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in jedem Sinne dieses Worts, in der allgemeinen und besonderen, auch als Vermögen zu abstrahiren, vergleichen, unterscheiden, analysiren, Ursachen und Wirkungen, Mittel und Zwecke einzusehen, geübt und ausgebildet werden, weil sonst der Mensch überall die Wahrheit nicht einsehen noch feine Pflichten üben kann. Durch Vernunft und Verstand gelangt der Mensch zur Erkenntniß der Wahrheit, welche in der Uebereinstimmung der Vorstellungen unter sich und mit ihren Gegenständen besteht. Ein Trieb zu derselben ist uns eingepflanzt, und ihm zu folgen, ist, ohngeachtet aller damit verknüpften Schwierigkeiten und der entgegengesetzten Triebe, Pflicht. Die ächte Wahrheitsliebe ist uninter essirte Liebe zu ihr um ihrer selbst willen, prüfend, forschend, unpartheiisch, fortschreitend, doch nicht nach dem Unerkennbaren strebend, sie sucht am meisten die Wahrheiten, welche die allgemeinste Wichtigkeit für die Menschen haben, hernach aber die, welche man zu seinem besonderen Berufe be darf oder zu deren Erkenntniß man am meisten Få higkeit und Gelegenheit hat. Es erhellt aus vielen Stellen, welchen hohen Werth Jesu und die Apos ftel der Erkenntniß des Wahren und Rechs ten, dem Nachdenken, Forschen und Prü fen zuschreiben Joh. 18, 37. 3, 1921. Eph.

1, 17. 4, 17.

2. Kor. 4, 6. 2. Kor. 4, 6. 1. Kor. 1, 5. 10, 15. 2. Kor. 8, 7. Eph. 5, 10. 17. Phil. 1, P. f. Col. 1, 9. ff. 2, 2. 2. Tim. 2, 7. Joh. 1, 4. f. 8. f. 3, 19. ff. 9, 5. 12, 35. Luc. 2,

32. Matth. 5, 14. 16. 28. 32. Rom. 12, 2. 25. 45. Gal. 3, 1. 3.

Luc. 11, 33. ff.

Joh. 8,

1. Joh. 4, 1. Luc. 24,

1. Theff. 5, 21. *).

Die Phantasie oder Einbildungskraft, sey sie nun erneuernd und wieder vergegens wärtigend oder schöpferisch, bildend, idealisirend, einkleidend, hat den größten' Einfluß auf unsere Sittlichkeit und Glückseeligkeit, auf Entschlüsse, Neigungen, Leidenschaften, Ge= fühle und Affecten. Der Mensch soll sie 1. durch die höheren Gemüthskräfte beherrschen, 2. sie als Mittel zur Erhöhung seiner Tugend und åchten Glückseligkeit gebrauchen. Das Christenthum hüllt die erhabensten Ideen und Lehren in die

*) Dies war bei den Alten die erske Cardinaltugend. CrCERO Offic. 1, 5. 6. nennt sie perspicientia, indagatio, inventio, cognitio veri, sollertia, sapientia, prudentia und sagt unter andern von ihr: Ut quisque maxime perspicit, quid in re quaque verissimum sit, quique acutissime et celerrime potest et videre et explicare rationem, is prudentissimus et sapientissimus rite haberi solet, quocirca huic, quasi materia, quam tractet, subiecta est veritas. Omnes trahimur et ducimur ad cognitionis et scientiae cupiditatem, in qua excellere pulcrum putamus, labi autem, errare, nescire, decipi, et malum et turpe ducimus.

sentiamus.

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hoc genere
duo vitia vitanda sunt: unum,
incognita pro cognitis habeamus hisque temere as-
Alterum, quod quidam nimis ma-
gnum studium, multamque operam in res obscuras
atque difficiles conferunt easdemque non necessarias.

treffendsten Bilder ein und verschafft ihnen dadurch den wohlthätigsten Einfluß auf uns, es ist voll von hohen Idealen.

Die Phantasie verschwistert sich mit den ande: ren Gemüthskråften, namentlich mit dem Vermigen, die Aehnlichkeiten der Vorstellungen und der Dinge zu endecken, und dadurch entsteht der Wih, welchen der Mensch gleichfalls in sich ausbilden, zur Erkenntniß der Wahrheit, zur Tugend, zur Erhöhung seiner Glückseeligkeit, zur Vervollkomm nung und Wohlfahrt anderer anwenden soll.

