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fand ich ein höchst merkwürdiges Brevier des 16. Jahrhunderts, ohne Anfang, ohne Mitte und ohne Ende, das sich gelegentlich als ein Romanum bezeichnete. Dasselbe weicht aber von allen römischen Brevieren in erheblichster Weise ab, noch mehr als beispielsweise das der Hieronymiten. Ich habe aus diesem Brevier mehrere Hymnen in vorliegende Sammlung aufgenommen, da ich den seltenen Druck wohl als einen spanischen ansehen mufs.

Compostella. Das Kapitel besitzt aufser dem berühmten Codex Calixtinus, der uns ein anderes Mal beschäftigen muss, nur ein handschriftliches Brevier und die gedruckte Ausgabe von 1569. Der ebenso unterrichtete als liebenswürdige Archivar, Kanonikus Don Antonio López Ferreiro, bewahrte mich vor einer resultatlosen Reise zu den alten Bischofsitzen von Tuy und Orense, die er persönlich besucht, und von denen ersteres nichts, letzteres nur sein Missale von 1494 besitzt, das auch auf der Nationalbibliothek zu Madrid sich findet. Nach España Sagrada XXIII, 34 soll Sandoval ein Brevier von Tuy gesehen haben, das 1564 zu Salamanca gedruckt war. Schon Florez kannte also selbst kein solches.

Burgos. Das Kapitelsarchiv besitzt einige wenige liturgische Handschriften, die aber so gut wie nichts Neues enthalten. Dasselbe gilt von den alten gedruckten Brevieren von Burgos, dasselbe von den Antiphonarien im Coro der Kathedrale, in der Capilla del Condestable und im bischöflichen Palaste. Nachdem das Concil von Burgos 1085 die Abschaffung des mozarabischen Ritus endgültig entschieden, scheint man in Burgos eifersüchtiger als anderwärts über die Reinerhaltung des letzteren gewacht zu haben. Die wenigen Sachen, die ich in dem berühmten Cistercienserinnenstifte Las Huelgas fand, enthielten gleichfalls nichts

Neues.

Tudela. Das Archiv der alten Kollegiatkirche ist nicht grofs, aber in gröfster Unordnung. España Sagrada L, 78 erwähnt eines handschriftlichen Breviers von Tudela als unauffindbar. Auch ich war nicht so glücklich, ein solches zu entdecken. Ein Glück war es, dafs ich wenigstens das gedruckte fand, ein Unicum, dessen Explicit also lautet: Breviarium secundum usum et consuetudinem decanatus ecclesiae collegialis beatae Mariae civitatis Tudellae Regni Navarrae, Tirasonensis dioecesis, ex sacra potissimum scriptura et probatis sanctorum

historiis confectum et accuratius per Reverendum ipsius ecclesiae Capitulum recognitum et emendatum finitur, Caesaraugustae impressum in aedibus olim Georgii Coci, nunc Petri Bernuz, anno Domini millesimo quingentesimo quadragesimo quarto. Wie der Titel an Quignonez erinnert, so die Einrichtung. Das Brevier kennt, wie jenes von Vicq und Pampelona (1551), nur eine Nokturn. Das Archiv enthält auch ein Missale Calagurritanum et Calciatense. Da es inkomplet, vermag ich nicht zu sagen, ob die Auflage mit jener der Nationalbibliothek identisch. ist oder nicht. In der uralten Kirche von St. Maria Magdalena fand ich immerhin ein notiertes Hymnar des 15. Jahrhunderts.

Tarazona. Die handschriftlichen Breviere und Mefsbücher von Tarazona hatte ich auf der Ausstellung, das gedruckte Brevier auf der Nationalbibliothek zu Madrid gesehen, weshalb ich einen Abstecher nach Tarazona unterliefs. Ich will hier nur bemerken, dafs Ramon de Huesca in seinem Theatro Histórico del Regno de Aragon V, 249 eine andere Auflage des Tirasonense vom Jahre 1547 erwähnt.

Zaragoza. Ramon de Huesca sah noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts, wie er V, 277 mitteilt, im Archiv der Seo von Zaragoza ein geschriebenes Breviarium Caesaraugustanum vom Jahre 1440 und ein anderes ebensolches im Archivo del Pilar. Dank der liebenswürdigen Behandlung, deren sich Zaragoza seitens seiner nördlichen Nachbarn zu erfreuen hatte, besitzt heute weder das eine Archiv, noch das andere sei es liturgische Handschriften, sei es Drucke. Einige wenige und wenig bedeutende Drucke besitzt die Bibliothek des Seminars von San Carlos. Die wenig imponierende Universitätsbibliothek enthält u. a: Missale Tirasonense, Caesaraugustae (Georgius Cocus) 1529.

