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Religion überzuführen, und daher mag es gekommen seyn, daß jene Vereine nach und nach die eis gentlichsten Niederlagen der Bestrebungen wurden, welche dem Allgemein Menschlichen irgend wie eine Wirklichkeit zu geben trachteten. Eben daher

aber mußte es kommen, daß alle die Corporationen, welche ihren völligen Fortbestand an besondere Privis legien geknüpft erachten, recht eigentlich Todfeinde') jener Vereine wurden, so wie anderseits, daß diese, mehr oder weniger in das Geheimniß sich hüllende, Gesellschaften ihre Bedeutung und Beliebtheit nach und nach von selbst verlieren, wo jene, auf das allgemein-menschliche 2 gerichteten, Bestrebungen

1) Daß dieser Ausdruck nur eine Thatsache bezeichnet, ist durch die jüngsten offiziellen Berichte über die Umtriebe der angebs lich apostolischen Junta in Portugall und Spanien hinlänglich erwiesen. Beherzigenswerth aber ist, daß dieselbe Parthen, welche, Tod den Freimaurern! zur Losung genommen, in Portugall und Spanien den legitimen Herrscher abzusehen getrachtet, welchen die, angeblich aus den Maurerlogen hervorgegangenen, Cortès durch Verfassungen auf dem Throne zu befestigen gestrebt hatten.

2) Wir kennen die vornehmen Einwendungen, welche gegen das Verallgemeinern der Völker aus der angeb ichen Nothwendigkeit der Individualitäten abgeleitet werden, und zwar häufig von solchen, welche übrigens sehr abstrakten Eins heiten zu huldigen pflegen. Wir sind aber ebenwohl überzeugt, daß alle großen welthistorischen Veranstaltungen auf eben jene Vers allgemeinerung hingearbeitet haben, und daß anderseits das Besonder menschliche seine Berechtigung und Würde nur darin findet, als Verwirklichung und Vermittlung zum Allgemeinmenschlichen zu dienen. Ehe man mit zarter Schonung das besondere Menschliche zu hegen sich rühme, gebe man erst dem Allgemeinen menschlichen sein Recht; ehe man den Kindern sich nach Willkühr zu ergößen erlaube, gebe man ihnen Gelegenheit und halte sie an zur Belehrung und Arbeit!

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eine allgemeinere öffentliche Anerkennung und einen freien Spielraum bereits gewonnen haben,gerade wie die Mysterien der alten Welt als solche aufhörs ten, als ihr, unterirdisch vorarbeitendes, Licht sich mit dem himmlischen vereinigte 1). Daß freilich einzelne Logen völlig verarten können und ausgeartet sind, ist eben so wenig in Abrede zu stellen, als das Verderb niß der Klöster; (in beiden wirken Menschen;) — aber das Prinzip der lezteren gehört der selbstischen Halbbildung, das der ersteren der reifenden Durch. bildung an. Das aber ist der Wille Gottes, daß ihr mit Wohlthun den Mund stopfet der Unwissens heit der thörichten Menschen.“ (1. Petr. II. 15.)

1) Höchst merkwürdig aber ist es, daß die Heiden den ersten Christen dieselben Vorwürfe gemacht, welche die Katholiken gegen die Freimaurer richten; nämlich: 1) „daß sie vom vaterländis schen Cultus abgefallen; 2) daß sie so unverständig seyen, zu meinen, daß Hellenen und Barbaren in Einem Religionsgesege übereinstimmen könnten; 3) daß sie keine Altäre, Bilder und Tempel hätten, sey das Bundeszeichen eines unsichtbaren geheimen Ordens, so wie, daß jeder Christ in jeder Stadt, wo Christen wohnten, gleich Freunde finde; 4) daß sie so widerspenstig seyen, die Caerimonias romanas nicht mitzumachen; 5) daß sie Atheïsten seyen, weil sie die Volksgößen nicht anbeteten; 6) daß sie Ursache der vielen Empörungen seyen u. s. w." (f. Origenes contre Celsum und Minut. Felix.)

Zehntes Capitel.

Schluß des ersten Abschnittes.

„Deus in se ipso summum est bonum: veritas rerum, lumen favorque mentium. Illi igitur Deum prae caeteris, immo soli sincere colunt: qui eum actionis bonitate, veritate linguae, mentis claritate qua possunt, et charitate qua debent sedulo venerantur.“

Mars. Ficinus. (De relig. christ. (script. ao. 1474.) impress. Argentino ao. 1507, p. 10. c. 4.)

