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keine neuen Seelen schaffe und beselige, sondern alles nur für jene von Anfang an existirenden, in diese niedere Welt herabgesunkenen und verirrten Engelseelen thue. In Folge dieser buchstäblichen Deutung der prophetischen Bücher behauptete auch der Katharer Tetricus in einem von ihm verfassten Werke: wenn in der Apokalypse und in dem Hymnus bei Daniel alle Geschöpfe als das Lob Gottes aussprechend dargestellt würden,1) so sei dies ganz allgemein und im eigentlichsten Sinne, auch von den Thieren und Pflanzen zu verstehen, eine Annahme, welche sich mit der dualistischen Ansicht, dass diese Wesen zur Schöpfung des bösen Gottes gehören, wohl nur dann vereinigen lässt, wenn er damit die Lehre verband, dass auch in Thieren und Pflanzen ein höheres, dem Pleroma entstammtes Leben gefangen gehalten werde.

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Um die gefangenen Engelseelen zur Erkenntniss ihrer höheren Abkunft zu bringen und ihnen die Mittel der Befreiung aus der Gewalt des Bösen und der Rückkehr in ihre himmlische Heimat zu offenbaren, stieg endlich das vollkommenste Geschöpf des gerechten Vaters, der Engel Christus, mit einem ätherischen, aus dem Himmel herabgebrachten Leibe auf die Erde herab. 2) Auch er hatte einen himmlischen Geist, den Lenker seiner Seele, von welchem Geiste Christi Petrus redet. 3) Maria war gleich ihm ein Engel, welcher nur in Gestalt eines Weibes erschien, 4) wesshalb auch die Schrift nirgends ihrer Eltern gedenkt. Auch Joseph und der Apostel Johannes 5) waren solche in scheinbaren irdischen Leibern verhüllte Engel. Wie aber der Engel Joseph für den Vater Christi galt, so wurde Maria irriger Weise für

1) Apok. 5, 13. Dan. 3, 57 Vulg.

2) Doc. p. 155. 221. 224. 322. 375.

3) 1. Petr. 1, 11.

4) Doc. p. 34. 58. 67. 155. 322.
5) Doc. p. 34. 277.

dessen Mutter gehalten, wiewohl er nur durch das eine Ohr in sie ein- und durch das andere von ihr ausgegangen ist und nichts von ihr angenommen hat,1) daher er sie auch nicht Mutter, sondern Weib nannte und nichts mit ihr gemein zu haben versicherte. Dass sein Leib ein himmlischer, von dem grob-irdischen völlig verschiedener gewesen, gab er selbst zu erkennen, indem er sich das lebendige, vom Himmel herabgestiegene Brod nannte, wie auch Paulus ihn, als den zweiten Menschen vom Himmel, der himmlisch sei, bezeichnete. Die Geschlechtsregister Christi bei den Evangelisten beziehen sich nicht auf irdische Zeugungen, sondern auf Verhältnisse, die zwischen den Bürgern der höheren Welt stattfinden, und dass Christus aus dem Samen Davids nach dem Fleische sei, ist von einem anderen himmlischen David und von himmlischem Fleische zu verstehen. Seiner höhern Natur gemäss konnte Christus weder Hunger noch Durst empfinden; die Jünger, welche meinten, er esse und trinke, täuschten sich, er nahm nie Nahrung zu sich und sein vierzigtägiges Fasten war eine Enthaltung von geistiger Speise.) Von dem bösen Gotte verfolgt, litt und starb Christus ohne Schmerzen,3) und ohne dass dieses Leiden und dieser Tod eine erlösende und genugthuende Bedeutung für uns gehabt hätte; er starb, indem Seele und Geist sich von seinem Leibe trennten; doch vereinigten sich beide nach drei Tagen wieder mit demselben, d. h. er erstand wieder von den Todten und zeigte

1) Doc. p. 90.

2) Alanus 1. c. p. 70. Peregrinus Priscianus bei Muratori Antiq. med. aev. V, 94. Moneta 1. c. p. 250-257. Nach der Angabe des Alanus (p. 39) beriefen sie sich zur Bestätigung ihres Doketismus auf den Hilarius von Poitiers, welcher gelehrt, dass Christus keine Schmerzen empfunden und folglich nicht wirklich gelitten habe. Diess zeigt, dass einzelne ihrer Lehrer, neben genauer Kenntniss der heiligen Schrift, auch theologische Bildung besassen.

3) Doc. p. 162. 222.

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sich während der vierzig Tage den Jüngern, 1) aber so, dass sein Leib nur durch göttliche Kraft und göttlichen Willen betastet und gesehen werden konnte; er kehrte hierauf in den Himmel mit diesem ätherischen Leibe zurück und sitzt nun als glorreicher Überwinder des Satan zur Rechten des Vaters.2)

Christus predigte den Geistern, die im Verwahrsam waren, den einst Ungläubigen, als sie harrten der Langmut Gottes in den Tagen des Noe." 3) Seine Predigt galt nämlich nur dem Volke Gottes, den himmlischen Seelen, welche in Noe's Zeit ungläubig waren; seit seiner Erscheinung hat bei ihnen die Busse begonnen; sie büssen jedoch nur für jene in der höhern Welt begangene Sünde. Die Busse beginnt bei ihnen, wenn sie den wahren Glauben (der Katharer) annehmen und in der wahren Kirche die Händeauflegung empfangen. Durch diesen Act wird jeder der himmlischen Seelen der Geist, mit welchem sie im Himmel verbunden war, zurückgegeben, auf dass er sie lenke und bewache. So lange die Busse nicht vollendet ist, wandern sie von einem Körper in den andern.") In der ihm fremden und feindlichen Schöpfung des bösen Gottes konnte Christus kein materielles Wunder vollbringen, und alle Wundererzählungen des Neuen Testamentes müssen daher geistig und allegorisch gedeutet werden. Wenn es heisst, dass Blinde sehend geworden,

1) Doc. p. 163. 193.