Huesca. Das Kapitelsarchiv gehört wieder zu den reicheren, es enthält eine verhältnismäfsige Anzahl von liturgischen Handschriften. Dafs sich dieselben im Zustande der Ordnungslosigkeit befinden, bedarf wohl kaum bemerkt zu werden. Von Druckwerken sei erwähnt: Missale Romanum secundum consuetudinem fratrum ordinis sancti Hieronymi, Caesaraugustae (Georgius Cocus) 1540. Das 1505 gedruckte Brevier von Huesca und Jacca ist uns schon oben in Madrid begegnet. Ramon de Huesca erwähnt (VI, 311 ff.) drei weitere

verschiedene Breviere, sämtlich unvollständig 1), die er im Archiv von Jacca gesehen. Ob dieselben dort noch vorhanden, vermag ich nicht zu sagen. Da ich auf meine telegraphische Anfrage vom Kapitelsarchivar die Antwort erhielt, dafs handschriftliche Breviere keine vorhanden seien, und ich die Ausgabe von 1505 gesehen, stand ich von einem Abstecher nach Jacca mit der Tags zuvor eröffneten Bahn ab. Von Mefsbüchern erwähnt Ramon de Huesca eins vom Jahre 1488, gedruckt zu Zaragoza bei Johann Hurus aus Konstanz; er sah es im damals noch bestehenden Kloster San Juan de la Peña. Ein späteres bei Georgius Cocus gedrucktes fand er in der Kathedrale von Jacca, in San Juan und bei einem Kanoniker von Huesca, Don Antonio Casaviella.. Ich will hier anfügen, dafs er nach VII, 406 auch das ohne Ort und Jahr, thatsächlich 1521 unter Abt Alonso de So, Castro y Pinós, gedruckte Brevier des benachbarten Mont-Aragon gekannt. Das Melsbuch des berühmten Klosters besitzt die Nationalbibliothek zu Madrid; das Brevier habe ich leider nicht zu Gesicht bekommen. Die Bibliothek des Instituto Provincial (früher Universität) enthielt ein Missale Oscense et Jaccense, natürlich schadhaft, so dafs Ort und Jahr des Druckes fehlen. Ferner: Aurea hymnorum expositio cum textu, noviter vigilanti studio Jacobi Alorae, grammaticae [sic] atque poetae, artium professoris, diligentissime correcta, fausto sidere est explicita, arte Johannis Gysser Alemanni de Seligenstat, impressa Salmanticae anno salutis MCCCCCI, die vero XV Februarii.

Lérida. Das Kapitelsarchiv gehört in Liturgicis zu den reichsten Archiven Spaniens. Es besitzt zwei gesonderte, in verschiedenen Lokalen untergebrachte Sammlungen, von denen die eine in Ordnung ist und Nummern trägt, die andere beides. entbehrt. Von Druckwerken erwähnte ich schon oben ein inkomplettes, nicht gebundenes Exemplar des Breviers von 1479. Zu verzeichnen ist weiter eine doppelte Auflage des Missales vom Jahre 1524, beide von Georgius Cocus, die eine in fol. maj., die andere in compendiosiori forma" besorgt.

Montserrat. Dies einzig schön gelegene Kloster ist ebenfalls von den Franzosen in Asche gelegt, so dafs es nur wenig

1) Band VIII, S. 480 erwähnt er ein Brevier von Huesca aus dem Jahre 1547.

von seinen alten Schätzen gerettet hat. Es besitzt noch einige handschriftliche Cantiones, sowie ein Mefsbuch und ein Processionale, die beide in der Abtei selbst gedruckt worden, letzteres im Jahre 1500, ersteres zwar s. 1. et a., faktisch aber 1521. Die Seo des nahen Manresa hat zwar ein an Urkunden nicht armes Archiv, aber keinerlei Liturgica.

