nenus erfuhr von denen, die auf seinen Befehl als Bogomilen eingezogen worden, dass ein Arzt Basilius ihr Oberhaupt sei, der, gefolgt und unterstützt von zwölf Schülern, die er seine Apostel nenne, und von einigen Weibern, denen er gleichfalls einen kirchlichen Dienst anvertraut, allenthalben seine Lehren ausstreue. Fünfzehn Jahre hatte dieser Mann mit der Aneignung und Ausbildung seines Lehrbegriffes zugebracht und schon 52 Jahre lang an der Verbreitung desselben gearbeitet. Um ihn zu rückhaltloser Mittheilung seiner Lehren zu bewegen, stellte sich Alexius begierig sein Schüler zu werden. Basilius liess sich überlisten; in mehreren Unterredungen eröffnete er dem Kaiser und dessen Bruder Isaak sein ganzes Glaubenssystem, welches ein hinter einem Vorhange verborgener Schnellschreiber aufzeichnete. Darauf warf der Kaiser die Maske des Schülers ab, und vor einer Versammlung der Senatoren und der Geistlichen musste Basilius sich über seine Lehren erklären; er nahm nichts zurück, versicherte, auch zur Erduldung der Folter und des Feuertodes für sein Bekenntniss bereit zu sein, und alle Versuche des Kaisers und der Geistlichen, ihn zu bekehren, blieben vergeblich. Inzwischen wurden auch die Anhänger des Basilius, vorzüglich seine zwölf Apostel, aufgesucht und eingezogen, und es zeigte sich, dass schon sehr viele, auch unter den höheren Ständen, angesteckt waren. Sie wurden endlich zum Feuertode verdammt; da aber viele von den Ergriffenen zur Sekte zu gehören leugneten und die Lehren der Bogomilen verdammten, so bediente sich Alexius, um die Schuldigen herauszufinden, einer neuen List: er liess zwei grosse Glutöfen in Brand setzen, vor dem einen ein Kreuz aufpflanzen und dann den herbeigeführten Gefangenen erklären, dass sie alle sterben müssten, dass aber für die Katholiken unter ihnen der Glutofen mit dem Kreuze bestimmt sei. Schon murrte das Volk gegen den Kaiser; dieser aber liess alle, die auf die Seite des Kreuzes getreten waren, sogleich in Freiheit setzen, die anderen in ihr Gefängniss zurückbringen und durch Geistliche unterrichten, worauf einige sich bekehrten, andere bei ihrem Wahne beharrten und bis zu ihrem Tode im Kerker blieben. Basilius wurde im Hippodrom verbrannt; noch beim Anblicke des Scheiterhaufens hatte er darüber gespottet und versichert, dass Engel ihn unversehrt aus den Flammen tragen würden. Damit aber erlosch die Sekte noch lange nicht; später, um das J. 1140, fand man in einigen Klöstern Schriften des Constantin Chrysomalas, welche Bogomilische Lehren enthielten, und noch um das J. 1230 klagte der Patriarch Germanus, dass die Bogomilen Nachts in den Häusern umherschlichen und dass viele durch ihre erheuchelte Frömmigkeit sich verführen liessen.') Nach der Lehre der Bogomilen hat die Gottheit eine der menschlichen ähnliche Gestalt, wiewohl ihr Leib nicht einem grob-irdischen Körper gleich, sondern von feinerer Substanz ist. Ihre Trinitätslehre gleicht in so fern der Sabellianischen, als auch sie eine Erweiterung der göttlichen Monas zur Trias und eine Contraction der Trias zur ursprünglichen Monas annimmt. Gott ist nämlich nicht von Ewigkeit dreipersönlich, sondern Sohn und Geist sind aus dem Vater, wie Strahlen aus dessen Augen, erst im Jahr der Welt 5500 ausgegangen und nach dreiunddreissig Jahren wieder in ihn zurückgekehrt. Demnach behaupteten die Bogomilen, zuweilen Erscheinungen zu haben, in denen sich ihnen die Gottheit in dreifacher Gestalt, der Vater als ein Greis mit langem Barte, der Sohn als ein blühender Mann und der h. Geist als ein unbärtiger Jüngling, deutlich zeige. Der Sohn und der Geist sind also nach dieser Lehre nur ver 1) Germanus, Or. de exalt. crucis p. 114 und De imag. (bei Gretser, Opp. II), p. 439. schiedene, vorübergehend persönlich gewordene Manifestationen des Vaters. Der Sohn ging zur bestimmten Zeit, als nämlich Christus scheinbar von Maria geboren wurde, aus dem Vater aus; aus dem Sohne ging der Geist hervor und beide kehrten nach vollbrachtem Werke wieder in den Schooss der Gottheit zurück, wie Ströme in den Ocean zurückfliessen. Der Geist aber hat auf geistige Weise die zwölf Apostel gezeugt; denn diess ist der Sinn des Geschlechtsregisters Christi; wenn es hier heisst: Abraham zeugte den Isaak, dieser den Jakob, Jakob den Judas und dessen Brüder, so sind unter den drei ersten der göttliche Vater, der Sohn und der Geist, unter Judas und dessen Brüdern aber Judas Iskarioth und die übrigen Apostel zu verstehen. - Gott hatte aber einen älteren, erstgeborenen Sohn, den Satanaël, der, dem Vater an Gestalt und Gewand gleich, ihm zur Rechten sass und als sein Verwalter über alle Wesen gesetzt war. Ihn nennt Christus, mit Weglassung der seine höhere Würde bezeichnenden Endsylbe El, Satan. Von seiner Hoheit und Macht berauscht, sann er auf Abfall und suchte auch einen Theil der dienenden Geister zu überreden, dass sie das Joch der Dienstbarkeit abschüttelten und ihm folgten. Er ist der ungerechte Haushalter im Evangelium und er war es, der zu den Engeln die Worte sprach: Ich werde meinen Thron auf den Wolken errichten und werde gleich sein dem Allerhöchsten (Ezech. 