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nicht mit ihnen reden, noch viel weniger sie durch die Taufe in die h. Kirche aufnehmen. Ich aber habe im Vertrauen auf die Gnade Gottes und den Befehlen des heiligen Erleuchters (Gregorius, des Apostels der Armenier) nachlebend, ihnen die Thore der Erbarmung geöffnet; sende daher jene, die in ihr Vaterland zurückkehren wollen, zu mir, die Hartnäckigen aber, die kein Mitleid verdienen, würdige keines Blickes."

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Andere Anhänger dieser Sekte wandten sich an den Katholikus Petrus, den Nachfolger des Sergius (1019— 1058), mit der Bitte, dass ihnen der Besuch der Kirche und der Empfang der Eucharistie mit den übrigen Armeniern gestattet werde. Magistros schlug ihnen dieses ab. Sein Schreiben begann mit den Worten: „O ihr von dem Wolfe Sembat Geraubten, ihr von den trügerischen Nachfolgern desselben Gemordeten!" Es sei zu befürchten, meinte er, dass, wenn man die Thondrakier geradezu in die Kirche aufnehme, die arglosen Christen durch sie verführt würden; sie mussten daher zuerst ihren Stifter Sembat und dessen Nachfolger im Vorsteheramte mit dem Anathema belegen. Aber auch ihren Anathemen wollte man, da sie wohl schon öfters ihr Spiel damit getrieben hatten, keinen Glauben schenken. Magistros hatte sich übrigens die Ausrottung dieser Sekte zur Hauptaufgabe seiner ganzen Thätigkeit gemacht, und er brachte es wenigstens dahin, dass sie seitdem in Armenien und den angränzenden Gebieten zu der früheren Macht und dem früheren Umfange sich nicht mehr zu erheben vermochte.

Zu den orientalischen Sekten der späteren Zeiten und wahrscheinlich auch zu denen, deren Einfluss sich bis nach dem Occident hinüber erstreckte, gehört noch die Partei der Melchisedekianer oder Athinganer. Die beste Einsicht in den Charakter derselben gewährt die von Bandini1)

1) Graecae ecclesiae vetera monumenta, Flor. 1762, II, 109.

herausgegebene Abschwörungsformel aus dem elften Jahrhunderte. Die Häresiarchen, die hier anathematisirt werden, sind Theodotus der Gerber, seine Schüler Asklepiades, Hermophilus, Apolloniades und Theodotus der Wechsler, , der vorzüglichste Urheber dieser Häresie". Hiemit wird also diese spätere Sekte angeknüpft an jene im dritten Jahrhundert entstandene der Theodotianer oder Melchisedekiten; denn Eusebius nennt eben diese Männer als Anhänger des Theodotus des Gerbers, welcher die Gottheit Christi leugnete, und durch den gleichnamigen Irrlehrer, der von seinem früheren Gewerbe der Wechsler hiess, kam die eigenthümliche Lehre von Melchisedek hinzu, dass derselbe ein göttliches, höher als Christus stehendes Wesen sei, welches oben in unnennbaren Räumen weile, dass er und nicht Christus der Sohn Gottes und der grosse Mittler sei, durch den allein der Zutritt zum Vater möglich werde, Christus aber nur die Sendung erhalten habe, ihn zu offenbaren. Wahrscheinlich ist diese Lehre, wie so vieles Gnostische, aus syrischen heidnischmythologischen Elementen hervorgegangen; denn nach der Angabe des Epiphanius bezeichneten einige den Herakles und die Astaroth, d. h. Sonne und Mond, als Vater und Mutter des Melchisedek.')

Indessen ist es sehr zweifelhaft, ob die späteren Melchisedekianer oder Athinganer wirklich durch ununterbrochene Fortpflanzung die Nachkommen jener früheren waren, von denen bereits Epiphanius nicht mehr wusste, ob sie zu seiner Zeit noch existirten. Eher möchte man vermuthen, dass der Verfasser der Abschwörungsformel, dem ein Stifter der Athinganer nicht namentlich bekannt war, einen Zusammenhang mit den alten Theodotianern nur wegen der Übereinstimmung in der Melchisedek betreffenden Lehre voraussetzte und demzufolge die aus Eusebius oder Theodoret ihm bekannten Namen in seine Formel aufnahm.

1) Epiph. Panaria II, 1, haer. 55, ed. Petav. p. 469.

Bei den Athinganern ist eine Vermischung orientalisch-heidnischer Bestandtheile mit einigen christlichen Ideen ganz unverkennbar. Sie lehrten, Melchisedek sei der Gott und Vater Christi und werde deshalb vaterlos, mutterlos und geschlechtslos in der Schrift genannt; Christus, als der geringere und bedürftigere, sei Priester nach der von jenem gesetzten Ordnung. Von dem Judenthum hatten sie die Feier des Sabbat angenommen, im übrigen aber verachteten sie die Beschneidung und die Taufe gleichmässig. Sie hatten einen Dämonen-Dienst unter sich; Soru, Sochan und Arche hiessen die vornehmsten der Dämonen, die sie anriefen und durch deren Macht sie selbst den Mond bewältigen und über Geheimes befragen zu können vorgaben. Die Geschicke der Menschen, behaupteten sie, seien an die Gestirne geknüpft und diese in einem Kampf und Antagonismus gegen einander begriffen, von dessen Ausgang der Erfolg menschlicher Bestrebungen abhange, so dass, wenn das Gestirn des einen den Stern des andern verdunkle oder auslösche, der erstere nothwendig stärker und glücklicher werde als der zweite. Ihren Namen hatten die Glieder dieser Sekte von ihrer Scheu, irgend jemanden, der nicht ihres Glaubens war, zu berühren oder sich von ihm berühren zu lassen. Diess wurde bei ihnen so weit getrieben, dass sie es ängstlich vermieden, nur in die Nähe eines Fremden zu kommen; war ihnen, trotz aller Sorgfalt, derartiges widerfahren, so wurden sie von sich und anderen als unrein betrachtet und unterzogen sich sogleich gewissen Waschungen und Reinigungsceremonien. Die Abschwörungsformel sagt deshalb von ihnen: unter dem Vorwande der Reinigkeit lehrten sie den Menschenhass. Dass sie noch eigene geheime Gebräuche hatten, wird in derselben Urkunde angedeutet.

