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GOTTHOLD EPHRAIM LESSING

1. Lessing vom kulturhistorischen Stand

punkt.

2. G. E. Lessings Leben und Werke, von Adolph Stahr. Berlin bei Guttentag, 2 Bde.

Wir leben in einer Epigonenzeit und gerade zu ihrer Überwindung läßt sich gegenwärtig schwerlich Besseres in ihr tun, als uns in die leuchtenden und abgeschlossenen Gestalten unserer größeren Vorfahren zu vertiefen und in ihnen Sammlung und Stärkung, Gewißheit unseres nationalen Berufs und Auffrischung unseres nationalen Genius zu suchen.

Dies ist auch der mehr oder weniger instinktive Grund, der die literarische Produktion unserer Zeit so überwiegend auf das Ende des vorigen Jahrhunderts, auf den unvergänglichen Ruhm unserer Goethe- und Schillerperiode zurückwirft. Aber so glänzend diese war, sie war selbst nur wieder das Entwicklungsresultat der ihr voraufgehenden Epoche, und diese ist es, welcher der Lorbeer gebührt, Deutschland aus der unsäglichen geistigen Verdumpfung gerissen zu haben, in die es seit dem westfälischen Frieden fast ein volles Jahrhundert versunken war. Die Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Periode, von der wir sprechen, und in zwei Männer faßte sie sich ganz und gar zusammen, die, wie sehr auch getrennt durch Stellung und Verhältnisse, wie sehr auch einander entgegengesetzt durch Bildung und Geschmack, durch Neigung und Richtung, dennoch nur einen und denselben Zeitgedanken in der so

verschiedenen Sphäre ihrer Tätigkeit verwirklichen: Friedrich der Große und Lessing.

Von beiden pflegt man zu sagen, daß sie ihrer Zeit unendlich überlegen gewesen seien. Aber seiner Zeit noch so weit überlegen sein, heißt nur: sie zum vollständigsten Ausdruck bringen!

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Werfen wir einen Blick auf das Charakteristische jener Epoche, so liegt dies in Frankreich wie Deutschland übereinstimmend darin, daß eine Wirklichkeit vorgefunden wird, welche, nach allen Seiten hin ein unlebendiges und verknöchertes Produkt vergangener Jahrhunderte, dem Individuum nirgends die Möglichkeit eines Eingreifens in dieselbe, einer Betätigung seiner eigenen Lebendigkeit und seiner geänderten Bedürfnisse gestattet. Hergebrachte, mit der damaligen Gegenwart selbst in keinerlei Zusammenhang mehr stehende Formen beherrschen alle Gebiete des Daseins, sind in Staat und Religion, in Kunst und bürgerlichem Leben die allein gültigen, unantastbaren Normen, die jeden lebendigen Trieb im voraus ersticken und allem, was geschieht, diese scharf ausgeprägte Physiognomie eines altgeborenen philiströsen Zopftums geben, welche in Deutschland jene Periode kennzeichnet.

Bei einem solchen Tode des Geistes ist die ihn in seinem Innersten beschäftigende Frage nur die eine: ob er das Grabgewölbe seiner Wirklichkeit wird sprengen können, oder ob er in dieser Versteinerung verharren muß, durch kein entzauberndes Wort zu neuem Leben, zu neuem Rechte auf sich selbst erweckt.

In Frankreich war diese Spannung gegen das Gewordene eine so ungeheuere und komprimierte, daß man eben deshalb sogar mit dem Begriff der Geschichte und ihrer Entwicklung überhaupt (Zivilisation) gänzlich brach und auf den Naturzustand des Subjekts als das dagegen Wahre

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der Marquis von Breur vera fre dame von Pompadour grant viru I wire per de Kuserfamilie, gegen alle Formen and Cherigen es Deaschen Reiches, ja gegen den emmingen er es e päischen Kontinents unternahm, ene lasuram, de er durchkämpfte wie ein echter, auf so els petite Revolutionär, das Gift in der Tasche: Und sim. damit auch in den Formalen sichs fecle, was Šarz Senen konnte, die Bedeutung des großen Kampfes in sein rechtes Licht zu stellen, unterließ es das Deutsche Reich ebensowenig, seinen Achtprozeß gegen Friedrich zu schleudern. als es dessen Gesandter in Regensburg unterließ, den die Insinuation besorgenden Reichstagsboten unter dem Beifallklatschen von ganz Deutschland die Treppe hinunterwerfen zu lassen.

Es sollte sich jetzt zeigen, ob die Gegenwart die Kraft noch besitze, die historische Wirklichkeit nach eigenem Willen wieder in Fluß zu bringen, oder ob sie sich für immer verloren geben müsse an das verknöcherte Gebäude eines überlebten Staatszustandes.

Und es zeigte sich! Als der Hubertusburger Friede

11 Lassalle, Ges. Schriften. Band VI.

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