S. 82.

Pflichten in Beziehung auf die Gefühle.

Gefühle, so weit sie sich überhaupt beschreiben laffen, sind Wahrnehmungen irgend eines Zustands in und an uns selbst, welche mit Luft oder Unlust, Vergnügen oder Schmerz, Wohlgefallen oder Mißfallen, Erhebung oder Niederschlagung verknüpft find. Immer find zugleich die Seele und Sinnlichkeit dabei beschäftigt. Der Mensch kann denken, aber nicht fühlen, ohne an sich zu denken. Die Gefühle sind in Ansehung ihrer Natur, Vermis schung, Dauer, Gegenstände, Rangord nung sehr verschieden und mannichfaltig. Es ist Pflicht des Menschen: 1. die Gefühle nicht in sich unterdrücken und ausrotten zu wollen, sondern sie zu entwickeln und auss zubilden. Die Gefühllosigkeit, une m

Air

pfindlichkeit d. h. entweder die Schwäche oder Unthätigkeit aller oder gewisser Gefühle ist durchaus unsittlich und der Bestimmung des Menschen zuwider, 2. die Gefühle nicht in sich herrschen zu lassen. Sie sind überhaupt zum Gehorchen be stimmt. Herrschen Gefühle der niedrigern Ordnung im Menschen, so sinkt er zur Rohheit herunter und nåhert sich der Thierheit. Aber auch höhere Gefühle sollen nicht in uns gebieten und nicht bis zur Ueberspannung ausgebildet werden, denn daraus entsteht Schwäche, Schlaffheit, Unbeständigkeit, Unthätigkeit, Ungeduld und eine große Menge selbstgeschaffener Leiden. Was die einzelnen Gattungen von Gefühlen betrifft, so sollen wir 1. den moras lischen und religiösen Gefühlen den Vorzug geben und sie am meisten in uns ausbilden, nur durch sie geht der Weg von den moralischen und religiösen Ideen und Grundsätzen zum Willen, zur Entschließung und That; das Gegentheil ist die moralische Stumpfheit. 2. Die intellec tuellen Gefühle müssen genåhrt und erhöht wer den, weil wir sonst unsere Erkenntnißkräfte niemals gehörig ausbilden werden. 3. Die ästhetischen theils schon an sich, theils weil sie mit den moraz lischen verwandt, weil sie überhaupt Tugendmittel sind und der Tugend selbst Schönheit und Liebensa würdigkeit geben. 4. Die körperlichen follen wir nicht ausrotten wollen noch vernachlässigen, fondern sie in ihrem naturgemåßen Zustande erhal

ten, beherrschen, üben und zu ihren Zwecken ans

wenden.

S. 83.

Pflichten in Beziehung auf die Affecten.

Im Affecte ist das heftige Gefühl, welches Körper und Seele sehr stark afficirt und in der leßten oft das deutliche Selbstbewußtseyn, die Ueberlegung und Besonnenheit auf eine Zeitlang schwächt oder aufhebt, die Hauptsache. Die Affecten soll der Mensch 1. beherrschen, sie beschränken, må: Bigen, nach Befinden der Umstände unterdrücken und gar nicht erwachen und wirken lassen, durch die Kraft vernünftiger Vorstellungen, durch die Båndigung der Phantasie, durch den Gedanken, daß die Herrschaft der Affecten in uns unsere ganze Natur zerrüttet und uns zur Uebertretung aller Pflichten hinreißen kann. Matth. 5, 21-31. Gal. 5, 19-21. Col. 3, 5-10. Jak. 1, 19. f. 12. auch die Affecten zum Guten anwenden. Alle Affecten sind als natürliche Anlagen zum Gu ten bestimmt und unter gewissen Umständen an ihrer rechten Stelle und das Gute kann oft nur mit Affect würdig gewollt und kräftig auss geführt werden. Luc. 10, 21. 22, 44. Joh. 11, 33. 12, 27. Marc. 3, 5. Matth. 11, 20-24. 1. Petr. 3, 23. Rồm. 12, 11. 15. Ephef. 4, 32. Col. 3, 12-14. *)

Von der Lehre der Stoiker G. M. P. 330. f.

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