt hätten; diess widerspricht jedoch der Consequenz des neu-manichäischen Lehrbegriffs und der Ansicht aller Katharer in dieser und der nächstfolgenden Zeit, und beruht auf einem von den Häretikern selbst absichtlich veranlassten Missverständnisse, dessen Grund zwanzig Jahre später Ekbert, welcher mit denselben am Niederrhein wohnenden Manichäern verkehrte, aufgedeckt hat. Er bemerkt nämlich,1) dass die Katharer allerdings zu sagen pflegten, sie machten bei ihren Mahlzeiten den Leib des Herrn; aber unter diesem Leibe verstünden sie sich selber, und dass sie sich mit den Speisen auf ihren Tischen nährten, das hiessen sie den Leib Christi machen. In Bernhards Darstellung finden sich die von Everwin erwähnten Punkte, mit Ausnahme der Handauflegung, wieder; er führt aber auch an, - und davon schweigt der Propst von Steinfeld dass diese Häretiker das Alte Testament und den Eid verwürfen, dass sie den Reinigungszustand nach dem Tode leugneten, die Kindertaufe, das Gebet für die Verstorbenen und die Anrufung der Heiligen verhöhnten. Er schildert ihre Bemühungen, ihre Lehre möglichst geheim zu halten, die gleichwohl nichts Neues, sondern nur das von den alten Häretikern (Gnostikern und Manichäern) längst schon Vorgebrachte enthalte, ihre heuchlerische Theilnahme am Gottesdienste und den Sacramenten der Kirche. Bernhard gedenkt ferner ihrer Behauptung, dass die Prälaten und Priester Sünder und desshalb gleich unfähig seien, die Sacramente zu geben und zu empfangen; er hebt hervor, dass diese Sekte, in welcher abtrünnige Geistliche unter einem Haufen von Webern gefunden würden, 2) ungleich den 1) Sermo adv. Catharos in der Biblioth. max. PP. XXIII, 602. 2) Clerici et sacerdotes, populis ecclesiisque relictis, intonsi et |