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mus wichen sie hinsichtlich der Persönlichkeit Christi und des h. Geistes weit von einander ab. Den Dualisten galten beide nur als Geschöpfe, als Engel, wie sie denn überhaupt, ausser den beiden Göttern, nur Eine Gattung intelligenter Wesen, nämlich Engel, anerkannten. Wenn sie nun dennoch sich der Formel bedienten: Lasst uns anbeten den Vater, den Sohn und den h. Geist, so thaten sie dies wohl, theils weil es ihnen, die bereits dem Glauben an die Einheit und Einzigkeit des göttlichen Wesens entsagt hatten, unbedenklich vorkommen mochte, die zwei erhabensten Geschöpfe in Bezug auf Anbetung der Gottheit, welcher sie ohnehin, gleich den übrigen Geistern, wesenverwandt sein sollten, gleich oder nahe zu stellen, theils auch, weil sie, um die Katholiken leichter zu gewinnen, den Schein, als ob auch sie eine göttliche Trinität glaubten und verehrten, beibehalten wollten. Das Einssein der drei Personen bezogen sie übrigens auf die Einheit des Willens. Die Monarchianer dagegen scheinen anfänglich auch in diesem Punkte die bogomilische Lehre bewahrt zu haben, dass der Vater nur vorübergehend zum Zwecke der Erlösung durch Emanation den Sohn, dieser auf gleiche Weise den Geist gezeugt habe, und dass beide nach Vollendung des ganzen Erlösungsprozesses in den Vater wieder zurückkehren, die Trias sich also wieder zur Einheit zusammenziehen werde. 1) Zu Moneta's Zeit aber hatte die Arianische Theorie bei den Concoreggiern die Oberhand gewonnen, der Sohn sei zwar göttlichen Wesens, doch geringer als der Vater und grösser als der h. Geist. Auch weiss das apokryphische Evangelium des Johannes von keiner Rückkehr des Sohnes in den Vater, sondern vielmehr von einem ewigen Herrschen des Sohnes, der zur Rechten des Vaters sitzt. 2)

1) Doc. p. 185. 211. Des letzteren Lehrpunktes gedenkt Gregorius, von dessen Schrift gegen die Pateriner Muratori, Antiquit. med. aev. V, 150 ein Fragment mitgetheilt hat.

2) bei Thilo I, 896.

Nicht minder wichtig war der Widerspruch zwischen beiden Parteien hinsichtlich des Ursprungs und der Natur der Menschenseelen. Eine Grundidee der neu-gnostischen Lehre ist eigentlich die Leugnung des menschlichen Geschlechtes als einer eigenen Gattung geschaffener Wesen: die Menschen sind nur verhüllte, in das Gefängniss der fremdartigen Materie gebannte Engel, und der ganze Verlauf der Geschichte ist nur der Prozess der Reinigung und Ablösung von den Banden der Materie und die Zurückführung zu der ursprünglichen, rein englischen Existenz. Auch die Bösen gehören nach der dualistischen Lehre zum Geschlechte der Engel, der Dämonen nämlich. Bei den Concoreggiern ist die Leugnung der eigentlich menschlichen Natur gleichfalls vorwaltend, aber mit dem Unterschiede, dass hier alle Seelen durch successive Zeugung und Wesensmittheilung von Einem Engel, dem Geiste Adams, ausgeflossen sein sollten, und dass ein Theil derselben, welcher nicht zur Busse und Tröstung gelangte, der Verdammniss anheimfallen sollte, während nach der dualistischen Lehre alle Engelseelen unfehlbar wieder der ursprünglichen Seligkeit theilhaft werden. Dabei nahmen sie zwar nicht, wie die Dualisten, eine allgemeine Wanderung der Engelseelen durch eine Reihe von Körpern, aber doch eine solche in einzelnen Fällen, namentlich bei einigen vor Christus gestorbenen an. Dies war übrigens der Punkt, wo die sonst mit den Concoreggiern einverstandenen Bagnoleser sich von denselben trennten und den Albanesern anschlossen; sie lehrten nämlich, dass Gott alle Seelen schon vor der Bildung dieser Welt hervorgebracht und dass sie schon damals (im Pleroma) gesündigt hätten. Darin aber scheinen sie wieder den Concoreggiern beigepflichtet zu haben, dass sie doch einen Theil dieser Seelen, die nämlich ohne Busse und Tröstung sterben, verloren gehen liessen. 1)

1) Rainer p. 1774. Bestätigt wird diess durch die bei Mamachi

Von den Albanesern hatte sich um das Jahr 1230 die Sekte des Johann de Lugio, Paterinischen Bischofs zu Bergamo, abgesondert. Dieser lehrte, dass die guten sowohl als die bösen Geschöpfe gleich ewig mit den beiden Schöpfern seien, und hier nur eine Priorität der Ursache, wie bei der Sonne und den Strahlen stattfinde, daher auch diese niedere Welt, wie sie keinen Anfang gehabt, so kein Ende haben werde. Die Geschöpfe des guten Gottes sind aber nicht allein durch diesen hervorgebracht und daher auch nicht vollkommen gut; auch der Böse hat seinen Antheil daran, er hat durch seinen Widerstand die Absicht des guten Gottes gehemmt und den Geschöpfen desselben die Möglichkeit des Sündigens eingepflanzt. Diese Labilität hatte auch Christus, sie wurde aber bei ihm nicht zur That. Alle übrigen Geschöpfe des guten Gottes aber haben, durch Täuschung verleitet, wirklich in der höhern Welt gesündigt und sind deshalb mit Zurücklassung ihrer entseelten himmlischen Leiber in diese niedere Welt herabgestossen worden, wo sie von einem Körper in den andern wandern, zuletzt aber alle von jeglicher Schuld und Strafe frei werden. Aber das Bemerkenswertheste in dem Lehrbegriffe dieser Partei ist dies, dass sie, theils um die Widersprüche, in welche die ganze oder theilweise Verwerfung des A. T. verwickelte, zu vermeiden, theils auch, um den Gegensatz des Satanischen Reiches der Materie und des ihr innewohnenden Bösen gegen die höhere Weltordnung recht rein zu erhalten, zwar die ganze heilige Schrift annahm, aber den gesammten historischen Inhalt derselben, Christus zum Theil mitbegriffen, in jene höhere Welt verlegte: dort lebten und sündigten die Patriarchen und Propheten;

