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Erde, die blaue das Wasser bedeutete, wird der im Anfang geborene christianisirte Heimdall genährt durch der Erde Kraft und durch das kalte Wasser und endlich durch den sonar-, oder sónardreyri. Dass hier für das nach Obigem zu erwartende Feuer plötzlich das Blut eintritt, gerade das bezeugt nun den christlichen Einfluss am unwiderleglichsten. Über die Schreibung, wie die Bedeutung jenes anα leyóuevov hat man sich bisher immer vergeblich den Kopf zerbrochen. Man dachte an das Blut des sónargoltr des Sühnebers, der am Julfest in die Halle geführt wurde, damit die Männer ihre Hände zum Gelübde darauf legten R. Keyser saml. afhandl. 334 oder an den Dichtermet des einen Göttergefässes Són Edzardi Germ. 23,339. Rydberg Undersökn. i Germ. Myth. 1,104. 390. Aber beide Deutungen sind falsch. Gemeint ist einfach das Blut Christi, des Sohnes sonardreyri, was die strengeren Metriker (PBB. 6,315) vorziehen werden, oder des gleichbedeutenden Sühnbluts oder sónardreyri. Denn die grüne Farbe des Regenbogens wird nun auch auf das Wasser und die rote auf das unsere Sünden sühnende Blut gedeutet, das beides dem Herrn am Kreuze nach dem Speerstich aus der Seite floss. So z. B. in der Wiener Genesis (Diemer Gen. und Ex. 1,30. Scherer Geistl. Poeten QF. 1,22). Dies das Kreuz befleckende sühnende Blut des Herrn heisst auch ags. dreór Crist 1087, mhd. drôr und trôr Diemer 300,22. Leyser Pred. 32,25.

Mit dem ,sónardreyri tritt der Verfasser vollends ans dem unsicheren Dunkel in das helle Licht christlicher Anschauung, und es schliesst sich damit eine Charakteristik ab, die zwischen den Erinnerungen an den alten Regenbogengott Heimdall und den neuen Eindrücken der Erscheinung des Heilands hin- und herüberspielt. Dass gerade dieser nicht eben hervorragende Gott des Nordens einer solchen Verbindung gewürdigt wurde, hatte er vielleicht seiner jungfräulichen Geburt, aber gewiss auch seiner Regenbogennatur zu verdanken. Diese erklärt nun aber auch den weiteren Verlauf des Gedichtes, das, wie Jedem klar ist, auch wenn man die nächsten seltsamen Lokisstrophen 42 und 43 zu

nächst ausser Acht lässt, gleich der grossen Vsp. in einer grossen Katastrophe und der Ankunft eines andern mächtigeren geheimnissvollen Gottes gipfelt Str. 44. 45.

Grosse Katastrophen wurden sowol nach heidnischer, wie nach christlicher Vorstellung durch das Erscheinen des Regenbogens eingeleitet. Der Regenbogen, der den Kampf der Elemente auch in der Natur nicht nur abschliesst, sondern ebenso häufig auch eröffnet, kündet, entgegen jenem Regenbogen der Genesis, nach idgerm. Vorstellung vorzugsweise Unwetter, Krieg und überhaupt Unheil an. Er heisst Indra's oder Rudra's d. h. des Gewitter- oder des Sturmgottes Bogen, mit dem und um den beide streiten. In der Ilias stellt ihn Zeus als τέρας μερόπων ἀνθρώπων 11, 28 oder bestimmter als τέρας πολέμοιο ἢ καὶ χειμῶνος δυσθαλπέος in die Wolken, und die Regenbogengöttin Iris eilt als Botin übers Meer, wenn Zank und Streit pis xai vɛixos unter den Göttern entsteht Theog. 780. Ja die altachäische Tipis verwandelt sich bei den die Allegorie liebenden Boeotiern allen Lautgesetzen zum Trotz in eine Eris. Aus dem RegenbogenHalsband der Harmonia entsteht Sturm und die wilde thebanische Fehde, und bei Ovid Met. 1,270 sammelt Iris die Wolken-Wasser, um die deukalionische Flut hervorzubringen s. m. Indog. Mythen 1,163. 2,38. 440. Dieselben Regenbogenvorstellungen haben aus unzweifelhaftem idg. Gemeingut die Germanen nach dem Norden gebracht. Auch in ihrer Götter- und Heldensage dreht sich ein immer wieder sich erneuernder Kampf um das Halsband der FriggFreya und der Hilde und das gullmen der Ynglingar Yngl. S. c. 17-22, Zs. 30,219, J. M. 2,629, und so würde allerdings schon aus dem nordischen Vorstellungskreise allein die bedeutsame Erscheinung des Regenbogengottes Heimdall vor dem durch Unwetter und Ueberflutung eingeleiteten Weltuntergang in den beiden Völuspa's erklärt werden können. Darum ist es auch wol möglich, dass ihren Verfassern ältere rein nordische Darstellungen solcher Schlachten der bösen und guten Wettermächte, in denen der Regenbogengott eine hervorragende Rolle spielte, bekannt waren. Aber wenn es

