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Vermischung der Geschlechter und das dadurch Erzeugte, und in dem Wahne, dass alles Fleisch desshalb unrein sei und den Geniessenden beflecke. 1) Dazu kam, dass ihnen diese Enthaltung als ein wesentliches Stück der von jeder himmlischen Seele hier auf Erden zu leistenden Busse galt, daher sie sich auch auf ein besonders übernommenes Gelübde beriefen.")

Eine allen Katharern gemeinsame Lehre war auch dieses, dass sie keine Thiere tödten dürften.3) Dieses hing zusammen mit ihrer Lehre von der Seelenwanderung. Sie glaubten nämlich, die Seelen der gefallenen Geister müssten so lange von einem Körper in den andern wandern, bis sie endlich in den Leib eines Bonus christianus kämen, wo sie durch ihr Sacrament der Handauflegung von aller Schuld frei und beim Tode in das Paradies aufgenommen würden.4) Wenn die Geister, lehrten sie, aus den entseelten Leichnamen entfliehen, werden sie von den Dämonen der Luft so gepeinigt, dass sie sich sehnen, in irgend einem Körper Schutz zu finden.5) So fahren denn solche Geister auch. in Thiere hinein, und manche wollten sich ganz genau erinnern, dass sie früher in einer Rosshaut gesteckt. Sie wussten sogar zu erzählen, dass sie als Pferde an einem gewissen Orte ein Hufeisen verloren hätten; die neugierigen Gläubigen suchten an dem bezeichneten Orte und

1) Doc. p. 162. 206; vgl. p. 152.

Doc. p. 41.

2) Bonacursius 1. c. p. 583. Moneta p. 138. 3) Non occidebant aliquod animal gradiens super terram nec volans in aëre, habens sanguinem, nisi mures, serpentes, bufones, ranas, lacertos et talia animalia, quae ipse vocabat legeza vel immunditias. Doc. p. 181. 248. Pisces poterant occidere, quia in piscibus non incorporantur dicti spiritus, quia non concipiuntur vel generantur in ventre matris, sed generantur ex aqua. Doc. p. 152. Vgl. Doc. p. 5. 146. 217. 236. 323.

4) Doc. p. 4. 40. 152. 156. 175. 188. 207. 235. 267.
5) Doc. p. 207. 216. 247.

fanden dort wirklich ein verrostetes Hufeisen. Diese Erzählung kehrt in den Aussagen der Katharer oftmals wieder.1) Manche glaubten, wenigstens schon durch hundert Körper gewandert zu sein.) Von Paulus wussten sie zu erzählen, dass er durch dreizehn, nach anderen durch zweiunddreissig Leiber gewandert sei, bevor er von Gottes Gnade erreicht wurde. 3) Diejenigen aber, welche vor ihrem Tode das Consolamentum empfingen, kamen sogleich in den Himmel, und zwar in den siebenten Himmel, so dass sie nach ihrem Tode sieben Tage brauchten, bis sie an den Ort ihrer Bestimmung gelangten, da sie immer je einen Tag verwenden mussten, um einen niederen Himmel zu durchwandern.4) Andere glaubten dagegen, nur diejenigen kämen unmittelbar in den Himmel, welche das Consolamentum von ihrem höchsten Vorsteher (Papa) empfingen, während die anderen noch drei Tage lang ein Fegfeuer durchzumachen hätten.") Wieder andere glaubten, die Seelen der Geretteten kämen überhaupt nicht unmittelbar in den Himmel, sondern zunächst in ein irdisches Paradies, wo sie bleiben müssten bis zum letzten Gerichte; dann erst würden sie in den eigentlichen Himmel aufgenommen werden; dann werde auch erst die Hölle ihren Anfang nehmen, nämlich die in Finsterniss gehüllte Erde.")

Den Eid erklärten sie für sündhaft in jedem Falle, mit Berufung auf die bekannten Stellen des N. T., wiewohl sie das Verbot des Schwörens nicht erst, wie die Valdesier thaten, von Christus ableiteten, sondern das Schwören für etwas an und für sich Sündhaftes, wie

1) Doc. p. 153. 175. 207. 217.

2) Doc. p. 32.

3) Doc. p. 32. 207. 215.

4) Doc. p. 157.

5) Doc. p. 194.

6) Doc. p. 179. 181. 183. 187; s. o. S. 170.

Mord und Ehebruch, erklärten. 1) Wie sie schon dadurch gegen die bürgerliche Ordnung in einen feindseligen Gegensatz traten, so geschah dies noch mehr durch ihre Lehre, dass weltliche Obrigkeit und Gerichtsbarkeit unter wahren Gläubigen nicht zulässig und eine fremde, nicht von dem guten Gotte herrührende Erfindung sei, und dass demnach die Glieder der wahren Kirche zu keinem Gehorsam gegen weltliche Fürsten und Richter verpflichtet seien.) Sie beriefen sich dabei darauf, dass der Herr ausdrücklich geboten, es sollten bei den Seinigen nicht, wie bei den Heiden, Fürsten und Könige herrschen,3) und dass Paulus von seinem und der Gläubigen Kampfe gegen die Fürsten und Mächte rede, ) die also nicht Diener Gottes sein könnten. Hielt man ihnen den Ausspruch Pauli entgegen, dass die Obrigkeit eine Dienerin Gottes sei,) so erwiderten sie, der Apostel rede hier von den geistlichen Machthabern, den Vorstehern der Kirche, und von dem Schwerte des Geistes, welches das Wort Gottes sei. In derselben Weise beseitigten sie den Ausspruch Petri von der Unterwerfung unter den König,6) indem sie zugleich anführten, es sei nicht denkbar, dass die Apostel die Christen zur Unterwerfung unter die weltlichen Fürsten und Obrigkeiten jener Zeit, die alle ungläubig und Verfolger der Kirche gewesen seien, hätten ermahnen wollen.") Freilich mussten die Katharer schon darum der weltlichen Obrigkeit alle höhere Berechtigung absprechen, weil von allen damals bestehenden Gewalten keine zu ihrer Sekte gehörte, alle Fürsten und Gewalthaber also von Satans Geschlecht waren, solche aber

