den Glaubenden eingeschärft, dass Almosen nur der Kirche Gottes, d. h. den Vollkommenen, gegeben werden dürften und dass sie, Fremden gereicht, völlig nutzlos seien, ') und Sacchoni führt es als etwas charakteristisches an, dass die Glieder dieser Sekte nie gegen Arme mildthätig seien, weil sie nämlich alles, was sie erübrigen konnten oder zu geben geneigt waren, den Geweihten zuwandten, in deren Händen ihr Heil lag und welchen zu geben allein für verdienstlich galt. Auch ist schon bemerkt worden, dass die Katharer nicht leicht eine Gelegenheit, sich Geld oder Geldeswerth zu verschaffen, vorbeigehen liessen, wohl weniger aus persönlicher Habsucht, als darum, weil sie für gesellschaftliche Zwecke und für den Unterhalt der Ihrigen, von welchen die meisten von solchen freiwilligen Gaben oder von der Gemeindekasse leben mussten, in der That bedeutende Summen brauchten. Jede Gemeinde hatte daher einen aus den Gaben der Glaubenden und den oft sehr reichlichen Vermächtnissen der Getrösteten gebildeten Schatz. In den Acten von Carcassonne wird erzählt, dass P. Rogerii bei der Eroberung des Schlosses Montsegur, eines Hauptsitzes der Katharer in Languedoc, zwei derselben verborgen und gerettet habe, weil sie den Ort im Walde kannten, wo der Schatz der Kirche“ vergraben gewesen.2) Auch unterstützten sich die einzelnen Gemeinden durch wechselseitige Geldsendungen, und es wird erwähnt, dass die Katharer in Languedoc an ihre Glaubensgenossen in der Lombardei Geld und Kleidungsstücke sandten.") 1) Doc. p. 23. Döllinger, Geschichte der Sekten. 16 Vierzehntes Kapitel. Die Katharer in den slavischen Ländern. Die Lehren der Katharer fanden überhaupt bei den slavischen Völkern des südöstlichen Europa Eingang; ganz besonders aber wurde Bosnien ein Hauptsitz dieser Sekte und hier erhielt sie sich länger als in irgend einem andern Lande. Bosnien war zu der Zeit, als die Katharer sich dort ausbreiteten, eine zum ungarischen Reiche gehörende oder doch von den ungarischen Königen abhängige Provinz, welche aber von eigenen Fürsten, Banen, verwaltet wurde. Ohne Zweifel kamen die neuen Gnostiker aus den östlicher gelegenen Ländern, namentlich aus Bulgarien, dahin, wie denn die ganze Bewegung dieser Häresie eine von Osten nach Westen sich ziehende ist, und zwar waren es die Dualisten, welche hier die herrschende Partei wurden. Das beweist eine alte Urkunde, 1) welche in einem Abrisse ihrer Lehren das System der Albanesen fast vollständig darstellt: Annahme eines bösen Gottes und Weltschöpfers neben dem guten, Verführung der Engel durch Lucifer, Fall derselben und Einschliessung in irdische Leiber, Seelenwanderung, Verwerfung des Alten Testamentes, Doketismus, Leugnung der Geburt und des Leidens Christi. Nur in Einem Punkte weicht die hier dargestellte Lehre der bosnischen Dualisten von der der westlichen ab, darin nämlich, dass jene von dem ganzen Alten Testamente nur die Psalmen gelten liessen, die Propheten aber gleich den übrigen Büchern verwarfen. Es wird dadurch wahrscheinlich, dass die den Albanesen eigenthümliche Annahme der prophetischen Bücher eine erst in Italien aufgekommene Modification des ältern Lehrbegriffes war. ') Codices manuscripti latini Bibliothecae Nonianae a Jac. Morellio relati, Venetiis 1776, p. 12. 13; Cod. membr. XIII (aus dem 14. Jahrh.): Errores, quos communiter Patareni de Bosnia credunt et tenent: In primis credunt et tenent quod duo sunt Dii, et quod major Deus creavit omnia spiritualia et invisibilia, et minor, scilicet Lucifer, omnia corporalia et visibilia. Item negant Christi humanitatem et dicunt eum habuisse corpus phantasticum et aëreum. Item dicunt beatam Mariam angelum, non hominem extitisse. Item dicunt quod Christus non vere passus et mortuus fuerit. Item nec vere resurrexit. Item nec cum vero corpore coelum ascendit. Item condemnant antiquum Testamentum, excepto Psalterio, et omnes Patres Veteris Testamenti, Patriarchas et Prophetas dicunt esse damnatos, et quotquot fuerunt ante Christum. Item S. Johannem Baptistam condemnant et dicunt esse damnatum. Item dicunt legem Moysi a diabolo datam fuisse et diabolum Moysi in igne apparuisse. Item dicunt, Romanam Ecclesiam esse idolorum, et quod idola adorant, qui sunt de illa fide. Item dicunt se esse ecclesiam Christi et successores Apostolorum, habentes de ipsis unum, quem dicunt esse Vicarium Christi, id est successorem S. Petri. Item negant baptismum aquae et dicunt quod non datur in ipso remissio peccatorum. Item dicunt quod pueri ante annos discretionis nullatenus possunt salvari. Item negant resurrectionem corporum, et dicunt quod corporaliter non resurgemus. Item negant sacramentum corporis Christi; item confirmationis; item extremae unctionis. Item negant sacramentum matrimonii, et dicunt