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des Ausdrucks, die, je weniger sie selbst sagt, um so mehr Herz und Geist des Lesers zu ihrer Ergänzung zu erregen weiß, und besonders in einer gewissen Ethik des Stils; denn man fühlt es aus diesem Stil heraus, daß er schwerlich der Rücksicht auf das heutige Publikum entsprungen ist, welches solchen Stil nicht zu verlangen pflegt und sich dadurch auch beinahe des Rechtes begeben hat, ihn zu begehren; daß er nicht einmal der Rücksicht des Verfassers auf seinen eigenen schriftstellerischen Ruhm entsprungen, daß er vielmehr seinen Quell in der tiefen, sittlichen Ehrfurcht hat, die den Darsteller von seinem Gegenstande durchdringt. Ein Denkmal Lessings, sagte sich der Darsteller denn dies ist es, was man als die läuternde Macht dieses Stils herausfühlt, dies ist es, was wir als die Ethik desselben bezeichnet haben durfte nur gegossen werden aus einem glockenreinen Metall, aus einem Erze, aus dem jede Schlacke ausgeschieden. Besonders jene Kapitel, welche Lessings Lebensschicksale behandeln, sind wahre Meisterwerke in dieser Hinsicht.

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Dies bringt uns auf eine letzte Seite dieses Werkes, welche eine der bedeutendsten derselben bildet und uns hauptsächlich zu dem veranlaßt hat, was wir soeben über die unzweifelhafte Wirksamkeit desselben auf das Volksbewußtsein der Gegenwart gesagt haben. Es ist dies das eigentlich biographische Element des Werkes. Welch kämpfendes Heldenleben! denn dies Leben war ein fortgesetzter, ein bis zu seinem letzten Atemzuge ununterbrochener Kampf gegen die ganze Misere, wie sie nur deutsche Zustände in solcher Allseitigkeit aufzuweisen haben. Wenn irgend jemand zum Glück geboren war, so war es die heitere, freudige, sich selbst klare Natur Lessings! Wenn irgend jemand wenigstens dem Unglück vollständig entnommen schien, so war es, durch

ihre unbesiegliche Stärke und Tatkraft, durch die vollständige Abwesenheit jeder sentimentalen Weichheit, die durch und durch gesunde Natur Lessings. Und sie haben diesen Mann trotz alledem soweit zu bringen gewußt, daß er sich mit Selbstmordgedanken trug, und nur der Stolz ihnen das Gegengewicht hielt! Und heute noch"

sagt Stahr Bd. II, S. 237,,wie viele Deutsche, die sich an Nathan dem Weisen erquicken, wissen es denn, daß Lessing, während er das erhabenste Werk seines Genius schuf, mit der drückendsten Not, mit der gemeinen Sorge um das tägliche Brot zu kämpfen hatte?" In der Tat stand es damals so, damals, wo Lessing auf der Höhe seines Ruhmes und seines Wirkens sich befand, daß, wie er selbst an seinen Bruder über die beabsichtigte Veranstaltung einer Subskription auf Nathan den Weisen mit einer unendlich komprimierten, einschneidenden Bitterkeit schreibt, sogar wenn seine Freunde hinlänglich eifrig wären, dennoch vielleicht das Pferd verhungert sei, ehe der Hafer reif geworden!"

Dieser fortgesetzte Lebenskampf Lessings ist von Stahr mit einer tiefergreifenden Wahrheit und Einfachheit, mit einer erschütternden Wirkung dargestellt. Die Anstellung in Wolfenbüttel hatte den äußeren Sorgen ein Ende machen sollen. Gerade sie verstrickte ihn für immer in eine Misere, in der er von nun an unwiderruflich langsam verbluten und zugrunde gehen sollte. Lessing sollte erfahren, was es auf sich hat für einen Mann von Verdienst und Seelenadel, mit Fürsten zu tun zu haben. In der ungeschminkten Darstellung dieses Verhältnisses, und damit des Charakterbildes von Lessing überhaupt, hat Stahr eine unendliche Überlegenheit über das Danzel-Guhrauersche Werk, welches z. B. Bd. II, S. 277 sich nicht scheut, jenen Fürsten noch darzustellen als ,,einen Prinzen, welcher nach Art

der großen Seelen des Altertums (!) den Heldenruhm des Feldherrn mit der Achtung vor den Heroen des Geistes in Poesie und Philosophie verband, der wie zur Zeit kein anderer deutscher Fürst sich freute, sie im eigenen Vaterlande zu finden, ja aufzusuchen.'

