Aposteln die Handauflegung empfangen und seien dergestalt zur Seligkeit gelangt. In der Zeit vor Christus konnte überhaupt niemand selig werden; es gab keine Kirche und kein Mittel des Heiles; wer zum Heile gelangen sollte, musste noch einmal nach der Erscheinung Christi in einen menschlichen Körper einkehren, um durch Busse und Handauflegung sich für den Himmel zu befähigen.) Solche Erstandene, die nur, um durch Empfang der Händeauflegung Busse zu thun, wieder auf Erden erschienen, waren ausser jenen, welche bei der Kreuzigung Christi aus den Gräbern hervorkamen, die 500 Brüder, deren Paulus gedenkt, 2) und zwar befanden sich unter diesen die Seelen der Propheten, die dieser Gnade theilhaft wurden, weil sie doch einiges Gute von Christus gesagt hatten, so wie Abel, Abraham, Isaak, Jakob und einige andere. Da erschien, vom himmlischen Vater gesandt, der Sohn, der zwar kein Geschöpf, sondern wie auch der h. Geist, Gott von Natur, aber doch geringer als der Vater ist, 3) den Menschen die Augen zu öffnen über ihr wahres Verhältniss zu dem aus ihrem Bewusstsein entschwundenen Gotte und über ihre Gefangenschaft in den Schlingen des Satans.4) Vor ihm her sandte der Vater seinen Engel, die Maria, ihn in sich aufzunehmen, und so ging Christus, der einen geistigen, aus höherem Stoffe gebildeten Leib mit herabgebracht, durch das Ohr des in weiblicher Gestalt sichtbaren Engels ein und aus.5) So lehrten die Bagnoleser, seitdem einer ihrer Bischöfe in Italien, Desiderius, mit Aufgebung seiner früheren 1) Doc. p. 276. 2) 1. Kor. 15, 6. Moneta p. 218. 3) Viele Monarchianer hielten den Erlöser Christus nicht für ein Wesen göttlicher Natur, sondern für einen blossen Engel. Doc. p. 277. 4) Doc. p. 89. 5) Doc. p. 90. Meinung diese Ansicht unter ihnen eingeführt, und mit ihnen stimmte Nazarius, Bischof der Concoreggier, überein, der diese Lehre von dem Bischofe der bulgarischen Kirche der Katharer empfangen zu haben behauptete.1) Dagegen lehrte die Mehrzahl der Concoreggier: Maria sei ein wahres, jedoch ohne männlichen Samen von einem andern Weibe geborenes Weib gewesen, Christus habe wirklich einen menschlichen Leib von ihr angenommen, sei wahrhaft gekreuzigt worden und auferstanden, habe jedoch bei der Himmelfahrt diesen Leib im Lufthimmel abgelegt, werde ihn beim grossen Gerichte wieder annehmen, dann aber werde derselbe durch Verwesung in die Masse der Materie zurückkehren. 2) Dadurch war immer so viel gewonnen, dass das Fleisch Christi nicht von der Masse des durch Satan gebildeten Fleisches der Söhne Adams war. Zu jener Sekte von Monarchianern, welche Maria für einen Engel hielten, gehörte Petrus Ugolino aus Civitella, der im J. 1245 vor dem Glaubensrichter Ruggieri zu Florenz erklärte: Die selige Jungfrau habe ihren Leib vom Himmel herabgebracht und wieder mit dahin zurückgenommen, und derselbe sei nicht von der Substanz des menschlichen Leibes gewesen.3) 1) Rainer 1. c. p. 1774. 2) Rainer 1. c. p. 1774. Moneta 1. c. 248. 3) S. die Appendix monum. zu Mamachii Annales Ord. Praedicatorum, p. 156. Über Jesus und Maria herrschten unter den Concoreggiern sehr verschiedene Ansichten. Vgl. Doc. p. 277. 278. Eine ganz eigenthümliche Theorie über Jesus, Maria und Johannes den Evangelisten hatte die monarchianische Sekte der Archiller; Doc. p. 277. Bei einigen herrschte auch der Glaube, Christus sei nicht von Natur Sohn Gottes gewesen, sondern durch Adoption geworden. Um nämlich die Seelen in den menschlichen Körpern, welche ihren himmlischen Ursprung vergessen hatten, wieder an ihre Bestimmung zu erinnern und sie zu Gott zurückzuführen, sollte ein Engel auf die Erde gesandt werden, der viel, unendlich viel leiden müsste. In einem Buche waren alle diese Leiden aufgezeichnet. Derjenige Engel, welcher alles dieses auf sich nehmen und tragen würde, sollte Gottes Wenn es also in der Schrift heisst, dass Christus dem Fleische nach aus dem Samen Davids sei,1) so musste hier ein anderer überweltlicher David mit einem himmlischen Leibe verstanden werden. Die Annahme eines himmlischen, von dem in den historischen Büchern des A. T. erwähnten verschiedenen David sollte gerechtfertigt werden durch Berufung auf den Ausspruch: er habe den Willen Gottes erfüllt; 2) das könne sich nicht auf den historischen David beziehen, welcher Mord und Ehebruch begangen habe, müsse also von einem himmlischen David gelten,3) von welchem auch, nach der Behauptung der Dualisten, die seinen Namen führenden Psalmen herrührten. Eben so wenig könnten von dem historischen David die Worte des Engels gelten: Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben," 4) da Christus jenen irdischen Königsthron nie