Urgel. Diese alte abgelegene Bischofstadt besitzt ein Exemplar ihres 1487 zu Venedig gedruckten Breviers. Villanueva erwähnt dasselbe. Es war aber seitdem abhanden gekommen und erst wenige Monate vor meiner Ankunft wieder aufgefunden. Da dies Brevier in Chevaliers Repertorium citiert wird und er das Exemplar von Urgel nicht kennen konnte, stünde zu vermuten, dafs irgendwo ein zweites Exemplar des seltenen Buches vorhanden. Weiter besitzt das Kapitelsarchiv in duplo ein zu Anfang des 16. Jahrhunderts gedrucktes Processionale. Da beide Exemplare schadhaft, ist das Druckjahr nicht zu ermitteln. Ferner: Ordinarium sacramentorum, Caesaraugustae 1536. Das alte Missal von Urgel ist in vier verschiedenen Auflagen vorhanden: eine stammt aus dem Jahre 1509; da das Exemplar (Bibliothek im bischöflichen Palais) unvollständig, fehlt die Angabe des Druckortes; eine zweite aus dem 16. Jahrhundert, ebenda, ebenfalls inkomplett, ist jedenfalls nicht älter als 1536; eine dritte, gleichfalls unvollständig, nicht vor 1553 (Kapitelsarchiv); die vierte ist zu Zaragoza 1557 erschienen. Exemplar im Kapitelsarchiv.

Da mir bei meinen Arbeiten und dem Fehlen fast aller Informationsmittel die spärlichen Angaben bei Florez, Villanueva, Ramon u. a. vielfach wie Sterne in finsterer Nacht erschienen, habe ich geglaubt, vorstehenden flüchtigen Notizen den Raum gönnen zu sollen, den sie beanspruchen. Hinzugefügt sei noch, dafs einzelne spanische Breviere sich auch auf der Pariser Nationalbibliothek, der Bibliothek von Sainte Geneviève und zu Rom auf der Corsina und Barberina finden.

Es ist eingangs bemerkt worden, dieser Band enthalte spanische Hymnen des römischen Ritus. Nachweislich mozarabische Hymnen habe ich aus dieser Sammlung ausgeschlossen mit Ausnahme der verschwindend wenigen es sind ihrer noch kein halbes Dutzend, die aus dem mozarabischen sich in das spätere Brevier hinüberretteten. Flössen die Quellen in Spanien

reichlicher, wäre namentlich mit den Büchereien der Klöster, vornehmlich des Nordens, nicht so barbarisch umgegangen worden, so müsste die Ausbeute eine weit gröfsere sein, obgleich der Zeitraum zwischen Abchaffung des mozarabischen Ritus (Ende des 11. Jahrhunderts) und Einführung der tridentinischen Reformen kein grofser zu nennen ist.

Ein weiterer beklagenswerter Umstand ist die rücksichtslose Neuerungssucht, die in den spanischen Brevieren des 16. Jahrhunderts förmliche Orgien feiert. Die alten Brevieren des 15. Jahrhunderts sind leider sehr selten; manche Diöcesen, ich erinnere an Tortosa, an Vicq, haben sich überhaupt erst spät entschlossen, ihr Brevier drucklegen zu lassen. In den spätern Brevieren ist aber vielfach so gut wie alles, was in den ältern an Proprien sich fand, radikal getilgt oder umgeschaffen worden. Wie reich erscheint nicht das Brevier von Lérida vom Jahre 1479; in der Ausgabe von 1571 ist von all dem, was den Reiz jener ausmacht, auch nicht die Spur mehr zu gewahren. Ähnlich wenn man das Brevier von Córdoba aus dem Jahre 1524 mit dem von 1556 vergleicht. Vicq, Pampelona, Tudela u. a. reducierten sogar proprio Marte die drei Nokturnen der alten Breviere auf nur eine. Aus diesem humanistischen Mangel an Pietät gegen das Hergebrachte erklärt sich das Trockene und Nüchterne in so vielen spanischen Brevieren.

Noch uninteressanter als die Breviere sind für den Hymnologen in der Regel die spanischen Mefsbücher, die mit spärlichen Ausnahmen keine Sequenzen enthalten. Darum behaupten wollen, dafs die Sequenzen in Spanien nie üblich gewesen, heifst indes zu weit gehen. Manche Breviere strotzen von Sequenzen, und die wenigen uns erhaltenen Troparien zeigen, dafs in gewissen Gegenden Spaniens die Sequenzen ebenso beliebt waren, wie anderwärts. Der mozarabische Ritus allerdings kannte von Sequenzen nichts. Wo er herrschte, konnten diese keine Wurzel fassen, und als er verdrängt ward, ersetzte ihn ein Ritus, der ebenfalls den Sequenzen nie gehuldigt hatte, der usus Romanae curiae. In den Gegenden aber, in denen, wie in der spanischen Mark, der römische Ritus frühern Eingang gefunden haben dürfte und in anstofsenden Diöcesen finden wir im frühen wie im späten Mittelalter Sequenzen; vereinzelt sogar in andern Kirchen, bei denen keine dieser Bedingungen zutrifft.

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