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A. und der Beurtheilung ihrer Abweichungen und Widersprüche mit b. j. Justus nicht zu vergessen, ist das letzte Stück der A., die sog. Vita, die mit einer lebhaften Ansprache des Jos. an Justus schliesst. Die Beiziehung des Justus zur Erklärung der A. ist keine blosse Konjektur: er steht an ihrem Schluss vollkommen greifbar da, und Jos. nimmt ein lebhaftes Interesse an demselben

natürlich! die beiden Männer waren einander wohl bekannt, und schon im jüdischen Krieg Rivalen und spricht unverhohlen aus, dass es eine seiner Absichten sei, Justus zu überwinden. Das hat er nicht schon im Verlauf der A., sondern erst am Schluss durch direkte Polemik gethan, hat aber sicher dafür gesorgt, dass seine Darstellung nicht ärmer, als die des Justus war, und manchen Stoff desselben seiner eignen Darstellung einverleibt. Dazu gehört auch, dass er die herodeische Farbe. die b. j. von Nikolaus her an sich hat, beträchtlich minderte. Nicht ich bin unvorsichtig, wenn ich schon in der Geschichte des Herodes an Justus denke, sondern der ist unvorsichtig, der die A. bis Buch 20 ahnungslos liest, und dann im Schlusswort sich plötzlich davon überraschen lässt, dass Jos. einen Dialog mit Justus hält, und das vor Augen hat, was Justus über diese Dinge behauptet hat.

So ist's, wenn die Vita zu den A. gehört. Schürer hält sich für genöthigt, beide zu trennen. Er lehrt: a. 93 oder 94 hat Jos. die A. geschlossen, und frühestens 101 noch einen Anhang zu derselben, die Vita, publicirt. Diese beginnt quoì dè yévos ¿otìv ovz äoŋuov, und endet mit der Erklärung, dass nun „dem besten Epaphroditus" die Archäologie vollständig übergeben sei. Nach Schürer hatte er sie schon zum mindesten 8 Jahre. Das ist ein unnatürlicher Ansatz. Wenn einer nach mehrjährigem Schweigen wieder das Wort nimmt, so fängt er nicht an: uoì dè etc. Die Vita hat nie ohne die A., und die A. nicht ohne ihren biographischen Abschluss existirt.

Schürer trennt, weil in der Vita Justus vorgeworfen wird: er habe seine Arbeit schon vor 20 Jahren geschrieben, sie aber erst nach Agrippas Tod öffentlich gemacht, V. 69. 359. Aber steht es denn in A. anders? Die Vita sagt: Agrippa ist tot; A. sagt: Agrippa regiert nicht mehr. Das stimmt und ergiebt lediglich, dass das Datum der A. das Todesjahr Agrippas bestimmt. A. ist 93 oder 94 geschrieben, also Agrippa circa 90 gestorben. Die

20 Jahre, während deren Justus sein Geschichtsbuch zurückgehalten hat, machen keine Schwierigkeit. Justus wird gesagt haben: er habe seinen Bericht gleich nach dem Krieg geschrieben. 70 + 20 90.

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Diesen Ansatz drückt freilich die Schwierigkeit, dass Photius gegen Jos. steht, welcher sagt, Justus habe das 3. Jahr Trajans, 100, als das Todesjahr Agrippas und das Schlussjahr seiner Chronik gesetzt. Ich kann diesen Widerspruch nicht lösen, und stelle mich bis auf weiteres zu Jos. gegen Photius.

Denn was Photius eigentlich gelesen hat, bleibt eine zweifelhafte Sache. Es war Ἰούστου Τιβεριέως Χρονικόν, οὗ ἡ ἐπιγραφὴ Ἰούστου Τιβεριέως Ιουδαίων βασιλέων τῶν ἐν τοῖς oτéuμao. Der dunkle Titel giebt wenig Sicherheit, dass es der unverkürzte Justus war: „Geschichte der in den Stammtafeln verzeichneten Könige": was sind das für Stammbäume? Wir haben daneben ein Citat des Diogenes: „Justus im Stammbaum". Da ist Stammbäume" der Name des Buchs, nicht das Prädikat der Könige. Die spätgriechische Zeit hat manche alte Historiker in kurze Auszüge gebracht. Vielleicht las Photius eine Chronik der jüdischen Könige, „die in den Stammbäumen, nämlich denjenigen des Justus" stehn. Gesetzt, das wäre die Meinung der seltsamen Ueberschrift, so würde sie uns mittheilen, dass Photius ein Excerpt aus Justus besass, und damit ist eine Alteration der Zahl wenigstens etwas begreiflicher.

