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mir als Schöpfer dieser Persönlichkeiten erhabner, denn als Urheber des Sternenhimmels nach Gefeßen innerer Nothwendigkeit, denen er selbst in seinen Werken unterworfen ist. Der Gott der Bibel ist erhabner, als der Gott, welcher nur ein Absolutes ist, wie sehr man dieses auch schmücke, und mit Flitterwerk der Phantasie umgebe.

Darum fragt meine Philosophie: wer ist Gott; nicht: was ist er? Alles Was gehört der Natur an. Unter dem Begriffe von Gott versteht man nicht etwa bloß eine blindwirkende Natur als die Wurzel der Dinge, sondern ein höchstes Wesen, das durch Verstand und Freyheit Urheber der Dinge seyn soll und dieser Begriff eines Lebendigen Gottes interessirt uns auch allein:" — so sagt Kant *). Anders konnte

ich mir die Sache nicht denken. Es giebt keine Vernunft, als in Person, also weil Vernunft

*) Krit. d. r. Vnft. S. 660. 661.

ist, so ist ein Gott und nicht bloß ein Gött liches. Der legte ist ein Geschöpf der über dem Verstande schwebenden Phantasie. Ich bekenne mich zum Christenthum, indem ich bes haupte, daß diejenigen, welche die Natur vers göttern, Gott läugnen.

unvers

Naturdienst ist die Religion des Heydens thums, Gottesdienst die Religion des Christenthums. Die Tugend ist mit der lægtern unzertrennlich Eins. Wir erfahren, daß ein Gott ist, so oft sich in uns das Gewissen, tilgbar die freye Persönlichkeit bezeugend übermächtig regt; durch ein göttliches Leben wird der Mensch Gottes inne. Von dieser Seite ist der Weg zur Erkenntniß des Uebersinnlichen ein praktischer, kein theoretischer, bloß wissen. schaftlicher, und darum sagt Christus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Auch was höchstes Gut sey oder vielmehr, was ausschließlich ein Gut genannt zu werden vers diene, erhält dadurch seine unwandelbare Bes

stimmung. Giebt es ein solches Gut, welches nicht bloß in Größenvergleichung, sondern un vergleichbar alle andern Güter übertrifft, und ist dieses kein Hirngespinst, so giebt es eine wirkliche und wahrhafte Religion. Wer nur von zeits lichen Gütern weiß und wissen will, hat keine Religion und bedarf ihrer nicht. Einen Himmel Mohammeds schafft man sich möglicher Weise auf Erden; wer sich selig preist in solchem Himmel, schaut nach keinem Gott im Himmel, und begehrt keinen unsterblichen Geist, sondern nur einen unvergånglichen thierisch befeelten Leib. Ohne Moralität deßwegen keine Religiosität. Dieß unterscheidet Gottesdienst vom Gößendienst; Christenthum vom Heydenthum und Islam.

Niemals wird der wahren Wissenschaft Zweck und Absicht seyn, Gott zu verlieren, sondern sie suchet ihn, und will ihn finden, mit der ursprünglich menschlichen, vernünftigen, durch überirdischen Zug gebotenen Vorausseßung:

das Wahre sey allein in Gott und bey Gott. Dann geht ihr keine Lust über die Lust an der Entdeckung der Wahrheit, über die Lust an Erkenntniß und Wissenschaft. Wenn uns irgend eine verworrene Vorstellung klar, ein scheinbarer Widerspruch gelöst wird, so ist dieses immer dem Verstande eine Lust, aber diese Lust ist nicht von höherer Art, als wenn uns Göttliches vor die Seele tritt, wenn wir uns über Alles dem Verstande Erreichbare emporschwingen. Hier liegt das Wahre, welches man um seiner selbst willen lieben und über Alles lieben kann, die Eine Wahrheit, ohne welche die vielen Wahrheiten keinen Werth `haben. Täuschen uns die vielen Wahrheiten, so sucht die wahre Wissenschaft Enttäuschung.

Habe ich deßwegen gesagt: es sey das Interesse der Wissenschaft, daß kein Gott sey *); wer allein ihr nachgehe, ob er sie endlich

*) Werke Bd. II. S. 584. 585. Anm.

finden möchte, sey um Gott unbekümmert, frage nicht nach ihm, solle nicht einmal nach ihm fragen; so muß wohl diese Wissenschaft eine andre, als jene angedeutete wahre seyn, von welcher das Gegentheil gilt.

Unverkennbar zeigt sich im gesammten Menschendaseyn und seiner Geschichte, eine schwer zu lösende Verkehrung und Ausartung des Ursprünglichen. Der Mensch, nach Gottes Ebenbilde geschaffen, sinkt von seiner Höhe; seine Gedanken, die am Anfange nur auf Gott und göttliche Dinge gerichtet sind, schweifen abwärts in der Leere und Irre, und seine Erkenntniß nimmt Theil an dieser Richtung, geräth in Zweifel, Ungewißheit und Irrthum. Das Uebel ist da, nach Aller Zeugniß, das höchste Gut ist verloren, die Tugend schwach, die Religion ausgeartet. Die Wissenschaft, welche helfen sollte, und es auch versprach, vermehrt oft die Verwirrungen, sie fann dahin gelangen, Gott und Tugend wegzuläugnen, und mit sich unvereinbar zu achten.

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