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Harmonie mit sich selbst und der Natur, stellen übrigens diesen Geschmack bald als Sache des Urtheils, bald der Empfindung vor. Plato lehrte, alles Sittlichgute sey schön und alles Schöne ein Ausdruck, eine Darstellung des Guten im Sinnlichen und Geistigen, Liebe zur Urschönheit sey zugleich Liebe zum ursprünglichen Guten, zu Gott *). 1

Allen diesen Principien kann man mit Grund vorwerfen, daß sie die Religion vom Gebiete der Moral ganz ausschließen, welches doch, wie in der Folge gezeigt werden soll, nicht zugegeben werden. darf. Kein Vertheidiger dieser Principien hat consequent zu dem, was der Mensch Gott schuldig ist, gelangen können, alle sind der Religion nachtheilig geworden. Alle haben dem Sittlichen einen finnlis chen Ursprung, der unter seiner Würde ist, anges wiesen. Wider die ersten ist aber insbesondere zu erinnern, daß die moralischen Triebe und Neigungen keineswegs den Menschen zu Allem anweisen, was in den Umkreis seiner Pflichten gehört, daß manches Pflicht ist, wozu der Mensch keinen natür: lichen Trieb fühlt, und daß bloße Neigungen und Triebe, auch wenn sie aufs Moralische gehen, ohne eine höhere Leitung, keine Sittlichkeit begründen können, wider die zweiten, daß Recht, Pflicht, Lugend, Freiheit, Verdienst u. f. w. keine

*) a. D. 162 - 165. Serbart allg. praktische Philos. Gött. 1808.

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Sensationen, keine subjective Eindrücke, sondern Ideen sind, welche übrigens allerdings auf unsere Empfindung Eindruck machen können, wider die drits ten, daß sie die Zugend nur von Einer Seite fass sen, daß Sittlichkeit nicht bloße Geschmackssache, Lugend nicht bloß ein guter, Laster nicht bloß ein schlechter Geschmack seyn kann, und daß Menschen aller Art, auch die, welche keinen ästhetischen Ges schmack haben, die Tugend kennen und lieben köns nen. Uebrigens hat die Sittlichkeit allerdings auch auf Gefühle Beziehung, ruht zum Theil auf ihnen, und die Tugend ist auch ein schöner Gegenstand *).

S. 10.

Grundsaß der Vollkommenheit.

Auch dieser Grundsatz wird in verschiedener Bedeutung genommen. In der umfassendsten und unterscheidendsten ist er so zu verstehen: Bilde alle Kräfte deiner Natur aus, und zwar so, daß jede ihre Bestimmung erreicht, und in die möglichste

*) Vergl. Krit, der prakt. Vern. 67. f. 128. ff. Tugendl. 35. ff. Grundl. 122. Jakob über das mor. Gefühl. Halle, 1788. Feder über d. mor. Gef. Kopenh. 1792. Gebhard über die sittl. Güte aus uninteressirtem Wohlwollen. Gotha, 1792. Hemert über die Existenz der Principien eines reinen uneigennüßigen Wohlwollens im Menschen. Aus dem Holländ. von F. W. Dethmar. Dortm. 1799. Boclo Apologie des moralischen Gefühls. Lpz. 1813.

Thätigkeit versekt wird, und daß alle in Harmonie kommen. Erwirb dir so viel möglich Geschick

lichkeiten und Fertigkeiten, und mache dich dadurch tauglich und brauchbar für die Gesellschaft *). Doch auch so paßt er nicht zum moralischen Urgrundsaße. Freilich unter den allgemeinen, unbestimmten Begriff von Vollkommenheit kann man Alles, auch alles Gute bringen, aber eben dies kann leicht die Läuschung hervorbringen, daß man wirklich einen bestimmten obersten Grundsatz aufgefunden habe. Doch wenn man ihn auch in der bestimmten Bes deutung der mielichsten und harmonischen Ausbil dung aller menschlichen Kräfte nimmt, und dars über nicht hinausgeht, so behält er noch gewisse Mångel übrig, die ihn einer so hohen Stelle un werth machen: 1. es liegt in demselben, daß der Mensch alle seine Pflichten, auch die gegen andere Menschen und gegen Gott bloß deswegen ausüben foll, um sich selbst auszubilden, was ungereimt,