a. a. O. gedruckten Florentiner Inquisitions-Protokolle. Die Pateriner zu Florenz waren Bagnoleser; einer von ihnen, Andreas Ugolini, erklärte p. 156: Christus sei nur gekommen, die vom Himmel herabgestiegenen Brüder zu erretten, aber auch diese würden nur selig, wenn sie Busse thäten.

dort gab der gute Gott das mosaische Gesetz und wurden die Opfer für die Sünden des Volkes dargebracht, dort wirkte Christus seine Wunder, dort litt und erstand er. 1)

Zwölftes Kapitel.

Die Lehre der Katharer.

3. Gemeinschaftliche Lehre.

Ein Hauptpunkt in dem Systeme aller Katharer war die Verwerfung der Ehe.) Gleich den Körpern selbst, so ist insbesondere die Unterscheidung der Geschlechtstheile und die Vermischung der Geschlechter ein Werk des bösen Gottes oder des Satan und daher verdammlich; darum hat Christus schon das Anschauen eines Weibes mit Begierde, was doch jeder Ehemann thut, für Sünde erklärt; 3) darum sagt er, dass man um seinetwillen auch die Gattin verlassen solle, um dann hundertfältigen Lohn zu empfangen, dass jener, der ein Weib genommen, nicht zum Gastmahle des Herrn habe kommen können, und dass er gekommen sei, die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter zu trennen, d. h. der Ehe ein Ende zu machen. 4) Denn nur den freiwilligen Eunuchen gehöre nach seinem Ausspruche das Himmelreich, und wenn er hinzugesetzt: „Nicht alle fassen dieses Wort", 5), so habe er eben unter denen, die es nicht fassen, die Pharisäer, die Ungläubigen überhaupt verstanden, während seine Jünger aus seinen Worten den richtigen Schluss gezogen, dass es nicht gut sei zu heirathen.) Wie sehr Christus diese absolute Unverträglichkeit der ehelichen Verbindung mit

1) Rainer p. 1769-1773.

2) Doc. 18. 21. 23. 25. 28. 40. 156. 227. 229. 234. 239. 323. 375. 3) Doc. p. 56.

4) Matth. 5, 28; 19,9; Luc. 14, 20; Matth. 10, 35. Doc. p. 281.

5) Matth. 19, 11.

6) Doc. p. 91.

der Berufung zum Himmelreiche einschärfte, das zeigt sich auch in jenem Ausspruche, wo er die Kinder dieser Welt, welche heirathen und verheirathet werden, depen entgegensetzt, welche, jener Welt würdig befunden, weder heirathen noch verheirathet werden. 1) Daher wird denn auch fleischliche Zeugung und Geburt, als etwas Gott Fremdes und Widerwärtiges, mit der Geburt aus Gott in Gegensatz gebracht. 2) Die Worte Christi: „Wer seine Frau entlässt, es sei denn um der Unzucht willen, der bricht die Ehe", 3) erklärten sie: „es sei denn, um die Unzucht (worunter sie jede eheliche Beiwohnung verstanden) mit ihr zu meiden." Nach einer andern Erklärung sollte Christus sich den Meinungen der Pharisäer, mit denen er über Ehe und Ehescheidung sprach, accommodirt haben.

Die Erklärung der Katholiken, dass Christus nur das begehrliche Anschauen eines fremden Weibes für Ehebruch erklärt habe, liessen sie durchaus nicht gelten; der Herr habe ganz allgemein von jedem Weibe geredet und demnach allerdings auch das Begehren der eigenen Gattin als einen Act der Unzucht bezeichnet. 1)

Dieselbe Lehre, so behaupteten die Katharer, trägt Paulus vor: wenn er sagt, es sei dem Manne gut, ein Weib nicht zu berühren, so ist offenbar die Berührung irgend eines Weibes, auch der Gattin, etwas Böses, und wenn er will, dass alle seien wie er, 5) so schliesst er niemanden von der Pflicht aus, sich gleich ihm der Ehe zu enthalten. Darum sollen, seinem Ausspruche zufolge, die Männer ihre Frauen lieben, wie Christus seine Kirche liebt, 6) d. h. ohne alle Beimischung von Sinnlichkeit, mit brüderlicher Liebe, und können, wie Johannes in der

1) Luk. 20, 34. Moneta p. 326. Doc. p. 91.

2) Joh. 1, 12.

3) Matth. 19, 9.

4) Doc. p. 56.

3) 1. Kor. 7, 1. 7. Doc. p. 281.

6) Eph. 5, 25. Doc. p. 281,

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