Was Photius über den Inhalt des Buches sagt, passt gut zu dem, was wir sonst von Justus wissen. Er begann bei Mose und behandelte die Könige bis zum Tode des Agrippa II. Aber auffallend ist, dass Photius nur an ein einziges Biẞliov denken lässt. In der Vita sieht es aus, als ob Justus sich ausführlich über den Antheil von Tiberias am Aufstand und über seine eignen Thaten und auch diejenigen des Jos. ausgesprochen hat. Das ist in einem Monobiblion von Mose bis Agrippas Tod nicht recht vorstellbar.

Desswegen lässt Schürer Justus zwei Geschichtswerke veröffentlichen, beide nach Agrippas Tod, beide wenigstens in der Darstellung des jüdischen Kriegs einander parallel. Wir wissen" das aber nicht; denn es ist nirgends bezeugt, sondern das ist Konjektur. Wenn ich ein Excerpt aus dem alten Justus in die

Hand des Photius lege, so steht nicht ein fester Bau neben einem „Kartenhaus", sondern Konjektur neben Konjektur.

Wenn die Erzähler einander verneinen, so fällt das schlichtende Wort sonst den Münzen zu. Hier stiften dieselben nur neue Konfusion. Schürer hat die Ansätze Mommsens aufgenommen: 1, 500. Wenn ich dieselben unglaublich finde, so habe ich Marquardt auf meiner Seite. Schürer sagt:

Agrippa ist im Libanon König geworden a. 50

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Zwei Aeren hat Agrippa nicht nur nach den Münzen und Inschriften, sondern auch nach den Historikern, da er zweimal König geworden ist, im Libanon und im Hauran. Aber Schürers Aera beginnt ja mitten in seiner Regierungszeit, und diess wiederholt sich noch einmal. Dass Agrippa sein 7., resp. 4. Jahr zum ersten erklärt habe, und hernach noch ein späteres Jahr wieder als erstes bezeichnet habe, das kann sich auch die lebendigste Phantasie nicht vorstellen.

Den Inschriften und Münzen ist zu entnehmen, dass die beiden Anfänge Agrippas 5 Jahre auseinander lagen. Die höchste Jahressumme, welche die Münzen Agrippa geben, ist 35. Fügen wir sie zu seinen Anfängen, wie sie durch die zeitgenössischen Erzähler datirt sind, so erreichen wir circa 90. Das stimmt mit A.) Weiter weiss ich nichts. Die Aera von 61 wird uns durch die Münzen mit der lateinischen Legende: Agrippa 25 (resp. 26)

Domitian. cos. XII (86) aufgezwungen. Auch die Münzen, die von Agrippas 24. Jahr an für Domitian Germanicus haben, bestätigen sie. Entweder ist das nicht Agrippas Aera, oder es neckt uns hier ein Fälscher. Lösen kann die Frage nur ein Techniker.

Ich habe mir die Möglichkeit nie verborgen, dass sich die Münzfrage gegen meine These klären kann, so dass Schürer resp. Photius Recht behalten würde. Aber auch dann hat mein Satz den Vorwurf nicht verdient, dass er gesicherte Ergebnisse der bisherigen historischen Arbeit leichtsinnig überspringe. So

1) Nach Schürer regierte Agrippa 50 resp. 47 Jahre. Münzen aus den vierziger Jahren Agrippas giebt es meines Wissens nicht.

lange die Münzen und die Historiker bloss durch so unnatürliche Kompromisse zusammengebracht werden und A. 17, 2, 2. 28 nicht beachtet wird, liegen noch keine Ergebnisse vor. Hat Photius Recht, so fällt der Name Justus für die Nebenquelle des Jos. weg, und wir kennen dann neben Jos. und neben Justus noch einen dritten zeitgenössischen jüdischen Historiker. Vorerst halte ich es für geboten, beim Datum der A. als dem festen Punkt zu stehen, womit Agrippas Tod auf circa 90 gesetzt ist, und dadurch sind wir angewiesen, nicht zu vergessen, dass zwischen b. j. und A. Justus steht. Desshalb muss auch für die Frage, was Justus über die Herkunft des Antipater erzählt habe, zuerst das Verhältniss des zweiten Texts zum ersten bei Jos. erwogen sein.

