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liches, so dass nach Sacchoni's Bemerkung viele von diesen sich sogar unzufrieden darüber bezeigten, dass sie in der früheren Zeit ihrer Freiheit, vor dem Empfange der Tröstung, nicht öfter ihre Gelüste befriedigt und die Freuden der Sinne nicht reichlicher genossen hätten. Eben darum wurden auch äussere Zeichen der Reue oder der Trauer über begangene Sünden nie bei ihnen wahrgenommen, und die Glaubenden, welche die Convenenza eingegangen waren, konnten ohnehin in ungebundener Willkür sich alles gestatten; von ihnen wurde weder Reue für die Vergangenheit, noch Vermeidung von Vergehen für die Zukunft begehrt.')

Der ganze Zusammenhang des Systems führt darauf, dass die Katharer von einer Genugthuung für begangene Sünden, von einer Übernahme eigentlicher Busswerke nichts wussten, 2) wie sie denn auch alle Leiden und Missgeschicke dieses Lebens bloss als Fügungen des Satan,3) keineswegs aber als Läuterungsmittel oder zeitliche, von dem guten Gotte verhängte Strafen betrachteten. Insbesondere behaupteten die Dualisten, dass Gott sein Volk für die in diesem Leben begangenen Sünden überhaupt nicht strafe, sondern nur für jenen im himmlischen Leben geschehenen Abfall. Dennoch berichtet Moneta, sowohl die Dualisten als die Monarchianer hätten Werke der Genugthuung auferlegt und geübt, 1) und hier scheint ihm Sacchoni zu widersprechen, welcher die genugthuende Bedeutung der Fasten und ähnlicher bei den Sektirern üblicher Enthaltungen entschieden in Abrede stellt und bemerkt, dass diese Werke vielmehr als etwas ohnehin Pflichtmässiges, ohne Rücksicht auf begangene Sünden, geleistet würden und dass daher ein Knabe von zehn

1) Moneta p. 302 ff. Raineri Summa p. 1763-65. Doc.
2) Doc. p. 246.

p. 294.

3) Doc. p. 295.

4) Moneta p. 306. 371.

Jahren nach seiner Tröstung denselben Übungen unterworfen werde wie ein Greis, der sein ganzes Leben fortgesündigt habe. Indessen wollte wohl auch der in seinen Angaben immer so genaue und so gut unterrichtete Moneta nicht sagen, dass jene Werke bei den Katharern die Bestimmung hätten, zur Satisfaction zu dienen, sondern nur, dass dieselben Übungen und Enthaltungen, welche in der katholischen-Kirche zur Busse und Genugthuung auferlegt würden, auch in jener Sekte gebräuchlich seien.

Die Eucharistie der Kirche und die Lehre von einer realen Gegenwart des Leibes Christi mittels der Brodverwandlung verwarfen die Dualisten schon darum, weil Brod und Wein als Erzeugnisse des Satan böse und, als dem guten Gotte fremd, auch dessen Herrschaft entzogen seien. Für die Einsetzungsworte hatten sie bereits die bekannten, nachmals von Karlstadt und Zwingli wieder vorgebrachten Erklärungen, nämlich dass Christus bei den Worten: Dieses ist mein Leib, auf seinen eigenen Körper gezeigt und also keineswegs das Brod gemeint habe, oder, wie andere versicherten, dass er nur habe sagen wollen: Dieses bedeutet meinen Leib, wofür sie auch bereits die angebliche Parallelstelle 1. Kor. 10, 4 (Der Fels war Christus) anführten.') Wenn die Katholiken den Katharern entgegneten, dass Christus Brod und Wein als Geschöpfe des bösen Gottes nicht zu Bildern seines Leibes hätte einsetzen können, so erwiderten die Monarchianer, das Brod könne allerdings als ein Geschöpf des guten Gottes gelten und daher auch als Zeichen des Leibes Christi dienen, weil, wenn auch die Form vom Satan sei, doch die vier Elemente, aus denen es in letzter Analyse bestehe, von Gott hervorgebracht seien.*)

1) Moneta p. 295. Alanus p. 142. Ermengardus, Opusc. contra haeret. bei Gretser, Opp. XII, T. II, p. 116. Steph. de Borbone bei Echard p. 550. Vgl. Doc. p. 23. 156. 198. 322.

2) Moneta p. 297. Andreas Ugolini von der Sekte der Bagno

Ein sehr gewöhnliches, für die Fassungskraft des unwissenden Volkes berechnetes Argument war, dass, wenn der Leib Christi so gross wie ein Berg (am Rhein sagten sie wie der Ehrenbreitstein) wäre, er dennoch schon längst aufgezehrt sein müsste.1) Auch wurde eingewendet, dass, wenn das Brod in den Leib Christi verwandelt würde, eine tägliche Vermehrung dieses Leibes stattfinden müsste. Im Übrigen erklärten sie die Stellen bei Johannes und Paulus, welche von dem Essen des Fleisches und dem Trinken des Blutes Christi reden, auf verschiedene Weise. Manche sagten, durch das Anhören des göttlichen Wortes ässen sie das Fleisch des Sohnes Gottes und tränken sie sein Blut, 2) oder: die Worte der Heilslehre seien die wahre Eucharistie; wer diese unwürdig höre, der esse und trinke sich selbst das Gericht.3) Andere meinten, mit Berufung auf Kol. 1, 18: es gebe hienieden keinen andern Leib Christi als die Kirche der wahren Gläubigen, und mit den Worten: Dieses ist mein Leib, habe Christus in der That den Leib der Kirche bezeichnet.4) Auch führten sie aus dem apokryphischen Evangelium der Nazaräer an, Christus habe bei dem letzten Mahle zu seinen Jüngern gesagt: „Nicht diesen Leib, welchen ihr seht, werdet ihr essen und nicht das Blut trinket ihr, welches die Juden zu vergiessen im Begriffe stehen." 5) Ein Hauptgrund für die figürliche

