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Vorgesetzte und Arbeitsherren sich der schulentlassenen Jugend annehmen, sie in guten christlichen Vereinen sammeln, über die ihnen drohenden Gefahren aufklären und auf jede Weise vor der Pest der Unzucht zu bewahren suchen. Auf solche Weise dem Verderbnis der Jugend entgegenarbeiten, das heißt in Wahrheit das Reich Gottes ausbreiten, dem Vaterlande dienen und eintreten für die Kraft und die Ehre des deutschen Volkes.

Wir wenden uns aber auch an Euch selbst, Ihr Jünglinge, und wir möchten alles, was an edlen Kräften und reinem Streben in Euch lebt, wir möchten den Glauben, die Gottesliebe und Nächstenliebe, die gute Eltern und Seelsorger Euch ins Herz gepflanzt haben, wir möchten alle Kräfte Eurer unsterblichen Seele in Euch aufrufen zum heiligen Kampf gegen das Laster, das Euch bedroht. Seid Helden, keine Schwächlinge! Laufet nicht blindlings schlechten Beispielen nach! Habet den Mut, den richtigen Weg zu gehen, besser zu sein als andere, auch unter Lastersklaven frei, unter Unvernünftigen vernünftig zu bleiben! Duldet nicht, daß die unreine Leidenschaft Euch die Augen blende, den Willen kneble, die besten Kräfte lahmlege und verzehre, das heilige Feuer in Eurer Seele ersticke! Seid Helden, kämpfet um Eure Freiheit, um Eure körperliche und geistige Gesundheit, um das Glück Eures Lebens, um das Heil Eurer Seele! herrschet die sinnlichen Triebe mit dem Zepter der Vernunft, mit Bedem Heldenschwerte des Willens; haltet auf Ordnung und Reinlichkeit in der Welt der Gedanken und Gefühle, im Reiche der Phantasie; habet Abscheu vor dem Schmutz in jeder Form; stählet Eure Willenskraft durch Strenge gegen Euch selbst, durch Mäßigkeit und Enthaltsamkeit, durch freudigen Arbeitseifer. Das alles könnet Ihr aber nur mit Hilfe der Gnade von oben. Ergreifet daher die Rüstung Gottes, damit Ihr am bösen Tage widerstehen könnet (Eph. 6, 13); bleibet in steter Gebetsverbindung mit Christus und mit Gott und überwindet die unheilige Glut sinnlicher Leidenschaft durch das heilige Feuer der Gottes- und Nächstenliebe.

Als Heldinnen möchten wir auch Euch, Ihr Jungfrauen, eingereiht wissen in unser Kriegsheer. Ja, Heldenmut und Heldenkraft ist Euch nötig, um in heutiger Zeit Euren Adel und Eure Würde zu verteidigen gegen List und Lockung, gegen Verführung und rohe Gewalt, gegen verruchte Menschen, welchen Frauenwürde und Frauenehre nichts mehr gilt. Aber zaget nicht und fürchtet Euch nicht. Wenn Ihr das Heiligtum Eurer Seele rein haltet, wenn Ihr die Waffe des Gebetes nicht aus der Hand leget, wenn Ihr recht oft in der heiligen Kommunion Euch mit dem himmlischen Bräutigam vereiniget und immer unter dem Lilienbanner der reinsten Jungfrau bleibet und kämpfet, wird alle Macht der bösen Menschen und alle Macht der Hölle Euch nichts anhaben können.

Wir alle wollen unsere Pflicht tun in diesem Kampfe gegen das verderblichste aller Übel. Das fordert von uns die Sorge für unsere Seele und unser Glück; das fordert die Sorge für unsere Kinder und Kleyboldt, Sammlung.

Schutzbefohlenen; das fordert die Liebe zu unserem Volk und Vaterland. Dazu ruft heute beim Beginn der heiligen Adventszeit uns auf die Posaune des jüngsten Gerichtes. Ihr schauriger Klang ruft in alle Gewissen hinein die Mahnung der Schrift: Wisset und erkennet es: kein Unzüchtiger oder Ehebrecher wird Erbteil haben an dem Reiche Christi und Gottes (Eph. 5, 5). Täuschet Euch nicht: Gott läßt seiner nicht spotten. Was der Mensch säet, das wird er auch ernten. Wer auf das Fleisch säet, wird vom Fleische Verderben ernten; wer aber auf den Geist säet, wird vom Geiste ewiges Leben ernten (Gal. 6, 7 f.). Das sind Gottes heilige Worte und sie bleiben ewig wahr; Himmel und Erde werden vergehen, aber Gottes Worte werden nicht vergehen. Amen.