Wenn Danzel-Guhrauer genau wissen, daß dies damals der beste Fürst im deutschen Vaterland in dieser Hingratulieren wir!

sicht war, so

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Die einfache Wahrheit jener loyalen Darstellung ist nämlich die mit üblicher Selbstverlogenheit wollte man mit dem Genie und den Heroen des Ruhmes kokettieren, man wollte sich in effekthaschender Eitelkeit mit dem Besitze eines Lessings wie mit einem Putze schmücken, ohne irgend ein Opfer für ihn zu bringen, ohne selbst nur für eine erträgliche Gestaltung seiner Existenz das Geringste tun zu wollen. Wenn man nur Lessing in seinen Diensten hatte, was kam es darauf an, ob er in dem verkommenen und ungesunden Wolfenbüttel, aufgerieben von den unwürdigsten Sorgen und der drückendsten Not, verkümmerte und geistig und leiblich zugrunde ging?

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Und als es schien, daß Lessing sich vielleicht doch noch erinnern könne, er sei als—,,Vogel auf dem Dach" niemals elender, niemals in ärmerer und kummervollerer Lage gewesen, da griff man zu einem Spiel - doch lassen wir lieber Stahr reden:,,er (Lessing) sollte schrecklich enttäuscht werden. Denn nun beginnt ein Schauspiel empörendster Art, ein Spiel fürstlicher Herzlosigkeit mit dem Schicksale, dem Leben und Charakter des ausgezeichnetsten Mannes, den Deutschland besaß, ein Spiel, das zwei Jahre lang diesen edelsten Charakter bis zu hoffnungsloser Verzweiflung verbitterte und seine leibliche und geistige Vollkraft für immer untergrub. In Les

sings Briefen aus dieser Zeit sind die Zeugnisse enthalten für die Prometheus-Qualen, die eines Fürsten leichtsinnige Wortbrüchigkeit über ihn verhängte, und zugleich ein unaustilgbares Brandmal für das Andenken des Prinzen, der sein ganzes Leben lang beflissen war, den Schein eines hochgebildeten, humanen, Kunst und Wissenschaft schützenden Fürsten durch geschickte Repräsentation um sich zu verbreiten, der mit einem Moses Mendelssohn über Philosophie gefühlvoll korrespondierte und sich den Anschein gab, denselben Lessing in seiner ganzen Bedeutung und Größe zu erkennen und zu würdigen, den er jahrelang im Elende verschmachten ließ." Und Lessing selbst schreibt an seine Braut, nur gewisse Arbeiten, mit welchen er nicht anders als in Wolfenbüttel fertig werden könne und müsse, wenn er nicht alle seine daselbst zugebrachte Zeit verloren haben solle (er meint offenbar die bald darauf erfolgte Herausgabe der Fragmente), hielten ihn zurück. Dann aber solle nichts in der Welt ihn länger halten:

,,Ich denke überall so viel wieder zu finden, als ich hier verlasse. Und wenn ich es auch nicht wieder fände. Lieber betteln gegangen, als so mit sich handeln lassen.“

Der Herzog hatte Lessing eine Stelle gegeben, die ihn so arm ließ, daß er, als er starb, auf Staatskosten begraben werden mußte!

Doch vielleicht beweisen uns die Danzel-Guhrauer, daß jener Fürst auch dies wieder nur aus antiker Begeisterung tat, um Lessing auch dadurch den Helden des Altertums um so ähnlicher zu machen! O, über die deutschen Gelehrten!

Dennoch ist diese Biographie von nichts mehr entfernt als davon, einen niederdrückenden Eindruck auf den Leser

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