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Paulus, von dem er auch seine Sendung habe, so war diese Versicherung nach der Bemerkung des Photius nur an den rohen Haufen, der erst gewonnen werden sollte, gerichtet; vor diesem trat er als Tychikus, der Schüler des Apostels, auf; vor seinen eingeweihten Jüngern behauptete er aber allerdings der Paraklet zu sein.

Sergius widersetzte sich nachdrücklich den Ausschweifungen und Lastern, welche unter dem Einflusse des Baanes um sich gegriffen hatten, und indem dieser sich auf die Tradition und Vollmacht seines Lehrers Epaphroditus (des Joseph) berief, dem Sergius aber seinen Mangel an aller Sendung vorwarf, kam es zu einer Spaltung; man gab sich wechselweise die Parteinamen Sergioten und Baaniten; doch blieb das Übergewicht auf der Seite des geschmeidigen, milden, gewinnenden Sergius. So lange er lebte, erfolgten indess noch keine gewaltsamen Ausbrüche des wechselseitigen Hasses, aber nach seinem Tode griffen die, nun auch durch den Beitritt des unten zu erwähnenden Paulicianischen Feldherrn Karbeas verstärkten Sergioten zum Schwerte, und viele Baaniten wurden erschlagen. Sie würden der Vertilgung nicht entgangen sein, wenn nicht einer der Synekdemen, Theodotus, an den gemeinschaftlichen Ursprung, den gleichen Glauben und die Geringfügigkeit des Unterschiedes mahnend, Friede gestiftet hätte.

Wenn diese Spaltung die Paulicianer innerlich schwächte, so waren dagegen äussere Verhältnisse ihnen damals um so günstiger. Der Kaiser Nicephorus (803811), in Pisidien geboren, stand schon von Jugend auf in Verbindung mit ihnen und mit der verwandten Sekte der Athinganer, liess sich von ihnen zukünftige Dinge verkünden, und suchte in den magischen Gebräuchen, die besonders von den Athinganern geübt wurden, Schutz und Hülfe gegen die Empörung des Bardanes. Ungestört konnten daher die Paulicianer ihre Lehren jetzt verbreiten, und die Zahl der durch sie Verführten war um so

beträchtlicher, als der Kaiser Constantin Kopronymus schon im Jahrhundert vorher eine Anzahl Syrier und Armenier von Theodosiopolis und Melitene nach Thracien übergesiedelt hatte, wodurch die Paulicianische Lehre auch im europäischen Theile des griechischen Reiches Eingang gewonnen hatte. 1)

Der nächste Kaiser Michael Rhangabe liess sich anfänglich durch die Vorstellungen des Patriarchen Nicephorus und anderer Personen bewegen, die Todesstrafe gegen die Paulicianer zu verhängen; da aber die Untersuchung, ob ein Individuum wirklich zu dieser Sekte gehörig und den Lehren derselben hartnäckig zugethan sei, durch Geistliche geführt werden musste, so stellten Andere dem Kaiser vor, es sei unziemlich, Todesurtheile durch Priester fällen zu lassen, auch müsse man den Verirrten Raum zur Busse und Umkehr gestatten; dadurch bewirkten sie, dass keine allgemeine Massregel dieser Art ergriffen wurde, wiewohl Michael mehrere enthaupten liess.2)

Schärfer verfuhr der Kaiser Leo der Armenier, obgleich in einem Punkte, dem Hasse gegen die religiösen Bilder, mit den Paulicianern gleichgesinnt. Der Metropolit Thomas von Neucäsarea in Kappadocien und der Abt Parakondaces erhielten den Auftrag, in der armenischen Provinz diejenigen, die nach längerer Belehrung ihren Irrthümern nicht entsagen würden, hinrichten zu lassen. Aber Parakondaces wurde von den Astaten,3)

1) Gieseler (Über die Paulicianer, in den Theol. Studien und Kritiken 1829, XII, 90) und Neander (K.-G. III, 507) haben diese Nachricht bezweifelt oder eine Verwechselung mit jüngeren Vorgängern dabei vermuthet, weil sie von dem spätern Cedrenus herrühre; sie findet sich aber schon bei dem viel ältern Theophanes (ed. Paris. p. 360).

2) Theophanes p. 418. 419.

3) "Aotato, die Unstäten, hiessen sie wahrscheinlich, weil sie aus ihren früheren Wohnsitzen vertrieben oder um ihres Glaubens willen ausgewandert waren.

Schülern des Sergius, und Thomas von den Kynochoriten, unter Anführung eines der Astaten, überfallen und ermordet; worauf die ersteren nach Melitene in dem saracenischen Theile von Armenien sich wandten und von dem dortigen Emir das Städtchen Argaum zur Wohnung erhielten. Hierher zog auch Sergius, der erst im J. 835 von einem gewissen Tzanio aus Nikopolis erschlagen wurde.

