Obrazy na stronie
PDF
ePub

Apokalypse (14, 4) erklärt, nur jene, welche die Virginität bewahrt haben, Christus überallhin nachfolgen. Paulus sagt ferner, der Verheirathete sei getheilt und sorge nur für das Weltliche und wie er der Frau gefalle; ein Glied der wahren Kirche aber darf nicht getheilt sein, und wer für das Weltliche sorgt, der hat die Liebe Gottes nicht. Darum verlangt er auch, dass die, welche Frauen haben, sich so verhalten sollen, als ob sie keine hätten, 1) und überhaupt sind alle seine Ermahnungen zur Keuschheit, seine Drohungen, dass, wer im Fleische säe, vom Fleische ernten werde, 2) eben so viele Verbote der Ehe, in welcher es keine Keuschheit, sondern nur Unzucht und Unreinigkeit gibt, weshalb auch das allgemeine Verbot: Du sollst nicht Unzucht treiben, eben so gut gegen den Ehestand, als gegen eine aussereheliche Verbindung gerichtet ist. Wäre die Ehe etwas Gutes, so müsste auch die Frucht derselben gut sein; nun aber sind, nach dem Ausspruche des Apostels, alle Kinder, weil aus der Sünde geboren, Söhne des Zornes, 3) folglich muss auch die Ehe, als der Baum, der diese bösen Früchte trägt, vom Bösen sein. Wären die in der Ehe Lebenden Kinder Gottes, so müssten sie vielmehr auch wieder Kinder Gottes zeugen.4) In dem apokryphischen Evangelium Johannis werden demnach Christus die Worte beigelegt: „Die Schüler des Johannes freien und lassen sich freien, die meinigen aber sind wie die Engel im Himmel." 5) Die Schwierigkeit,

1) 1. Kor. 7, 33. 29.

2) Gal. 6, 8.

3) Eph. 2, 3.

*) Bonacursius bei Mansi p. 582. 583.

Alanus adv. haeret. et Wald. ed. Masson p. 145. Disput. inter Cath. et Pater. p. 1712. Steph. de Borbone bei d'Argentré, Collectio I, p. 552. Moneta p. 325-329. Vor dem Glaubensgerichte befragt, erklärten die Katharer immer, dass die Ehe nicht von Gott eingesetzt, dass sie ein Stand der Sünde sei und dass niemand, der in der Ehe lebe, selig werden könne. Liber inquis. Tolosan, bei Limborch, Hist. inquis. p. 37. 92.

5) Doc. p. 91.

die für sie in den Worten Pauli lag: „Der Unzucht wegen lebe jeglicher mit seinem Weibe," 1) begegneten sie auf verschiedene Weise: Die Dualisten sagten, der Apostel rede da von der geistigen Ehe und verstehe unter der Gattin die Kirche, ausserhalb welcher nur geistige Unzucht getrieben werde. 2) Zur Bestätigung dieser Deutung führten sie an, dass der Apostel von einem Bischofe verlange, er solle Eines Weibes Mann sein; dies, meinten sie, könne nicht von fleischlicher Ehe verstanden werden, da Bischöfe nicht heiratheten, also sei unter der Einen Gattin des Bischofs seine Kirche gemeint. 3) Ebenso behaup

teten sie, in der Stelle, wo Paulus von Irrlehrern redet, welche die Ehe verdammten und Enthaltung von Speisen geböten, 4) meine er die „Römischen", welche den Menschen die geistige Ehe, nämlich den Eintritt in die wahre Kirche (der Katharer), und den Genuss geistiger Speise, d. h. das Anhören der Lehre der Katharer untersagten Demnach behaupteten sie auch, die Aufforderung zur Erfüllung der ehelichen Pflicht 5) gelte von der geistigen Verpflichtung der Vorsteher gegen ihre Kirchen und dieser gegen jene; in den Worten von dem gläubigen Weibe und dem ungläubigen Manne) beziehe sich das fidelis und infidelis nicht auf den Glauben, sondern auf die Treue und sei unter dem vir infidelis ein Vorsteher gemeint, der seine Kirche nicht mit der gehörigen Treue und Sorgfalt verwalte; durch den Ausspruch Christi: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht scheiden,"7) werde die Trennung eines Prälaten von der ihm anvertrauten Kirche untersagt, und von diesem heisse es dann auch, dass er

1) 1. Kor. 7, 2.

2) Doc. p. 54. 55.

3) 1. Tim. 3, 2. Doc. p. 57.

4) 1. Tim. 4, 3.

5) 1. Kor. 7, 3.

) 1. Kor. 7, 13.

7) Matth. 19, 6.

Dollinger, Geschichte der Sekten.

12

durch Entlassung seines Weibes sie der Unzucht preisgebe, 1) weil eine von ihrem Hirten verlassene Gemeinde durch Annahme falscher Lehre oder durch eingeschlichene Missbräuche leicht in geistige Unzucht verfalle.

Die Monarchianer dagegen gaben zu, dass Paulus von der fleischlichen Ehe rede, meinten aber, seine Worte gälten nur den noch ausserhalb der Kirche Befindlichen, den bloss Glaubenden, welche die Handauflegung noch nicht empfangen hätten; diesen sehe er die Ehe nach, weil Unzucht in dieser oder einer andern Gestalt bei ihnen unvermeidlich sei. 2) Wenn er aber die Gatten zur Leistung der ehelichen Pflicht ermahne, 3) so verstehe er darunter die Fürsorge für Kleider und Nahrung, die der Mann dem Weibe und dieses ihm schuldig sei, und wenn er das Heirathen für etwas Unsündliches erkläre, 4) so meine er damit nur, dass die, welche noch nicht in die Kirche eingetreten, durch ihre Verheirathung insofern nicht sündigten, als ihnen, so lange sie der Kirche noch ferne gestanden, auch das Gesetz, das die Ehe als Unzucht verbiete, noch nicht verkündigt gewesen sei.