Gegeben zu Fulda, 12. August 1908.

Nr. 9. Hirtenschreiben der Fuldaer Bischofskonferenz vom 20. August 1913 über die christliche Familie. K. A. 1913, S. 127.

Familiensorgen sind schwere Sorgen. Das wissen die meisten von Euch aus eigener Erfahrung. Die Sorge für die christliche Familie ist in heutiger Zeit auch die schwerste Sorge Eurer Bischöfe. Diese Sorge hat uns beschäftigt, als wir das letzte Mal am Grabe des hl. Bonifatius versammelt waren; sie hat uns den Entschluß eingegeben, ein gemeinsames Hirtenwort an alle unsere Gläubigen zu richten. In unserem Hirtenschreiben vom 12. August 1908 haben wir Euch aufgefordert zum Kampfe gegen die Macht der öffentlichen Unsittlichkeit. Heute rufen wir Euch auf zum Schutze der christlichen Familie, die von furchtbaren Zeitübeln und Zeitlastern schwer gefährdet ist.

Die Familie ist die Lebenszelle und der Lebensquell der Menschheit, der Nation, des Staates und der Kirche. Ist die Familie krank, so ist das ganze Volk krank. Entartet die Familie, so geht es mit der Nation abwärts, und kein Wohlstand und kein Bildungsstand, keine Heeresmacht und keine Weltmachtstellung kann den Niedergang aufhalten. Es gab eine Zeit, wo der Deutsche sich berechtigt glaubte, diese bitteren Wahrheiten auf andere Nationen anzuwenden. Heute treffen sie in voller Schärfe uns selbst. Der Zeitpunkt ist gekommen, wo Eure Bischöfe an das Prophetenwort erinnern müssen: Mein Volk, die dich glücklich nennen, belügen dich und verderben die Wege deines Wandels; die dich glücklich preisen, sind Verführer, und die sich glücklich preisen lassen, stürzen in den Abgrund (Is. 3, 12; 9, 16).

I.

1. Die deutsche Familie wie stand sie einstens hoch in Ehren als Hort der Liebe und Treue, der Ordnung und Züchtigkeit, als Bild der Gesundheit und Fruchtbarkeit! Nun ist auch über sie eine schwere Erkrankung gekommen. Auf diese weist hin ein Wort von

unheimlichem Klang, das früher uns nichts anging, das Wort Geburtenrückgang. Wie weit das Übel schon um sich gegriffen hat, das zeigen die Zahlen, die diesen Rückgang feststellen.

Im Jahre 1876 kamen in Deutschland auf 1000 Einwohner 42 Geburten, im Jahre 1911 bloß noch 29. Ein Kind weniger auf 1000 Einwohner bedeutet 65 000 Kinder weniger im ganzen Reich. Also weist das Jahr 1911 im Vergleich mit dem Jahre 1876 einen Ausfall von weit über 800 000 Kindern auf. Von Jahr zu Jahr geht die Zahl der Geburten zurück, und zwar in Deutschland im letzten Jahrzehnt rascher als selbst in Frankreich und Belgien. Wenn es nicht gelingt, dem Übel Einhalt zu gebieten, so wird auch bei uns die Zahl der Todesfälle die der Geburten übersteigen, und es wird auch für Deutschland das Wort gelten: mehr Särge als Wiegen.

Diese Zahlen reden eine erschreckend deutliche Sprache. Und sie klagen nicht etwa bloß über Not, sie klagen gegen Schuld, gegen schwerste Schuld. Die täuschen sich und andere, die den Rückgang der Geburten lediglich oder hauptsächlich aus ungünstigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen, aus der Teuerung der Lebensmittel, der Erschwerung der Lebenshaltung herleiten wollen. Unser Volk hat sich durch viel schlimmere Zeiten hindurchgekämpft, ohne daß jene schlimme Erscheinung eingetreten wäre. Nachweisbar ist das beklagte Übel nicht eine Folge der Not, sondern eine Folge des Luxus; in den oberen Ständen, in reichen und wohlhabenden Kreisen hat es seinen Anfang genommen und ist erst mit den Lastern dieser Stände allmählich auch ins Volk eingedrungen.

