Obrazy na stronie
PDF
ePub

heiten enthalten, welche zur Erläuterung der Natur

der Tugend dienen.

S. 45.

Lehre der Bibel von der Tugend überhaupt.

Im A. T. findet man kein Wort, welches dem Begriffe der Tugend ganz entspräche. Uebrigens ist in den moralischen Büchern, und besonders den apokryphischen, allerdings zuweilen von einer Unterdrückung böser Begierden und von einer kraftvollen Beherrschung und Bekämpfung der Affecten und Leis denschaften die Rede Sprůchw. 16, 32. 4, 23. 14, 29. Sir. 23, 4. 5, 2. 19, 1. und Weish. 4, 1. 5, 13. möchte apern doch einen philosophischen Sinn haben *). Im N. L. findet man dies Wort 2. Petr. 1, 5. Phil. 4, 8. in moralischer Bedeutung, doch wird die Tugend, welche das Christenthum fordert, weit mehr mit anderen Namen bezeichnet. Sie ist ein Wandeln im Geiste, eine Gesinnung des Geistes im Gegensaße gegen die sinnliche und irrdische Denk- und Handlungsart Röm. 8, 1. 5. 6. Geift Gottes in uns, der uns an= treibt und mit einer kindlichen Gesinnung gegen ihn erfüllt . 11-16. und dessen Früchte alle gute Handlungen sind Gal. 5, 22. Sie ist Beobach= tung des Geseßes, welches im Reiche

*). Die Vorstellungen des Philo von der Tugend s. Gesch. der Sittenlehre Jesu I, 508. ff.

Gottes gilt Matth. 6, 33. Streben nach Heiligkeit 1. Petr. 1, 15. f. Reinigung von den Flecken der Sünde und Heiligung 2. Kor. 7, 1. Befolgung der Gebote Gottes 1. Kor. 7, 19. 1. Joh. 3, 7. und Jesu Joh. 8, 51. 14, 23. Gal. 5, 6. Stärke des inneren Menschen Ephef. 3, 16. 2. Kor. 4, 16. From: migkeit, Gottseeligkeit 1. Tim. 4, 8. 6, 6. 11. der reine und unbefleckte Gottess dienst Jak. 1, 26. f. Leben zur Ehre Got: tes 1. Kor. 6, 20. 10, 31., das Rechtt-hun Gesch. 10, 35.

nicht bloß

Gebräuche,

Wenn schon aus diesen Benennungen die Natur der christlichen Lugend erhellt, so wird sie auch noch besonders beschrieben. Die christliche Lugend ist moralische Stärke im Kampfe mit Schwierigkei ten, Neigungen, Versuchungen zum Bösen, Aufopferungen Luc. 13, 24. 6, 32 – 36. 1. Joh. 2 12-17. 5, 3-5. Matth. 18, 8. f. Beobachtung ausserer Förmlichkeiten und sondern Sache des Herzens Matth. 15, 1- 23. Luc. 11, 37. ff. Matth. 23, 5-7. Joh. 4, 2124., unermüdet thåtig und sanft Gal. 6, 9. Jak. 3, 13-17. 4, 17. 2. Thess. 3, 13., stets fort: schreitend und sich der moralischen Vollkommenheit nåhernd Col. 1, 3-12. 28. 3, 10. Ephes. 4, 15. 23. 24. Phil. 1, 6. 9. 10. Matth. 5, 48. 1. Petr. 1, 15. 2, 9. Marc. 10, 18., ein fröhlicher und bereitwilliger Gehorsam gegen Gottes Geset Rim. 12, 8. Eph. 6, 5. ff. 2. Kor. 8, 12.

[ocr errors]
[ocr errors]

1. Petr. 5, 2. 2. Kor. 9, 7., bezieht sich auf den ganzen Menschen, auf alle seine Kräfte, Lagen und Verhältnisse Matth. 12, 33-37. Rim. 6, 1214. 1. Theff. 5, 23. 1. Kor. 6, 20. 10, 31. 2. Br. 6, 4. ff. Col. 3, 17.