*) Die Stoiker kannten eigentlich dasselbe noch nicht in seiner ganzen Ausdehnung, sie gebrauchten nicht einmal das Wort Vollkommenheit, was sie zum ersten moralischen Geseze machten, kann höchstens vom Vollkommenheitsprincipe abgeleitet werden: aber Wolf, 2. Baumgarten, Reinhard und J. C. F. Meister Lehrbuch des Nat. R. §. 51 75. haben dasselbe nach u. nach immer mehr ausgebildet. Doch sind sie zum Theil dabei auch von der eigentlichen und unterscheidenden Be-deutung desselben abgewichen und haben unvermerkt andere Principe in dasselbe eingemischt.

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einseitig und selbstsüchtig ist; 2. er läßt noch die Fragen übrig: warum, zu welchem Zwecke, nach welcher Regel, innerhalb welcher Grenzen, oder ob ohne Grenzen, in welcher Unterordnung, der Mensch. fich vervollkommnen soll, und werweist zur Beantwortung derselben entweder auf einen Vervollkomm= nungstrieb, oder auf den Glückseeligkeitstrieb, oder auf das Gebot der Vernunft. In den beiden ersten Fållen, gründet er die ganze Moral auf einen Trieb, im dritten unterwirft er sich dem Grundsaße der Vernunft; 3. es übersteigt unsere Kräfte, jedesmal zu bestimmen, welche Anstrengung unsere Vollkommenheit am meisten erhöhen werde; 4. wo sollen dann nun diejenigen Pflichten hingehören, bei deren Uebung wir gewiffe Kräfte vernachlässigen, schwåchen, verzehren, ja uns selbst aufreiben müssen? 5. Will man aus diesem Principe die Pflicht ableis ten, fremde Vollkommenheit nicht zu vermindern, sondern zu erhalten und zu befördern, so list es sich aus dem Principe der Selbstvervollkommnung in das der allgemeinen Vervollkommnung auf, oder es gesteht die Erhaltung und Beförderung fremder Vollkommenheit nur so weit zu, als unsere eigene Vollkommenheit dadurch erhöht wird *).

*) S. m. Beiträge zur Phil. und Gesch. der Rel. u. Sittenl. IV, 83. ff. Schwabs Vergleichung des Kantischen Moralprincips mit dem Leibniz. Wolf. Berlin, 1800. Schwarz evangel. christl. Ethik S. 9 13.

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§. 11.

Religiöse Principien.

1. Der Wille Gottes. 1. Dieser Grundsah ist an sich ohne Inhalt; wir müssen erst anderswoher erfahren, was denn Gott wolle. 2. Wenn der Wille Gottes aus einer Offenbarung erkannt werden soll, so werden gewisse moralische Ideen bei uns schon vorausgesetzt, nach deren Anleitung wir in einer Offenbarung diesen Willen erkennen; foll er aus unserer Vernunft erkannt werden, so erklä ren wir eigentlich umgekehrt das für Willen Gots tes, was uns unsere Vernunft als gut vorstellt; foll er aus der Natur erkannt werden, so kommen wir auf das Princip der Glückseeligkeit oder der Naturgemäßheit zurück. 3. Wenn nach dem Grunde der Verbindlichkeit des göttlichen Willens für uns gefragt wird, so kommt man entweder auf die Willkühr eines allmächtigen Wesens, und zerstört die Sittlichkeit, oder darauf, daß Gott unsere Glückseeligkeit wolle, oder endlich darauf, daß sein Wille dem gemåß sey, was uns unsere Vernunft als gut vorstellt *).

2. Gottåhnlichkeit. Der Grundsaß, daß wir uns der moralischen Vollkommenheit Gottes immer mehr zu nåhern streben sollen, enthält, doch nur dadurch einen bestimmten Einn für uns, daß wir vorher aus einer andern Quelle wissen, worin die

*) G. d. M. P. 950 - 954.

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