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hungerte und durstete bei bevorstehenden Bedrängnissen; sie wurde mit Schlägen misshandelt; flüchtig und unstät lebte sie von ihrer Hände Arbeit, nicht nach fremdem Gute lüstern, vielmehr das Ihrige gern den Armen Christi mittheilend; sie wurde verflucht und segnete. .Anders dagegen die römische Kirche: sie schwelgt in Reichthum und Üppigkeit; mit Purpur und Byssus angethan, schmaust sie täglich reichlich; sicher und fest sitzend in dieser Welt, arbeitet sie nicht mit ihren Händen, sondern müssigem Wohlleben fröhnend, verzehrt sie die Arbeit anderer, und während sie von dem grossen Haufen gesegnet wird, ist sie es, welche durch ihre Anatheme andere verflucht, gleichwie sie auch ein neuer Beweis ihrer Verwerflichkeit — durch die Segnung des Carroccio's oder Fahnenwagens zu Krieg und Blutvergiessen ermuntert. 1)

Die Kirche Christi lehrte zuerst und taufte nachher, die römische aber beginnt mit der Taufe (bei den neugeborenen Kindern) und lässt die Lehre später folgen. Christus und seine Jünger haben nie den des Glaubens und des Vernunftgebrauches Unfähigen die Taufe ertheilt, die römische Kirche dagegen thut diess. So hat sie auch keine Diakonissen mehr, welche doch nach Pauli Vorschrift) der wahren Kirche nicht fehlen dürfen. Ja selbst die grosse Menge ihrer Mitglieder und ihre weite Verbreitung über den Erdkreis ist ein Beweis, dass sie nicht die wahre Kirche ist; denn diese muss nach Matth. 7, 14 klein und unscheinbar sein. Die Kirche Christi hatte keine Erzbischöfe, Primaten, Cardinäle, Archidiakonen, keine Mönche, Kanoniker, Dominicaner und Minoriten,

1) Moneta erwidert auf diesen Vorwurf: in dem Ritus dieser Segnung sei durchaus nichts enthalten, was als eine Aufforderung zu ungerechtem Kriege und Blutvergiessen gedeutet werden könne; vielmehr werde darin um Frieden gebetet, und wenn es am Schlusse heisse: Befreie uns, o Herr, von den Nachstellungen unserer Feinde," so sei das doch nicht zu tadeln.

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2) 1. Tim. 5, 9.

von welchen Orden jeder seinen eigenen Weg gehen will, während es doch nach dem Ausspruche Christi nur Einen Weg zur Seligkeit gibt.1)

Die römische Kirche, behaupteten die Katharer ferner, ist das Weib der Apokalypse, sitzend auf dem scharlachrothen Thiere, voll Namen der Lästerung und trunken von dem Blute der Heiligen, die grosse Stadt, die das Reich hat über die Könige der Erde; 2) der Antichrist aber ist der Papst. Hier verwickelten sie sich indess in den Widerspruch, dass sie die römische Kirche sowohl in dem Thiere als auch in dem darauf sitzenden Weibe finden wollten, obwohl beide genau von einander unterschieden werden. 3)

Von dem päpstlichen Stuhle sagten sie, er sei schon darum verwerflich, weil er höhern Rang und Gewalt über andere Kirchen habe, da doch die Kirche Gottes nach 1 Petri 2, 13 jeder Creatur unterwürfig sein müsse. Die Päpste, lehrten sie ferner, sind nicht Nachfolger Petri, sondern Constantins, und von diesem oder seinem Zeitgenossen, dem Papste Sylvester, hat die römische Kirche den Anfang genommen. Denn das Reich, welches Julius Cäsar durch Raub und hochmüthige Anmassung an sich gerissen und welches Constantin auf dieselbe gewaltsame Weise überkommen, hat dieser, wie er es besass, dem Papste Sylvester verliehen und ihm zugleich auch die kaiserlichen Insignien, die Krone, den Purpurmantel, den lateranischen Palast und die Herrschaft über die Welt überantwortet. Und so haben alle folgenden Päpste eine ursprünglich auf Gewalt und Ungerechtigkeit gegründete und durch dieselben Mittel fortgepflanzte Herrschaft überkommen. Wie konnte auch Sylvester ein Nachfolger Christi sein, da Christus alle irdische Herrschaft von sich

1) Moneta p. 390-396.

2) Apok. 7, 3. 18.

$) Moneta p. 397.

wies und da er nicht das Gesetz des Moses, nicht den Orden Augustins oder Benedicts, sondern das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigte?

Die römische Kirche selbst war ihrer Succession von Petrus so wenig gewiss, dass sie erst dreihundert Jahre nach seinem Tode eine Nachforschung nach seinen Gebeinen anstellte, um mittels derselben sich den Schein einer Abstammung von ihm zu geben. Petrus aber kam nie nach Rom, wie sich schon aus dem Schweigen des Neuen Testamentes hierüber ergibt, und die Gebeine, die man für die seinigen ausgegeben, waren wohl die eines Heiden, so dass also die römische Kirche eigentlich von einem todten Heiden ihren Ausgang genommen hat.')