Besonders eigenthümlich ist der Lehre des N. L. von der Tugend daß, daß sie die Tugend in die innigste Verbindung mit dem Glauben seßt. Es ist zwar auch von einem Glauben die Rede, wel, cher mit derselben in keiner Verbindung steht und ohne sie ist Jak. 2, 14-19. Sonst aber wird oft gelehrt, daß der Glaube zur wahren Tugend erfordert wird, und, wenn er rechter Art sey, sie auch jedesmal hervorbringe. Da bezeichnet Glaube 1. die Ueberzeu= gung, daß etwas erlaubt, gut und recht sey Röm. 14, 23. Tit. 1, 15., 2. daß ein Gott, eine Ewigkeit und künftige Vergeltung sey Ebr. 11. 3. Annahme der ganzen Lehre Jesu, zuweilen auch zugleich die Befolgung derselben Gesch. 2, 4. 6, 7. 13, 46. 2. Kor. 13, 5. Ephes. 2, 8. 3, 12. 4. Ueberzeugung von der persönlichen Würde Jesu Joh. 20, 31. 3, 36. 14, 4-7. 17, 3. 5. Glauben an den Lod Jesu oder die durch ihn geoffenbarte und zugesicherte Gnade Gottes gegen die fündige Menschheit Joh. 3, 14-18. 6, 47. Rom. 3, 21-31. Gal. 2, 16-20. Eph. 1, 7. Col. 1, 24. 1. Joh. 1, 2. In allen diesen Bedeutungen ist der Glaube entweder selbst schon etwas Sittliches oder die Sittlichkeit Beförderndes, und zwar nicht nur bei Ju

1

den, sondern bei den Menschen überhaupt. Auch im letzten Sinne ist der Glauben mit einer Liebe und Dankbarkeit gegen Gott, mit einem Vertrauen zu ihm, mit einer Achtung gegen die moralischen Gesetze, deren Uebertretung aus reiner Gnade, je doch nur unter der Bedingung des åchten Glaubens verziehen wird, und die zugleich in ihrer höchsten Herrlichkeit erscheinen, verknüpft, wodurch der Mensch zu allem Guten gestärkt wird. Uebrigens wird im N. L. allerdings auch deutlich genug ge= lehrt, daß auch ohne den historischen Glauben eine Gott wohlgefällige Tugend möglich sey Matth. 5, 3-12. Rom. 2, 11-16 *).

S. 46.

Vom tugendhaften Charakter.

Man hat es häufig nicht nur in der populåren sondern auch in der wissenschaftlichen Moral für wesentlich gehalten, das Bild des tugendhaften Charakters in seinen Hauptzügen darzustellen **). In den Büchern des A. T. wird im Hiob das Bild des tugendhaften Mannes mit großer Kraft und Reinheit dargestellt ***) und Ezechiel ents wirft eine, wiewohl minder gelungene Schilderung.

*) Franke Apol. 230. ff.

Schwarz a. D. 249–252.

**) Aristoteles G. M. P. 209. Epikur 241. f. Stoiz fer 331-335.

***) G. S. J. I, 284. ff.

Trefflich ist die Schilderung des Philo *). Im N. L. wird Jesus als ein so heiliger und göttli= cher Mensch dargestellt, daß er sich selbst über das, was wir Charakter nennen, erhebt; es wird aber auch oft vom Charakter des wahren Chris ften ein idealisches Bild entworfen 1. Joh. 3, 4-10. 5, 18. f. 1. Kor. 3, 16. f. 22. f. Rim. 8, 14-30. u. s. w. Im tugendhaften Charakter denkt man sich die Zugend als herrschend, lebendig, wirksam in dem Gemüthe und den Handlungen des Menschen, er ist nicht bloß das gute Herz, die natürliche Gutmüthigkeit, die moralische Empfindsamkeit und Schwärmerei, er wird mit Mühe erworben, und obgleich nicht vollkommen, enthält er doch in sich den lebendigen Keim eines ununterbro= chenen Fortschreitens zur Vollkommenheit. Er ist stark und kraftvoll, frei und selbstständig, empfånglich, ruhig, einfach, heiter, nicht gebeugt und niedergeschlagen in Erfüllung der Pflicht, religiös aus reinem moralischen Bedürfnisse, einsichtsvoll in moralischen Dingen, gemåßigt, gerecht, wahrhaftig, treu, wohlwollend, die höchste Würde und das größte Gut, was der Mensch erreichen kann **).

*) a. D. 502. ff.

**). Unter den Vätern hat Clemens von Alexandrien das schönste und erhabenste Bild des tugendhaften Charafters unter dem Namen des Gnostikers entworfen, Gesch. d. Sittent. Jes. II, 209-221. Sonst vergl. man Gellert's mor. Vorl. II, 614. ff. Kant Anthropol.

« PoprzedniaDalej »