28, 2). Ein Theil der Engel, durch seine Verheissungen verführt, schloss sich ihm an, worauf Gott sie alle aus dem Himmel stiess. Herabgestürzt auf die damals noch formlose Erde, berieth sich Satanaël mit den Engeln, den Gefährten seines Abfalls, und sprach ihnen Muth ein; und da er die bildende Kraft noch besass, unternahm er es, wie Gott einen Himmel und eine Erde geschaffen hatte, so nun als ein zweiter Gott einen neuen Himmel hervorzubringen und der Erde Gestalt zu geben. Die im Beginne der Genesis beschrie bene Schöpfung ist also sein Werk. Der hohe Berg, auf welchen der Satan Christum führte und von wo er ihm alle Reiche der Welt zeigte, war der zweite von ihm gebildete Himmel, und nur weil diese Reiche von ihm hervorgebracht und sein waren, konnte er Christo versprechen, sie ihm zu geben. Nachdem er seine Erde durch die Pflanzenwelt verschönert und mit Thieren belebt hatte, bildete Satanaël aus Lehm mit Wasser vermischt den Körper des Menschen; dabei floss durch die grosse Zehe eine Feuchtigkeit auf den Boden, wo sie mit der Erde vermischt Schlangengestalt annahm. Als nun Satanaël den menschlichen Körper beseelen und ihm seinen Geist einhauchen wollte, floss dieser Hauch gleichfalls durch den lockeren Körper hindurch und theilte sich dem Schlangengebilde mit, welches dadurch belebt wurde; und darum ist die Schlange ein kluges Thier, weil Satanaëls Hauch ihr inwohnt. Der Demiurg aber erkannte seine Unfähigkeit, den von ihm gebildeten Körper zu beleben; auf seine Bitte sandte der gute Gott den Lebensfunken aus dem Pleroma, der das Gebilde Satanaëls beseelte; auf gleiche Weise erhielt das erste Weib, aus dem Manne gebildet, Dasein und Leben. Der Mensch aber ist nun doppelten Ursprungs und zwieträchtiger Natur, denn den Leib hat er von dem bösen, die Seele aber von dem guten Gotte. Satanaël hatte diesem versprochen, dass der Mensch beiden gemeinschaftlich angehören und seine Nachkommenschaft die Plätze der aus dem Himmel gestossenen Engel ausfüllen solle; diess reute ihn nun; neidisch blickte er auf die dem Menschen verliehene Vorzüge und sann auf sein Verderben. In der Gestalt der Schlange überlistete er die Eva und wohnte ihr fleischlich bei, damit sein Same das Übergewicht erhielte über den Samen Adams und diesen womöglich ersticke oder doch sich zu vermehren hindere. Von ihm befruchtet, gebar das Weib den Kain und eine Zwillingsschwester Kalomena; von jenem sagt daher Johannes, dass er aus dem Bösen sei. Adam aber, von Eifersucht ergriffen, wohnte nun auch der Eva bei und zeugte den Abel, den Kain tödtete. Hierauf entzog der gute Vater dem Satanaël die göttliche Gestalt, die bildende Kraft und den göttlichen Namen, und er wurde, von allem Himmlischen entblösst, finster und missgestaltet, blieb jedoch, unter Zulassung Gottes, Beherrscher seiner Welt und Gebieter der von ihm gebildeten Wesen. Als die gefallenen Engel hörten, dass nach Satanaëls Übereinkunft mit dem Vater ihre Plätze im Himmel durch die Nachkommen der Menschen eingenommen werden sollten, schauten sie lüstern nach den Töchtern der Menschen und nahmen sie zu Weibern, damit ihr Same in den Himmel zurückkehren und die Söhne die Stellen der Väter erhalten möchten (1. Mos. 6, 2. 4). Aus diesen Ehen ward das Geschlecht der Giganten erzeugt, welche sich gegen Satanaël auflehnten und für die Menschen kämpften. Zugleich erfuhren die Menschen durch die mit den Engeln vermählten Weiber den Abfall und Sturz des Satanaël, wesshalb dieser erbittert die Flut erregte und dadurch die Menschen und alle lebenden Geschöpfe vertilgte. Nur Noe wurde mittels der Arche gerettet, denn da er keine Töchter hatte, erfuhr er nichts von Satanaëls Abfall und diente ihm fortwährend. Später ging Moses, als ein getäuschtes Werkzeug Satanaëls, nach Ägypten zurück, betrog das jüdische Volk, führte es durch Wunder und Zeichen, die er mit der von jenem ihm mitgetheilten Kraft wirkte, aus dem Reiche Pharaos, und empfing auf Sinai von demselben Fürsten dieser Welt das Gesetz, welches unzählige Menschen zu Grunde richtete und welchem daher Paulus so viel Unheil zuschreibt. Dieses vom Bösen stammende Gesetz trägt das Gepräge seines unreinen Ursprungs vorzüglich darin, dass es die Ehe, das Fleischessen, den Eid, die Thieropfer, den Todtschlag theils gestattet, theils gebietet. Aber nicht nur auf den Juden, auf dem ganzen |