Wir schließen hier die besondere Bezugnahme auf die vergangenen und gegenwärtigen Wirklichkeiten, zu welcher das absolute Interesse der Sache selbst uns bewogen, und wozu die vielen, im Grunde das ganze Daseyn durchdringenden, Beziehungen des religiösen Momentes uns Veranlassung gegeben haben. Wir schließen aber nicht, weil wir diesen Gegenstand irgendwie erschöpft zu haben vermeinten; sondern weil wir das Beigebrachte für zureichend erachten, um darzuthun, daß das, zum Vorwurf genommene, Dogma von der allein seligmachenden Kraft der römisch-katholischen Kirche - sammt feinen Haupt- Wurzeln und Zweigen innerlich verwesen, und durch Höheres theils schon ers sezt, theils noch anderweitig zu ersegen ist. Eben diese Absicht muß es deßhalb auch rechtfertigen, wenn im Verlaufe dieser Darstellungen fast allein auf die negative Seite jener veralteten Weltanschauung Rücksicht genommen worden ist. Denn nochmals sey

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es hier wiederholt, es war nicht unsere Aufgabe, das Lebendiggewesene in seiner einstigen Zeitges måßheit und historischen, relativen Wahrheit auf, zuzeigen; sondern vielmehr einer, in's Leben erst eins getretenen, höheren Gestaltung durch Wegråumung des Verlebten einen freien Spielraum mitbereiten zu helfen.

Die Berechtigung zu solcher Betrachtungsweise entspringt aber, wie wir schon anderwårts angedeutet haben, aus dem wesentlichen Unterschiede der beiden Lebenspole im Menschen, deren einer das, unmittelbar in sich selbst kreisende, Daseyn, deren ans derer die, stets darüber hinaus spiralirende, Bestimmung zur Kultur, umfaßt. In dieser Beziehung hat nåmlich alles Geschichtlichgewordene eine doppelte Seite; die eine, wonach es als Resultat menschlichen Wirkens, und als Mittel menschlicher Entwicklung, die andere, wonach es als Stoff für den höherstrebenden Menschen betrachtet werden kann und muß. Nach dieser Seite hin soll es nicht blos als Gewordenes gewürdigt, sondern es soll auch darüber entschieden werden, ob es noch fortbestehen oder verändert oder beseitigt werden soll. Während daher irgend eine Institution als historisch durchaus gerechtfertigt erscheinen mag, kann sie zugleich als ganz oder theilweis rechtlos für die Gegenwart oder für die nächste Zukunft sich erweisen.

Fassen wir aber die, von der Wirklichkeit uns dargebotenen, Thatsachen in ihren wichtigsten Resultaten zusammen, so werden wir zu der Behauptung ges nöthigt: daß, von dem Zeitpunkte an, als der Geist der christlichen Religion über die, zu

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seiner Einwirkung und Ausführung nothwendig gewesenen, Schranken, welche ihm von dem Gesammtleben früherer Jahrhuns derte gesezt worden waren, — hinausgedrungen ist, weil er auf eine allgemeinere Wirksamket, auf eine Alles ergreifende Versöhnung hinstrebte, daß von diesem Zeitpunkte an die römisch-katholische Kirche in keinem Betracht mehr als alleinseligmachende angesehen, werden kann. So lange nåmlich nur Einzelne eines bes feligenderen Glaubens, oder einer höheren Ueberzeus #gung theilhaftig geworden waren, konnte jene Kirche, eben als bestehende und geltende Allgemeinheit, eben um dieser höheren Form willen, und weil sie noch allein das fördernde und freudige der. kirchlichen Gemeinschaft verlieh, sich auch als alleinseligmachende mit scheinbarer Befugniß behaupten; denn alle andern Kirchen auf Erden standen, entweder in ihren Prinzipien, oder in ihrer Ausbildung, gegen sie zurück. Seitdem aber sich neue christliche Kirchen auf Trümmern der alten, römis schen, und, um das Bild ganz auszuführen, aus reineren Materialien und nach erhabenerem, edlerem Style erbaut haben, seitdem kann jene alte Kirche wohl auch noch für Einzelne (und namentlich für solche, welche der schöneren Kirche noch nicht ansichtig geworden), mehr oder weniger beseligend von denjenigen aber, welche beide Ges bäude unbefangen und mit dem einzigen Wunsche, in das Vollkommenere einzugehen, betrachten, von diesen werden nur solche sich in die alte enge und bes engende Kirche zurückwenden, welche theils lieber in

seyn;

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