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Hegel in die Kategorie der Objektivität ist, wie ich keinen Anstand nehme zu behaupten, der wichtigste Punkt der ganzen Hegelschen Logik. Die absolute innere Notwendigkeit dieses Übergangs ist einfach die, daß, indem der Begriff die drei formellen Momente: Allgemeinheit, Besonderheit, Einzelnheit hat, die Allgemeinheit, welche die Besonderheit durchdringt und in ihr sofort Einzelnheit ist, die Sache oder das Objekt ist, d. h. die gesetzte Einheit des Begriffs mit seinen Momenten, die realisierte gegenseitige Durchdringung dieser Momente. Die absolute, systematische Wichtigkeit dieses Übergangs liegt aber darin, daß indem sich der logische Begriff durch sich selbst in die Gegenständlichkeit aufhebt, diese also als das von ihm selbst Gesetzte und von ihm Durchdrungene nachgewiesen ist nur durch diesen in sein eigenes Gegenteil übergreifenden und in ihm mit sich selbst identisch bleibenden schöpferischen Akt des Begriffes es der Hegelschen Philosophie erlaubt und von ihr vollbracht ist, die objektive Unmittelbarkeit dem Begriffe als eine Selbstverwirklichung seiner zu vindizieren. Fehlt dies daß sich der Begriff durch seine eigene Bewegung zur Sache macht, so fehlt jede wissenschaftliche Berechtigung, die Gegenständlichkeit als das Dasein des Begriffs in Anspruch zu nehmen. Fehlt dies, so ist die Unmittelbarkeit wieder das Unnahbare geworden, über welches der Begriff keine Macht hat, weil es nicht durch seine eigene Bewegung entsteht. Fehlt dies, so fällt daher, um zunächst von einer besonderen Folge zu sprechen und erst dann zur allgemeinsten aufzusteigen, unter anderem eines der wichtigsten Resultate der Hegelschen Philosophie gänzlich fort, die begriffene Geschichte. Der Begriff, welchen Hegel von der Geschichte gibt und der

jedenfalls eine der einflußreichsten Konsequenzen dieser Philosophie gewesen ist, ist der: objektive Selbstverwirklichung des Begriffs (des Geistes) zu sein. Begriffene Geschichte heißt bei ihm nichts anderes als: die als die objektive Selbstverwirklichung des Begriffs begriffene Geschichte. Die Gedankengrundlage dieser Bestimmung wurzelt gleichfalls in der Logik und muß in ihr wurzeln, wenn sie eine systematisch begründete sein soll. Es ist wahr, daß man noch niemals den systematischen Zusammenhang der Hegelschen Geschichtsauffassung mit der Hegelschen Logik sich klar gemacht, noch niemals auch nur die Frage aufgeworfen hat: wo denn eigentlich in der Logik die Hegelsche Geschichtsauffassung ihre Grundlage habe. Und doch muß sie in der Logik ihre letzte Grundlage und Wurzel haben, wenn sie selbst eine objektiv-notwendige und systematische sein soll. Eben deshalb aber, weil dieser innerste Zusammenhang noch niemals untersucht worden ist, wird es am Orte sein, ihn hier näher zu betrachten.

Die Hegelsche Geschichtsauffassung hat ihre Wurzel in der Tat in der Logik, und zwar, wie sich bald zeigen wird, nirgendswo anders als in dem Kapitel der Objektivität, oder in: Mechanismus, Chemismus, Teleologie. Denn diese Wurzel liegt nirgendswo anders vor, als eben darin, daß sich der Begriff durch seine eigene Bewegung zur objektiven Unmittelbarkeit macht und in dieser sich in sich zurücknimmt. Hört dies auf, so bleibt die Geschichte als ein Produkt des Zufalls stehen; oder sie kann noch, was aber im Grunde nur auf dasselbe hinauskommt, als eine Tat und Prozeß der mehr oder weniger verständigen subjektiven Einsichten angesehen werden. Aber das, was sie nach Hegel ist, die objektive Selbstbewegung des Begriffs diese ihm objektive Vernünftigkeit, die etwas ganz anderes ist als die so häufig so geringe subjektive

