Obrazy na stronie
PDF
ePub

strafe geboten, der andere aber hat sie durch seinen Apostel, unter Androhung der Verstossung von Christus, verboten.1) Der eine hat seine Erde verflucht, 2) der andere aber die seinige gesegnet.3) Mit vollem Recht und mit Wahrheit hat jener daher auch, als Adam ein Sünder und böse geworden war, gesagt: Sieh, Adam ist geworden, wie unser einer.4) Der eine bereut es, den Menschen gemacht zu haben, 5) und zeigt sich damit als veränderlich; von dem andern aber heisst es, dass bei ihm keine Wandlung, noch Schatten der Veränderung sei.") Der eine mahnt zur Rache: Auge um Auge, Zahn um Zahn, der andere gebietet, dem, der dich auf die rechte Wange schlägt, die linke hinzuhalten. Der eine fordert Thieropfer und ergötzt sich an ihrem Wohlgeruche, der andere verwirft sie. Der eine hat durch seinen Gesetzgeber den Juden die Herrschaft über viele Völker verheissen lassen,7) der andere dagegen hat den Seinigen jede Herrschaft verboten.8) Der eine hat den Juden den Wucher gestattet, 9) der andere aber hat ihn untersagt.10) Der eine lässt erklären, dass durch die Thieropfer die Sünden getilgt würden, der andere versichert, es sei unmöglich, dass durch das Blut der Stiere und Böcke die Sünden hinweggenommen würden. 11) Jener verheisst, in die Finsterniss einer Wolke gehüllt zu kommen, 12) dieser

1) Gal. 5, 2.

2) 1. Mos. 3, 17.

3) nach Ps. 84, 2.

4) 1. Mos. 3, 22. Doc. p. 275. 374.

5) 1. Mos. 6, 7.

6) Jak. 1, 17.

7) 5. Mos. 15, 9.

8) Matth. 20, 25.
9) 5. Mos. 15, 6.

10) Luk. 6, 35.
11) Hebr. 10, 4.
19) 2. Mos. 19, 9.

[ocr errors]

"

aber wohnt in unzugänglichem Lichte".) Jener will die Menschen sich nicht nahen lassen und strafte schon das blosse Ausstrecken der Hand nach der Bundeslade mit dem Tode; 2) von diesem dagegen heisst es: Nahet euch Gott und er wird sich euch nahen.3) Der Gott des Alten Bundes hat, indem er über jeden, der am Holze hängen würde, den Fluch ausgesprochen,1) Christus zum voraus verflucht. Darum hat Paulus mit Berufung auf dieses Anathem behauptet, dass Christus für uns zum Fluche geworden sei.5) Dagegen hat der Gott des N. T. seinem Sohne Christus keineswegs geflucht. Jener hat gedroht: Verflucht sei, wer nicht hält alle Worte des Gesetzes, dass er darnach thue, 6) weshalb Petrus dieses ein Joch nennt, welches weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten.) Er begehrt also das Unmögliche und legt ein unerträgliches Joch auf. Christus dagegen sagt: Mein Joch ist süss und meine Bürde ist leicht.

Wie diese Welt und ihr Herrscher böse ist, so hat auch bis auf die Ankunft Christi das Böse in ihr fast ausschliessend gewaltet. Auch die in irdische Leiber eingeschlossenen Engelseelen wussten weder von ihrem höheren Ursprunge noch von dem guten Gotte, waren daher ungläubig und dem drückenden Joche des bösen Gottes unterworfen. Deshalb sagt Christus, alle, die vor ihm gekommen, seien Diebe und Räuber gewesen. Noe berauschte sich, Loth beging Blutschande mit seinen Töchtern, Abraham log und trieb Unzucht mit seiner Magd, David war ein Mörder und Ehebrecher, und nicht

1) 1. Tim. 6, 16.

2) 2. Mos. 3, 5; 2. Sam. 6, 6.

3) Jak. 4, 8.

4) 5. Mos. 21, 23.

5) Gal. 3, 13.

6) 5. Mos. 27, 26.

7) Apg. 15, 10.

besser waren die übrigen, deren im A. T. gedacht wird. Melchisedek, von dem der Apostel sagt, dass er vaterund mutterlos gewesen, war der böse Gott selber; das Hauptwerkzeug Satans war aber Moses,) der Mittler zwischen ihm und dem jüdischen Volke, dem er sich auch sichtbar zeigte. Wie der Herr, so der Diener; und darum sah auch Moses bloss auf zeitlichen Lohn und auf Befriedigung seines Ehrgeizes durch absolute Beherrschung des jüdischen Volkes.) Das Gesetz, welches er verkündigte, war eine Eingebung Satans, der absichtlich einiges Gute, z. B. das Verbot zu tödten, einmischte, um dadurch auch die Menschen höherer Abkunft für das in demselben überwiegende Böse zu gewinnen.3) Darum nennt Paulus das mosaische Gesetz ein Gesetz des Todes und der Sünde, welches nicht rechtfertige, vielmehr nur gegeben sei, damit die Sünde zunehme, welches nur Zorn wirke, und einen Fluch auf die Menschen gelegt habe, von welchem erst Christus befreit habe. 4) Die Worte Christi, er sei nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, kein Jota solle vom Gesetze vergehen, 5) sind demnach nicht von dem mosaischen, sondern von einem älteren und höheren, in der Welt des guten Gottes verkündigten Gesetze zu verstehen.6)

Die Bücher der Propheten nebst Job, den Psalmen, Salomo's Schriften und dem Buche der Weisheit sind der

1) Doc. p. 34. 89. 267.

