Obrazy na stronie
PDF
ePub

"

lizei-Commiffär oder vom Pfarrer des Kirchspiels oder von einem Comitémitgliede vorzuzeigen. Das Wort: ich bin Mutter . . . öffnet ihr das Thor und verschafft ihr all die zarte Rücksicht und Pflege, welche die Tugenden, Unglück und die verführte Unschuld gleich sehr verdienen. Die edle Brüderschaft versteht ihre heilige Sendung; sie weiß, daß jene demüthigenden Förmlichkeiten, welche man in der Gesellschaft nothwendige Vorsichtsmaßregeln" zu nennen beliebt, nur eine unnüge, das Unglück verhöhnende Grausamkeit sind. Das Opfer des Elends oder der leichts gläubigen Liebe wird an den Thoren des Asyls von keiner_rohen Neugier gequält. Niemand verlangt ihren oder ihres Verführers Namen zu wiffen. Verläßt sie das Haus, so bekommt fie ein mit einer Personalbeschreibung versehenes Zeugniß, welches ihr unfehlbar die Pforten des Vaterhauses öffnet und fie vor jedem harten Worte schüßt.,,Die Brüder", so lautet die Formel dieses Zeugnisses,,,flehen den Vater und die Mutter der Ueberbringerin an, nicht zu vergeffen, daß Gott ihrem Kinde vere ziehen hat, und daß ihre Tochter Mitleid und Trost verdient. Gott, unser Herr, wird ihnen dafür auch vergeben." Wehe dem Vater, der troß dieser frommen Mahnung sein Kind zu verstoßen oder nur lieblos zu empfangen wagte. Er würde allgemein für einen Menschen ohne Religion, ohne Glauben erklärt werden, und in die stillschweigende Acht der Christen gethan, würde er tros Rang und Stand, genommen werden, wie ein Paria. Man wird vielleicht einwenden, daß die Bruderschaft ihr Vertrauen zu weit triebe, daß fie oft von Heuchlern gemißbraucht werden müsse u. f. w. Habet keine Angst. Wir wissen nicht ein einziges Beispiel, daß ein bekehrter Verbrecher, der nur einige Monate im Haufe der Todsünde gewesen, später rückfällig geworden wäre und das ist natürlich. Der Aufenthalt im Hause bringt keine Unehre, sondern verleiht ein Recht auf öffentliche Achtung, da man weiß, daß nur freiwillige Lust zur Befferung den Unglücklichen hergeführt. Niemand zwingt ihn, dort anzupochen. Es ist keine Polizeianstalt, kein Zuchthaus, kein Arbeitshaus, kein Bettlergefängniß, wie man es in civilisirten Ländern sieht. Und der Elende, der das heil. Asyl verließe, um von neuem der Schande nachzulaufen, könnte nie mehr auf Gnade und Mitleid rechnen. Dies weiß man. Die öffentliche Meinung straft tausendmal härter als das Gefeß."

[ocr errors]

Dieser Anstalt, welche wir aus dem vorgenannten Werke kennen lernen, liegt eine Idee zu Grunde, die leider beim Stra fen überhaupt nicht genugsam berücksichtigt wird. Denn foll die Strafe nicht blos strafen, sondern auch bessern, so muß

die Ehre des Strafbaren, so weit es immer möglich ist, geschont werden. Ist einmal die Ehre verloren, so ist der Geftrafte wie eine Ranke, der es an einem Stab fehlt, an welchem fie fich emporrichten kann; und die meisten Versuche, sich wieder zu erheben, find fruchtlos. Der Vorgesezte, welcher straft, ohne diese schonende Pflicht zu erfüllen, straft nicht zum Guten und zur Befferung, sondern zum Bösen und zum Verderben.

Francisci Veronii Regula fidei.

Die Regula fidei des Veronius ist ursprünglich französisch geschrieben, wurde aber in der lateinischen Uebersezung am meiften verbreitet. Man kann nicht sagen, daß Veron Meister in der Darstellung gewesen, und daß er es verstanden habe, seinen Gedanken einen einfachen und leichten Ausdruck zu geben. Die Schwerfälligkeit seiner Darstellung tritt insbesondere in der latei nischen Ueberseßung seiner Regula fidei hervor; eine gelungene Verdeutschung dieser Regula aus dem Lateinischen ist daher eine nicht leicht zu lösende Aufgabe. Wer fie lösen will, muß nicht allein mit der lateinischen Sprache überhaupt vertraut sein, er muß in der scholaftischen Theologie bewandert, mit ihrer Terminologie genau bekannt sein, und mit diesen Kenntnissen ein nicht gewöhnliches Ueberseßertalent verbinden. Die von Dr. Smets gelieferte Ueberseßung, kann sich nicht rühmen, diese Vorzüge zu besigen, sie ist sehr oft unrichtig und überdies so schwerfällig, daß mancher das gerühmte Buch Veron's nicht darin wiederfindet. Von dem französischen Original hat der General-Vikar Labourderie von Avignon im Jahr 1825 eine neue Ausgabe besorgt, auf welche wir hier aufmerksam machen wollen. Diese Ausgabe könnte einer neuen Uebersezung der Regula fidei wesentliche Dienste leisten, und könnte dazu beitragen, die sehr werthvolle Schrift in einer Weise zu übertragen, welche sie auch den wissenschaftlich gebildeten Laien genießbar machte. Aber wir müssen wiederholt darauf aufmerksam machen, daß die Aufgabe, wenn sie würdig gelöst werden soll, keine leichte ist, und daß sie namentlich ohne gründliche Kenntniß der Dogmatik nicht gelöst werden kann. Mindestens müßte die Ueberseßung einem gründli chen Dogmatiker vor ihrer Veröffentlichung vorgelegt werden.

Labourderie hat eine intereffante Abhandlung über das Leben und die Schriften Veron's auf 77 Seiten vorausgeschickt; seine Ausgabe enthält überdies mehre andere Dokumente, z. B. über das Bibellesen und über manche Lehren, welche man den Katholiken fälschlich zuschreibt, welche für den Theologen von hohem Intereffe find.

Der vollständige Titel dieses Büchleins ift: Règle Génerale de la foi catholique, séparée de toutes les opinions de la théologie scolastique et de tous autres sentimens, particuliers, ou abus; par François Veron, Docteur en Théologie, ancien Jésuite, Prédicateur et Lecteur du Roi aux controverses député par le Clergé pour écrire sur icelles. Curé de Charenton. Nouvelle édition. Par M. l'Abbé Labourderie, Vicaire générale d'Avignon, etc. etc. Paris, Gauthier frères et Comp. Libraires 1825. 356 u. CXVIII. Seiten. 12.

[ocr errors]

Die Gaben, welche die drei Könige dem Heilande dargebracht haben, finden in den folgenden Versen des chriftlichen Dichters Sedulius eine schöne Deutung: Gold wird Chrifto als König, Weihrauch als Gott, Myrrhen hingegen werden für sein Grab dargebracht.

Aurea nascenti fuderunt munera regi,

Thura dedere Deo, myrrham tribuere sepulcro.

Cur tria dona tamen? Quoniam spes maxima vita est
Hunc numerum confessa fides, et tempore summus,
Cernenti cuncta Deus, praesentia, prisca, futura *).

*) Sedal. Carm. lib. 2.

Bonn, gedruckt bet Carl Georgi.

[graphic]
[graphic]
« PoprzedniaDalej »