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Wir ermahnen alle katholischen Frauen und Jungfrauen jeden Standes, diese unwürdige Knechtschaft abzuschütteln und sich das Zartgefühl für das, was schön, rein und wohlanständig ist, nicht abstumpfen zu lassen. Bedenket wohl: das Wehe, das der Gottessohn über den gerufen, durch welchen Ärgernis kommt (Mt. 18, 7), ist heute noch in Kraft. Werdet nicht zum Ärgernis für Eure Kinder und machet nicht Eure Kinder zum Ärgernis für andere. Achtet darauf, daß schon in der Kindheit und Jugend die Kleidung sowohl der leiblichen wie der sittlichen Gesundheit entspreche, dem Körper wie der Seele zum Schutze gereiche.

Unsere Müttervereine, unsere Frauen- und Jungfrauenvereine mögen den Kampf gegen schändliche Auswüchse der Mode auf der ganzen Linie aufnehmen. Es ist ein Kampf um die Frauenehre und Frauenwürde, um die wahre Freiheit des weiblichen Geschlechtes. Die Freie schmücke sich mit Freiheit, ruft der hl. Chrysosthomus den christlichen Frauen zu (hom. 28 in Ep. ad Hebr.), und der hl. Apostel Paulus nennt den schönsten Schmuck der Frau eine anständige Gewandung mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit (1 Tim. 2, 9).

Geliebte im Herrn! Ernste Worte und Mahnungen mußten wir an Euch richten. Ernste Besorgnisse und Befürchtungen haben sie uns eingegeben. Die Liebe hat sie uns eingegeben, die Liebe zu unseren Diözesanen, zu unserer hl. Kirche, zu unserem Volk und Vaterland.

Diese Liebe heißt uns noch einmal mit dem Propheten ausrufen: Mein Volk, die dich glücklich nennen, belügen dich und verderben die Wege deines Wandels (Is. 3, 12). Es ist Torheit, sich und andern einreden zu wollen, ein gewisser Aufschwung der äußeren Verhältnisse, eine Verfeinerung der äußeren Kultur, technische Erfindungen und Fortschritte der Wissenschaft seien der sichere Beweis, daß die Nation kerngesund sei und geraden Weges den Höhen des Lebens und Glückes zustrebe. Solche schöne Lüge kann niemand nützen und verdirbt nur immer noch mehr die Wege unseres Wandels.

Wahren Nutzen bringt allein die Wahrheit, nur sie macht frei (Joh. 8, 32). Die Wahrheit ist, daß jene bösen Geschwüre, auf die wir hinweisen mußten und die überall am Körper des Volkes aufbrechen, eine schwere innere Erkrankung erkennen lassen. Die Wahrheit ist, daß die tiefste und letzte Ursache dieser Erkrankung in der religiösen Erschlaffung und dem Niedergang des christlichen Glaubens und Glaubenslebens in weiten Schichten des Volkes zu suchen ist. Kaum ist je der furchtbare, naturnotwendige Zusammenhang zwischen Unglaube und Unsittlichkeit, zwischen Laster und Elend, zwischen Sünde und Tod so handgreiflich und zahlenmäßig nachweisbar in die Erscheinung getreten. Kaum ist es jemals so offenkundig geworden, daß die, welche gegen Religion und Kirche, gegen Gott und Christus ankämpfen, damit von selbst zugleich Feinde der Familie, Feinde des Kindes, Feinde der Jugend, Feinde des Volkes und des Vaterlandes werden.

Der gute Christ versteht die Zeichen der Zeit und nimmt starkmütig den Kampf auf gegen die ungläubige und sittenlose Welt. Er steht in unerschütterlicher Treue zu Christus und seiner Kirche, baut das Haus seiner Familie auf den festen Grund des Glaubens und der heiligen Gebote Gottes und ordnet sie nach dem Vorbilde der heiligen Familie von Nazareth. Auf seinem Familienherd erlischt nie das heilige Feuer der Gottesfurcht und Gottesliebe, sorgsam gepflegt und genährt durch tägliches Gebet, durch Heiligung des Sonntags, durch fleißigen Empfang der heiligen Sakramente. Dieses heilige Feuer bannt die Pest der Sittenverderbnis, reinigt die Luft des Hauses, läßt die Liebe nicht erkalten, umhegt warm die Kinder, macht das Haus zum trauten Heim, wäre es auch noch so klein und arm.