schon aus Obigem erhellt, dass nicht nur die alles heidnische Mass weit übersteigende Hervorhebung dieses Gottes, sondern auch die Beziehung seines Bogens auf die 3 Stände und dessen Farbensymbolik christlichen Einfluss verrät, so wird uns dieser noch deutlicher, wenn wir erfahren, dass auch die christliche Regenbogenauffassung vielfach mit der heidnischen zusammentraf.

Eine weit verbreitete kirchliche Anschauung legt die Wasserfarbe des Bogens als die bereits vollzogene Strafe der Sintflut aus, seine Feuerfarbe als das noch bevorstehende jüngste Gericht, an dem die Welt durch Feuer solle zerstört werden Alcuin in Genesin (Migne 100,531) vgl. Isidor. d. rer. nat. c. 31 (Migne 83,1004). Zu den 15 Vorzeichen dieses Gerichts zählt der Bogen in einem normannischen Gedicht des 12. Jh., nach dem er am 11. Tage einfällt und die Winde die Leichen umherwerfen PBB. 6,449. Bei manchen Kirchenschriftstellern und noch im heutigen oberhessischen Volkslied wird er 40 oder 30 Jahre vor dem jüngsten Tag zum letzten Male sichtbar Dursch Symbolik der christlichen Religion 2,92 Böckel d. oberhess. Volkslied. Der Regenbogen wird aber nun auch, wie im Heidentum zum Symbol und Attribut Heimdalls, so in der biblischen und kirchlichen Auffassung zu dem Gottvaters oder seines Sohnes, und zwar ist dieser insbesondere vor dem jüngsten Gericht damit ausgestattet. Der deutsche Mystiker Suso verglich spät im 14. Jh. den gekreuzigten Heiland mit dem Regenbogen: luog, wie geroetet, ergrüenet und ergilwet in diu minne hât.' Wackernagel Altd. Leseb. 1037. Aber viel früher hat er jene strengere Bedeutung. Wie dem Ezechiel in seinem ersten Gesicht 1,28 Gottes Glanz vor seinen furchtbaren Strafgerichten dem Regenbogen vergleichbar erscheint, so sitzt Gott in der Apocal. 4,3 beim jüngsten Gericht auf einem Stuhl, den ein Regenbogen umgiebt. Der Regenbogen wird als Typus Christi schon von Avitus de spiritalis historiae gestis 1. V. 640 f. um 500 bezeichnet, und auch in Rimberts Vita Anscarii c. 4 wohnt Gott in einem Lichtregenbogen. Alcuin (Migne 100,1116) bemerkt zu jenem Vers der Apoc:

