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der Confirmation verstand, ergibt sich aus seiner weiteren Behauptung, dass es nur gewisse Personen seien, welche als Besitzer der heiligen Gnosis diese Mysterien verwalten könnten, und dass man dieselben mit grösster Sorgfalt als die einzigen Vermittler des Heils aufsuchen müsse, da sie nicht häufig gefunden würden. Es war daher ganz natürlich, dass die Synode in allem diesem, nach ihrem Ausdruck, unzweideutige Zeichen der bogomilischen Irrlehre fand.

Im Anwerben von Genossen ihrer Lehre und Gemeinschaft gingen die Bogomilen mit grosser Vorsicht zu Werke. Wer sich ihnen anvertraute, vernahm anfänglich nur die Lehren vom dreieinigen Gott und der Menschwerdung des Sohnes; man predigte ihm die Uebung der evangelischen Tugenden, vorzüglich Milde, Demuth und Entäusserung irdischer Güter. Sofort ward er veranlasst, einen Vergleich anzustellen zwischen der grossen Masse der Kirchengläubigen und der kleinen, verborgenen bogomilischen Genossenschaft; da werde er wahrnehmen, dass jene höhere, von Christus geforderte Gerechtigkeit doch nur bei den letzteren zu finden sei. Erst dann, wenn der Lehrling dem Meister mit festem, ehrfürchtigem Vertrauen sich hingab, wurden ihm die geheimeren Lehren der Gesellschaft allmählich eröffnet. Häufig trugen die Bogomilen das Mönchsgewand, um leichteren Eingang in den Häusern zu finden und weniger Verdacht zu erregen.

Fünftes Kapitel.

Die Verbreitung der orientalischen Sekten im Abendlande bis gegen Ende des elften Jahrhunderts.

Die gnostisch-manichäischen Lehren und die zu diesen Lehren sich bekennenden Sekten hatten zwar von

Anbeginn an ihre eigentliche Heimat und leichteste Verbreitung in den östlichen Theilen des römischen Reiches gefunden, aber auch die Länder des Occidents hatten sich ihnen frühzeitig geöffnet; die Manichäer, die besonders zahlreich im nördlichen Afrika wohnten, waren zur Zeit des Einbruchs der Vandalen nach Italien und Spanien gewandert, und schon zur Zeit des h. Augustin lebten viele von ihnen, wenn auch verborgen, in Gallien.1) In Afrika scheint der Kampf des Arianismus mit der katholischen Kirche, der sich seit der vandalischen Herrschaft dort entspann, dem Manichäismus günstig gewesen zu sein; die Manichäer bekannten sich zu der unterscheidenden Lehre des Arianismus, und als König Hunnerich sie auskundschaften liess, zeigte sich, dass mehrere von ihnen bei den Arianern sogar Priester und Diakonen geworden waren. Er liess nun zwar einige derselben verbrennen, andere aus Afrika vertreiben, 2) trug aber dadurch zur Verstärkung der Sekte diesseits des Mittelmeeres bei. In Rom, wo schon unter Papst Leo I. scharfe Massregeln gegen die Manichäer ergriffen worden waren, hatten sie sich dennoch bis zum Anfange des sechsten Jahrhunderts so gemehrt, dass der Papst Symmachus und der Senator Boëthius gemeinschaftlich an ihrer Vertreibung aus der Stadt arbeiteten und ihre Bücher und symbolischen Abbildungen feierlich vor den Thoren verbrennen liessen.3) Dieses hielt indess den Kaiser Anastasius Dicorus nicht ab, gegen eben diesen Papst die ohne Zweifel grundlose Beschuldigung des Manichäismus zu erheben.

Was fernerhin gegen die manichäische Sekte unternommen wurde, waren bloss vereinzelte, in langen Zwischenräumen sich folgende Massregeln, und die politische Verwirrung, welche in diesen Jahrhunderten in allen

1) Aug. de nat. boni, Opp. VIII, 36 f. ed. Amstel.

2) Victor Vit. ed. Ruinart p. 21.

3) Baron. ad a. 503.

Theilen des Occidents herrschte, musste es den Anhängern der Sekte leicht machen, ihre Verbindungen zu bewahren und selbst auszubreiten. Im J. 526 entsagte ein gewisser Prosper in Gallien dieser Lehre mit Verwerfung der einzelnen Hauptdogmen.1) Im J. 557 wurden die Manichäer zu Ravenna, wo sie sich erst kürzlich eingeschlichen hatten, von den dortigen Bürgern vor die Stadt geführt und gesteinigt.) In Sicilien waren sie gegen Anfang des 7. Jahrhunderts ziemlich zahlreich, wesshalb der Papst Gregorius der Grosse den Diakon Cyprian, der die dortigen Patrimonien der römischen Kirche verwaltete, wiederholt ermahnte, sie auf alle Weise zur Annahme des katholischen Glaubens zu bringen.3) Dass seitdem die Manichäer, wenn auch im Verborgenen und lange Zeit hindurch unbemerkt, sich erhielten, ist um so weniger zu bezweifeln, als noch im J. 1060 Papst Nikolaus II. den Klerus von Sisteron ermahnte, die zahlreich zu den geistlichen Weihen sich drängenden Afrikaner zurückzuweisen, weil sich häufig Manichäer unter ihnen fänden.4)

Indessen waren die Lehren jener späteren Sektirer, welche man seit dem elften Jahrhundert Manichäer nannte, keineswegs die eigenthümlichen und unterscheidenden Dogmen der alten Manichäer; nur in jenen Artikeln, in welchen diese mit den gnostischen Hauptparteien einhellig lehrten, stimmten die neuen Manichäer mit den alten zusammen. Es müssen demnach fremde Einflüsse stattgefunden haben, durch welche der manichäische Lehrbegriff

1) Die Formula abjurationis steht bei Sirmond, Conc. gall. I, 209. Bis auf einige beigefügte Artikel stimmt sie mit der unter dem Namen des h. Augustinus vorhandenen (Opp. VIII, App. p. 33) überein.

