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Er sah, wie das nämliche Volk, das ihn heute mit so großer Freude und Begeisterung empfing, nach wenigen Tagen das „Kreuzige ihn“ über ihn rufen würde. Er war immer gegen ihren Jubel gleichgültig, und bedauerte ihre Verblendung. Es ist also um Menschenlob, besonders um Volkslob eine sehr zweideutige Sache. Sehr viele Menschen aber suchen bei ihren Handlungen nur das Lob ihrer Mitmen schen und berechnen darnach ihren Werth. Jesus aber suchte das Lob der Menschen nicht, so sehr man ihm selbes anbot; sein Bestreben war allein, dem himmlischen Vater zu gefallen. Gottesliebe allein soll der Beweggrund all unsrer guten Handlungen sein. Man muß seine Pflicht aus Liebe zur Pflicht thun. Ob uns darüber die Menschen loben oder tadeln, muß uns gleichgültig sein. Wie oft verweist nicht Jesus die eitle Ruhmbegierde; er tadelt die Pharisäer, weil sie ihre guten Werke blos um des Menschenlobs willen verrichteten. Was hilft es, wenn die Menschen uns loben, Gott aber und unser eignes Gewissen uns verdammen. Der Weise und Tugendhafte läßt sich daher durch kein Menschenlob schwindlich machen, sondern erfüllt seine Pflicht aus Gottes Gebot. Man muß das Gute thun, wenn man dafür auch nicht belobt wird, und das Böse unterlassen, wenn es auch mit Lob oder Be= lohnung verbunden wäre. Daraus folgt aber doch

nicht, daß man Ehre und Lob der Menschen nicht achten soll. Sie müssen uns schon ein Antrieb unsrer Pflicht sein, aber nicht ausschließend. MenschenLob und Ehre müssen uns in der Hinsicht werth sein, weil sie uns bei den Leuten Zutrauen erwerben und Eingang verschaffen. Der Bösewicht seht sich über Menschen-Lob und -Ehre, aber auch über sein Gewissen und Gottes Gebot hinweg. Menschen-Lob und Ehre können Beförderungsmittel der Tugend sein, aber auch des Lasters, daher in Anwendung derselben Klugheit erfordert wird. Beim Lob, welches man uns ertheilt, hat es gemeiniglich den Fehler, daß man zu viel, und beim Tadel, daß man zu wenig von sich glaubt. Man hält das Lob meist für gerecht und den Tadel für ungerecht. MenschenLob und -Tadel sollen uns daher nie einschläfern, um von der Tugend abzuweichen. Können wir bei aller Unsträflichkeit unsers Wandels die Ehre und den Beifall der Menschen nicht erhalten, oder ihrem Tadel nicht entgehen, so wollen wir uns darüber nicht ärgern, sondern bedenken, wie veränderlich, partheiisch und wankelmüthig der menschliche Sinn sei. Die Meinung der Leute ist gar veränderlich. Sie ist gerade wie das Wetter im April, wo's bald reg= net, und bald wieder die Sonne scheint. Wer heute vom Volk geliebt wird, wird morgen verachtet. Heute spricht man von der Obrigkeit, von den Geist

lichen Rühmliches, morgen lästert man sie. Sie dürfen sich nur nicht nach des Volkes Willen fügen, so haben sie dessen Zutrauen verloren. Heute ist dieser oder jener Mann belobt, geachtet, und morgen schon in aller Weiber Mund entehrt.

Ach! lernt erst die Menschen kennen, ehe ihr über selbe urtheilt, und laßt euch nicht von jedem Wind der Meinungen hin und her beugen, besonders wo es sich um Religion und Gerechtigkeit handelt. Werdet besser und gerechter als das Judenvolk, welches denen anhing, die es belogen und ins tiefste Unglück gestürzt haben, und Jesum von sich stieß, der es wahrhaft beglücken wollte. Kümmert euch nicht so viel um die Meinungen der Menschen, als vielmehr um die Urtheile Gottes, von welchen eure ewige Seligkeit, wie eure ewige Verdammung abhängt! Amen.

Frühlehre auf den ersten Sonntag nach Ostern. Wie schön und nüglich der Frieden ist und wie man ihn erhalten kann.

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Nach der Erzählung unsers heutigen Evangeliums kam Jesus bei verschloffnen Thüren in den großen

Saal hinein, wo sich seine Jünger aus Furcht vor den Juden versammelt hatten. Er stellte sich mitten unter sie hin und sprach: „Der Friede sei mit euch!" Das Erste also, was der Heiland nach seiner Auferstehung seinen Jüngern wünschte, war der Friede. Der Friede muß also in der That etwas recht Schönes und Gutes sein; denn der Heiland wünschte feinen Jüngern gewiß das Beste. Es klingt aber auch Nichts so schön und angenehm in unsern Ohren als der Name Friede. Ich werde euch daher heute die Schönheit und den Nugen des Friedens und das Mittel zeigen, wie ihr den Frieden erhalten könnt. Hört mich!

1.

Wenn uns Gott der Herr selbst das Glück eines Landes beschreibt, so spricht er beim Propheten Isaias 32, 18: „Mein Volk wird sich niedersehen in der Schönheit des Friedens." Ja gewiß, wo Friede ist, da ist ein schönes Leben; denn wo Friede ist, da ist Einigkeit, Ordnung und Ruhe; wo Friede ist, da ist kein Zank und Streit, keine Mißgunst und kein Neid. Was kann also schöner sein, als mit einander in Frieden leben!

Was im Himmel und auf Erden Schönes gefunden wird, ist nur schön durch den Frieden. Schaut nur den Himmel an! die Sonne, den Mond

und die Sterne, wie geschäftig sie immer sind in ihrer Bewegung! Und doch halten sie beständig Friede unter einander; kein Gestirn hindert das andere in seinem Lauf. Ohne Mißgunst und Neid herrscht die Sonne über den Tag und der Mond über die Nacht; denn es ist nur eine Fabel, wenn man sagt: die Sonne und der Mond streiten miteinander bei einer Mondsfinsterniß.

Und gibt es wohl auf Erden eine wahre Schönheit ohne den Frieden? Wir loben einen schönen Tag und eine schöne Nacht; aber Tag und Nacht sind nur schön, wenn kein rauher Wind geht, wenn es nicht unmäßig regnet oder schneit, wenn zu Land und zu Wasser, in der Höhe und in der Tiefe Alles ruhig und still und so zu sagen überall Friede ist. Es gefällt uns die schöne Gestalt des menschlichen Leibs; aber was erhöht am Meisten die schöne Gestalt und Farbe des Angesichts? Der innerliche Friede, wenn durch keine heftigen Neigungen, Begierden und Leidenschaften die Galle erhigt und das Blut in Unordnung gebracht wird. So z. B. wird ein junges Mädchen die gute Gestalt und Farbe ihres Angesichts lange erhalten durch den innerlichen Frieden, nicht aber durch eine schöne Kleidung, wenn fie auch geziert und aufgeputzt ist wie ein Maibaum.

Es gefällt uns eine schöne Landesregierung und eine schöne Haushaltung. Durch was wird aber das

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