Solche Christen, solche Familien sind unsere Hoffnung, sie sind die Freude der Kirche, die Ehre des Volkes, der Schutz des Vaterlandes. Gottes Segen über sie! Gottes Segen über Euch, Geliebte! Seid wachsam, stehet fest im Glauben, handelt mannhaft und seid stark (1 Kor. 16, 13). Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen (2 Kor. 13, 13). Amen.

Gegeben zu Fulda, 20. August 1913.

Nr. 10. Beschlüsse der Fuldaer Bischofskonferenz (1913) über die sexuelle Aufklärung.

K. A. 1913, S. 134.

1. Im allgemeinen ist die sexuelle Aufklärung der Jugend mit größter Vorsicht und Zurückhaltung zu behandeln. Im Einzelfalle, wo es notwendig ist, ist sie Sache der Eltern oder des Religionslehrers oder des Beichtvaters oder des Lehrers bezw. der Lehrerin.

2. Eine gemeinsame sexuelle Aufklärung durch Vorträge vor Gruppen von Schülern und Schulentlassenen ist zu verwerfen.

3. Die Erziehung zur Schamhaftigkeit und Hochachtung der Keuschheit muß von früh auf gepflegt werden. (Vgl. gemeinsames Hirtenschreiben vom 12. August 1908.)

4. Macht sich für Schulentlassene das Bedürfnis sexueller Belehrung geltend, so ist sie bei Mädchen von der Mutter, bei Jünglingen von der Mutter oder dem Vater oder in beiden Fällen auch von dem Beichtvater mit großer Vorsicht zu erteilen. Auch die geistlichen Leiter der Jünglingsvereine oder Erziehungsanstalten usw. können zuweilen durch diskrete Belehrung oder Verwarnung unter vier Augen beruhigend und ermutigend einwirken.

5. Niemals sind gemeinsame turnerische Veranstaltungen oder turnerische Aufzüge von Knaben und Mädchen zu billigen; ebensowenig gemeinsame Wandervogel-Ausflüge heranwachsender Knaben und Mädchen und mehrtägige Wandervogel-Touren von Mädchen allein. Auch jedes vor breiter Öffentlichkeit hervortretende Schau

turnen von Mädchen oder Damen, und noch weit mehr öffentliche Schwimm-Schaustellungen derselben, und selbstverständlich auch alles gemeinsame Schwimmen von Mädchen und Knaben müssen aufs schärfste verurteilt werden. Körperliche Übungen von Mädchen in einem dem weiblichen Körper und dem kindlichen und jungfräulichen Zartgefühl entsprechenden Umfange sind gewiß nicht zu verurteilen. Aber diesen Umfang (und in einzelnen Fällen beschränkte Zulassung verständiger Zuschauer) abzumessen, ist Sache der Diskretion der religiös fühlenden Erzieher, nicht ausschließlich Sache eines technischen Fachmannes. Es wäre tief zu bedauern, wenn die Körperübungen beim weiblichen Geschlecht in solchem Umfange gepflegt würden, daß dadurch Zerfahrenheit ins Gemütsleben, Unterschätzung der Geistes- und Gemütsbildung, Schwächung des weiblichen Züchtigkeitsgefühls und Verminderung der Liebe zum stillen häuslichen Wirken eintreten würde. Aufs tiefste ist zu beklagen, daß die weibliche Kleidung gegenwärtig in weiten Kreisen bei Kindern und Erwachsenen schamlos geworden ist, und die Konferenz würde es lebhaft begrüßen, wenn der Katholische Frauenbund einen mutigen, entschiedenen und beharrlichen Kampf auf der ganzen Linie gegen jene schmachvolle Verirrung aufnehmen wollte. Es wäre tieftraurig, wenn katholische Eltern so kurzsichtig wären, den vorstehenden ernsten Mahnungen ihrer Bischöfe sich zu verschließen. Nr. 11. Hirtenschreiben der Bischöfe des Deutschen Reiches über die Bekämpfung der Unsittlichkeit.

