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VORWORT.

Der vorliegende Band der Analecta enthält eine Reihe von Hymnen, die spanischen Brevieren römischen Ritus entnommen sind. Ich habe mich sonst nie recht dafür erwärmen können, Hymnen, Sequenzen oder Officien nach ihrer örtlichen Herkunft zu ordnen, aus dem einfachen Grunde, weil eine solche Scheidung nur für einen verhältnismässig kleinen Bruchteil dieser Dichtungen, nur bei den s. g. Lokal-Heiligen, durchführbar ist. Nur bei diesen lässt sich nämlich in der Regel die ursprüngliche Herkunft eines Liedes feststellen. Legt man aber nicht die Herkunft, sondern den Gebrauch etwa der verschiedenen Länder oder gar der einzelnen Bistümer und Stifter zu Grunde, so ist der Wiederholungen kein Ende, da ein nicht geringer Bestand allen oder doch vielen Ländern und Sprengeln gemeinsam ist. Wenn ich für Spanien eine Ausnahme von der sonst befolgten Regel mache, so geschieht es, weil die gröfsere Abgeschlossenheit des Landes ein Eindringen fremder Hymnen (abgesehen von den allen gemeinsamen) selten, das Vordringen spanischer Lieder aber nach anderen Gegenden wo möglich noch seltener gemacht hat. War aber so die Möglichkeit einer specifisch spanischen Hymnensammlung gegeben, so mufste zur Verwirklichung dieser Möglichkeit das besondere Interesse drängen, welches eine solche Lese erregen dürfte. Omnia rara cara, sagt ein geflügeltes Wort; alles Spanische aber gehört für uns mehr oder minder zu den seltenen und ungewohnten Dingen. In unserem Falle aber trifft das Gesagte um so mehr zu, als die Quellen der spanischen Hymnodie nur sehr spärlich fliefsen und wahrlich nicht zu den leicht zugänglichen Dingen rechnen.

So reich die Urkundenbestände der spanischen Archive zu sein scheinen, ebenso arm ist das Land an Monumenten seiner alten Liturgie. Liturgische Handschriften, ja selbst die seit dem Ausgange des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gedruckten

Breviere und Mefsbücher sind von gröfster Seltenheit. Dazu kommt, dafs man nicht nur aufserhalb des Landes, sondern auch in Spanien selbst fast aller Mittel enträt, um sich von den Handschriftenbeständen der verschiedenen Bibliotheken eine irgendwie geartete Vorstellung zu machen. Es bleibt nichts übrig, als sich auf gut Glück an Ort und Stelle zu begeben, oftmals nur um festzustellen, dafs eben nichts von dem vorhanden, was man sucht. Von den Spaniern, die man um Rat befragt, wird man in der Regel Antworten erhalten wie: In N werden Sie zweifellos sehr viel finden, es ist ein uraltes Bistum, ein uraltes Kapitel u. s. f. Auf diese Weise wird man sich so lange herumjagen lassen, bis man zur Erfahrung gelangt, dafs in Spanien das hohe Alter eines Stiftes weit eher ein Grund ist zur Vermutung, dasselbe habe nichts Wertvolles bewahrt als eine Veranlassung zum Glauben, dasselbe besitze noch Schätze irgendwelcher, besonders litterarischer Art. Namentlich aus den zahlreichen spanischen Klöstern sind uns liturgische Handschriften verschwindend wenige erhalten.

Als ein weiterer das Suchen und Sammeln erschwerender Umstand tritt die in den meisten spanischen Bibliotheken und Archiven erbgesessene Unordnung hinzu. Kataloge gehören recht eigentlich zu den Seltenheiten. Meist wird der den Archivfrieden störende Eindringling vor die bestaubten Büchergestelle geführt und dann seinem Schicksale überlassen. Will ihm das Glück,

so mag es ihm gelingen, aus dem mehr oder minder chaotischen Bestande das herauszufinden, was für ihn von Wert ist. Nimmt man zu alledem noch hinzu die beispiellos schlechten Verkehrsmittel, deren Beschreibung ich mir hier leider versagen mufs, da ich keine Reisebeschreibung beabsichtige, so wird man sich ein schwaches Bild davon machen, welche Anstrengungen es gekostet, diese Hymnen friedlich in einem Hefte der Analecta zu vereinigen. Mufste ich doch, um das eine Brevier von Urgel einzusehen, in brennender Junisonne auf Saumtierpfaden einen Weg von 50 km zurücklegen, da bis heute keine fahrbare Strafse die alte Bischofstadt erreicht. Bei sothanen Umständen dürfte es vielleicht keine ganz verlorene Mühe sein, wenn ich mit wenigen Worten aufführe, was ich namentlich an gedruckten Brevieren des 15. und 16. Jahrhunderts in den verschiedenen Bibliotheken vorfand.