2) Agnelli Lib. pontif. T. II p. 98.

3) Epist. V, 8 (Opp. ed. Paris. II, 733). Joh. Diaconi Vita Greg. (Opp. IV, 80): Haeresim Manichaeorum penes Siciliam . . a corpore sanctae matris ecclesiae sequestrarat.

4) Sammarthani Gallia christ. Tom. I., Instrum. p. 89,

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wieder allmählich modificirt und in die allgemein gnostische Anschauungsweise umgesetzt wurde. Offenbar waren es die orientalischen Sekten der Paulicianer und Bogomilen, welche einen derartigen Einfluss auf die Reste des Manichäismus im Occident ausübten; es lässt sich aber auch mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass in diesem selbst schon früher ähnliche Entwickelungen eingetreten seien, und zwar mittelst des Priscillianistischen Lehrbegriffs. Schon der h. Augustinus bezeichnet den Charakter dieser Doktrin, die sich am Ende des vierten Jahrhunderts in Spanien und im südlichen Gallien verbreitete, richtig als eine Mischung gnostischer und manichäischer Lehren,1) und die Hauptdogmen der Priscillianisten finden sich fast alle wieder in dem Systeme der Katharer: Annahme eines bösen Urwesens, welches die Körperwelt hervorgebracht, Verwerfung der Auferstehung, der Ehe und des Fleischgenusses, doketische Leugnung der Körperlichkeit Christi. Gleich den Katharern glaubten die Priscillianisten, dass die menschlichen Seelen gottverwandte, der göttlichen Natur theilhafte Wesen seien, die vor ihrer Einschliessung in irdische Körper eine überweltliche Existenz gehabt; und es ist sehr beachtungswerth, dass sich bereits bei diesen Häretikern derselbe dogmatische Gegensatz findet, der zwischen den dualistischen und den monarchischen Katharern eintrat. Nach der Angabe des h. Augustinus und des Orosius 2) lehrten sie nämlich, dass die Menschenseelen Engel seien, die freiwillig aus ihrem höheren Wohnorte zur Bekämpfung des Fürsten dieser Welt auf die Erde herabgestiegen, hier aber in die Gewalt des Weltbildners ge

1) Maxime Gnosticorum et Manichaeorum dogmata permixta sectantur (Priscillianistae), quamvis et ex aliis haeresibus in eos sordes tanquam in sentinam quandam horribili confusione confluxerint. De haeres. c. 70 (Opp. VIII, 17).

2) Aug. de anima ad Renat. 1. 2, c. 7. Orosius apud Aug, Opp. VIII, 401.

fallen und von diesem in die Körper eingeschlossen worden seien. Diess lehrten auch die monarchischen Katharer. Dagegen geben der Papst Leo und die Synode von Braga als Lehre der Priscillianisten an,1) dass die Menschenseelen, in Folge einer Sünde, die sie als Engel in ihrer vorweltlichen Existenz begangen, aus dem Himmel gestossen worden und auf die Erde herabgesunken und hier von den Dämonen in die Kerker der Leiber gebannt worden seien. Gerade diess war auch die Lehre der dualistischen Katharer. Hiemit dürfte nun erklärt sein, wie es gekommen, dass die monarchischen Katharer, die sonst fast durchaus das System der Bogomilen angenommen hatten, doch in diesem wichtigen Punkte der Präexistenz der Seele von dem Dogma der Bogomilen abwichen.

Nach Augustins Zeugniss unterschieden sich die Priscillianisten von den Manichäern vorzüglich auch dadurch, dass sie, neben einer Anzahl apokrypher Schriften, alle Bücher der heil. Schrift annahmen, deren Inhalt sie dann, gleich den Katharern, durch die willkürlichste allegorische Auslegung mit ihrem Lehrbegriffe in Einklang zu bringen suchten. Demnach sind die Priscillianisten auch hinsichtlich der Annahme und Behandlungsweise des neutestamentlichen Kanons die Vorgänger oder Stammväter der Katharer gewesen. In Betreff des Alten Testaments scheinen sie zwar, Augustins Angabe zufolge, in der ersten Zeit ihrer Entstehung von den letzteren sich unterschieden zu haben; aber es ist höchst wahrscheinlich, dass nach Priscillians Tode die Consequenz der Lehre und der Einfluss gnostisch-apokrypher Schriften sie zur Verwerfung der historischen Bücher des Alten Testamentes führte. Denn da die Priscillianisten nicht umhin konnten, den Mosaischen Jehovah für Eins mit dem bösen Urwesen zu halten, 2) so drängte sich ihnen, bei aller

1) Leo M. Ep. 15, 10. (Opp. ed. Ball. I, 702.) Conc. Bracar. I, can. 6. Harduin, Coll. Conc. III, 348.

2) Nur diesen Sinn konnte ihre Behauptung haben, dass der

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