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BIBLIOTHEK

DES

LITTERARISCHEN VEREINS

IN STUTTGART.

LXXXIX.

STUTTGART.

GEDRUCKT AUF KOSTEN DES LITTERARISCHEN VEREINS.

PROTECTOR

DES LITTERARISCHEN VEREINS IN STUTTGART:

SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.

*

VERWALTUNG:

Präsident:

Dr A. v. Keller, ordentlicher professor an der k. universität in Tübingen.

Kassier:

Professor Dr Kommerell, vorstand der realschule in Tübingen.

Agent:

Fues, buchhändler in Tübingen.

*

GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS :

Oberstudienrath Dr Haßler, conservator der vaterländischen kunstund alterthumsdenkmäler in Ulm.

Dr Holland, außerordentlicher professor an der k. universität in Tübingen.

Obersthofmeister W. freiherr v. Holtz in Alfdorf.

Dr G. v. Karajan, präsident der k. akademie in Wien.

Dr E. v. Kausler, vicedirector des k. haus- und staatsarchivs in Stuttgart.

Dr Klüpfel, bibliothekar an der k. universität in Tübingen.

Dr O. v. Klumpp, director der k. privatbibliothek in Stuttgart.

Dr Maurer, ordentlicher professor an der k. universität in München.
Dr Menzel in Stuttgart.

Dr Simrock, ordentlicher professor an der k. universität in Bonn.
Dr Wackernagel, ordentlicher professor an der universität in Basel.
Dr Waitz, ordentlicher professor an der k. universität in Göttingen.

FLORES MUSICE

OMNIS CANTUS GREGORIANI

VON

HUGO VON REUTLINGEN

NEU HERAUSGEGEBEN UND BEARBEITET

VON

CARL BECK

DECAN ZU REUTLINGEN.

STUTTGART.

GEDRUCKT AUF KOSTEN DES LITTERARISCHEN VEREINS
NACH BESCHLUSS DES AUSSCHUSSES VOM NOVEMBER 1865.

wären sie ja wohl nicht so frühe, trotz der schwierigkeit des notendrucks, unter die presse gekommen.

Dem buche gebührt also offenbar nicht bloß eine antiquarische, auch nicht bloß eine musikalische, sondern eine zeit- und culturgeschichtliche bedeutung. Diese erwägung hat mich denn auch nach manchen aus der unzulänglichkeit meiner person genommenen bedenken, doch bewogen, dasselbe, nachdem ein verehrter freund, mitbürger und alterthumsforscher meine aufmerksamkeit darauf gelenkt, für den litterarischen verein zu bearbeiten, und dem deutschen alterthumsvereine, dem ich es am liebsten gewidmet hätte, zur erinnerung an die Septembertage 1862 wenigstens als gruß darzubringen. Es besteht aus einem gedichte von 635 leoninischen versen, die nach seiner eigenen angabe v. 595 ff. von einem auch sonst in dieser zeit hier bekannten Hugo sacerdos Reutlingensis, aus der bis 1500 hier genannten familie der Spechtshart, 1332 verfaßt sind und aus einem dazwischen eingestreuten commentar von unbekanntem verfaßer, aber zweifelsohne der abfaßung des gedichtes nicht ferne liegender zeit 2.

1

Haben demnach unsre Flores auch für ihren nächsten entstehungskreis ein unverkennbares interesse (denn ihre dichtung ist demnach gleichzeitig mit dem politischen aufschwunge der stadt 3 und mit dem aufbau der Marienkirche 4, eines der denkwürdigen gothischen baudenkmale Schwabens), so erfülle ich mit erneuerung ihrer auflage eine patriotische pflicht, nicht bloß gegen meinen stand, wenn ein geistlicher von Reutlingen den nachruhm des sacerdos Hugo in dieser stadt