Dass sämmtliche Katharer die künftige Auferstehung der Leiber verwarfen, ist schon bemerkt worden. 5) Es war dies eine notwendige Folge ihres ganzen Systems. Der Leib, der, einer fremden, feindlichen Schöpfung angehörig, nur als vorübergehender Kerker der Seele, als Werkzeug des Satan diente, durfte nicht wieder mit der Seele vereinigt und dadurch belebt werden. Bei den Dualisten kam noch der Wahn hinzu, dass die Seelen schon ihre bestimmten Leiber in der höhern Welt hätten, von denen sie nur durch den Sündenfall getrennt seien und die der Wiedervereinigung mit ihnen

1) Matth. 5, 32.

2) Moneta p. 330-340.

3) 1. Kor. 7, 3.

4) 1. Kor. 7, 18.

5) Vgl. Doc. p. 31. 65. 83. 197. 267.

"

harrten. Diese bezogen daher auch alles Gute, was in der h. Schrift von dem menschlichen Körper gesagt wird: dass er bestimmt sei, ein Tempel des h. Geistes zu werden u. s. w., auf jene im Himmel zurückgebliebenen überirdischen Leiber. Zur Bestätigung diente ihnen die Stelle: Er wird umbilden (reformabit) den Leib unserer Niedrigkeit“; 1) daraus folge, sagten sie, dass wir Leiber im Himmel hätten, welche einmal schön gewesen, aber nach der Entweichung ihrer Seelen entstellt dort zurückgeblieben seien. Die Dualisten sowohl als die Monarchianer hatten aber noch andere Gründe, sich gegen die Auferstehungslehre zu erklären: da die Seelen wie die Engel im Himmel seien und Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht besitzen sollten, 2) so dürfe der irdische Leib auch nicht wieder erstehen. Sie behaupteten, die Elementartheile, aus denen der menschliche Körper bestehe, kehrten nach dem Tode aufgelöst zu ihren Principien, den vier Elementen zurück; nun aber würden am Ende der jetzigen Weltordnung die Elemente durch die Glut des Feuers verzehrt werden,3) also sei eine Auferstehung der Körper, deren Grundstoff dann nicht mehr vorhanden sei, unmöglich. Die katholische Behauptung, dass der Körper, wie er zu den guten und bösen Thaten des Geistes in diesem Leben mitwirke, so auch an dessen Strafe oder Belohnung im künftigen Leben Theil nehmen müsse, verwarfen sie; der Leib sei nur das willenlose Werkzeug der Seele, und wie nur der Künstler, nicht aber sein Werkzeug belohnt werde, so könne auch nur der Seele ein Lohn zu Theil werden. Desiderius, einer ihrer vornehmsten Lehrer in Italien, berief sich auf den Römerbrief: 4) daraus, dass der Apostel das Dasein eines

1) Phil. 3, 21.

2) Matth. 22, 30; 1. Kor. 15, 50.

*) 2. Petri 3, 12.

4) Röm. 7, 18. 19. 22. 23.

[ocr errors]

dem Gesetze seines Geistes widerstreitenden Sündengesetzes in seinen Gliedern bezeuge, folge, dass der Körper, seiner Natur als Erzeugniss des Satan gemäss, für sich immer nur zum Bösen treibe, zum Guten aber nie willig, sondern stets nur gezwungen mitwirke, also auch einer Theilnahme an der Seligkeit als Belohnung weder fähig noch würdig sei.

Die Dualisten bedienten sich nebstdem noch besonders der Stelle, wo der Apostel den Gläubigen, nach Auflösung der jetzigen irdischen Hütte, eine ewige, nicht mit Händen gemachte Wohnung in den Himmeln verheisst, 1) womit er deutlich auf den himmlischen Leib, der mit dem jetzigen irdischen gar nichts gemein habe, hinweise; die Monarchianer dagegen, welche den Tod für eine blosse Scheidung der Seele, d. h. des inneren, geistigen Leibes von dem äusseren, grob-materiellen hielten, bezogen alle biblischen Stellen, welche von der Auferstehung eines spirituellen Leibes reden, auf diese Befreiung der Seele aus der umhüllenden Rinde des sichtbaren Körpers.2)

Den Genuss des Fleisches und überhaupt der von Thieren herrührenden Nahrungsmittel betrachteten alle Katharer als verwerflich; 3) dagegen gestatteten sie, hierin den alten Manichäern ungleich, das Weintrinken.") Darum, sagten sie, habe Christus das Volk bloss mit Brod und Fischen gespeiset, darum sage Paulus, es sei gut, kein Fleisch zu essen, 5) und hätten die Apostel den Gläubigen verboten, von Blut und Ersticktem zu essen. Sie nahmen nämlich das Wort „Blut" im weitesten Sinne für alles durch Blut Belebte. Der Hauptgrund lag aber in ihrem Abscheu gegen die durch den Satan eingeführte

1) 2. Kor. 5, 1.

2) Moneta p. 346-356.

3) Doc. p. 4. 18. 21. 36. 41. 295. 323.

4) Doc. p. 19. 206. 246.

5) Röm. 14, 21.

« PoprzedniaDalej »