2) Moneta p. 176. Da indess die Propheten und das N. T. sich häufig über Moses lobpreisend äussern und ihn als einen Diener des wahren Gottes bezeichnen, so wurden zwei Moses unterschieden, mit Berufung auf Paulus, der Röm. 10, 19 von einem ersten Moses geredet habe, einem Moses der guten Schöpfung, der also, wie die Propheten, ein Organ Gottes in der höheren Welt gewesen. Doc. p. 59.

3) Moneta p. 180.

4) Röm. 7, 6 ff.; 8, 2.

5) Matth. 5, 17. 18.

6) Moneta p. 209.

gute, unter Eingebung des Vaters der Gerechten geschriebene Theil der alttestamentlichen Bücher.) Doch ist ein grosser Theil der in den Büchern der Propheten enthaltenen Lehren und Visionen von diesen bereits vor der Bildung der niederen Welt in dem Pleroma verkündet worden, und daher muss auch ein himmlisches Jerusalem von dem irdischen unterschieden werden, welches letztere, da es unter der Herrschaft des bösen Gottes gestanden, nicht die heilige Stadt sein kann, von der die Propheten so häufig reden; desgleichen gedenken die Propheten häufig solcher Ereignisse, welche nicht in den jüdischen Städten, deren Namen sie nennen, sondern in den gleichnamigen himmlischen vorgefallen sind. Als Beweis wurde angeführt die Stelle: Mein Volk vergisst meiner unzählige Tage. 2) Dies könne nicht von Tagen dieser Welt, welche zählbar seien, gesagt sein, müsse also von dem, was im Pleroma vorgegangen, verstanden werden. Damit verbanden sie die Behauptung, dass die Äusserungen der Propheten immer nach dem Wortlaute, dass also ihre Zeitbestimmungen immer ganz buchstäblich zu nehmen, ihr Präsens von eben damals gegenwärtigen, ihr Präteritum von vergangenen und ihr Futurum von wirklich zukünftigen Dingen und Ereignissen zu verstehen seien; eine Behauptung, zu der sie wohl hauptsächlich durch den prophetischen Gebrauch des Präteritums veranlasst wurden; die Stellen dieser Art sollten von den ehemals im Himmel geschehenen Ereignissen reden, während die Katholiken die vergangene Zeit in die zukünftige umdeuteten. Die Lehre von den Propheten und ihren Büchern ist übrigens einer der Punkte, in welchen die dualistischen Katharer sich nicht gleich blieben; denn früher verwarfen sie die Propheten und ihre

1) Rainer Sacchoni bei Martene et Durand, Thes. novus anecd. V, 1769.

[merged small][ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

Bücher durchaus, 1) der einzige Jesaias galt ihnen als inspirirt vom guten Gotte, aber nicht wegen seiner im Kanon enthaltenen Weissagungen, sondern wegen des von ihnen hochgehaltenen apokryphischen Buches, der Vision des Jesaia.2)

Es scheint fast, dass die dualistischen Katharer nur darum den genannten Büchern des A. T. göttliche Autorität beilegten, weil ihnen mehrere Stellen derselben zur scheinbaren Begründung ihrer Lehren von den früheren Ereignissen in der oberen Welt, von der Präexistenz der Menschenseelen und ihrem Falle sehr erwünscht waren. Die oben erwähnte Regel über die Deutung der Tempora bei den Propheten anwendend, bezogen sie viele Stellen, in welchen das Präteritum steht, auf jene dem Pleroma angehörigen Begebenheiten. Besonders jene zahlreichen Stellen der Propheten, in denen von Jerusalem und von den Feinden, die diese Stadt bedrohten oder gegen sie zogen, die Rede ist, sollten nach ihrer Ansicht alle auf das himmlische Jerusalem und auf das Eindringen der Dämonen in dieses Reich sich beziehen. Nach Moneta's Angabe war es vorzüglich die ihnen dogmatisch überaus wichtige Stelle Ezech. 34, 16, welche sie zu dieser Behauptung bestimmte. Denn die Worte: Ich will das Verlorene suchen und das Verirrte wiederbringen, enthielten, wie sie meinten, den klaren Beweis, dass Gott

1) nach Moneta 1. c. p. 218. Vgl. Doc. p. 89. 267. 283. Einige glaubten, der h. Geist habe die Propheten manchmal gezwungen, von der Ankunft Christi zu prophezeien, davon hätten sie aber so wenig verstanden, wie die unvernünftigen Thiere. Doc. p. 275.

2) Doc. p. 276: Habent quendam libellum Isaiae, in quo continetur, quod spiritus Isaiae a corpore raptus usque ad septem coelos deductus est, also die Visio Isaiae (nach der venetianischen Ausgabe von 1522 abgedruckt in Engelhardts Kirchenhistor. Abhandlungen S. 210-250), die zweite Hälfte des Avaßatizov Hoaïov (Ascensio Isaiae); vgl. Real-Enc. für prot. Theol. XII, 359. Vgl. Doc. 208. Weissagungen aus dem kanonischen Buche Jesaja werden Doc. p. 160, 161 angeführt.

[ocr errors]
« PoprzedniaDalej »