Dem Geschlecht nach, sagt b. j. 1, 6, 2, war Antipater ein Idumäer, und um der Vorfahren und des Reichthums und der sonstigen Macht willen einer der ersten im Volk, лoшτεvov Tov dvove. Da die Idumäer sowohl religiös als politisch der jüdischen Gemeinde vollständig eingegliedert waren, kann tò

vos nur nach seinem bekannten, festgeprägten Sinn gedeutet werden. Durch Idovuaios wird gesagt, dass die Familie im südlichen Judäa sesshaft war, und durch Abstammung, Reichthum und sonstige Macht stand sie in der Judenschaft obenan.

Die Parallele A. 14, 1, 3. 8-10 ist in ihrer Färbung wesentlich geändert. Herodes wird als Usurpator bezeichnet; Tú Tig hat ihn zum König gemacht. Antipater war von Anfang an GTαGiaoτ. Die Zurückleitung des Geschlechts auf die Exuστασιαστής. lanten Serubabels wird als eine Erfindung des Nikolaos bezeichnet. Die einflussreichen Beziehungen Antipaters zu Petra, Gaza, und Askalon werden durch ein 2έyovo abgeschwächt. Trotzdem bleiben die Angaben sachlich mit b. j. parallel. Die neue Angabe, dass schon der ältere Antipas als orgaτnyós das südliche Judia regiert habe, erläutert das πρωτεύειν τοῦ ἔθνους und erfordert keine andre Quelle als Nikolaos.

Lehrreich ist weiter die Parallele zwischen b. j. 1, 15, 5 und A. 14, 15, 2-402. Die ältere Stelle hat eine stark herodeische Farbe. Herodes erscheint im Moment, wo er Jerusalem angreift, in der schönsten Friedensliebe; nur wegen der Hartnäckigkeit des Antigonos hat er schliesslich „den seinigen erlaubt, sich zu vertheidigen", eine Phrase, die Nikolaos alle Ehre macht. In der

jüngern Stelle kopirt Jos. dieselben Sätze Wort für Wort, korrigirt sie aber dadurch, dass er Antigonos eine Rede an die Römer halten lässt, die sein gutes Recht und das Unrecht des Herodes deutlich macht. Sie ist offenbar das eigne Gebilde des Jos.; hier sagt er ungehindert durch Nikolaos, was er über Herodes zu klagen hat. Auch den Idumäer rückt er ihm auf, doch nicht so, dass er ihn desswegen als einen ,,Fremden" behandelte; er geht nicht über den uuovdatos hinaus, und weit kräftiger tritt der Vorwurf hervor, dass er keinen legitimen Anspruch an die Herrschaft habe. Nach dieser längern Einlage macht sich Jos. wieder ans Kopiren; allein nun war es ihm entfallen, wer in der Vorlage „den seinigen erlaubte, sich zu vertheidigen". Er setzt den ihm am Herzen liegenden Antigonos ein, und macht den Satz dadurch sinnlos. Aber gerade das sinnlose Antigonos illustrirt sein Verfahren hübsch.

Diese Rede gegen Herodes ist aber nach dem oben begründeten Ansatz jünger als Justus und mit der Kenntniss dessen geschrieben, was Justus gegen Herodes vorgebracht hat. Dennoch enthält sie keine Anspielung auf Askalon und Antipaters ursprüngliches Heidenthum. Auch in der Schlussbetrachtung wird nur der Mangel an Legitimität gegen Herodes geltend gemacht. Er wird ins Unrecht gesetzt, als οἰκίας ὄντα δημοτικῆς, καὶ γένους ἰδιωτικοῦ καὶ ὑπακούοντος τοῖς βασιλεῦσιν, 14, 16. 4. 491.

Die Richtung, in der der Angriff auf Herodes bei Jos. geführt wird, ist von der Erzählung des Verwandten Jesu wesentlich verschieden. Jos. drückt die Stellung des Antipater herunter, so dass das Königthum des Herodes als eine kecke Anmassung erscheint. Beim Verwandten Jesu wird bei aller Kürze dennoch sachkundig hervorgehoben, wie Antipater zum legitimen Herrn Judäas wird, so dass Herodes lediglich der Erbe seines Vaters, freilich eines solchen Vaters, ist.

Würde Askalon irgendwie im jüngern Text des Jos. sichtbar, dann läge ein positives Anzeichen vor, dass diese Geschichte Justus angehörte; dagegen ist ihr gänzliches Fehlen in A. dieser Ableitung nicht günstig. Der Schluss: wovon Jos. nichts weiss, das hat Justus gesagt, macht einen „Sprung".

Die Geschichte vom Hierodulen des Apollo, dessen Sohn die idumäischen Banditen wegschleppen, und dessen Enkel zum König der Juden wird, scheint mir eher heidnisch als

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