*

1 Siehe meines verewigten amtsgenoßen Gayler historische denkwürdigkeiten der stadt Reutlingen, 1840, s. 616. 2 Näheres siehe in der einleitung. 3 Freitag vor Judica 1337 hat Ludwig der IV der Baier von Nürnberg aus der stadt die ersten urkundlichen rechte verliehen, welche am 27 Januar 1348 Karl IV bestätigte. Beide daten fallen also in die lebezeit unsres Hugo. Ist die vermuthung zu kühn, daß er bei den unterhandlungen seine hand mit im spiele gehabt habe? zumal, wenn wir als den unterhändler Wernher de Hurnbog, den schultheißen 1333, finden und in dieser zeit ein Wernher (bei welchem Hugo nach der in der einleitung angeführten urkunde von 1359 in gunst gestanden sein muß) als erster kaplan der gleichfalls neu erbauten Nikolaikirche vorkommt, ohne zweifel derselbe, der nach der inschrift in der taufkapelle oder vielmehr der alten trist (trisur)kammer der Marienkirche viceplebanus, erster geistlicher, als stellvertreter des abts von Königsbronn hier war. 4 Erbaut 1247-1343.

wieder aufzufrischen versucht 1, sondern auch gegen die stadt selbst, der ich durch bürgerrecht und, wenn auch nicht durch geburt, so durch abstammung, angehöre. Sie wird gewöhnlich in schwäbischen und deutschen gauen nur gefeiert als die stadt der gerber und färber, die (nach Uhlands lied von der Reutlinger schlacht) haben,,so meisterlich gegerbt" und ,,so purpurroth gefärbt", und freilich können bis zur stunde die Musensöhne unsrer nachbarstadt Tübingen auch hievon noch erzählen. Aber daß Reutlingen zu den Musen auch noch andre beziehungen habe, ist derzeit in größeren kreisen noch ein geheimnis. Und doch hat es mit dieser behauptung seine richtigkeit. Ich berufe mich hiefür zunächst auf Friedrich List, dem unsre zeit wenigstens nach dem tode die ehre, deren er im leben würdig gewesen wäre, erzeigt hat in der errichtung des ehernen standbilds in seiner vaterstadt, zu der Deutschlands fürsten und stämme die hand aufgethan und Elb-Athen uns seinen meister entsendet hat. Nun wohl, wird man erwidern, diese lorbeeren gelten nicht dem doctrinär und nationalökonomen, nicht dem manne der wißenschaft, der sein feld auf dem Tübinger katheder ja nur so kurz behauptet hat, sie gelten dem manne der that, dem praktiker und agitator! Was aber wird die welt sagen, wenn wir den meister der philosophie, das haupt des idealismus, ihn, bei dem es, mit unsrem dichter (v. 599) zu reden, auch hieß: Concio (und nicht bloß Suevorum, sondern) Concio doctorum quo colligitur variorum, dem die,,hauptstadt der intelligenz” eine geraume zeit ein gut

*

1 Ich hätte hiezu noch eine besondere verpflichtung, wenn die vermuthung richtig ist, die sich aus Gayler II, 269 ergibt. Das pfarrhaus, in dem am 26 Mai 1498 Maximilian I abstieg, und das nach Ficions chronik (Stuttgart 1862) seite 230 (vergl. Gayler I, s. 137) von da an an der ecke das kaiserliche wappen trug mit der unterschrift:

„Ich bin, wie ein andrer mann,

Ohn, daß mir Gott die ehre gan❞

hieß nach Gayler 1. c. 1421 der alten schulmeisterin haus, 1426 meister Spechzhart, pfarrers haus. Es stammte, vermuthe ich, von unsrem Hugo und fiel von diesem an seinen neffen, den „lateinischen schulmeister Conrad" (siehe einleitung); wann es dann das eigentliche pfarrhaus wurde, ist unbekannt. Es wurde bekanntlich im großen brande 1726 zerstört, aber auf derselben stelle ist das jetzige pfarrhaus, meine amtswohnung, 1770 erbaut worden, nachdem man für seine wiederherstellung, wie für einen kirchenbau in Ohmenhausen, weithin collectiert hatte. Gayler II, 304.

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