Obrazy na stronie
PDF
ePub

sung und wissenschaftlichen Behandlung gar nicht vorhanden wäre, den man nur so nehmen müßte, wie er war oder ist, und von dem es nur eine historische Notiz geben könnte. Diejenigen würden sein Wesen ganz verkennen, welche ihm in allen seinen Formen und Gestaltungen eine solche Zufälligkeit und Willkührlichkeit oder schlechte, äußere Geseßlichkeit zuschreiben wollten. Er schließt eine principielle Auffassung und Behandlung um so weniger aus, je mehr auf seinem Gebiete in Ermangelung einer äußerlichen, ceremonialgefeßlichen, eine innere Nothwendig keit zu herrschen und sich geltend zu machen berufen ist. Aber er ist und bleibt ein Theil, und zwar ein ganz besonders wichtiger und hauptsächlicher Theil der kirchlichen Praxis, und diese Praris kann, wie das Leben überhaupt, ihre Geseze unmöglich erst von der Wissenschaft erwarten oder nehmen wollen. Sie ist sich in dem unmittelbaren Triebe der Befriedigung ihres Glaubedürfnisses einer eingebornen Gesezmäßigkeit bewußt, und kann von der Wissenschaft zunächst keinen anderen Dienst erwarten und annehmen, als den, diese eingeborene Gesetzmäßigkeit ihr recht zum Bewußtseyn zu bringen und ihr Handeln selbst dadurch zu einem recht selbstbewußten und sicheren zu machen.

[ocr errors]

Nimmermehr werden wir es daher der liturgischen Praxis verargen können, wenn sie das, was eine Theorie von ihr seyn will, nicht blos nach der konsequenten Aus- und Durchführung sondern vor Allem auch nach der Herkunft und Sachgemäßheit, nach der Richtigkeit und Sufficienz seiner Principien befragt, und allem dem mit einem gewissen Mißtrauen begegnet, was irgendwie mit dem Scheine oder mit der Prätension eines rein

aprioristischen Verfahrens ihr entgegenkommt. Man weiß ja, wie gefügig der sogenannte Begriff in den Händen einer gewissen Schule sich gezeigt hat, den verschiedensten, ja entgegengesezten, Gestaltungen der Praxis zu dienen und ihnen allen den Stempel einer scheinbaren Nothwendigkeit aufzudrücken. Wenn irgendwo eine rein aprioristische Erkenntniß kein Recht hat, sich geltend zu machen, wenn irgendwo eine Theorie nur dadurch als richtig und sufficient sich erweisen kann, daß sie die ganze naturwüchfige Entwicklung des Lebens im Auge hat und aus dieser selbst ihre erklärenden und richtenden Principien schöpft, so ist dies gewiß bei dem christlich-kirchlichen Cultus der Fall. Eine prak tische Disciplin wie die Liturgik kaun unmöglich auf ein großes und unbedingtes Vertrauen Anspruch machen, wenn ihre Principien entweder gar keiner oder nur einer partikulären, etwa der zufällig jüngsten, Praxis entnommen zu seyn scheinen.

Daher muß es, wie wir glauben, nicht blos für diejenigen, für welche die Liturgik bearbeitet wird, sondern auch für die jenigen, welche sie selbst bearbeiten, in hohem Grade wünschenswerth erscheinen, daß solche Schriften existiren und sich mehren, welche, ohne den Anspruch auf principielle Behandlung aufzu geben, doch parauf hauptsächlich ihr Augenmerk gerichtet haben, per Cultusgeschichte gerecht zu werden, der genetischen Entwick lung der Cultusformen und Cultusakte recht gründlich nachzugehen und von deren Bestande zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten eine möglichst erweiterte und vertiefte Anschauung darzubieten, Solche Schriften sind gewiß allein im Stande, auf dem Grunde einer umfassenden und gründlichen

historischen Anschauung ein sicheres Urtheil über liturgische Principien und deren Anwendung überall zu vermitteln,

Was der Verf. dieses Buches demgemäß als ein Bedürfniß unserer Zeit erkannt zu haben glaubte, das hat er in Beziehung auf einen Theil des christlichen Cultus zu leisten versucht, so weit es ihm bei dem angegriffenen Stande seiner Ge fundheit und bei seiner Dccupation durch andere Geschäfte möglich war.

