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vor fleinen Sünden in Acht nehmen, um nicht in große zu fallen und sich dadurch zeitlich und ewig unglücklich zu machen.

Ueberhaupt ist bei Gott gar Vieles keine Kleinigkeit, was die Menschen dafür ansehen. Ja Vieles ist sogar recht weit gefehlt, was man für gar Nichts hält. Ich will euch über diesen Unterschied auch noch ein Paar Beispiele erzählen. Merkt nur noch auf!

Das erste Beispiel will ich nehmen aus dem alten Testament, aus der Geschichte unsrer Stammältern im Paradies. Da waren denn viele und viele Bäume, und von allen Bäumen im ganzen Garten durften sie essen, nur von Einem Baume sollten sie nicht essen. Das ging anfangs ganz gut. Aber bald erweckte der Versucher in der Eva eine Begierde, doch auch einmal die verbotene Frucht kosten zu dürfen. Sie betrachtete den Baum, be= trachtete die Frucht, und ihr Gelust wurde immer stärker; doch sie wagte es noch nicht, die Frucht abzubrechen. Der Teufel aber, dem diese Zögerung zu lang herging, verwandelte sich in eine Schlange, und er redete nun der Eva zu, sie sollte doch essen und fich nicht fürchten, daß es verboten sei; vom Sterben sei gar keine Rede und sie würden Gott gleich sein. Eva hörte dieses an und dachte sich zuleht: Ach! Einen Apfel, nur einen Einzigen! mehr will ich ge

wiß nicht, und Ein Apfel ist dem lieben Gott, der so reich ist, gewiß nur eine Kleinigkeit; Er wird's nicht so genau nehmen." Und da brach sie die Frucht ab und aß; und Adam aß auch. Während deß hatte sich in ihr Gewissen eine gewaltige Unruhe hineingeschlichen, und o des Schreckens! jezt sahen sie, daß dieser Einzige Apfel keine Kleinigkeit war. Jegt gingen ihnen die Augen auf, und sie sahen, daß fie Gott auf's Höchste beleidigt hatten. Der Einzige Apfel war freilich wohl eine Kleinigkeit; aber der Ungehorsam gegen das Gebot Gottes, und jener hoffärtige Gedanke, Gott gleich sein zu wollen, das war keine Kleinigkeit. Es war etwas außerordentlich Wichtiges und Großes, und hatte die traurigsten Folgen für die ersten Eltern und für das ganze Menschengeschlecht.

Seht, meine Christen! so hält man in seinem Leichtsinn und in seiner Verblendung oft Etwas für eine Kleinigkeit, was doch vor den Augen Gottes sehr wichtig und groß ist. Adam und Eva haben durch eine Kleinigkeit das Paradies verloren. Wie viele Menschen können das Paradies verlieren und vom Himmelreich ausgeschlossen werden, weil fie oft etwas für eine Kleinigkeit ansehen, was vor den Augen Gottes ein großes Vergehen ist. Das zweite Beispiel will ich nehmen aus dem neuen Testament.

Ananias und Sapphira hatten einen Acker vers kauft. Das dafür gelöste Geld war ihr rechtmäßiges Eigenthum. Einen Theil davon behielten sie zurück, und das übrige Geld brachten sie dem h. Apostel Petrus zum Vertheilen unter die Armen. Nun fragte der h. Petrus: „Ist Das alles Geld, welches ihr aus dem Acker gelöst habt?" Beide dachten sich, sie Hätten ja nur eine Kleinigkeit zurückbehalten, und es werde nicht viel auf sich haben, wenn sie dem Petrus einen kleinen Betrug spielten; und ganz ge= trost sagten sie: „Ja, es ist Alles." Aber Petrus nahm die Sache nicht so leicht; er betrachtete diese Lüge als ein großes Verbrechen gegen Gott. „Ihr ́ habt Gott dem h. Geist vorgelogen," sprach er; und fie fielen augenblicklich zu Boden und waren todt.

Seht, meine Christen! Etwas, das der Mensch in seinem Leichtsinn, in seiner Verblendung, für eine Kleinigkeit hält, kann ihn in den Tod, in die Hölle stürzen. Da könnten sich vielleicht Manche von euch denken: Petrus ist denn doch zu streng gewesen gegen diese armen Leute, die da gähen Tods sterben mußten. Das soll aber Niemand denken! Denn der Apostel Petrus handelte nur im Auftrag Gottes; und nicht Petrus ließ diese Leute sterben, sondern der gerechte Gott. Daraus sehen wir wieder, daß eine Sache, die in unsern Augen oft so klein erscheint, vor den Augen Gottes oft sehr wichtig und groß ist.

Ich habe euch nun hierüber zwei Beispiele aus der heiligen Schrift erzählt, eines aus dem alten und eines aus dem neuen Testament. Ein andres Mal werd ich euch Beispiele aus dem gewöhnlichen alltäglichen Leben vortragen über Kleinigkeiten, die doch keine Kleinigkeiten sind. Für heute aber mache ich den Beschluß und sage: Amen.

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Das heutige Evangelium handelt von lauter Arbeitern und paßt recht gut auf den heutigen Sonntag nach Lichtmessen, wo die Dienstboten wieder in einen neuen Jahrlohn oder wohl gar in einen neuen Dienst eingetreten sind. Da werden diese Leute selbst durch das heutige Evangelium zu ihrer Hauptpflicht ermahnt, nämlich treu und fleißig zu arbeiten.

Wird also die heutige Predigt nur für die Dienstboten allein gehalten? Nein, nicht für diese allein, sondern für uns Alle; denn das heutige Evangelium

ist nicht nur für die Dienstboten, sondern für uns Alle. Wir Alle müssen im Weinberg Gottes, nämlich in dieser Welt, fleißig arbeiten, wenn wir als treue und fleißige Arbeiter am Abend, d. i. am Ende unsers Lebens, den Groschen des himmlischen Lohnes empfangen wollen.

Dieß giebt mir nun Gelegenheit, auch einmal von der Liebe zur Arbeit zu reden. Die Arbeit lieben heißt aber so viel, als immer gern und fleißig arbeiten. Und das geht uns Alle an, wir mögen Geistlich oder Weltlich, Herr oder Frau, Eohn oder Tochter, Knecht oder Magd sein. Wir Alle sollen gern und fleißig arbeiten. Warum?

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Weil wir als Menschen zur Arbeit erschaffen und als Christen zur Arbeit berufen find wie ich heute in meinem Vortrag zeigen werde. Hört mich!

Wir Alle sollen also gern und fleißig arbeiten, weil wir zur Arbeit erschaffen sind. Im Buch Job am 5. Kapitel und 7. Vers heißt es: „Der Mensch ist zur Arbeit geboren, wie der Vogel zum Fliegen." So oft wir also einen Vogel in der Luft fliegen sehen, werden wir ermahnt, daß wir nicht müßig sein, sondern arbeiten sollen.

Schon unser Stammvater Adam wurde nicht zum Müßiggehen, sondern zum Arbeiten, in's Paradies gesezt; und nachdem er das Paradies verloren

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