K. A. 1920, S. 67.

Auch die furchtbarsten Schicksalsschläge vermögen nicht ein Volk zu vernichten, das im innersten Kern noch sittlich gesund ist, und das sich seinen Gottesglauben und sein Gottvertrauen bewahrt hat. Mit Gottes Hilfe kann ein solches Volk, wenn es nur will, aus den Tiefen der Schmach und Not zu neuem Leben erstehen.

Das ist eine Wahrheit, welche die Geschichte der Völker lehrt und beweist. Dürfen wir sie hoffnungsvoll auf unser Volk und Vaterland anwenden? So fragen sich bangen Herzens in gegenwärtiger Schicksalsstunde alle Ernstdenkenden und Gutmeinenden. So fragten sich, geliebte Diözesanen, auch Eure Bischöfe auf ihren diesjährigen Versammlungen.

Wie gerne hätten wir die Frage unbedingt bejaht! Ein Rundblick und eine Rundfrage in unsern Diözesen schien uns dazu zu berechtigen. Es zeigte sich uns da so viel Tröstliches und Erhebendes. Fast überall eine entschiedene Wiederaufnahme der Arbeit, eine vernünftige Rückkehr zur guten Ordnung, ein starkmütiges Tragen und opferwilliges Helfen, eine Zunahme des religiösen Eifers. So manche Verirrte und Versprengte haben den Heimweg wieder gefunden; ein mächtiges Sehnen und Suchen nach Gott hat auch solche Kreise erfaßt, die bisher der Religion und Kirche fern und feindlich

gegenüberstanden. Unsere katholischen Vereine haben ihre Reihen wieder ergänzt und zu emsiger Arbeit zusammengeschlossen. Unser ganzes katholisches Volk hat sich wie ein Mann erhoben zum Schutze seiner Kirche und Schule. Das sind erfreuliche Anzeichen eines ungebrochenen, neu erstarkten religiösen Lebens.

So viel Trost uns aber auch diese Wahrnehmungen bereiteten, wir getrauten uns doch nicht, die obige Frage ohne weiteres freudig zu bejahen. Denn wir konnten uns nicht verhehlen, daß jene schwere sittliche Erkrankung des Volkskörpers, auf die wir schon zweimal, im Jahre 1908 und 1913, in gemeinsamem Hirtenschreiben hingewiesen haben, die öffentliche Unsittlichkeit durch den unseligen Krieg, durch das nationale Unglück und die Hungerkur der letzten Jahre nicht zurückgedrängt und gebessert worden sei, sondern sich eher noch weiter ausgebreitet habe und noch lebensgefährlicher geworden sei. Das sagen nicht bloß wir, das beklagen mit uns tieferblickende Männer der Wissenschaft, Staatsmänner, Ärzte und Erzieher; ja man kann heutzutage manchen Mann und manche Frau aus dem Volke sagen hören: so kann es nicht fortgehen; wenn es nicht bald gelingt, die öffentliche Sittenlosigkeit einzudämmen, so geht unser Volk dem Untergange entgegen.

Wer wollte es leugnen, daß wirklich die öffentliche Unsittlichkeit jetzt einen Grad erreicht hat wie noch nie? Ein schlechter Trost dabei ist die Wahrnehmung, daß das nicht bloß von Deutschland gilt, sondern auch von anderen Ländern ringsum; das kann uns gar nichts helfen. Nur auf ganz kurze Zeit vermochten die Schrecken des ausbrechenden Krieges das Laster in seine Schlupfwinkel zurückzutreiben. Dann wagte es bald sich wieder hervor; ja, es zog mit der ihm eigenen Frechheit auch in den Krieg und half mit, Völker zu morden und zu verderben; dann wälzte es von den Kriegsschauplätzen seine Schlammfluten zurück ins Land. Am kühnsten erhob das Laster seine Stirn seit der Revolution. Das war seine Stunde und die Macht der Finsternis (Luk. 22, 53). Nun enfaltete es frecher als je seine schmachbedeckte Fahne, führte schamloser als je in der schlechten Presse das große Wort, begeiferte auf dem Theater und im Kino die reine Sitte, die Heiligkeit der Ehe und das Heiligtum der Familie mit seinem geilen Spott und Hohn und machte in Stadt und Land für sich Reklame durch immer verwegenere und zuchtlosere Auswüchse leichtsinniger Mode. Einem armen, halbkranken, ausgehungerten Volk spielte das Laster zum Tanz auf Tag und Nacht und verstand es, selbst die Schmach, den Hunger und die Blöße dieses Volkes zu seinen schändlichen Zwecken auszubeuten. Und nun ist es schon so weit gekommen, daß man öffentlich und ungestüm Straffreiheit verlangt für Verbrechen gegen das keimende Leben im Mutterschoß, vor denen die menschliche Natur zurückschaudert und die bisher mit Zuchthausstrafe belegt waren. Straflos soll in Zukunft der Kindermord in das Heiligtum des Mutterschoßes eindringen, die Familie entweihen, das Eheleben verwüsten dürfen!