leser erklärte im J. 1245 vor dem Glaubensrichter zu Prato: quod panis et vinum, quod sacrificatur a sacerdote in altari, non est corpus aut sanguis Christi, sed dixit, ipsum esse elementatum ex quatuor elementis et corruptibile. Appendix monumentorum ad Mamachii Annales O. P. p. 155.

1) Moneta p. 300. Disput. inter Cath. et Pater. p. 1729. Doc. p. 5.

2) Ermengardus p. 116. Doc. p. 28.

3) Ebrardus Liber antihaer. bei Gretser, Opp. XII, 2, p. 103.

4) Steph. de Borbone p. 550. Moneta p. 298.

5) Bonacurs. bei Mansi II, 588.

Deutung der Einsetzungsworte war immer, dass Christus Joh. 6, 64 von den Worten, die er über den Genuss seines Fleisches gesprochen, gesagt habe, sie seien Geist und Leben, und dass er das Fleisch für unnütz erklärt habe, woraus sich ergibt, dass ein Theil der Katharer, ungleich späteren Gegnern der katholischen Lehre von der Eucharistie, der Ansicht war, dass im sechsten Kapitel des Johannes und in den Berichten der Synoptiker über das letzte Mahl Jesu von demselben Gegenstande die Rede sei; ein Theil der Katharer, sage ich; denn andere behaupteten, jenen widersprechend, dass Christus Joh. 6, 57 unter seinem Fleische das göttliche Wort oder auch das Thun des göttlichen Willens, und unter dem Blute den h. Geist verstanden habe.

Eine Opferhandlung konnten die Katharer natürlich in der Eucharistie nicht annehmen, da der Leib des Herrn hier nicht zugegen sein sollte, Brod und Wein aber weder an sich noch als Zeichen des Leibes und Blutes für eine des guten Gottes würdige Oblation gelten konnten. Sie führten gegen das Opfer der Kirche auch die Worte des Hoseas (6, 6) an: Barmherzigkeit habe ich gewollt und nicht Opfer."1)

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Die Dualisten behaupteten übrigens, dass Christus den Gebrauch des Brodbrechens seiner Kirche hinterlassen habe und dass sie, als die Nachfolger der Apostel, diesen Ritus überkommen hätten und denselben regelmässig verrichteten. Wahrscheinlich nahmen sie dabei an, dass das Brod durch das darüber verrichtete Gebet gereinigt und der Herrschaft des bösen Gottes entzogen werde, wiewohl sie nach Sacchoni's Bemerkung doch immer eine eigentliche Segnung oder Weihung des Brodes, als einer von dem Bösen hervorgebrachten Substanz, für unzulässig hielten und sich eben dadurch von den übrigen Katharern unterschieden.2) Dabei ist es indess

1) Moneta p. 300. Disput. inter Cath. et Pater. p. 1730.
2) Raineri Summa bei d'Argentré I, 49.

auffallend, dass sie ihre Eucharistie ohne Wein begingen, während sie doch sonst, wie gesagt, den Genuss desselben für erlaubt hielten.

Dreizehntes Kapitel.

Gesellschaftliche Einrichtungen und religiöse Handlungen der Katharer.

Dass die Katharer ein Oberhaupt hatten, welchem sie, zu Zeiten wenigstens, auch den Titel Papst gaben, ist durch mehrfache Zeugnisse ausser Zweifel gesetzt. Schon oben (S. 116. 121) wurde der Papst Niquinta oder Niketas erwähnt, der um das J. 1167 aus dem Orient nach Italien und von da nach Südfrankreich kam, wo er die grosse Versammlung zu St. Felix de Caraman hielt.') Von den Paterinern in Bosnien wird bemerkt, dass sie Einen unter sich hätten, welchen sie als den Stellvertreter Christi betrachteten und ehrten. 2) Wenn jedoch beigesetzt wird: „d. h. als den Nachfolger des h. Petrus", so ist dies wohl nur eigene Deutung des katholischen Berichterstatters; denn dass die Katharer in der That einen bleibenden Primat des Petrus und seiner Nachfolger anerkannt und also auch auf eine ununterbrochene Succession solcher Päpste innerhalb ihrer Sekte Anspruch gemacht haben sollten, ist nicht glaublich.3)

1) Recueil des hist. XIV, 448.

12:

2) Errores Patar. de Bosnia bei Morelli, Codd. Nanniani p. Dicunt se esse ecclesiam Christi et successores apostolorum, habentes de ipsis unum, quem dicunt esse vicarium Christi, id est successorem S. Petri.

3) Ein im Anfange des 14. Jahrh. von der Inquisition in Languedoc verhörter Katharer sagt freilich auch: er habe von einem andern gehört: quod Christus illam potestatem, quam habebat, dimisit Petro apostolo et S. Petrus dimisit successoribus suis apostolicis ;

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