bestiegen habe. Die Valentinianische Idee der Syzygien oder einer geschlechtlichen Verbindung männlicher und weiblicher Engel muss auch bei den Katharern Eingang gefunden haben; die Worte im Geschlechtsregister bei Matthäus: „David zeugte den Salomon von dem Weibe des Urias," meinten sie, bezögen sich auf einen Vorgang in der höhern Welt.5) Demnach war Christus menschlichen Gebrechen nur scheinbar unterworfen, ") und zuweilen leuchtete auch die Sohn werden. Viele Engel wollten diesen Rang erreichen; aber wenn sie das Buch lasen, schwand ihr Muth. Nur Christus entschloss sich endlich, alles zu ertragen, um Gottes Sohn zu werden, und erschien dann in dieser Welt, wo er alles litt und duldete. Dafür thront er jetzt im Himmel als Gottes Sohn zur Rechten des Vaters. Doc. p. 33. 160-162. 1) Röm. 1, 3. 3) Doc. p. 66. 4) Luk. 1, 32. 5) Moneta p. 252. 253. 6) Doc. p. 61. 278. höhere Natur und Abkunft seines geistigen Leibes durch die Hülle der niedern Erscheinung durch, wie, wenn er auf dem Meere wandelte oder durch die Juden, die ihn nicht zu greifen vermochten, hindurchging. Auch wirkte er, obgleich diese niedere Welt ihm eigentlich fremd war, doch während seiner Gegenwart materielle Wunder. Als der Fürst dieser Welt die Herabkunft Christi zur Befreiung der verlorenen Seelen wahrnahm, sandte er einen seiner Engel, den Elias, als Johannes den Täufer, um durch seine leere Wassertaufe der Geistestaufe Christi entgegenzuwirken. 1) Satan war es auch, welcher die Kreuzigung des Herrn bewirkte, 2) wiewohl diese seinen des Leidens unfähigen Leib nur scheinbar zu berühren vermochte. Dieser Leib ist aber nicht mit Christus in den höchsten Himmel erhoben worden, sondern befindet sich unter jenem Altare, unter welchem der Seher der Apokalypse die Seelen der wegen des Wortes Gottes Erwürgten wahrnahm.3) Die Auferstehung gilt nicht dem animalischen, sondern dem geistigen Leibe, dessen der Apostel gedenkt, nämlich der Seele; daher die Vergleichung mit dem Samenkorn, dessen Mark, d. h. die Seele, nur belebt wird, wenn die Schale, der Leib, durch Verwesung zergeht. Ist doch auch der Tod selbst nichts anderes als eine Trennung der feinern Substanz, der Seele, von der gröberen, 1) Doc. p. 90. Auch hier wich ein Theil der Concoreggier ab; sie behaupteten, Johannes sei gut gewesen und, wie Christus, ohne Zuthun eines Mannes, aus der Elisabeth durch den h. Geist geboren worden. Moneta p. 231. 2) Doc. p. 89. 3) Apok. 6, 9. Über die Stelle Röm. 8, 11, wo Paulus sagt, dass der in den Gläubigen wohnende heilige Geist ihre sterblichen Körper lebendig machen werde, bemerkte Desiderius, der oben erwähnte Lehrer der Monarchianer, der h. Geist mache den äusseren Leib dadurch lebendig, dass er ihn der Herrschaft der Vernunft unterwerfe, nicht aber zur Auferstehung. Moneta p. 357. dem äusserlich wahrnehmbaren Körper. Das grosse allgemeine Gericht wird eintreten, wenn die Zahl der gefallenen, aber durch Busse und Handauflegung gereinig• ten Gerechten erfüllt ist; eine grosse Verfolgung derselben durch den auf kurze Zeit mit schrankenloser Gewalt herrschenden Satan wird vorhergehen. 1) Ist das Gericht, d. h. die Ausscheidung der Gerechten und der Verworfenen vollzogen, dann wird den Gestirnen ihr Lichtglanz genommen und werden die beseligten Geister damit überkleidet werden. Auf solche Weise wird jener Raub zurückerstattet werden, welcher an Adam begangen wurde, als er aus dem himmlischen Jerusalem nach Jericho, d. h. in diese niedere Welt, herabstieg. Das ganze Werk Satans aber wird vernichtet werden; diese niedere Weltordnung, mit allen ihren Gebilden, wird in das ursprüngliche finstere Chaos sich auflösen, welches vor der durch ihn vollbrachten Gestaltung war. Dieses Chaos ist die äusserste Finsterniss, von welcher Christus redet, und damit beginnt erst die Hölle, welche jetzt noch nicht vorhanden ist und in welcher dann die verworfenen Menschenseelen und die Dämonen werden gequält werden. 2) Auch die Pforte des Paradieses wird sich erst am Tage des Gerichtes öffnen; denn die Seelen der Apostel und aller Heiligen weilen jetzt noch in der oberen Luftregion und werden dann erst zur Glorie gelangen. 3) Aber alle Strafen der Bösen wie alle Belohnungen der Guten werden völlig gleich sein, wie schon die Parabel von den Arbeitern im Weinberg zeigt. 4) Es waren demnach viele und wichtige Punkte, in denen die Concoreggier von den Albanesern sich unterschieden. Ausser dem Gegensatze in Betreff des Dualis 1) Doc. p. 91. 2) Doc. p. 210. 213. 216. 218. 247. 3) Doc. p. 179. 183. 187. 197. 322. 4) Rainer p. 1774. Evang. apocr. Joh. bei Thilo p. 894; vgl. Doc. p. 91. Moneta p. 120. 382. 383. Doc. p. 66. 83. |