2) Peregrinus Priscianus p. 94. Moneta p. 256. Nach der von einem Wohlunterrichteten geschriebenen Disputatio inter Catholicum et Paterinum (bei Martene et Durand, Novus thes. anecd. V, p. 1748) liess Christus einen Dämon, welchem er seine Gestalt gab, statt seiner kreuzigen, und dieser sagte zum Schächer: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Wenn daher Paulus sagt, Christus sei für uns zum Fluche geworden, so meint er dieses Scheinbild, den in Christi Gestalt verhüllten Dämon. Vgl. Doc. p. 81.

3) 1. Petri 3, 19. Vgl. Doc. p. 193. 194.

4) Moneta 1. c. p. 371. Bonacursius bei Baluze, Miscell. ed Mansi t. II.

dass Kranke geheilt, Todte erweckt wurden, so ist diess alles von der Erleuchtung des Geistes, von geistigen Zuständen und Wirkungen zu verstehen. Wenn es heisst, dass Christus Aussätzige gereinigt habe, so ist mit dem Aussatze die Sünde gemeint. So wurde Lazarus nicht als ein leiblich Todter, sondern als ein in Sünden Erstorbener durch Bekehrung zum Leben erweckt. Hier gilt also das Wort des Herrn: Der Buchstabe tödtet, der Geist aber belebt. 1)

Das vornehmste Werkzeug, dessen sich der böse Gott bediente, die Sendung Christi zu vereiteln, war Johannes der Täufer.2) Schon der Engel, der seine Geburt ankündigte, war ein Bote Satans, seine Eltern waren vom bösen Samen und er selbst war böse vom Mutterleib an. Seine Taufe war eine Erfindung Satans, die Taufe Christi zu verdrängen.3) Was er hie und da Gutes von Christus sagte, das sprach er ohne seinen Willen, als das unbewusste Organ eines guten Geistes; sobald dieser sich ihm entzog, musste er in seiner Unwissenheit schweigen. Darum folgte er auch Christus nicht gleich den Aposteln und darum heisst es von ihm, er sei das Licht nicht gewesen und der kleinste im Himmelreiche sei grösser als er.4) Dagegen war der Evangelist Johannes ein vom Himmel herabgestiegener Engel und weilt noch jetzt in der von ihm angenommenen Gestalt auf Erden, weshalb Christus von ihm sagte: „Ich will, dass er bleibe, bis ich komme." 5)

1) Disput. inter Cath. et Pat. p. 1750. Doc. p. 40. 55. 247. 2) Doc. p. 34. 65. 90. 283. 375.

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5) Joh. 21, 22. Doc. p. 277. Moneta p. 225-231. Disput. p. 1723. Wenn Johannes der Täufer gerufen: Seht das Lamm Gottes! so habe er damit sagen wollen: Den greift und nicht mich. Einige waren übrigens der Meinung, der Geist des Elias sei auf Johannes übergegangen, da Christus (Matth. 11, 14) gesagt habe: Er ist Elias; Elias aber gehörte auch zu dem bösen Samen. Moneta p. 231.

Der heilige Geist, welchem mit dem Vater und dem Sohne Anbetung gebührt, ist, wie der Sohn, ein Geschöpf des Vaters, aber grösser als alle übrigen Geister und von so unaussprechlicher Schönheit, dass es die Engel gelüstet, ihn anzuschauen. 1) Die Katharer nannten ihn auch den obersten Geist (spiritus principalis, nach Ps. 50, 14). Aber auch die Geister, welche Gott den Seelen als Wächter und Führer gegeben hat, heissen, nach ihrer Lehre, heilige Geister, weil sie im Himmel der Versuchung des Satan, der ihrer stärkeren und vollkommeneren Natur wegen nichts über sie vermochte, unzugänglich und Gott treu blieben. Diese Geister bilden den dritten Bestandtheil der Menschen, nämlich den aus der höhern Welt stammenden; doch wohnt der Geist nicht in dem Körper des Menschen, sondern befindet sich ausserhalb desselben, als der Lenker und Führer der Seele. Auf diese Geister beziehen sich die Worte Pauli: „Ihr befleissiget euch der Geister (¿nλwraí ¿ote πvevμάtwv).2) So lange der Mensch diesen seinen ihm bestimmten Geist nicht empfangen hat, ist er geistig genommen todt und wird zu den Bösen gerechnet, und da niemand vor der Auferstehung Christi einen solchen Geist empfangen konnte, so war die ganze Welt vor Christus böse, und die Apostel selbst waren es, bis Christus gen Himmel gefahren war. Bis dahin gab es also auch keine Kirche, die nur die Gemeinschaft von Heiligen ist.

Von diesen beschützenden und lenkenden Geistern unterschieden aber die Katharer die Parakleten, deren sie sieben annahmen, weil sie die Worte der Offenbarung Johannis (1, 4) von den sieben Geistern, die da sind vor dem Throne Gottes, auf sie bezogen. Paraklet, der Tröster, heisst ein solcher Geist, wenn er durch das Consolamentum wieder mit der Seele, welcher er ehe

1) nach 1. Petri 1, 12. Moneta p. 5. Peregr. Prisc. p. 95. 2) 1. Kor. 14, 12.

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