Wir wollen gewiß nicht in Abrede stellen, daß mancherlei soziale Mißstände der Gegenwart das Übel gefördert und gesteigert haben, so namentlich das Wohnungselend in den größeren Städten. Hier müssen staatliche Fürsorge und christliche Barmherzigkeit zusammenhelfen und alles aufbieten, um diese schlimmen Zustände zu überwinden. Aber das sind nur Nebenursachen. Die Hauptursache, der Hauptschuldige ist der böse Wille, der böswillige, lasterhafte Mißbrauch der Ehe.

Die sittliche Fäulnis, die sofort Platz greift, wo christlicher Glaube und christliche Sitte schwinden, ist bereits hinabgedrungen bis zur Lebenswurzel der Familie. In weiten Kreisen ist die Ehrfurcht vor der Heiligkeit der Ehe verloren gegangen. Man will die ehelichen Rechte ausüben, ohne die ehelichen Pflichten auf sich zu nehmen. Zügelloses Begehren, kaltberechnende Selbstsucht und Habsucht, feige Scheu vor Mühen und Opfern verführt dazu, daß man frevelhaft dem Schöpferwillen Gottes Trotz bietet, die Natur vergewaltigt, den Hauptzweck der Ehe vereitelt, sie entweiht, verunstaltet, mit Unfruchtbarkeit schlägt, die Kinderzahl vermindert, ja durch Vernichtung des keimenden Lebens geradezu zum Mörder wird.

Ein solches gottwidriges und naturwidriges Verhalten in der Ehe wird nun gar in unserer bösen Zeit heimlich und offen angepriesen und anempfohlen als besondere Klugheit und Vorsicht, als Schutz

mittel für die Gesundheit und den Wohlstand der Familie, als die Kunst, die Lust zu steigern, die Last und Sorge zu vermindern. Und eine fluchwürdige Industrie leistet hierzu verbrecherische Beihilfe. Öffentlich und auf Schleichwegen weiß sie ihre verruchten Artikel dem Volke aufzudrängen. Die muß unser armes deutsches Volk nicht mit seinem Geld allein, sondern auch mit seinem Blut, mit der Gesundheit des Leibes und der Seele, mit dem Glück der Familie bezahlen; die deutsche Nation bezahlt sie mit dem Leben von Tausenden von Kindern.

Wehe, wie tief sind wir gesunken! Man rühmte sich einer Kultur, die Religion, Christentum und Kirche entbehrlich gemacht habe und ohne sie von Höhe zu Höhe aufsteige, und nun steht man vor neuen Abgründen des Todes. Man machte große Worte von Lebensbejahung und Lebenssteigerung infolge der Fortschritte der Neuzeit, — und nun wird hier die Nation bedroht von einer Lebensverneinung und Lebensvernichtung, die man mit Recht als ihren langsamen Selbstmord bezeichnet hat. Man freut sich mit Recht darüber, daß es der ärztlichen Kunst gelungen ist, die Sterblichkeitsziffer von Jahr zu Jahr herabzumindern, aber gleichzeitig verschlingt der stille, geheime Tod des zwanzigsten Jahrhunderts Jahr für Jahr Tausende von Kindesleben.

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So furchtbare Früchte zeitigt die Abkehr von Gott, der Abfall von Christus. Das ist die Pest, die dem Kriege gegen Christentum und Kirche auf dem Fuße folgt. Der Giftkeim und Todeskeim ist unserem geliebten deutschen Volke schon bis ins Mark gedrungen; es wird ihn nicht mehr ausstoßen können, wenn nicht alle guten Kräfte sich regen und sammeln. Darum ist es Pflicht der Bischöfe, ihre warnende Stimme zu erheben. Mögen alle auf uns hören, die es angeht, Hohe und Niedrige, Arme und Reiche.

2. Ihr wisset, Geliebte, daß die Ehe nicht nur ein Privatvertrag zwischen zwei Menschen ist, nicht nur eine wichtige bürgerliche Einrichtung, sondern ein Lebensbund, den der allmächtige Gott zugleich mit Erschaffung des Menschen gestiftet, den er schon im Paradiese gesegnet und mit seiner Schöpferkraft befruchtet hat. Diesen Lebensbund hat Jesus Christus in seiner Kirche zur Würde eines Sakramentes erhoben. Es ist nun nach des Apostels Wort ein großes Geheimnis, aber in Christus und in der Kirche (Eph. 5, 32), selber ein Abbild der wunderbaren Vereinigung des Gottmenschen mit seiner Kirche.

