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Marimen ein gesetzgebendes Glied im Reiche der Zwecke wårest *). Demnach lehrte er, daß die Form alles sittlich guten Handelns darin bestehe, aus Vernunft, nach allgemeinen Gesetzen, aus Achtung gegen das Vernunftgesek, ohne alle andere Rücksichten, zu Zwecken, welche gleichfalls die Vernunft als allgemeinbegehrungswürdig vors schreibt, und durch alles dies wahrhaft frei zu handeln.

Dieser Grundsatz ist zwar umfassender als andere, er ist erhaben und der Würde der menschlis chen Natur angemessen, er kommt in andern Aus drücken oft in den Urtheilen des gemeinen Menschenverstandes vor, und seine praktische Brauchbarkeit kann nicht geleugnet werden. Allein

1. schon die Formeln, in welchen er ausgedrückt ist, möchten verrathen, daß es kein ganz einfa=

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cher und reiner Vernunftgrundsay ist. Sie be zeichnen nicht nur verschiedene Seiten desselbigen Grundsatzes, sondern verschiedene Säße. Oder wie will man das, was vom Zwecke gesagt ist, auf die anderen Formeln reduciren? Ja in jeder Formel scheint etwas Materielles zu stecken. 2. Unsere Vernunft, die etwas Abhängiges und Mitgetheiltes ist, wird als etwas vollkommen Freies und durch sich selbst Bestehendes vorges stellt.

*) Grundt. 52. ff. Krit. der prakt. Vern. 54. 74. ff. 119 - 126, 147. Eugendl. XXV. and 18.

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3. Dieser Grundsatz ist feindselig gegen die Relis gion, und schließt in sich, daß die religiösen Be= weggründe der Handlungen ihre Sittlichkeit vers mindern.

4. Er zerreißt die menschliche Natur und die Verbindung des Menschen mit der Welt, will, daß er bei den Regeln und Gründen seines Han= delns von seinen Kräften, Anlagen, moralischen Gefühlen und Neigungen, von seiner Individualität und der Einrichtung der Welt abstrahire *). 5. Die Eigenschaft eines höchsten moralischen Grundsaßes, daß er ganz allgemein seyn müsse, macht er selbst zu diesem Grundsaße, und doch kann man nicht alles Sittlichgute darunter begreifen. Die Pflichten gegen Gott hat der Urheber dieses

*) Duabus quasi a natura induti sumus personis, quarum una est communis, ex eo, quod omnes partici pes sumus rationis, praestantiaeque eius a qua omne honestum decorumque trahitur et ex qua ratio inveniendi officii exquiritur, altera autem, quae proprie singulis est tributa. Innumerabiles dissimilitudines sunt naturae morumque minime vituperandorum. Admodum autem tenenda sunt sua cuique, non vitiosa, sed tamen propria. Sic est faciendum, ut contra universam naturam nihil contendamus, ea tamen conservata propriam naturam sequamur, ut etiam, si sint alia graviora atque meliora, tamen nos studia nostra naturae regula metiamur; neque enim attinet repugnare naturae, nec quidquam sequi, quod assequi non queas. Cic. offic. 1, 30. 31.

Princips selbst gar nicht gelten lassen.

Um bes stimmen zu können, welche Art zu handeln in jes dem Falle von allen vernünftigen Wesen befolgt werden könne, ist es nicht genug, daß wir keinen Widerspruch darin sehen, sondern wir müßten eine genauere und umfassendere Kenntniß der Welt und Natur haben, als wir besitzen. Die Collis fionen der Pflichten, wo oft sogar die Erfüllung der einen Pflicht die Uebertretung der andern fors dert, lassen sich mit dieser Allgemeinheit des Ge: setes nicht vereinigen.

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6. Die Allgemeinheit der Moralgesete kann doch wenigstens in vielen Fällen nur so genommen wer den, daß alle diejenigen, welche sich in gleichen Umständen und Verhältnissen befinden, auch dies selbigen Geseze befolgen sollen, allein dasselbige kann auch mit dem Sittlichbösen geschehen. Auch der unfittliche Mensch kann consequent und eins stimmig mit sich selbst und seinen angenommenen Grundsäßen handeln.

7. Als die wirklichen Zwecke, die uns die Vernunft zu verfolgen und zu bewirken gebietet, werden eigene Vollkommenheit und fremde Glückseligkeit ausgegeben, ja es werden darauf alle Lugends pflichten reducirt *). Die Grundsåße der Selbsts vervollkommnung und der Beglückung anderer wås ren also die zwei nächsten aus dem Vernunfts principe abgeleiteten. Können und sollen wir denn

*) Tugendl, 23 - 28.

aber nichts zur Vervollkommnung anderer beitras gen und kann dies nicht allgemein gewollt wer den? Und wenn wir die Glückseeligkeit anderer befördern sollen, wenn sie für sie einen Werth hat, warum nicht auch die unsrige und warum nicht auch für uns ? Soll aber die Pflicht der Selbstbeglückung in der Selbstvervollkommnung stecken, warum wird nicht auch die Beglückung anderer Vervollkommnung derselben genannt? Fast scheint das Princip hier sich in ein anderes oder in ein paar andere umzuwandeln.

8. Die reine Vernunft allein ist zu kalt und schwach bei den Menschen, als daß sie ein lebendiges, bewegendes Princip zu allen tugendhaften Handlungen werden könnte.

Die Tugend ist etwas zusammengesetzteres, mehr in unsere ganze Natur eingreifendes, als unbedingter Gehorsam gegen das Gebot der reinen Vernunft.

S. 13.

Grundsäge der Wahrheit, Schicklichkeit und Naturge.

mäßheit.

Das Princip der Wahrheit wird ver schieden erklärt. Wollaston: Wahrheit ist die Uebereinstimmung eines Gedankens oder Zeichens mit der Sache selbst; auch unsere Handlungen können der Wahrheit gemäß seyn und find es alsdann am meisten, wenn sie mit der Natur und der

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Einrichtung der Welt und einer richtigen Erkenntniß derselben und dadurch zugleich mit Gottes Willen übereinstimmen. Ammon: Handle nach einer Regel, welche Vernunft und Willen in fteter Harmonie erhält. — Handle so, daß jede Marime deines Willens der Wahrheit gemäß sey. Dies wird so erläutert, daß die Marimen theils eine innere logische, theils eine reale Wahrheit haben, daß sie sowohl in sich selbst als auch mit der Natur übereinstimmend seyn follen, daß der Wille als vollziehende Kraft der Beschlüsse des Verstandes von Einsichten, mithin von der Wahrheit abhängen müsse, daß aus Gott jede Wahrheit fließe, und daher dieser Grundsaß auch mit der Religion in Verbindung stehe, daß jede Sünde aus einem Irrthum, jede Besserung aus der Aufklärung und Berichtigung unserer Erkenntnisse hervorgehe. Das Princip selbst wird ausdrücklich für ein vermischtes oder formal materiales ausge geben *). Hierin liegt eigentlich schon der Grundsatz der Schicklichkeit, welcher will, daß die Handlungen den Umstånden, unter welchen sie geschehen, ihrem Gegenstande und der Person, welche sie thut, angemessen seyn sollen, und der Natur:& gemåßheit, wiewohl die Stoiker den letzten so erklärt haben, daß er mit dem Principe der

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*) Vollst. Lehrb. der christl. relig. Mor. 82. f. Vom Gez sege der Wahrheit als höchsten Mor. Princ. Göttingen, 1803. 04.

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