INHALTS-ANZEIGE. I. Von dem Choralgesange überhaupt IV. Von dem Liniensysteme und den Noten V. Von den Schlüsseln VI. Von den Transpositionen VII. Von den Intervallen A. Theoretischer Theil. Seite. A) Solmisation im harten Gesange mit dem C- und F. B) Solmisation im weichen Gesange mit dem C- und F- C) Solmisation der übrigen Intervalle XI. a) Von der feierlichen Gesangsweise der Oration 6. Epistel 7. Evangelium 8. Credo 9. Praefation a) Praefatio solemnis b) Praefatio ferialis 10. Pater noster a) Solemnes Pater noster b) Feriales Pater noster 11. Confiteor 12. Ite missa est, Benedicamus und Requiescat in pace III. Melodien: Ad Matutinum, ad Laudes, ad Horas, ad Ve d) Capitel e) Versikel 1. In festo duplici. 2. In Festo semiduplici 3. In Festo simplici, et diebus ferialibus f) Benedicamus zu den Vespern Horen und Laudes 1. Tempore paschali 2. In Festis solemnibus 5. In Dominicis per annum, et in festis semiduplicibus 6. In Feriis et ad Horas 8) Chorgesänge bei dem Amte am Charsamstage V. Gesänge bei andern im Laufe des Jahres noch vorkommen den Verrichtungen 1) Zur Wachsweihe am Lichtmesstage 2) Aschenweihe 3) Kurze Intonationen a. Zum Segen b. Bei Ertheilung des Weihwassers c. Te Deum laudamus d. Veni sancte spiritus c. Veni Creator spiritus f. Ascendo am Christi-Himmelfahrtsfestc g. Ave maris stella 4) Officium Defunctorum A. Theoretischer Theil. I. Von dem Choralgesange überhaupt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass schon die ersten Christen bei ihren gottesdienstlichen Versammlungen sich des Gesanges bedienten. Der Gesang meistens armer, ungelehrter, einfacher Menschen musste einen einfachen kunst- und regellosen Charakter haben, und konnte nur Naturgesang sein, der erst nach und nach gewisse Accente annahm, die durch öfteres Anhören sich als etwas Festes begründeten. Dass damals griechische Melodien benützt worden wären, ist wohl nicht leicht anzunehmen, wenn man bedenkt, wie schwer und verwickelt das System der griechischen Musik überhaupt war, also für jene einfachen Leute durchaus nicht fasslich, und griechische Melodien mit ihren ungeübten Organen nachzusingen, beinahe unmöglich. Zudem war ihr Abscheu gegen Alles, was an das Heidenthum erinnern konnte, zu gross, als dass sie Gesänge aus den Tempeln und Theatern der Heiden zugelassen hätten. *) Als in Folge der Zeit *) Die Meinung, dass der Choral auf dem alten griechischen Tonsysteme beruhe, wird durch neuere Nachforschungen, namentlich durch KIESEWETTER, durchaus widersprochen. 1 VIL SECKER'S Chorallehre, sich das Christenthum immer mehr ausbreitete, so musste man, um Gleichheit und Uebereinstimmung in den Weisen einführen zu können, den Gesang ordnen, und in gewissen Modulationen feststellen. Fromme und gelehrte Bischöfe unternahmen es, ein eben so einfaches System anzunehmen, als der Gesang erforderte. HILARIUS, Bischof zu Poitiers (in der Mitte des vierten Jahrhunderts), ist der erste, von dem man mit einiger Zuversicht weiss, dass er für die abendländische Kirche besondere Hymnen gedichtet und dazu eigene Melodien verfertigt hat. Gegen das Ende des IV. Jahrhunderts führte der heilige AMBROSIUS, Bischof von Mailand (374-397), einen Typus der Kirchengesänge ein, indem er vier Tonreihen auswählte, welche von ihm, mit Beseitigung der auch ohnehin unpassenden altheidnischen Namen (dorisch, phrygisch, lydisch, aeolisch, jonisch und dgl.), die Namen des ersten, zweiten, dritten und vierten Tones erhielten. ST. GREGOR der Grosse, welcher in den Jahren 591–604 die christliche Kirche regierte, widmete dem Kirchengesange seine besondere Obsorge, und war in mehr als einer Beziehung der Reformator desselben. Er sammelte die vorhandenen Weisen, verbesserte dieselben, vermehrte sie mit vielen neuen, und gab die Sammlung mit ihren Singweisen als unabweichliche Vorschrift für alle christlichen Kirchen heraus. — Sein Antiphonarium wurde vor dem Altare St. PETERS an einer Kette befestigt, niedergelegt, um etwaige Abweichungen in der Zeitfolge nach demselben zu berichtigen. Er gründete nicht nur ein neues System der Tonarten, sondern in der That ein neues System der Tonleiter, neue Benennungen der Töne, und eine neue vereinfachte Tonschrift. Er behielt nämlich die bereits vorgefundenen (Ambrosianischen) vier Kirchentöne bei, fügte aber diesen vier noch andere hinzu, welche aus jenen, durch Versetzung der Tonreihe in die Unterquarte hervorgingen; wobei also der Hauptton, welcher dort als der erste erschien, in die Mitte, und eigentlich als der vierte in der Reihe zu stehen kam; die hinzugekommenen vier Kirchentöne wurden die plagalischen genannt, zum Unterschiede von jenen ältern vier, welche den Namen der authentischen erhielten. Somit wurde nun auch deren Ordnung verrückt. Folgendes sind die acht Kirchentöne, welche, als solche, in dem liturgischen Gesange der römisch-katholischen Kirche, den man von seinem Gründer den Gregorianischen nennt, noch fortleben: 5. Ton. Auth.. . . . . F. ga hC d eF. Cd eF ga hC. Ga he Def G. Def G a hc D. Man bemerkt gleich, dass diese Kirchentöne oder sogenannten Tonarten sich zuerst durch die Stelle des Halbtones unterscheiden; dann durch die Stelle, welche der Hauptton, oder eigentlich die beiden Haupttöne, nämlich der Grundton der authentischen Reihe, und dessen Quinte (später Dominante benannt) einnehmen; die Uebereinstimmung aber, welche dabei zwischen der authentischen und der ihr verwandten plågalischen obwaltet, besteht darin, dass beide (mit Rücksicht auf die Lage der in ihnen enthaltenen Halbtöne) aus einerlei Gattung von Quarten und Quinten zusammengestellt sind; jedoch so, 1 |