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gebräuchlich sind, fern zu halten, und gab stets den im Römischen Directorium vorkommenden Melodien und Regeln den Vorzug, überzeugt, dass nur der römische Choral der echte sey. Ein glücklicher Zufall liess mich unter den vielen Choralbüchern, die sich an der hiesigen Domkirche schon aus den ältesten Zeiten befinden, ein Directorium Chori entdecken, das im Jahre 1615 in Rom selbst gedruckt wurde, und welches die Regeln genau angibt, wie in Rom der Choral gesungen wird. - Wenn auch die Melodien der verschiedenen Choralbücher in der Hauptsache übereinstimmen, so sind doch hie und da Veränderungen vorgenommen worden, die den Gesang anders gestalten. Man vergleiche nur zwei Messbücher, in verschiedenen Jahren oder an verschiedenen Orten aufgelegt; jedes hat den Titel Missale Romanum, und doch stimmen die Gesänge nicht im Ganzen überein. Der Unterschied beruht zwar oft nur auf der Versetzung einiger Noten, allein schon Eine versetzte Note ändert die Grundmelodien. Und welche Me-lodie ist die rechte? Meines Erachtens jene, die in Rom selbst ursprünglich war: auch dürfte das Alter der Melodie für ihre Echtheit entscheiden, denn es ist wohl leicht eine oder die andere Choralmelodie zu verändern, sie auch angenehmer zu machen, allein hat man dabei auch ein grosses Verdienst? Ich glaube nein, denn gerade das Alter ist es, was den Choral so ehrwürdig macht; es kommen aber auch Gesänge im Choral vor, die bei ihrer Einfachheit, mit dem grössten Fleisse nicht schöner, erhabener oder rührender gesetzt werden könnten. - Es kann jedoch damit nicht gemeint seyn, dass man die in den vorhandenen Choralbüchern gedruckten Melodien verändern solle, im Gegentheile, man singe, wie der Gesang vorgeschrieben steht, und wie es ein lange eingeführter Gebrauch mit sich bringt. Auffallende Veränderungen dürften mehr nachtheilig als nützlich seyn.

Die Quellen, welche ich zu meiner Arbeit benützte, sind

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grösstentheils an den passenden Orten angegeben. - Gründliche Belehrung von sachverständigen Männern werde ich mit Vergnügen annehmen, denn ich habe keineswegs eine so hohe Meinung von meiner Arbeit, dass ich sie für fehlerfrei halten sollte. Möge der gute Zweck, den der Verfasser im Auge hatte, die beabsichtigte Wirkung hervorbringen, dass dem Choralgesange die Aufmerksamkeit geschenkt werde, die er vermöge seiner Anwendung beim Gottesdienste erfordert. Wer den Geist dieser erhabenen Gesänge, die durch keine andere Musik ersetzt werden können, einmal aufgefasst hat, der wird auch gewiss mit dem grössten Eifer dahin trachten, dass diese Melodien im Geiste der Kirche schön und feierlich vorgetragen werden; dann werden sie gewiss den Zweck nicht verfehlen, die Herzen der Gläubigen zur Andacht zu ermuntern, und die Gemüther derselben mit einer heiligen Liebe zu entflammen. Daher sagt der hl. Chrysostomus:,,Lobsinget weise, d. i. nicht mit der Stimme allein, sondern auch durch die That; nicht nur mit der Zunge, sondern auch durch euer Leben.“

Passau im Mai 1841.

Der Verfasser.

VORREDE

zur zweiten Auflage.

Es ist noch kein volles Jahr verflossen, und schon ist eine zweite Auflage der Chorallehre nothwendig geworden, ein Beweis, dass dem Choralgesange seine alten Rechte wieder eingeräumt werden, und dass meine Arbeit keine nutzlose war. Ueber die Zweckmässigkeit und Nothwendigkeit einer Lehre des römischen Choralgesanges haben sich viele bedeutende Stimmen erhoben, und ich spreche hiemit meinen herzlichen Dank aus für die gütigen Beurtheilungen meiner Arbeit. Wenn der Herr Recensent in dem Literaturblatt zu den Katholischen Stimmen sagt, dass man wohl von einem katholischen und protestantischen Choral, aber nicht von einem Römischen, Kölnischen, Münsterschen etc. sprechen kann, so wäre es zwar ganz gut, und gewiss sehr wünschenswerth, wenn es nicht so viele Varianten gäbe; da aber leider diese einmal da sind (man lese nur die Seite 7 angeführten Werke über den Kölnischen und Münsterischen Choral) so kann man weiter nichts thun, als diejenigen gehen lassen, die, der Einheit nicht huldigend, andere Melodien singen, als die in den Römischen Choral

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büchern vorkommenden. Vielleicht wird es besser! Grosse Hoffnung ist vorhanden, denn es interessiren sich die Häupter der Kirche für die Sache, und wollen diese, so muss dann wohl die nothwendige und wünschenswerthe Einheit auch im Gesange, so viel diese möglich ist, hergestellt werden, und die Lehrart einiger Eigensinnigen verschwinden, die keinen andern Grund für ihr Verfahren haben, als den des Herkommens, ohne sich weiter um das Studium oder die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Singweise zu bekümmern. Die Besorgniss, welche der Herr Rezensent in Nro. 47 des Schlesischen Kirchenblattes Jahrg. 1841 hat, dass die über den Lutherischen Choral von mir gemachte Bemerkung im Absatz II „von den verschiedenen Arten des Choralgesanges" zu verwirrenden Missverständnissen leicht Anlass geben könnte, finde ich nicht gegründet, denn wer kennt nicht die Unzahl deutscher Gesänge, die bei den verschiedenen religiösen Feierlichkeiten vom Volke schon in den ältesten Zeiten, wie jetzt noch abgesungen werden! Es scheint diese Besorgniss von einer eingeklammerten Bemerkung der allgemeinen Leipziger musikalischen Zeitung Nro. 37 Seite 740 herzurühren, daher das Anführen vieler deutscher Choralgesänge, was hier am geeigneten Platze ist, um den mit dieser Sache Unbekannten, zu belehren. — Wer kennt nicht überdiess die vielen deutschen Gesangbücher, die fast in allen Diözesen eingeführt, und in den Händen beinahe eines jeden Katholiken sind. Die deutschen Hymnen und Sequenzen von ZABUESNIG, mit dem Latein zur Seite, Augsburg, in Kommission der Wolffischen Buchhandlung füllen allein drei Bände. Diese, so wie viele andere wortgetreue Uebersetzungen, z. B. die der Psalmen, haben noch das Gute, dass sie das nämliche Versmass mit den lateinischen Kirchengesängen haben, und also über die nämlichen Melodien gesungen werden können, wie diese.

Die gegenwärtige Ausgabe ist im Ganzen unverändert

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geblieben, nur sind für das ausgelassene Asperges" und . Vidi aquam“, die im Officium Defunctorum vorkommen, auf den Wunsch mehrerer Herren Choralsänger einige andere Gesänge aufgenommen worden, z. B. der Prozessionsgesang am Lichtmesstage. - Die nothwendigsten gottesdienstlichen Choral-Gesänge und Verrichtungen, die namentlich auf dem Lande beinahe überall mangeln, habe ich ebenfalls auf eigene Kosten im Drucke erscheinen lassen, im schon angeführten ,,Officium Defunctorum", von dem ebenfalls schon eine zweite Auflage nöthig geworden ist, in der,,Weihnachtsmette“ und in der „Charwoche".

Passau, im Februar 1842.

Der Verfasser und Eigenthümer
der oben bezeichneten Choralwerke.

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