Gerona besitzt zwei für spanische Verhältnisse nicht unbedeutende Handschriftensammlungen, die eine im Kapitelsarchiv, die andere im Pfarrhofe von Sankt Felix. Beide enthalten eine kleine Anzahl liturgischer Handschriften; in beiden findet sich das Missale secundum laudabilem consuetudinem dioecesis Gerundensis, Lyon 1546. Einem gedruckten Breviere von Gerona bin ich nirgends begegnet, obwohl es keinem Zweifel unterliegen kann, dafs ein solches existiert hat. Die öffentliche Bibliothek des bischöflichen Seminars enthält eine einzige liturgische Handschrift, unter den gedruckten Liturgica nichts von Interesse. Die Bibliotheca provincial im Instituto besitzt das Breviarium Monasticum secundum consuetudinem Ordinis sancti Benedicti de observantia Congregationis coenobii Sancti Benedicti Vallisoletani, Vallisoleti 1538. Eine spätere Ausgabe, Salamanca 1567, befindet sich auf der Nationalbibliothek zu Madrid.

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Barcelona. Einen nicht unbedeutenden Bestand an Handschriften und Incunabeln besitzt das Archiv des Domkapitels, das über dem linken Seitenschiff der Kathedrale sich befindet; leider enthält dasselbe äusserst wenige Liturgica. Die Handschriften der beiden bedeutenden Stifte San Cucufate und Ripoll befinden sich im Archiv der Krone von Aragon. Es sind aber unter ihnen überhaupt nur spärliche Liturgica und namentlich weder Mefs noch Chorbuch, sei es von Ripoll oder San Cucufate 1). Weitaus die wichtigste Bibliothek Barcelonas, nach der von Madrid die gröfste Spaniens, ist die Bibliotheca Provincial y Universitaria; nur läfst hier die Ordnung viel zu wünschen übrig. In einem Aufsatze, betitelt: Souvenir d'une Excursion Archéologique en Espagne (L'Université Catholique, N. S. VIII, 481 ff.), den man nicht ohne Interesse lesen wird (enthält er doch sogar die Beschreibung eines Stiergefechtes), findet sich über diese Bibliothek (S. 529) die Notiz: Malgré l'heure tardive mes compagnons insistent pour entrer à la bibliothèque de l'Université; le concierge me laisse même parcourir les fiches du catalogue: rien. Die Thatsache ist zweifellos: von den Liturgica enthält der Katalog nichts. Es hiefse aber sehr vorschnell handeln, wollte man daraus schliefsen, auch die Bibliothek enthalte nichts. Dieselbe besitzt

1) Noch Tamayo hat für sein Martyrologium handschriftliche Breviere dieses Klosters benutzen können. Heute sind dieselben verschwunden.

vielmehr ein eigenes Zimmer mit Handschriften, unter denen sich einige liturgische, sowie ein kostbares, auf Pergament gedrucktes Incunabelbrevier befinden, das Breviarium Illerdense, gedruckt 1479 zu Lérida per Henricum Botel de Saxonia, Alemannum, Ein zweites Exemplar dieses Breviers, aber auf Papier gedruckt, hat Bradshaw für die Universitätsbibliothek von Cambridge erworben; ein drittes, aber höchst unvollständiges, beherbergt das Kapitelsarchiv von Lérida. Aufser dem Handschriftenzimmer besitzt die Bibliothek einen Saal mit Incunabeln und alten Druckwerken. Hier entdeckte ich unter andern, auf dem Fufsboden liegenden Büchern das Breviarium Barcinonense, gedruckt 1540 bei Johann Rosembach. Es ist dies schwerlich der älteste Druck des Breviers von Barcelona; es ist aber das einzige ältere gedruckte Brevier der Barcasstadt, das ich in und aufser Spanien gesehen. Drittens besitzt die Bibliothek in einer Ecke zusammengestellt einige hundert Breviere und Mefsbücher, die aus den aufgehobenen Klöstern der Stadt stammen. Die Mehrzahl derselben reicht freilich nicht über das 17. und 18 Jahrhundert zurück; allein bei genauer Durchsuchung fanden sich doch manche recht wertvolle Dinge. Ich erwähne nur das Brevier von Tortosa, Lyon 1547, trotz des späten Datums die editio princeps dieses Breviers, während das Mefsbuch (ob in erster Auflage?) schon 1524 bei Rosembach in Barcelona gedruckt ward; ferner das Brevier von Vicq, Lyon 1557, gleichfalls editio princeps und auch dadurch merkwürdig, dafs es, mit dem Brevier von Quignonez in Kürze wetteifernd, die zweite und dritte Nokturn ein- für allemal unterdrückt. Erwähnt seien weiter: Horas de Nuestra Señora segun la orden Romana, Çaragoça 1534; dieselben enthalten u. a. die Hymnen 327 bis 333 bei Mone, deren von Mone behaupteter französischer Ursprung ebenso problematisch erscheint, als die angenommene Abfassung im 12. Jahrhundert. Die Metrik des Stückes ist auch dem 15. Jahrhundert nicht fremd, und der Gedanke: Me tecum flere plagasque sentire ist zweifellos dem Stabat mater entlehnt1). Des weitern: Horae Beatae

1) 327, Vers 7 lies futuram. - 328, 2 promittens. 328, 6 laetatur. 328, 7 zu lesen: Nascitur mater Jesu redemptoris. 329, 11 sq. zu lesen: Ecce ancilla Domini fiatque Hoc verbum tuum. 333, 3 Nisi locus, zu lesen: ni locus. Die Schwierigkeit Mones bei Erklärung dieser Strophe ist keine; zu konstruieren ist: nihil reperitur, ni(si) „locus, in quo“ et (reperitur), manna

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