An dem Gottesdienste, den Gebräuchen und Institutionen der römischen Kirche ist alles verwerflich und Christi Geiste zuwider. Schon das Erbauen von Kirchen und der Name, den sie diesen Gebäuden gibt, ist verkehrt; die apostolische Kirche hatte keine solchen Gebäude und hätte sich nie einfallen lassen, den Namen, welcher nur der Gemeinde der Heiligen gebührt, auf dergleichen Häuser zu übertragen. Der Gebrauch der Altäre ist schon darum vom Bösen, weil derselbe von dem Gotte des Alten Testamentes angeordnet worden und weil Christus sein Abendmahl auf einem hölzernen Tische einsetzte, die römischen aber ihre Altäre von Steinen errichten. Die Messe, welche die Stelle des Abendmahls Christi vertreten soll, haben die Apostel nie gehalten, und schon der Name ist ein fremder und später willkürlich ersonnener. Die priesterlichen Gewänder sind gleichfalls eine von der Sitte des Herrn abweichende Erfindung. Christus hielt sein Mahl in der Stille und im Verborgenen mit den Jüngern zugekehrtem Antlitz, und er gebot, dass alle davon essen und trinken sollten; bei der römischen Messe dagegen wird die gottesdienstliche Hand

1) Moneta p. 409. 410.

lung öffentlich und mit Geräusch begangen, der Priester kehrt dem Volke den Rücken zu und isst und trinkt häufig allein. Nicht minder verwerflich ist die römische Sitte der Gesänge in der Kirche, die Anwendung des Weihrauchs und die des ungesäuerten Brodes, welches auch im Neuen Testamente bei Opfern zu gebrauchen untersagt ist; denn Marc. 9, 49 heisst es, jedes Opfer solle mit Salz gesalzen werden. 1)

Durch ihre Verehrung von Bildern sind die Römischen offenbare Götzendiener geworden, 2) und indem sie das Kreuz verehren, beten sie die Schmach Christi an; sie bezeichnen auch ihre Stirn mit dieser Schmach, ebenso gottlos als thöricht; denn welcher Mensch würde, wenn sein Vater an einem Galgen aufgehängt worden wäre, den Galgen deshalb ehren und das Zeichen desselben seiner Stirn aufdrücken?3) Darum ist auch, wie die römische Kirche selbst das Thier der Apokalypse ist, das Kreuzeszeichen das dort (13, 16) geweissagte Malzeichen des Thieres, und wir Katharer werden darum verfolgt, weil wir das Mal des Thieres im Kreuze anzubeten uns weigern. Der Grund dieses Abscheues gegen die dem Kreuze erwiesene Ehre lag ohne Zweifel darin, dass sie dem Tode Christi durchaus keine erlösende Kraft und Bedeutung beilegten, sondern nur eine von dem Gotte des Alten Testaments an ihm genommene Rache darin sahen. Ohnehin konnten sie ihrem Systeme gemäss nicht zugeben, dass ein Erzeugniss der satanischen Schöpfung, wie das Holz des Kreuzes, als Werkzeug der Erlösung, d. h. der Befreiung aus den Banden der Materie, gedient habe. Es gab indess auch Katharer, welche den Kreuzestod Christi überhaupt leugneten, da nach ihrer Meinung Christus einen unter seiner Scheingestalt verhüllten Dämon

1) Moneta p. 454-460. Doc. p. 136. 168. 176. 281.

2) Doc. p. 26. 56. 176. 323.

3) Doc. p. 6. 21. 23. 25. 29. 168. 222,

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statt seiner kreuzigen liess. Dieser war es denn auch, der spottend zu dem Schächer sagte: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein, d. h. in dieser Welt, dem Paradiese der Thoren, und von ihm, nicht von Christus, gilt das Wort des Apostels, dass er für uns zum Fluche geworden sei.1)

Die Katharer verwarfen alle Sacramente der katholischen Kirche um so entschiedener, als selbst der Begriff eines Sacramentes, in welchem die Gnade an ein dem Gebiete der Materie entlehntes Zeichen gebunden ist, ihrer gesammten Anschauungsweise widerstrebte. Doch hatten sie einige den katholischen Sacramenten analoge Gebräuche, und Sacchoni zählt vier dergleichen Handlungen auf: die Handauflegung, die Segnung des Brodes, die Busse und die Ordination.2)

Die katholische Taufe war ihrer Behauptung nach nichts anderes und nichts besseres als die Taufe des Johannes; diese aber, welche der Täufer aus Auftrag des Satans und als dessen Werkzeug verrichtete, hatte · nur den Zweck, der seligmachenden Taufe Christi überall hemmend entgegenzutreten.3) Dass nun dennoch der Erlöser sich selbst dieser Wassertaufe unterzog, das geschah, wie sie sagten, theils um keinen Anstoss zu geben, da dieser Gebrauch doch einmal Gunst und Beifall bei den Menschen gefunden hatte, theils damit er bei dieser Gelegenheit, aus seiner bisherigen Verborgenheit hervortretend, durch das Zeugniss des Johannes und des h. Geistes den Menschen offenbar würde; denn der Satan selber hatte nach Joh. 1, 33 dem Täufer das Herabkommen des Geistes als das Zeichen, an welchem er die Person Christi erkennen werde, vorherverkündigt.4)

1) Gal. 3, 13. Moneta p. 461. Disput. inter Cath. et Paterinum p. 1748.

2) Vgl. Doc. p. 294. Salvus Burce (Doc. p. 82) zählt nur zwei, die Handauflegung und die Segnung des Brodes.

3) Doc. p. 20. 25. 31.

4) Moneta p. 278. 279. Doc. p. 90.

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