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Viertes Kapitel.

Die Bogomilen.

Wenn in den Paulicianern eine rein dualistische Sekte auftrat, welche zwei Götter und zwei völlig getrennte Reiche lehrte, so erschien im Beginne des elften Jahrhunderts, gleichfalls in dem Gebiete der griechischen Kirche, die neue Sekte der Bogomilen, in welcher sich der alte syrische Gnosticismus durch Verbindung mit den Lehren der Messalianer zu einem eigenthümlichen, aber vorherrschend monarchianischen Lehrbegriffe gestaltet hat. Die Messalianer oder Euchiten, eine schon im vierten Jahrhundert entstandene häretische Partei, bekannten sich zu der Lehre, dass jedem Menschen neben der von Adam fortgepflanzten Seele ein Dämon innewohne, der durch eine bestimmte Gebetsübung ausgetrieben, der Einkehr eines höheren Geistes Raum geben müsse. Damit verbanden sie die quietistische Lehre von dem Zustande einer völligen Affektlosigkeit, in welchem alle Sakramente unnütz, alle Lüste unschädlich seien und eine sinnlich wahrnehmbare Berührung mit der Gottheit stattfinde. Diese Euchiten hatten sich von Kleinasien aus, vorzüglich durch die von den Kaisern Constantin Kopronymus 752 und Johannes Tzimisces 970 angeordneten Übersiedelungen, auch nach Thracien verbreitet, so dass sie um das J. 1050, nach dem Zeugnisse des Cedrenus, fast das ganze Abendland, d. h. den europäischen Theil des oströmischen Reiches, füllten. Um dieselbe Zeit schildert Michael Psellus in seiner Schrift von der Wirksamkeit der Dämonen1) eine in Thracien verbreitete Partei der Euchiten, in deren System das gnostische Element bereits vorherrschend war. Drei Wesen theilen sich in die Herrschaft des Universums: der Vater hat sich das Überweltliche vorbehalten

1838.

1) Περὶ ἐνεργείας δαιμόνων διάλογος, ed. Boissonade, Nürnb

und von seinen beiden Söhnen waltet der jüngere im Gebiete des Himmels, der ältere, Satanaël, beherrscht das Irdische; diese beiden stehen sich zwar jetzt feindselig gegenüber, werden sich aber doch einmal, als Söhne Eines. Vaters, versöhnen. Darum erwies ein Theil dieser Euchiten beiden gleiche Ehre, während andere nur dem jüngeren Beherrscher des Himmels dienen wollten, den älteren aber als ein gefährliches und zu schaden geneigtes Wesen scheuten, und die schlimmste Partei unter den Euchiten von dem jüngeren Sohne sich abkehrend, bloss dem Satanaël, dem Erstgebornen des Vaters, dem Bildner der sichtbaren Welt, huldigte.

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In Thracien, sowohl diesseits des Hämus als jenseits (in Bulgarien), wohnte damals eine zahlreiche slavische Bevölkerung, unter welcher die Lehren der Euchiten Eingang fanden, und so zeigt sich dort im Beginne des zwölften Jahrhunderts die Sekte mit dem Namen Bogomilen, welcher gewöhnlich als Gott Liebende" erklärt,1) von anderen aber von dem angeblichen Stifter der Sekte, der Bogomil (Gottlieb), sonst auch Jeremias geheissen, 2) hergeleitet wird. Sonst wurden sie auch Phundaiten genannt, wahrscheinlich von einem Beutel, den sie zu tragen pflegten, und Marcianisten von dem Wechsler Marcian, der bereits im sechsten Jahrhundert ein Lehrer der Messalianer gewesen.

Um das J. 1111 erregte die Sekte in Constantinopel durch ihre grossen auch hier gemachten Fortschritte allgemeine Aufmerksamkeit, und der Kaiser Alexius Kom

1) C. Schmidt, Histoire des Cathares II, 284. Euthymius Zygadenus, dessen Narratio de Bogomilis (ed. Gieseler, Göttingen 1842) und Victoria de Massalianorum secta (bei Tollius, Insignia it. ital., 1696) die Hauptquelle für diesen Abschnitt sind, leitet in der erstern Schrift p. 5 den Namen ab von der stets wiederholten slavischen Gebetsformel: Bog milui, Gott erbarme dich!

2) C. J. Jireček, Geschichte der Bulgaren, Prag 1376, S. 175. 437. Revue des qu. hist. 1870, p. 486.

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