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h. Schrift von einem guten Gebete fodert. Ein gutes Gebet muß allererst aus einem guten gottgefälligen Herzen kommen. So wissen wir, daß die Pharisäer viele und lange Gebete verrichteten, aber Christus verwarf dieselben, weil sie scheinheilige und innerlich böse Menschen waren. Daß aber Gott die Sünder nicht erhöre, ist eine allgemeine Lehre in der h. Schrift. Wer sündigt und Gott nicht zum Freund hat, der betet umsonst zu ihm. Beten und sündigen taugt nicht zusammen. Umsonst betet daher der Hoffärtige, der Unkeusche, der Geizige, der Ungerechte, der Feindselige. Alle diese müssen sich zuvor von ihren Sünden bekehren, wenn sie gottgefällig beten wollen. Wie will denn ein Mensch gut beten, dessen Herz weit von Gott entfernt ist, und nur an der Welt und ihren Gütern hängt, der Tag und Nacht nur auf Befriedigung seiner wilden Triebe und Leidenschaften denkt! Wie will denn der, dessen Herz voll Rache und Feindschaft, dessen Hände voll Betrug und fremden Gutes find, recht beten! Wie fann er beten: „Vergib mir, o Herr, meine Schuld!" wenn er seinen Schuldnern nicht verzeiht? Wie kann derjenige recht beten, welcher ein liebloses bösartiges Herz hat, der mit der nämlichen Zunge schilt, Gott lästert und die Menschen verflucht, mit welcher er Gott loben will?

Die Menschen sind so böse und lieblos, und

wollen Gott zum Freund haben! Wie kann Gott das Gebet eines Menschen erhören, der kein edles Gefühl, kein mitleidiges Herz und keine aufrichtige Gesinnung hat? Mit der einen Hand wollen die Menschen Gott Weihrauch streuen und mit der andern beleidigen sie ihn. Sehet daher, meine lieben Beter, allemal vor dem Gebet in eure Herzen, ob sie schuldlos, oder wenigstens reuevoll und bußfertig seien, und wenn euch euer Gewissen sagt: „Wir sind keine würdigen Beter," so reinigt euch zuvor von Sünden und macht euch würdig, dann erst kommt, betet und opfert eure Gaben!

Zum Gebet gehört auch, daß die Christen ihre Arbeiten, Berufsgeschäfte und gute Führung ihres Hauswesens damit verbinden. Alles dieses muß dem Gebete vorangehen und nachfolgen, und dann bleibt auch Gottes Segen nicht aus. Treibt daher euren Feldbau, eure Geschäfte und Berufsarbeiten mit Verstand und Fleiß, und betet dabei, und Gott wird eure Arbeit segnen und das Einkommen vermehren. Beten ist gut, aber Arbeiten und Beten ist noch besser, und das Allerbeste ist, die Arbeit mit Gebet anfangen, begleiten und vollenden. Es wäre eine Verkehrtheit des gesunden Denkens der Menschen, wenn sie Alles bloß durch Gottes Segnungen allein erhalten wollten ohne selbsteigne Thätigkeit und Mitwirkung. Dazu hat uns Gott Gesundheit, Kör

perkraft und gelenkige Glieder gegeben, daß wir arbeiten und uns dadurch den Lebensunterhalt verschaffen. Würde man es wohl für vernünftig halten, wenn der Richter, statt seine Amtsgeschäfte zu verrichten, beten wollte; wenn der Bauer sein Pferd sammt Pflug auf dem Feld stehen ließe und betete, in der Meinung, Gott würde statt seiner durch einen Engel das Feld bebauen? Oder, wenn die Hausmutter in der Kirche betete, statt ihr Hauswesen zu besorgen und ihre Kinder zu erziehen. Deßgleichen auch, wenn der Kranke bloß durch Gebet und geistliche Mittel allein gesund werden möchte, ohne den Arzt und die Arznei zu gebrauchen. Beten müssen wir ferner mit anhaltendem Vertrauen, und zu beten nicht aufhören, wenn uns Gott schon nicht gleich auf der Stelle erhört. Sowie nach dem morgigen Evangelium der Freund am Ende doch aufstund und dem Freunde um Mitternacht gab, was er be= durfte, weil er zu klopfen nicht nachließ: so verläßt auch Gott den anhaltenden Beter nicht. Wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgethan," sagt Jesus. Beten müssen wir mit ausdauernder Standhaftigkeit; Gott prüft oft nur unser Vertrauen, ob es anhaltend ist. Gibt er uns nicht, um was wir ihn bitten, so gibt er uns oft etwas Besseres. Versagt er uns zeitliche Güter, so gibt er uns Güter der Seele, oder er ersegt uns einst an den Gütern des

Himmels, was er uns an denen der Erde entzieht. Beten wollen wir daher jederzeit, besonders aber diese drei Bitt-Tage hindurch, mit wahrem Geist und Herzen, und das Gebet durch einen tugendhaften Wandel unterstützen. Beten wollen wir um den Segen der lieben Feldfrüchte, daß uns der Herr dieselbe vor Unglück bewahre. Beten wollen wir, um eines bessern Herzens und Sinnes zu werden; dann wird der Erfolg des Gebets nicht ausbleiben. Amen.

Frühlehre auf den sechsten Sonntag nach Ostern. Wie wir in dem Wechsel von guten und schlimmen Tagen uns verhalten sollen.

„Ich habe euch dieses vorhergesagt,

damit ihr euch daran erinnert, wenn die Stunde kommt." Joh. 16, 4.

Jeder Mensch möchte schon gern in dieser Welt beständig glücklich sein, und lauter gute fröhliche Tage haben. Die Jünger Jesu glaubten, ihr Herr und Meister würde König von Israel werden und über das ganze Judenland herrschen, dann hätten auch sie lauter gute Tage in der Welt, weil sie seine Minister und die ersten Hofherrn sein würden. Aber von diesem Irrthum wollte sie der Heiland im

heutigen Evangelium befreien, da er ihnen jene Leiden und Verfolgungen vorhergesagt hat, die sie seinetwegen von den Juden würden ausstehen müssen. Aus den Synagogen werden sie euch ausstoßen, und ein Jeder, der euch umbringt, wird sich sogar ein gutes Werk daraus machen.

Es geht dem Menschen nicht immer, wie er fich's wünscht; gute und schlimme Tage wechseln mit einander ab. Wie wir uns aber bei diesem Wechsel verhalten sollen, werde ich heute in einer kurzen Abhandlung zeigen. Merkt fleißig auf!

Schon seit Anfang der Welt ist es in der Natur so eingerichtet, daß Sonnenschein und Regen, heitre und trübe Tage mit einander abwechseln. Ebenso gibt es auch im menschlichen Leben nicht immer lauter gute und auch nicht lauter schlimme Tage, fondern beide wechseln mit einander ab. Damit aber dieser Wechsel für uns nüglich werde, so sollen wir in guten Tagen nicht übermüthig und in schlimmen Tagen nicht kleinmüthig werden, sondern von beiden den besten Gebrauch machen.

In guten Tagen sollen wir nicht übermüthig werden, d. h. wir sollen es nie vergessen, daß Gott es ist, welchem wir unser Glück, unsre guten Tage zu verdanken haben. Der Mensch will es gar oft sich

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