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Vernunft der in einer Zeit Lebenden und Sterbenden diese verliert sie durchaus. Es würde Rosenkranz nicht das geringste helfen, hiergegen einwenden zu wollen, die Geschichte sei das Reich der Idee (und ihres Ausgeführtseins). Sie ist das Reich der Idee; aber die Idee hat zu ihrer Selbstvollbringung selbst kein anderes Mittel als die Tätigkeit des Begriffs in seiner Bewegung. Der Begriff ist die Entelechie der Idee. Soll also die begreifende Erkenntnis der Geschichte eine Wahrheit sein, soll sie keine allgemeine Phrase bleiben: so kommt alles darauf an, konkret einzusehen, wie die Idee, die nichts ist als der ausgeführte Begriff, sich als objektiv-begriffliche Bewegung in der Geschichte vollbringt, somit als Mechanismus, Chemismus und Zwecktätigkeit. Denn in diesen drei Bestimmungen und Formen besteht, wie wir gesehen haben, die objektive Bewegung des Begriffs oder die Bewegung desselben in seiner Objektivität.

Es kann vielleicht auf den ersten Augenblick als eine sehr paradoxe und ungeheuerliche Behauptung erscheinen, daß der Begriff als Mechanismus, und gar noch als Chemismus, in der Geschichte wirken kann; und es wird daher vielleicht am Orte sein, dies beispielsweise näher darzulegen. Wie der Begriff als Mechanismus in der Geschichte wirkt, ist sehr leicht einzusehen. Wenn Plinius (Hist. nat. XVIII. 7) sagt:,,Die Zusammenschlagung ungeheuerer Grundbesitzungen hat Italien zugrunde gerichtet (latifundia perdidere Italiam)", so ist dies insoweit eine solche mechanische Tätigkeit des Begriffs gewesen. Oder wenn nach dem Sturz der feudalen Gesellschaft in Frankreich gerade das Gegenteil hiervon geschah, und, selbst ohne daß die Absicht hierauf gerichtet gewesen wäre, durch die Zerschlagung und Parzellierung der Grundstücke der moderne Besitzstand er

zeugt und in ihm dem staatsbürgerlichen Begriffe der französischen Revolution, der Idee des Individualismus, und seiner unabhängigen Geltung der Persönlichkeit, erst eine adäquate Realität geschaffen, in dieser erst eine lebendige Wirklichkeit gegeben wurde: so war dies wiederum ein Wirken, ein Sichselbstausführen des Begriffs als Mechanismus. Oder wenn jetzt in den großen Industriestaaten, besonders in England, der Prozeß der Industrie sich dahin treibt, daß durch ihre eigene Bewegung die Kapitalien sich immer mehr zentralisieren und zusammenhäufen, der kleine Mittelstand dagegen hierdurch immer mehr verschwindet und in das auf seine bloße Arbeitskraft beschränkte kapitallose Proletariat herabsinkt: so ist dies wieder eine mechanische Wirkung und Bewegung des Begriffs, aus welcher sich gleichfalls möglicherweise eine Auflösung und Umformung der jetzt bestehenden Gesellschaftsform erzeugen kann.

Mindestens ist es vielleicht nicht uninteressant, in dieser Hinsicht zu bemerken, wie Aristoteles schon gewußt und hervorgehoben hat, daß gerade durch diese mechanische Bewegung des Begriffs in der Geschichte jede auf Gewinn ausgehende Oligarchie in Massenherrschaft, in Demokratie umschlagen muß.,,Als in die Aristokratie Verderbnis einriß und sie sich auf Kosten des gemeinen Wesens zu bereichern suchte," sagt er in der Politik III, 15, ,,SO mußte ganz natürlich die Oligarchie entstehen. Denn sie hatten den Reichtum zu dem Geltenden. (vriμov), zum Maßstab des Wertes gemacht." Die Oligarchie aber habe wieder zunächst in die Durchgangsstufe der Tyrannis, dann aber in die Massenherrschaft umschlagen müssen. ,,Denn," sagt Aristoteles in seiner einfachen Weise,,,indem sie durch die Gewinnsucht den Besitz auf immer Wenigere konzentrierten, stellten sie gerade dadurch die

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