iris est reconciliatio mundi per incarnati Verbi dispensationem facta, und Isidor sagt a. O. 83,1004: „hic arcus indicat Christi gloriam." Von bildlichen Darstellungen ist wol die älteste die Mosaik in der S. Pauls Basilika vor den Mauern bei Rom aus der Mitte des 5. Jahrh., die das kolossale Brustbild Christi auf dem Triumphbogen mit einer Regenbogenglorie umschliesst Woltmann Gesch. d. Malerei 1,164. Die regenbogenfarbige, oder einen Regenbogen in sich schliessende Mandorla kennzeichnet die Majestas domini durch das ganze Mittelalter hindurch Piper Mythol. d. christl. Kunst 2,78. Woltmann a. O. 1,256. 303, und noch in Rogiers van der Weyden jüngstem Gericht um 1450 sitzt der Heiland auf dem Regenbogen Woltmann, a. O. 2,37. a. O. 2,37. Es leuchtet also ein, warum in der Vsp. en sk. die Kraft und Herrlichkeit des mit Heimdall verschmolzenen Eingebornen grade vor dem Hereinbrechen eines Strafgerichtes gepriesen wird. Die durch den Regenbogengott angekündigte Katastrophe wird herbeigeführt durch die seltsame Schwangerschaft des Loke-Loptr von einem bösen Weibe, aus der alles Schlechte auf Erden stammt. Hyndlulj. 43:

Varp Loptr kvipogr

papan's a foldo

44 Haf gengr hríþom

líþr lond yfer,

papan komo snjóvar
Þá's í ráþe,

af kono illre:

flag hvert komet.

vip himen sjalfan,

en lopt bilar,

ok snarer vindar.
at regen of þrjóte

d. h. das Meer geht unter Stürmen gegen den Himmel selber, läuft über die Länder, aber die Luft hält nicht Stand (wird unbeständig). Darauf wird beschlossen, dass der Regen aufhöre. So führt auch nach der Bibel Gen. 6,11 die Vermischung der gefallenen Engel und nach den Apokryphen insbesondere die des mit dem treulosen Loke gleichgesetzten abtrünnigen Engelanführers (s. zu Vsp. 35) mit menschlichen Weibern die Bosheit auf Erden und deren Strafe die Sündflut herbei. Und weil eben der himmlische Engelanführer, nicht die irdische Frau, durch diese Verbindung verunreinigt

erscheint, wird darum wol er mit überraschender Kühnheit schwanger genannt, nicht sie.

Dass aber wirklich die Sintflut gemeint sei, macht ausserdem noch die ähnliche Ausdrucksweise des 1. sibyllinischen Orakels in der Schilderung desselben Ereignisses wahrscheinlich:

ν. 162 ἔσσεται γὰρ ὅτε κόσμος ὅλος ἀπερείσιος ἀνδρῶν,

ὕδασιν ὀλλύμενος, φοβερὴν δ ̓ ὀλολύξετ ̓ ἀοιδήν.

ἔσται δ ̓ ἐξαπίνης ἀήρ ἀκατάστατος ὑμῖν bis zum Schluss

derselben:

v. 232 nach den Avavárov Bovinov, wo namentlich die wörtliche Uebereinstimmung des ang axarάoraros mit lopt bilar auffällt. Doch vergleiche als 7. Vorzeichen des jüngsten Gerichts in einem Gedicht von 1120,so wirt der luft al enwage' Fundgr 1,198. Ueberdies gebraucht das isländische Homilienbuch 17,36 dieselben Hauptwetterbezeichnungen bei der Flutgeschichte wie die Vsp. en sk: guð heldr upp votnum þá, er hann stöðvar regn ok hríðir. „Aber," wird man fragen, ,,wie ist denn zu erklären, dass alsbald nach der grossen Flut jener Mächtigere erscheint, dessen Namen die Volva nicht auszusprechen wagt?

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45 [16] þá kømr annar Þó þorek eige

faer sea nú

an Óþenn man

enn mótkare,

Þann at nefna ;
fram of lengra
ulfe møta.

Gerade diese überraschende plötzliche Erscheinung eines so mächtigen, geheimnissvollen Wesens nach der von der Sünde des Erzengels herbeigezogenen Flut bestätigt von Neuem, dass es kein Anderer als der vorher so teierlich verkündete, uralte, wunderkräftige Eingeborene ist. In Ezzo's Gesang Str. 17 (Denkm. 266) heisst es von Christi Höllenfahrt: duo ime (dem Teufel) der sterchore kam nach Lucas 11,21: si autem fortior eo superveniens vicerit eum vgl. Matth. 3,11, wo Joh. der Täufer sagt: qui autem post me venturus est, fortior me est, vgl. sá réð, es ríkri vas Solarlj. 4 (Corp. poet bor. 1,204). Der ,Unicus' sühnte die Schandtat des gefallenen ersten Erz

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