quod nullus in matrimonio salvari potest. Item dicunt lignum vitae mulierem, de quo comedit Adam, id est eam cognovit, propter quod expulsus est de paradiso. Item damnant sacramentum poenitentiae et dicunt, quod quicunque peccat, oportet, quod iterum rebaptizetur, et omnia peccata dicunt esse mortalia et nullum veniale. Item dicunt non esse purgatorium. Item dicunt Luciferum ivisse in coelum, et seduxisse angelos Dei, ita quod in terram descenderent, et Lucifer inclusit eos in humana corpora. Item dicunt quod animae hominum sunt daemones, qui ceciderunt de coelo, qui peracta poenitentia in corporibus uno vel pluribus, successive revertuntur in coelum. Item condemnant ecclesias materiales, picturas et imagines, praecipue s. crucem. Item eleemosynas fieri prohibent, et dicunt quod non est meritorium eleemosynam dare. Item negant juramentum et dicunt: nec juste nec injuste licet jurare. Item damnant judicium quod fit per ecclesiam, et poenarum tam spiritualium quam corporalium inflictionem; scilicet quod non liceat persequi malos nec aliquem pro justitia occidere vel excommunicare. Item occisionem animalium dicunt esse peccatum mortale. Item condemnant esum carnium et omnium quae ex carne traducem habent, dicentes omnes esse damnatos qui comedunt carnes vel caseum vel ova et similia hujusmodi. Gegen Ausgang des zwölften Jahrhunderts, unter dem Ban Kulin, war die Lehre der Katharer in Bosnien unter allen Ständen schon sehr verbreitet. Kulin selbst bekannte sich mit seiner Gemahlin und seiner Schwester zu derselben und hatte, wie der dalmatische König Wolkan im J. 1199 dem Papste Innocenz III. schrieb, über zehntausend seiner Unterthanen zur Annahme dieser Lehre bewogen.') Wolkan erinnerte den Papst, wie es seine Pflicht sei, den König von Ungarn zur Ausrottung der Irrlehre in seinem Reiche anzuhalten. Innocenz III. forderte denn auch den ungarischen König Emerich auf, den Ban Kulin, wenn er nicht die Ketzer vertreibe und ihre Güter confiscire, abzusetzen.) Kulin erklärte darauf, er habe die angeblichen Ketzer für gute Katholiken gehalten und sei bereit, einige derselben nach Rom zu schicken, damit der Papst sie prüfe; der Papst möge auch durch einen Abgesandten die Zustände in Bosnien untersuchen lassen. Innocenz beauftragte mit dieser Untersuchung im November 1202 den Erzbischof Bernard von Spalatro und dessen Kaplan Johannes de Casamaris. Bosnien hatte damals nur ein, zum griechischen Ritus gehörendes Bisthum zu Breda, 3) welches aber, seitdem das Land dem ungarischen Reiche einverleibt war, dem Römischen Stuhle sich unterworfen hatte. Aber Kulins Zeitgenosse, der Bischof Daniel, scheint selbst zur Paterinischen Sekte gehört zu haben; wenigstens begünstigte er die Anhänger derselben und gewährte den aus Dalmatien vertriebenen freundliche Aufnahme, weshalb ihn der Erzbischof von Spalatro dem Gebote des Papstes Innocenz gemäss öffentlich für suspendirt erklärte. Johannes de Casamaris bewog im April 1203 die Häupter einer religiösen Bruderschaft in Bosnien, welche entweder Lehrsätze der Katharer angenommen oder doch mit dieser Sekte Verbindungen unterhalten hatte, zur Abschwörung. Er reiste darauf mit zweien derselben und dem Ban Kulin nach Ungarn, wo in Gegenwart des Königs Emerich die Abschwörung wiederholt wurde.') Die Abschwörenden nannten sich in ihrem Bekenntnisse ,die Vorsteher derjenigen Menschen, welche bisher im bosnischen Gebiete vorzugsweise Christen genannt worden seien“, und versprachen, keinen Manichäer mehr zu ihrer Gesellschaft zuzulassen. Ban Kulin verpflichtete sich gegen den König zur Erlegung einer Geldstrafe, falls er wieder die Irrlehrer begünstigen würde; allein im Ganzen scheint sich ihre Partei in ungeschwächter Kraft erhalten oder noch weiter verbreitet zu haben, so dass nach Daniels Tode das Bisthum 38 Jahre unbesetzt blieb und die Katharer sogar die bischöfliche Stadt mit der Kathedrale zerstörten.) “) Das Schreiben Wolkans bei Fejer, Codex diplom. Hungariae II, 371, und bei Theiner, Monum. Slav, merid. I, 12. 2) Theiner I, 15. Unter Honorins III. wurden die Bemühungen, die Häresie in Bosnien, wo damals der Papst der Katharer seinen Sitz hatte, zu unterdrücken, gesteigert. Es kam zu einem förmlichen Religionskriege. Der Erzbischof von Colocza stellte sich an die Spitze katholischer Krieger und der Papst mahnte im J. 1227 den Fürsten Johannes zu Sirmium, welcher sich gegen eine Geldsumme zur Befehdung der Häretiker mit dem Kreuze bezeichnet hatte, seine Verpflichtung zu erfüllen.3) Bessere Dienste leisteten die neuen Predigermönche, welche jetzt in Bosnien , ") Theiner I, 52. 2) Farlati, Illyricum sacrum IV, 44 ff. Assemani, Kalendaria eccl. V, 63 ff. Katona, Hist. crit. Hungar. regum IV, 599 ff., 677 ff. *) Fejer III, II, 101. > |