Das aber ist der Hauptzweck der Ehe: durch die unlösliche Lebens- und Liebesgemeinschaft der beiden Gatten eine Familie zu gründen, Kindern das Leben zu schenken, die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes, den Fortbestand der Kirche und des Staates zu sichern.

Die Kinder sind die Edelfrucht des geheimnisvollen Zusammenwirkens der Eltern mit dem Schöpferwillen Gottes. Sie sind Pfänder der Liebe, die Ehre, Freude und Hoffnung der Familie, und,

sobald sie die Taufe empfangen haben, sind sie Kinder Gottes, Lieblinge Jesu, Gnadenkinder, Segenskinder, Erben des ewigen Lebens (1 Petr. 3, 22). Aber freilich, sie sind und bleiben immer auch Sorgenkinder. In Wehen wird das Kind zur Welt geboren, in Wehen wird es groß gezogen. Ein jedes zehrt vom Leben und am Leben der Eltern und beansprucht ein volles Maß von Sorgen, Mühen und Opfern, von Nachtwachen und Tränen, von Liebe und Gebet.

Welche Sorgenlast bedeutet namentlich heutzutage eine größere Kinderzahl! Wie mögen da die armen Eltern oft bange fragen: Woher werden wir Brot kaufen, daß diese zu essen haben? Schwer ist es, in dieser Welt der Ärgernisse ein Kind gut zu erziehen; schwer, für jedes Arbeit, Beruf, Versorgung zu finden.

Gewiß, das sind große und ernste Sorgen, aber der gläubige Christ weiß sie zu tragen. Eltern, die mit Gott und vor Gott ihren Ehebund eingegangen haben und ihren Ehestand heilig halten, sind vollberechtigt, wenn die Kinderschar sich vermehrt, ihre Sorge auf den Herrn zu werfen, denn er sorgt für sie (1 Petr. 5, 7), und das Sakrament, das sie empfangen haben, verbürgt und vermittelt ihnen übernatürliche Stärke und Opferkraft zur Erfüllung ihrer Pflichten. Gläubige Eheleute wissen auch wohl, daß das heilige Meßopfer und die oftmalige heilige Kommunion das beste Mittel ist, um die Gnade des Ehesakramentes zu bewahren.

Es gibt aber auch zu allen Zeiten einzelne Ehegatten, denen die Gnade von oben den Geist der Entsagung einflößt, so daß sie sich nicht etwa aus übertriebener Sorge oder aus Mangel an Gottvertrauen oder aus Furcht vor Opfern, sondern aus edlen Beweggründen, auf Grund gewissenhafter Überlegung und freiwilliger Vereinbarung zeitweise oder für immer des ehelichen Umgangs enthalten. Solche Entsagung kann unter Umständen sogar Pflicht werden, namentlich wo es gilt, Leben und Gesundheit der Frau nicht zu gefährden. Dann wie Bruder und Schwester in keuscher Enthaltsamkeit zusammenzuleben, ist allerdings eine schwere Pflicht, aber heilige Gottesfurcht und wahre Liebe wird sie entschlossen auf sich nehmen und auch zu ihrer Erfüllung wird das Sakrament die Kraft von oben geben. Leicht wird diese Pflicht denen werden, die oftmals in der heiligen Kommunion das Brot der Starken genießen.

Schwere Sünde aber ist es, die Vermehrung der Kinderzahl dadurch verhüten zu wollen, daß man die Ehe zu bloßer Lust mißbraucht und dabei mit Wissen und Willen ihren Hauptzweck vereitelt. Das ist schwere Sünde, sehr schwere Sünde, mit welchen Mitteln und auf welche Weise immer es geschehen mag. Keine Not kann so drückend, kein Vorteil so groß, keine Macht der Begierde so zwingend sein, daß dadurch eine solche Verletzung des natürlichen, göttlichen Sittengesetzes gerechtfertigt würde. Die ungläubige Welt mag das als Klugheit und Lebensweisheit anpreisen, aber auch hier trifft das Wort des Apostels Jakobus zu: Das ist keine Weisheit, die von oben kommt, sondern irdische, sinnliche, teuflische Weisheit

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