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die Viehzucht. Seht, meine christlichen Bauersleute! so alt und ehrenwerth ist euer Stand.

Was man gern hat, davon redet man auch gern. Darum hat der liebe Gott auch so gern vom Landleben, vom Ackerbau, vom Bauernstand geredet. Jesus, unser göttlicher Lehrer, hat seine meisten Beispiele und Gleichnisse vom Landleben, vom Ackerbau, vom Bauernstand hergenommen. Gerade im heutigen Evangelium vergleicht er sich mit einem Sämann, seine göttliche Lehre mit einem Samen, und die Herzen der Menschen mit dem verschiednen Erdreich. Ein andres Mal vergleicht er sich mit einem guten Hirten und den Sünder mit einem verlornen Schaf. Den legten Gerichtstag vergleicht er mit einer Ernte, die Menschen mit einer Heerd Schafe und auch mit einer Heerd Böcke. Die Frommen vergleicht er mit dem Weizen und die Gottlosen mit dem Untraut. So lesen wir im zweiten Evangelium am h. Weihnachtsfest, daß die Geburt Christi nicht zu erst den Stadtleuten von Bethlehem, sondern den Bauersleuten, den Hirten auf dem Feld bekannt gemacht wurde.

Das Alles ist nun ein recht deutlicher Beweis, daß der Bauernstand ein ehrenwerther, gottgefälliger Stand sei. Und wie könnte das auch anders sein, da dieser Stand nicht nur der nüglichste, sondern auch der nothwendigste und unentbehrlichste Stand,

in der Welt ist, von dem gleichsam alle andern Stände abhängen und leben müssen. Darum ist der Bauernstand auch in den Augen aller Verständigen ein ehrenwerther Stand.

König David war ein großer Freund und Beschüßer des Bauernvolts. Man darf sich freilich darüber nicht wundern, denn er war selbst ein Bauerssohn und in seinen jüngern Jahren ein Schafhirt. Aber merkwürdig ist, was beim Propheten Jeremias 52, 16. geschrieben steht: „Der König von Babylon hat das ganze jüdische Land zerstört und den größten Theil der Einwohner zu Sklaven gemacht; aber die Bauern hat er ruhig in ihren Häufern wohnen lassen."

Der Kaiser von China führt auch jezt noch alle Jahre einmal den Pflug mit eignen Händen, um dadurch seine Achtung gegen den Bauernstand zu bezeigen. Und unser König zeigt auch bei jeder Gelegen= heit seine landesväterliche Sorgfalt und Liebe gegen den Bauernstand. So ehrenwerth aber, meine christlichen Bauersleute! so ehrenwerth aber auch euerStand ist; so soll er euch doch nicht stolz machen und zur Verachtung andrer Stände verleiten, wie ich jezt zeigen werde.

2.

Der Bauernstand ist zwar ein ehrenwerther Stand; aber das soll euch, meine christlichen Bauersleute!

nicht stolz machen und zur Verachtung andrer Stände verleiten; denn in der menschlichen Gesellschaft ist jeder Stand nüglich und nothwendig, der eine mehr, der andere weniger, sowie in einem menschlichen Leib jedes Glied nüglich und nothwendig ist, das eine mehr, das andere weniger.

Im menschlichen Leib müssen aber verschiedene Glieder sein. Es muß Kopf und Herz, Augen und Ohren, Mund und Magen, Hände und Füße, und auch noch verschiedene andre Glieder geben. Der Kopf kann nicht ohne Herz, ohne Hände und Füße, diese können aber auch nicht ohne Kopf bestehen; denn was wäre ein Mensch ohne Kopf?! Aber auch alle Theile des menschlichen Körpers müßten ohne Mund und Magen zu Grunde gehen.

Ebenso könnte auch die menschliche Gesellschaft nicht bestehen ohne verschiedene Stände. Der Bauern= stand z. B. wäre sehr übel daran, wenn es nicht auch andere Stände gebe; denn er hätte ja nicht einmal einen Backofen, noch weniger ein Haus; nicht einmal eine Schäufel, noch weniger einen Pflug; nicht einmal einen Schuh, noch weniger eine andere Kleidung, wenn nicht verschiedene Handwerker wären. Es würde z. B. ganz närrisch in der Welt ausschauen, wenn es keinen Schneider gäbe. Die Thiere bekommen ihre Kleider von der Natur und bringen fte schon mit auf die Welt; aber der Mensch muß

Dreer, Frühlehren. III.

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seine Kleider vom Schneider empfangen. Wie traurig und elend wäre es, wenn kein Lehr- und Richterstand wäre? Selbst die wildesten Völker haben ihre Lehrer und Richter. Wie sieht es denn in solchen Ländern aus, wo weder die geistliche noch die weltliche Obrigkeit mehr respektirt oder geachtet wird? Herrscht in solchen Ländern nicht die größte Unordnung und Verwirrung, das größte Elend und Verderben! Wie schlecht würde es um den Bauern aussehen, wenn keine andern Stände wären; wenn kein Kauf und Verkauf, keinHandel und Wandel ginge; wenn er seine Baum- undFeldfrüchte und all sein Vieh selbst verzehren müßte?

Gott hat einem jeden Glied im menschlichen Leibe seine besondere Verrichtung angewiesen, dem einen eine leichtere, dem andern wieder eine schwerere. Die Augen und Ohren haben eine andere Verrichtung, als die Hände und Füße, so hat auch der Kopf eine andere Verrichtung als alle übrigen Glieder des Leibes. Der Kopf muß befehlen und anordnen; deßwegen heißt er auch das Haupt, weil er gleichsam das Oberhaupt aller übrigen Glieder ist, die ihm gehorchen und dienen müssen. Aber selbst diese haben wieder eine leichtere oder schwerere Verrichtung. Die Augen und Ohren haben eine leichte, und die Hände und Füße haben eine schwere Arbeit.

So hat Gott auch in der menschlichen Gesellschaft einem jeden Stand seine besondere Verrich

tung oder Arbeit angewiesen. Einige Menschen sollen leichte, andere aber wieder schwerere Arbeiten verrichten. Einige sollen mit der Hand, und Andre mit dem Kopfe arbeiten. Einige sollen befehlen und anordnen, Andre hingegen sollen gehorchen und dienen. So will es Gott haben, und was Gott will, wird wohl auch das Beste sein!

Ein jeder Stand ist also in der menschlichen Gesellschaft so nüglich und nothwendig, wie jedes Glied im menschlichen Leibe. Das Auge kann zu der Hand nicht sagen: Du bist für mich unnüß; und der Fuß kann zum Kopf nicht sagen: Ich brauch dich nicht. So kann auch der Bauernstand zu keinem andern Stand mit Recht und Wahrheit sagen: Ich brauche dich nicht. Darum, meine christlichen Bauersleute! wäre es auch der größte Unverstand und die größte Thorheit, wenn ihr andre Stände deßwegen verachten würdet, weil euer Stand so ehrenwerth ist. Ja, werden sich Einige von euch denken, wenn unser Bauernstand ein so ehrenwertherStand ist, warum wird er denn doch so oft von andern Menschen verachtet? Diese Frage will ich nun auch noch beantworten. Habt nur noch eine kleine Geduld und hört mir noch zu!

3.

Ja der Bauernstand, so ehrenwerth er ist, wird dennoch von Vielen verachtet: aber von Wem? Nur

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