Die Folgen solchen sittlichen Niederganges in und außerhalb Deutschlands konnten nicht ausbleiben. Sobald die Unsittlichkeit Öffentlichkeitsrecht erlangt, kann sie ihre wahre Natur nicht mehr verbergen; da wird sie zur grausamen und wütenden Tyrannin (Greg. Nyss. de vita Moys.). Da dringt ein giftiges leibliches und geistiges Siechtum in die blühenden Reihen der Jugend ein; da reichen die Krankenhäuser nicht aus, um die Opfer aufzunehmen; da ist das Kind im Schoße der Mutter seines Lebens nicht mehr sicher, da sinkt die Geburtenziffer; da häufen sich die Ehescheidungen; Familien sterben aus; die Nation kommt an den Rand des Verderbens.

Wir verstehen es daher wohl, geliebte Diözesanen, wenn der Apostel Paulus der Christengemeinde in der sittenlosen Weltstadt Korinth seine Mahnung besonders laut und scharf zuruft: Fliehet die Unzucht! Er sagt auch warum. Jede andere Sünde, fügt er bei, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen sich selbst, gegen den eigenen Leib (1 Kor. 6, 18). Die anderen Sünden, will er sagen, suchen ihre Befriedigung an anderen geschöpflichen Dingen und Gütern, saugen an sie sich an und mißbrauchen sie; diesem Laster aber ist es eigen, daß es am Leibe selbst sich vergreift, ihn zum Werkzeug der Sünde macht, ihn schändet und schädigt. Darum liegt in diesem Laster etwas Selbstmörderisches, ein Verbrechen gegen das eigene Leben ach, so oft auch gegen fremdes Leben! Es legt Todeskeime hinein ins Einzelleben und Leichengift ins Volksleben.

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So ist dieses Laster unnatürlich. Es ist aber auch durch und durch widerchristlich. Wisset Ihr nicht, fährt der Apostel fort, daß Eure Glieder ein Tempel des Heiligen Geistes sind, daß Ihr nicht Euch selbst angehöret? Denn Ihr seid um teuren Preis erkauft (1 Kor. 6, 19 f.). Wir sind Christen. Wir sind Christen. Wir gehören mit Leib und Seele Christus an, der uns erkauft hat um den teuren Preis seines Blutes. Auch unser Leib ist ein Glied am Leibe Christi, geheiligt und geweiht durch das Wasser der Taufe und das Salböl der Firmung und durch das Sakrament des Leibes und Blutes des Herrn. Welch ein Verbrechen und welch ein Gottesraub, die Glieder Christi zu Gliedern der Unzucht zu machen (1 Kor. 6, 15), den Tempel des Heiligen Geistes durch unreine Lüste des Fleisches zu entweihen und so dieses Heiligtum dem Geiste der Unkeuschheit einzuräumen! Darin ist es begründet, daß erfahrungsgemäß diese Sünde nicht bloß das leibliche Leben bedroht, sondern auch das religiöse Leben anfault. Wer anfängt, Unzucht zu treiben, fängt an, im Glauben zu wanken", sagt der hl. Ambrosius (ep. 1 ad Sabin). Er verliert den Geschmack am Gebet, am Worte Gottes, am Tisch des Herrn, verliert die Heilsverbindung mit dem Heiland und mit der Kirche und leidet schließlich Schiffbruch am Glauben.

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Fliehet die Unzucht sie ist widernatürlich und widerchristlich; sie bedroht wie kein anderes Laster das leibliche und das

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