Da die Paulicianer von ihrem sicheren Zufluchtsorte aus räuberische Einfälle in das byzantinische Gebiet machten, zugleich aber eine grosse Menge ihrer Anhänger zerstreut in den östlichen Provinzen Kleinasiens wohnte, so beschloss die Kaiserin Theodora, den letzteren nur die Wahl zwischen Bekehrung und dem Tode zu lassen. Die Commissäre, welche desshalb in jene Provinzen gesandt wurden, vollzogen ihren Auftrag mit so grosser Härte und Grausamkeit, dass nach der übereinstimmenden Angabe der griechischen Geschichtschreiber damals an hunderttausend Personen durch verschiedene Todesarten hingerichtet wurden. Da stellte sich der Paulicianer Karbeas, Protomandator (erster Adjutant) bei dem Oberfeldherrn des östlichen Heeres, dessen Vater unter den Getödteten war, an die Spitze von fünftausend Glaubensgenossen, suchte und fand Aufnahme bei den Saracenen, denen die erbitterten, rachedürstenden Sektirer als Bundesgenossen gegen die Griechen willkommen waren, und konnte, da ihm immer mehrere derselben Partei aus den griechischen Provinzen zuströmten, bald zwei neue Städte, Tephrika und Amara, gründen. Doch waren die Moslemen zu einer Zeit, wo die dualistischen Sekten der Zendiks und der Anhänger des Babek Khorremi ebenso gefahrvoll für das Kalifat, als allgemein verabscheut waren, und der moslemische Feldherr Ischak 60000 solcher Dualisten (im J. 859) zusammenhauen liess, gewiss weit entfernt, den Paulicianern unbedingte Religionsfreiheit zu gewähren; vielmehr mussten diese äusserlich die muhammedanischen

Religionsgebräuche mitmachen, und diess war auch ein Grund, warum Karbeas seinen Sitz in Tephrika nahm, wo er und die Seinigen in grösserer Entfernung und minder abhängig von den Moslemen lebten. Von da aus führte er einen Verheerungskrieg gegen die benachbarten griechischen Kastelle und Ortschaften, schleppte viele Gefangene fort, verkaufte die, welche sich ihm nicht unterwerfen wollten, als Sklaven an die Saracenen und vergrösserte noch seine Macht und seinen Anhang, indem er in Tephrika verfolgten Verbrechern, zahlungsunfähigen und ähnlichen Leuten eine Zufluchtstätte eröffnete.

Unter seinem Schwiegersohn und Nachfolger, dem klugen und tapfern Chrysocheres, dehnten die Paulicianer ihre Streifzüge bis nach Nicäa und Nikomedia aus, überfielen im J. 867 Ephesus, plünderten dort die reiche Kirche des heiligen Johannes und gebrauchten sie als Pferdestall. Damals wurde Petrus von Sicilien von dem Kaiser Basilius nach Tephrika gesandt, um über die Auslösung von Gefangenen zu unterhandeln; hier erfuhr er, dass die Paulicianer im Begriffe standen, durch die Absendung von Glaubensboten ihre Lehren auch unter den Bulgaren zu verbreiten.') Ihre Macht war damals so gross, dass Chrysocheres auf die Friedenseröffnungen von Seiten des Kaisers trotzig erwiderte, wenn Basilius Frieden haben wolle, so müsse er dem Orient entsagen und sich mit dem, was er jenseits des Bosporus besitze, begnügen, sonst werde er ihn aus seinem ganzen Reiche vertreiben. Doch dieser Übermuth wurde bald gebrochen; auf dem Rückzuge aus Kappadocien wurde das mit Beute beladene

1) Petrus Siculus verfasste nach seiner Rückkehr die lotopia περὶ τῆς κενῆς καὶ ματαίας αἱρέσεως τῶν Μανιχαίων, τῶν καὶ ΠανLexiavar Reyoμévwv (zuerst herausgegeben von Rader, Ingolstadt 1604, dann von Gieseler, Göttingen 1846; Appendix 1849). Diese Schrift und des Photius vier Bücher contra Manichaeos (bei Wolfius, Anecdota graeca, Hamb.1721, T. I. II u. bei Gallandius, Biblioth. T. XIII) sind die Hauptquellen für die Geschichte der Paulicianer.

Heer der Paulicianer im J. 872 überfallen, Chrysocheres auf der Flucht getödtet und hierauf Tephrika zerstört. Die Macht der Paulicianer, vor welcher in den letzten 25 Jahren Asien bis zum Bosporus gezittert hatte, erhob sich nicht wieder.

Doch die Sekte erhielt sich; um das J. 969 versetzte der Kaiser Johannes Tzimisces, durch die Vorstellungen des Patriarchen Theodor von Antiochia bestimmt, eine grosse Anzahl von Paulicianern nach Philippopolis in Thracien, wo sie zugleich die Gränzen des Reichs beschützen sollten. Hier scheinen sie sich im Laufe eines Jahrhunderts bedeutend vermehrt zu haben. Als der Kaiser Alexius im J. 1084 sich im Kriege gegen den in Thracien eingefallenen Normannenfürsten Guiscard ihrer Hülfe bedienen wollte, verliess eine Anzahl derselben treulos sein Heer; diese liess er nachher gefangen nehmen und gewährte ihnen die Freiheit nur unter der Bedingung, dass sie sich taufen liessen. Später im J. 1116 widmete er sich, gemeinschaftlich mit seinem Schwiegersohne, dem Cäsar Bryennius, mit Eustathius, Erzbischof von Nicäa in Thracien, und dem Bischofe von Philippopolis, der Bekehrung dieser Sektirer mit glücklichem Erfolge; ganze Tage disputirte er mit ihnen, und brachte es dahin, dass nach und nach gegen elftausend sich taufen liessen; diese wurden dann in einer neuen, Philippopolis gegenüber erbauten Stadt Alexiopolis oder Neokastron angesiedelt. Aber ein grosser Theil der Sekte beharrte bei der alten Lehre.

Zweites Kapitel.

Die Lehre der Paulicianer.

Die dürftigen Nachrichten, welche Photius und Petrus von Sicilien über den Lehrbegriff der Paulicianer

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