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kommen, sind sie wieder die Alten. Heißt aber dieß den alten fündhaften Menschen ausziehen? Was soll denn eine solche Beicht nügen? Das ist keine wahre Buße, sagen die h. Kirchenväter; das ist eine falsche, eine unnüße, eine ungültige Buße; es ist nur eine Scheinbuße. Das ist nur die Larve von einer Buße, sagt der h. Kirchenlehrer Chrysostomus.

Ihr wißt es wohl selbst, meine Christen! wie man in der Fastnacht maskirt herumzugehen pflegt. Man legt nämlich andre Kleider an, nimmt eine Larve vor's Geficht, und stellt so einen andern Menschen vor. Ebenso, sagt der h. Kirchenvater Chrysostomus, ebenso ist die Buße solcher Sünder beschaffen. Sie stellen sich als reumüthige Büßer an. Kommen sie aber aus dem Beichtstuhl und aus der Kirche heraus, so legen sie die Larve der Buße weg, und zeigen sich dann wieder als die alten und vorigen Sünder. Was soll aber eine solche Buße für einen Nugen bringen? Soll Gott mit einer solchen verstellten, maskirten Bußze schon zufrieden sein, nachdem man ihn das ganze Jahr so entseglich belei= digt hat? meine Christen! ihr betrügt euch ge= waltig, wenn ihr das glaubt; ihr beichtet vergebens, ihr beichtet ungültig, sagt der h. Augustin, wenn ihr nicht ernstlich im Sinn habt, den alten sündhaften Menschen auszuziehn, und wenn ihr nicht alle Mühe darauf verwendet. Und ich fürchte,

es werden nicht wenige verlarvte oder verstellte Sünder zur österlichen Beicht und Kommunion gehen; denn es scheint nicht mehr der Brauch zu sein, daß man ernstlich im Sinn hat sich zu bessern und seinen Lebenswandel zu ändern.

Eltern! gebt nur Acht, eure Kinder werden nach dieser österlichen Beicht wieder die alten muthwilligen, ausgelassenen, ungehorsamen und ungerathnen Kinder sein. Hausväter! ihr werdet sehen, daß eure Dienstboten und Ehehalten die alten sein und sich um kein Haar bessern werden. Und so werden es die Männer, so werden es die Weiber machen: so war es vor einem Jahr, so war es vor zwei, drei und mehrern Jahren: sie sind noch die Alten und werden sie auch übers Jahr sein; wenn sie nur mittlerweile nicht noch schlimmer und boshafter werden! Und so kommt eine Fasten um die andre, eine österliche Beichtzeit um die andre, ein Jahr um's andre, und niemals wird man besser. Da sieht man also augenscheinlich, daß man nicht ernstlich daran denkt, den alten sündhaften Menschen auszuziehen. Aber einmal muß es doch geschehen, wenn ihr einstens mit eurer Buße in den Himmel kommen wollt. Amen.

Frühlehre auf den zweiten Sonntag
in der Fasten.

Wie schön Jesus gelehrt und gepredigt hat.

Seine Gestalt ward verflärt."

Matth. 17, 2.

Im heutigen Evangelium wurde Jesus von seinem himmlischen Vater als Sohn Gottes und Lehrer der Menschen feierlich ausgerufen. Eine Stimme aus den Wolken sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!" Jesus sagte oft selbst, daß er Meister und Lehrer sei, daß er in die Welt gekommen sei, um die frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verfünden, das Evangelium zu predigen.

Der göttliche Heiland lehrte und predigte drei Jahre lang. Er lehrte und predigte in dieser ganzen Zeit Vieles und an vielen Orten und zu verschiedenen Zeiten. Er lehrte im Tempel und in der Synagoge, auf Bergen und Ebenen, in Häusern und auf Wegen, in Städten und auf dem Lande, in Judäa und in Galiläa; er lehrte bald bei Tische figend, bald auf den Straßen gehend, bald aus dem Schiff und zulezt noch am Kreuz.

Er lehrte Vieles und Verschiedenes. Aber alle

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seine Worte waren Worte des ewigen Lebens; alle seine Predigten waren heilig, himmlisch, wunderbar und unwiderleglich, so daß man ihm öffentlich das Zeugniß gab: So hat noch kein Mensch gesprochen.“ Dieß muß man auch von all seinen Lehren und Predigten sagen; vorzüglich aber von jener Predigt beim Evangelisten Lucas am 17. Kap. 6. 17. bis 27. Vers, die ich heute in einer kurzen Abhandlung vortragen werde. Merkt also fleißig auf!

Von der Zeit an, als Jesus angefangen hatte, in Galiläa zu predigen und Wunder zu wirken, konnte er nirgends mehr verborgen bleiben. Man fragte ihm überall nach, und sobald man den Ort wußte, wo er sich aufhielt, eilte Alles dahin. Dießmal waren unbeschreiblich viele Leute zusammengekommen, Juden und Heiden, aus Jerusalem und aus Judäa, und aus den entferntesten Gegenden von Tyrus und Sidon. Sie waren gekommen, um ihn zu hören, sagt der Evangelist Lucas. Bei dies fer Gelegenheit hielt nun der göttliche Heiland an seine Jünger und an das versammelte Volk eine Rede. Und was sagte er in dieser Rede? „Selig seid ihr Armen, denn euer ist das Himmelreich.“ Er sagt: „Selig seid ihr, die ihr jezt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden." Er sagt: „Selig seid ihr, die ihr jest weinet, denn ihr werdet lachen."

Er sagt: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, und wenn sie euch ausstoßen, und euch schmähen, und euren Namen als bös verwerfen, um des Menschensohnes willen. Freuet euch an jenem Tage und frohlocket, denn seht, euer Lohn ist groß im Himmel.“

Und dieses sagt die ewige Wahrheit von den Armen, Bedrängten und Verachteten. Diese nennt der Heiland vor Allen selig. Die Glückseligkeit sett er in Armuth, in Mangel, in Traurigkeit und Bedrängniß, in Verachtung und Verfolgung. Hingegen von den Reichen und Großen dieser Welt, von den mit der Welt sich Freuenden, von den von der Welt Geehrten, was sagt der Heiland da? Er sagt: „Wehe euch aber, ihr Reichen, denn ihr habt euern Trost!" Er sagt: „Wehe euch, die ihr ge= sättiget seid; denn ihr werdet hungern." Er sagt: "Wehe euch, die ihr jegt lachet; denn ihr werdet trauern und weinen." Er sagt: „Wehe euch, wenn euch die Menschen loben."

Christen! was ist das? Welch eine neue, wunderbare und ungewöhnliche Lehre ist das? Verwirft fie nicht ein für allemal, was die Welt hochschätzt und liebt, nämlich die Reichthümer, die Lüste, die Ehren? Wie ganz anders denkt von der Armuth und dem Reichthum, von den Vergnügungen und Bedrängnissen, von der Ehre und Verachtung das

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