Obrazy na stronie
PDF
ePub

Spott getrieben wird, da ist keine Christenfreude; wo man selbst in Gegenwart von Standespersonen unanständigen Scherz treibt, freches Buhlen, unfittliche Reden und Anzüglichkeiten sich erlaubt: da kann keine Freude für einen Christen sein! Alle Freuden und Unterhaltungen müssen unter der Aufsicht Gottes und unter den Geboten der Sittlichkeit stehen. Fragt euch daher bei jeder Freude, ob sie erlaubt sei oder nicht, ob nicht Gewissensbisse und Reue darauf folgen, ob sie keiner Pflicht im Wege stehn, ob ihr nicht die Kirche oder eine Arbeit dabei versäumt. Wie Viele, deren Herzen nur immer nach Freuden und Lustbarkeiten haschen, lassen eher Arbeiten und Kirche dahinten, als daß sie ihren angewöhnten Gesellschaften und Lustparthien auch nur eine Stunde entziehen wollten.

Eine zweite Forderung, welche Vernunft und Religion bei den Freuden und Vergnügungen vorschreiben, ist, daß man selbe mäßig, ohne zu große Kosten, und mit Klugheit genieße. Mäßigkeit ist die Würze aller menschlichen Freuden, und Nichts kann eher eckelhaft und zum Ueberdruß werden, als übermäßige finnliche Freuden. So kann ein unschuldiges Spiel, ein mäßiges Mahl_in_Gesell= schaft guter Freunde eine wahre Unterhaltung ges währen; allein, wenn das Spiel zu lange dauert oder leidenschaftlich wird, wenn man sich krank ißt

und trinkt: kann man dieß noch eine Unterhaltung nennen? Man mache daher aus den Vergnügungen keine Gewohnheit, sondern man sehe auf Maaß und Biel; man breche ab, wo sie einem am besten schmecken; so werden sie niemals zum Eckel, sondern behalten den Reiz der Neuheit, und man bleibt fähig, fie zu wiederholten Malen zu genießen. Die Arbeit kommt Einen noch so leicht an, wenn man sich nie ganz der Unterhaltung hingegeben hat.

Mit der Mäßigkeit muß man auch Häuslichkeit verbinden. Die Unterhaltungen dürfen nicht zu kostspielig werden, sondern sie müssen sich nach dem Stand und Vermögen richten. Es ist traurig, wenn der Mann das Vermögen seines Weibes und das Erbtheil seiner Kinder verspielt und vertrinkt, während sich diese daheim ihre Noth vorjammern. Es ist kein Vergnügen und keine Unterhaltung mehr, wenn die Trink-, Spiel- und Unterhaltungssucht mit Schuldenmachen, Betrug und Diebstahl fortgesezt wird. Es ist keine Unterhaltung mehr, wenn der Dienstbot seinen ganzen Jahrlohn auf Kirchweihen und Hochzeiten durchjagt, wenn der Handwerker und Taglöhner an Sonn- und Feiertagen den ganzen Wochenlohn verbraucht, und wenn eine Familie auf ein und zwei Tage so viel verschwendet, daß sie mehrere Wochen lang davon leben könnte.

Dann aber muß man die Freuden auch mit vieler

Klugheit genießen. Man muß Geld, Zeit und Kräfte schonen; denn solche Vergnügungen taugen Nichts, bei welchen am Ende nichts übrig bleibt als ein schwerer Kopf, ein kranker Magen und ein leerer Beutel. Es gibt eine Art von Freude und Vergnügen auf der Welt, welche unschuldig, wohlfeil und noch dazu nüglich und lehrreich ist, nämlich ein Gang in die schöne freie Natur und die Betrachtung der herrlichen Schöpfung. Jeder Landmann findet. auf seinem Feld den Stoff zu den lehrreichsten Unterhaltungen. Die Betrachtung eines Saatfeldes, einer Wiese, des gestirnten Himmels, hat für den Liebhaber der Natur mehr Erfreuliches, als nur immer dem Weichling oder Schwelger seine sinnlichen und rauschenden Vergnügungen bereiten können.

Nur jene Unterhaltungen find vernünftig, welche nicht bloß die Sinne, sondern auch den Geist ergögen, und woraus Verstand und Herz Nugen ziehen. Welcher Schaden und welche Schande ist es nun, daß die Menschen solchen Vergnügungen nachjagen, welche dem Leib und der Seele zugleich schaden, und welche eben darum, weil sie den Menschen verschlimmern, von Gott und der Vernunft verboten find. Wie Viele haben schon durch das übermäßige Tanzen Gesundheit und Leben eingebüßt; wie Viele durch Spielen und Trinken sich in das größte Verderben gestürzt! Welch eine nügliche

Unterhaltung wäre hingegen ein freundschaftlicher Besuch, wo man sich über verschiedene Angelegenheiten bespricht, sich Rath erholt, seine Ansichten über Feldbau, Handel und Wandel gegenseitig austauscht. Sind aber eure Besuche und Zusammenkünfte solche Erholungen zu nennen? Die jungen Leute versammeln sich zu unanständigen Possen und muthwilligen Streichen. Die Männer versammeln sich, um über Religions- und Kirchensachen abzusprechen und zu schmähen, und die Fehler ihrer Vorgesezten zu rügen. Und die Weiber versammeln sich, um die Ehre ihrer Nachbarinnen abzuschneiden und die Febler ihrer Mitmenschen auszuplaudern. Welch ein erbärmliches Vergnügen, wo die Ehre des Nebenmenschen der Gegenstand der Unterhaltung ist!

Ihr sehet also deutlich, wie die meisten Freuden und Vergnügungen der Menschen keine wahren Unterhaltungen sind. Bei wie vielen Freuden und Vergnügungen wird die Seelenfreude des Wohlthuns außer Acht gelassen, welche des Christen einzig wahre Freude sein soll! Wie Vielen wird einstens das Schicksal des reichen Prassers zu Theil werden, welcher bei seiner wohlbeseßten Tafel dem armen Lazarus nicht einmal die Brosamen vergönnte! Wollen wir daher in Zukunft die Freuden und Vergnügungen des Lebens so genießen, daß dabei unsere Gesundheit, Ehre, Vermögen und Gewissen

nicht leiden, daß der öffentliche Anstand und die guten Sitten nicht verlegt werden. Wir wollen nicht unser ganzes Leben zu einem immerwährenden Freudenfest machen, und in allen Gelüsten dahinschwelgen, bis die Geistes- und Körperkräfte erschöpft sind, wir wollen unter den Freuden auch der Leiden nicht vergessen, welche sich oft unvermuthet einstellen können. Wir leben in einer Welt, welche immer mehr Leiden als Freuden bereitet. Wollen wir daher ihre Freuden nur als Linderungsmittel der Leiden ansehen, oder wie Sonnenschein bei trüben Tagen betrachten, bis sich uns einst ein ewiges besseres Leben aufschließt, wo alle Leiden aufhören und eine ununterbrochene Freude sein wird, welche wir uns jedoch hienieden durch Tugend erst verdienen müsseu. Amen.

Frühlehre auf den dritten Sonntag
nach Pfingsten.

Im Himmel und auf Erden ist Freude über den Bekehrten.

,,Im Himmel wird Freude sein über einen Sünder, der Buße thut.“

Luc. 15, 7.

Die Pharisäer haben im heutigen Evangelium an unserm Herrn etwas getadelt, was sie vielmehr

« PoprzedniaDalej »