1) Moneta p. 470. Doc. p. 3. 83. 167. 323.

2) Doc. p. 69. 75. 323.

3) Matth. 20, 26.

4) Eph. 6, 12.

5) Röm. 13, 4.

6) 1. Petr. 2, 13.

7) Moneta p. 523-539.

über die Kinder Gottes nie eine rechtmässige, auf göttlicher Vollmacht ruhende Autorität besitzen konnten.

Daraus ergab sich von selbst die Verwerfung aller richterlichen Strafurtheile, aller körperlichen Strafen und namentlich der Todesstrafe. 1) Überhaupt, lehrten sie, sei es nicht erlaubt, Gewalt mit Gewalt abzuwehren, und also auch alles Kriegführen verdammlich. Hier bedienten sie sich natürlich der Schriftstellen, in welchen Liebe der Feinde, geduldiges Tragen der Unbilden geboten oder empfohlen wird, und zu Moneta's Zeit, als die Päpste in den grossen Kampf mit Friedrich II. verwickelt waren, machten sie es denselben zum Vorwurf, dass sie nicht, nach Christi Vorschrift, von einer Stadt in die andere flöhen, sondern dem Kaiser Widerstand leisteten und andere zu gewaffneter Hülfe gegen ihn aufgerufen hätten.o) Sonst machten sie gegen die Anwendung der Todesstrafe auch solche allgemeine Gründe geltend, wie sie in neuerer Zeit vielfach vorgebracht werden, z. B. dass jede Strafe nur Besserung des Schuldigen bezwecken könne, die doch durch dessen Tödtung nicht erreicht werde.

Indem die Katharer der weltlichen Gewalt und Autorität jede höhere Berechtigung absprachen und sich und ihre Anhänger von aller Pflicht des bürgerlichen Gehorsams entbanden, sprachen sie ihren Hass, ihren Abscheu gegen die katholische Kirche, die unbedingte Verdammung fast aller ihrer Lehren und Institutionen noch unumwundener aus. Gleich den Paulicianern im Orient nannten sie die Katholiken die Römischen und die Kirche, die als die Kirche der Gottlosen der Gemeinde der Heiligen, der der Katharer nämlich, feindlich gegenüberstehe, die Römische. Was die Manichäer schon zu Augustins Zeiten behauptet hatten, dass die katholische Kirche nicht die wahre sein könne, weil ihre Früchte

1) Moneta p. 513.

2) Doc. p. 40. 199. 200. 287.

schlecht seien, ein guter Baum aber keine schlechte Frucht trage, das machten auch sie bei jeder Gelegenheit geltend. Sind doch, sagten sie, wenigstens zehn Theile der römischen Kirche schlecht; sie muss also vielmehr die Kirche Satans, als die Kirche Gottes heissen. Und wie ihre Werke, so muss auch ihr Glaube beschaffen sein; denn wer die Werke Christi nicht thut, der kann nach Joh. 14, 12 auch den Glauben Christi nicht haben.

Die römischen Priester bürden jetzt, wie ehedem die Pharisäer, deren Nachfolger sie sind, den Menschen schwere Lasten auf, welche sie selbst mit keinem Finger anrühren, und gleich jenen verschliessen sie den Menschen den Eingang in die wahre Kirche (der Katharer) und gehen selbst nicht hinein. Wie die Pharisäer, die Väter der heutigen Priester, die Grabmäler der Propheten bauten und schmückten und zugleich die Apostel tödteten und die erste Kirche verfolgten, so machen es nun die Erben ihres Geistes und Standes, die römischen Geistlichen: sie schmücken die Gräber der Apostel und zugleich machen sie das Maass ihrer Väter voll, indem sie die Kirche der Apostel verfolgen und morden. Was die römische Kirche etwa Gutes thut, das thut sie nur, um von den Menschen gesehen zu werden: sie schmückt die Altäre nicht hinten, wo niemand sie betrachtet, sondern vorn und an den Seiten; sie bedient sich langer Gebete, um das Gut der Wittwen und die Zehnten zu erlangen; sie fordert die Erstlinge der Früchte und Thiere; kurz, sie thut gerade das, was Christus an den Pharisäern und Schriftgelehrten rügt.

Die wahre Kirche muss in dieser Welt Verfolgung dulden, nicht verhängen; sie muss von der Welt verachtet und gelästert werden und allenthalben auf Widerspruch stossen, während die römische Kirche, nicht verfolgt, sondern verfolgend, überall geehrt und gepriesen, durchaus der Gunst der Welt sich erfreut und die heilige, die katholische genannt wird. Die Kirche Christi

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