Der Mängel feiner Arbeit, namentlich in formeller Hinsicht, ist er sich wohl bewußt. Das Werk zerfällt in zwei sehr ungleiche Abtheilungen. Die Bezeichnung der dogmatisch - historischen Einleitung und Grundlegung als erste Abtheilung“ wäre wohl besser unterblieben. Die zweite Abtheilung würde dann jener Einleitung und Grundlegung gegenüber als das eigent liche Werk aufgetreten, und aus ihren beiden Abschnitten würden zwei Theile dieses geworden seyn. Wenn der Verf., der seinen Plan erst nach Fertigung eines Theiles der Arbeit theilweise abgeändert und erweitert hat, das Buch noch einmal zu schreiben hätte oder umdrucken lassen könnte, würde er die angedeuteten Veränderungen in den Ueberschriften wahrscheinlich vornehmen; aber er glaubt, daß dies jedenfalls etwas sehr Untergeordnetes und in Beziehung auf das Sachinteresse ganz Irrelevantes ist. Was dage= gen die eigentliche Sacheintheilung, diejenige, welcher zufolge zuerst von der Taufe und dem Katechumenate der Proselyten und dann erst von der Taufe und dem Katechumenate der Christenkinder gehandelt wird, anbetrifft, so scheint ihm dieselbe durch den historischen Entwicklungsgang der liturgischen Akte der Ini

tiation so dringend gefordert und unmittelbar selbst gegeben zu seyn, daß er sich in einem Werke, welches seine Darstellung nicht blos auf eine Zeit und einen Theil der Kirche beschränken will, nicht leicht zu einer anderen würde entschließen können. Hoffentlich wird sich dieselbe auch durch die Ausführung vor den Lesern selbst rechtfertigen.

Der Umstand, daß die katholische Kirche eben so wenig dem besonderen Bedürfnisse der Kindertaufe, wie die protestan tische bis jeßt dem des Katechumenates und der Taufe der Proselyten eine eigene und besondere liturgische Produktivität gez widmet hat, wird dem Verf. zur Entschuldigung dienen, wenn er auf die bloßen Modifikationen, welche die katholische Kirchenpraxis durch das unabweisbare Bedürfniß der Kindertaufe erlitt, schon in diesem Theile hingewiesen hat, aber nicht die Forderung rechtfertigen, daß er deshalb lieber die Entwicklung in beiden Kirchen von vorne herein hätte auseinander halten und davon die Einz theilung hernehmen sollen. Eigentlich und wesentlich wird diese Auseinanderhaltung auch bei seiner Eintheilung vollzogen; aber nur darum, weil zur Zeit der katholischen Ausbildung und for mulirten Fassung der Initionsakte das Bedürfniß der Proselytentaufe noch eben so vorherrschend und dominirend war, wie zur Zeit der protestantischen das der Kindertaufe. Darin eben besteht ein Hauptzweck des gegenwärtigen ersten Bandes dieses Buches, recht anschaulich und unwidersprechlich nachzuweisen, daß und wie die katholischen Taufformulare überall auf keinem anderen Wege als auf dem der Zusammenfassung und Zusam menschließung der ursprünglich getrennten Akte des Proselyten

katechumenates mit den Laufakten selbst sich gebildet haben; und was die spätere protestantische Taufpraris von den beiden Taufbüchlein Luthers, welche nichts als einen verdeutschten Auszug des römischen Ordo baptismi darbieten, unterscheidet, das ist im Wesentlichen auch nichts Anderes, als die mit mehr oder weniger klarem und deutlichem Bewußtseyn von der Nichtzusammengehörigkeit vollzogene Wiederausscheidung und Entfer nung der ursprünglichen Katechumenatsakte aus den Formularen für die Kindertaufe.

Aber wenn der Vf. aus den angegebenen Gründen seine Eintheilung für sachgemäß und gerechtfertigt hält, so ist er weit entfernt, darum andere leicht wahrnehmbare Mängel der Form. in Abläugnung bringen zu wollen.

Zwischen Text und Anmerkungen ist nicht überall ein rich tiges und auch kein gleichmäßiges Verhältniß eingehalten wors den. In der ersten Lieferung dieses Bandes ist wegen der ges wählten Paragraphenform zu viel, in der zweiten aber offenbar zu wenig in die Noten verwiesen worden. Dort häufen sich die Anmerkungen und dehnen sich so aus, daß sie mitunter ganz den Charakter von selbstständigen Abhandlungen an fich tragen, hier treten sie seltener auf und ihr Stoff erscheint großentheils in den Tert selbst aufgenommen. Lezteres hat seinen Grund theils in den Klagen Anderer, welche der Vf. über die Ausdehnung des Notendruckes in der ersten Lieferung hörte, theils in der traurigen Einwirkung, welche er von der Correktur desselben auf seine eigenen Augen erfahren hat.

Ferner kann überhaupt eine zu große Ausführlichkeit, eine

« PoprzedniaDalej »